Dopesick (Mini-Serie)

Läuft bei: Disney+ (Mini-Serie, 8 Episoden à 60 Min.)

Richard Sackler (Michael Stuhlbarg), Mitglied des Sackler-Clans, dem die Firma Purdue Pharma gehört, will das Schmerzmittel Oxycontin zum Blockbuster seiner Firma machen. Skrupellos pusht er den Verkauf des Opioids mit falschen Behauptungen, u.a. dass das Mittel fast gar nicht süchtig mache.

In einer kleinen Minenstadt in den Appalachen überzeugt ein Purdue-Verkäufer den Landarzt Sam Finnix (Michael Keaton) seinen Patienten Oxycontin zu verschreiben. Das Mittel wirkt zuerst Wunder, bis es sein Suchtpotenzial entfaltet. Patient:innen sterben, auch Finnix wird süchtig.

Parallel dazu beginnen eine DEA-Beamtin (Rosario Dawson) und zwei Staatsanwälte (Peter Sarsgaard und John Hoogenakker) eine Ermittlung gegen Purdue, als die Zahl der Todesopfer durch Oxy rapide steigt.

Ich finde

«Dopesick» ist von der ersten bis zur letzten Episode packend. Basierend auf dem Sachbuch von Beth Macy schildert die Serie auf den verschiedensten Ebenen den Kampf von Abhängigen gegen ihre Sucht, von Beamten gegen das Versagen der Kontrollinstanzen, von Staatsanwälten gegen eine übermächtige Pharmafirma. Getragen werden die verschiedenen Erzählstränge von starken Hauptfiguren.

Michael Keaton bekam sehr zu Recht den Golden Globe für seine Rolle als Sam Finnix. Ein Landarzt, der eigentlich unverschuldet in die ganze Drogenkrise reinschlittert und am Schluss nicht nur selber Opfer ist, sondern auch Täter. Er muss damit leben, dass er den Tod von Patient:innen zumindest mitzuverantworten hat.

Faszinierend ist aber vor allem Michael Stuhlbarg als Richard Sackler. Er ist skrupellos, wirkt aber immer sehr bedächtig. Er scheint unfähig, Empathie zu empfinden, kann sich aber gut in andere einfühlen, wenn es darum geht, seine eigenen Ziele mit Intrigen und Geldgeschenken durchzusetzen.

Sein Sprachgestus und seine Mimik sind schon leicht gruselig. Dass er (bis jetzt) keinen Preis für seine Rolle bekam, liegt wohl daran, dass die gespielte Figur halt zu sehr ein Ausbund an Unmenschlichkeit ist.

Leicht anstrengend ist einzig, dass die Serie verschiedene Zeitebenen ziemlich wild wechselt. Und manchmal ist bei aller Anteilnahme an menschlichen Schicksalen doch eine Spur zu viel Pathos mit dabei.

Auch wenn die Serie eine fiktionalisierte Darstellung der US-amerikanischen Opioid-Krise ist, fragt man sich am Schluss, wie korrupt und kaputt ein System ist, das für Milliardengewinne einer Firma auch mal Hunderttausende Todesopfer in Kauf nimmt. Dass die Familie Sackler heute zwar geächtet ist, aber völlig ungeschoren davon kam und immer noch ein Milliardenvermögen besitzt, lässt einen auch am Justizsystem zweifeln.

Besetzung: Michael Keaton | Peter Sarsgaard | Michael Stuhlbarg | Rosario Dawson | Kaitlyn Dever | John Hoogenakker
Created by: Danny Strong
Genre: Drama | True-Crime
USA, 2022

The Wire (Staffeln 1-5)

Läuft bei: Sky (5 Staffeln, 60 Episoden à 60 Min.)

Baltimore in den Nullerjahren: eine Stadt im Zerfall, Drogenkriminalität, Korruption und Arbeitslosigkeit beherrschen die Stadt. Eine spezielle Einheit der Polizei versucht gegen die Drogenbarone und die geschmierten Politiker anzukämpfen, auch nicht immer mit den saubersten Methoden.

Ich finde

Es hat gedauert, bis ich dieses Urgestein der modernen TV-Serie endlich komplett geschaut habe. Die erste Staffel schon zweimal angefangen und hängen geblieben. Auch jetzt habe ich mich zu Beginn gefragt, weshalb die Serie so hochgelobt ist.

Einverstanden, eine tolle Sozialstudie in einem äusserst unbehaglichen Umfeld – egal ob in den Drogenvierteln, im Polizeirevier oder Bürgermeisterbüro. Aber ähnlich vielleicht wie bei «Breaking Bad» braucht’s ein bisschen Durchhaltevermögen. Mit der vierten und fünften Staffel hat sich die Serie einen der obersten Plätze in der ewigen Bestenliste der TV-Serien redlich verdient.

Die Figuren bekommen noch mehr Tiefe, die Geschichten noch mehr Differenzierung. Hier gelingt die Zeichnung dieser Gesellschaft perfekt, wo der Alltag eigentlich die reine Hölle ist. Gewalt, Mord, Betrug und Intrige nimmt man auch als Zuschauer als Normalzustand einfach zur Kenntnis. Hier noch nach Moral zu fragen, ist absolut nutzlos.

Trotz dieser depressiven Grundstimmung versinkt man nicht im Elend. Denn egal, ob Drogenbaron, Killer, korrupter Politiker oder Alkoholiker mit Polizeibadge – es sind alles Menschen. Nicht wirklich tröstlich, aber gnadenlos packend.

Besetzung: Dominic West | John Doman | Deirdre Lovejoy | Wendell Pierce | Lance Reddick | Sonja Sohn | Clarke Peters | Andre Royo | Michael Kenneth Williams | Idris Elba | Delaney Williams | Jamie Hector
Created by: David Simon
Genre: Krimi | Drama
USA, 2002-2008

American Rust (Mini-Serie)

Läuft bei: Sky (Mini-Serie, 9 Episoden à 60 Min.)

Del Harris (Jeff Daniels) ist Polizeichef in Buell, einer Kleinstadt im «Rust Belt», dem heruntergekommen Industriegebiet der USA. In einem ehemaligen Stahlwerk findet die Polizei eine Leiche. Des Mordes verdächtigt wird ein junger Mann, der einst eine Karriere als Football-Spieler in Aussicht hatte, die Chance aber sausen liess.

Zudem ist dieser Billy der Sohn der Frau ( Maura Tierney ), in die sich Chief Harris verliebt hat. Harris ist deshalb mehr daran interessiert, Billys Unschuld zu beweisen, als die Frage zu beantworten, wer der Mörder ist.

Ich finde

Das Setting in der Kleinstadt im Rust Belt ist «schön» depressiv ausgestaltet. Drogen spielen eine grosse Rolle, weil fast alle Drogen nehmen, aus den unterschiedlichsten Gründen. Zukunftsaussichten hat niemand, ausser er oder sie schafft es, aus der Stadt rauszukommen (um im Fall von Billys Ex-Freundin zurückzukehren und aus nicht ganz einsichtigen Gründen wieder zu bleiben).

Jeff Daniels und Maura Tierney sind hervorragende Schauspieler – und doch, am Schluss ist alles Elend ein wenig zu viel und überladen mit diversesten persönlichen Dramen und Katastrophen. Beim Vergleich mit «Mare of Easttown», der sich ein wenig aufdrängt, schneidet «American Rust» einiges schlechter ab.

Besetzung: Jeff Daniels, Maura Tierney, David Alvarez, Bill Camp, Julia Mayorga, Alex Neustaedter
Created by: Dan Futterman
Genre: Krimi
USA, 2021

Wilder (Staffel 4)

Läuft bei: Play Suisse (4 Staffeln, 24 Episoden à 50 Min.)

Rosa ist zurück in ihrem Heimatdorf Oberwies. Ein Polizist wird ermordet und Rosa steigt wieder als Ermittlerin ein. Auch Kägi lässt es sich nicht entgehen, wieder mit Rosa zusammenzuarbeiten.

Der Mord ist aber nur die Spitze des Eisbergs. Düstere Familiengeheimnisse und finstere Geschäfte harren der Aufklärung.

Ich finde

Was da wieder abgeht in diesem Berner Oberländer Kaff: Mord, Korruption, Inzest – scheint manchmal fast ein bisschen zu viel. Aber genau daran merkt man, dass SRF viel gelernt hat von den skandinavischen Serienmacher:innen. Die schrecken nie davor zurück, auch im kleinsten Dorf ein Sammelsurium des Bösen anzuhäufen, nur weil das kaum der Realität entspricht.

Dem Duo Wilder und Kägi schaut man auch in der vierten Staffel gebannt und gespannt zu, wie sie den Fall lösen. Vielleicht schade, dass es nicht weitergeht. Aber wahrscheinlich ein guter Entscheid auf so hohem Niveau (für einen Dienstagabend-Krimi) aufzuhören.

Besetzung: Sarah Spale | Andreas Matti | Marcus Signer | László I. Kish | Jonathan Loosli
Created by: Béla Batthyany | Alexander Szombath
Genre: Krimi
CH, 2022

In From the Cold (Staffel 1)

Läuft bei: Netflix (1 Staffel, 8 Episoden à 45 Min.)

Jenny Franklin ist ehemalige russische Agentin, die ausgestiegen ist und mittlerweile als alleinerziehende Mutter ein stinknormales Leben in den USA führt, bis sie mit ihrer Tochter nach Madrid reist.

Hier wird sie vom CIA aufgespürt und wieder aktiviert. Jenny soll einen terroristischen Anschlag verhindern.

Ich finde

Es kommt selten vor, dass ich mitten in einer Serie aussteige. Aber hier verlor ich nach der vierten Episode jegliche Hoffnung, dass das noch was wird.

Eine wirre Geschichte, die an allen Ecken und Ende selbst für ein fiktionales Werk die Glaubwürdigkeit (über)strapaziert. Gleich am Ende der ersten Episode erfährt man, dass Jenny nicht nur eine gutausgebildete Kampfmaschine ist, nein, sie kann sich auch noch in beliebige Personen verwandeln oder sich unsichtbar machen.

Die Serie scheint sich wild bedient zu haben bei Vorbildern wie „The Americans“, „Hanna“, „Orphan Black“ oder „Berlin Station“. Aber mehr als ein abstruses Potpurri ist nicht daraus geworden.

(Ich hab noch nachgelesen, wie es in den vier folgenden Episoden weitergeht. Besser wirds nicht, aber es scheint konstant wirr zu bleiben.)

Besetzung: Margarita Levieva | Lydia Fleming | Cillian O’Sullivan | Charles Brice
Created by: Adam Glass
Genre: Thriller
USA, 2022