The Sinner (Staffel 4) – Harry Ambrose und sein letzter Fall

Läuft bei: Netflix (4 Staffeln, 32 Episoden à 45 Min.)

Nachdem ihn sein voriger Fall (Staffel 3) an den Rand des Zusammenbruchs trieb, quittiert Harry Ambrose (Bill Pullman) den Polizeidienst. Er reist mit seiner Freundin Sonya (Jessica Hecht) nach Hanover Island in Maine, um Abstand zu gewinnen zu den Ereignissen von damals.

Die traurige, weise Frau

Am Hafen trifft Harry eine junge Frau. Percy (Alice Kremelberg) gehört zu den Muldoons, einer alteingesessenen Fischerfamilie der Insel. Sie scheint eine ähnlich verlorene Seele zu sein wie Harry. Als «traurig, aber auch sehr weise» beschreibt sie Harry später.

Bei seinem Abendspaziergang sieht Harry Percy erneut. Aus der Ferne beobachtet er, wie sie über den Klippenrand stürzt.

Suizid oder Mord?

Verschiedene Umstände lassen Harry nicht an einen Suizid glauben. Gemeinsam mit der örtlichen Polizei geht er Spuren nach, die zur zugewanderten Familie Lam führen.

Als Percys Leiche gefunden wird und keine Spuren von Fremdeinwirkung aufweist, will die Polizei den Fall ad acta legen. Aber Harry hat sich in seine These verbissen. Eine weitere Leiche taucht auf, diesmal eindeutig ein Mord. Harry scheint recht zu haben.

Alle haben etwas zu verbergen

Die beiden Fälle sind tatsächlich verknüpft, aber nicht so, wie Harry glaubt. Dahinter verbergen sich düstere Geheimnisse aus der Vergangenheit und Verbrechen, in die die ganze Insel verwickelt zu sein scheint.

Ich finde

Die Verbrechen, die Harry Ambrose aufklärt, waren noch nie reine Kriminalfälle, sondern immer auch Psychodramen. In dieser vierten und letzten Staffel von «The Sinner» spielt sich ein grosser Teil des Psychodramas in Harrys Kopf ab.

Seelenverwandt mit dem Opfer

Er sucht Heilung von seinem Trauma, das er in der letzten Staffel erlebt hat. Auf der Überfahrt nach Hanover Island starrt Harry aufs Meer. Er könnte springen. Der Suizid als letzter Ausweg.

Nicht zuletzt deshalb lässt ihn Percys Tod nicht los. Harry fühlt eine gewisse Seelenverwandtschaft mit der jungen Frau. Falls sie sich wirklich das Leben genommen hat, ist das ein Omen?

Wo die Welt nicht mehr in Ordnung ist

Dieser letzte Fall für Harry Ambrose ist ein «slow burner». Nur langsam, beinahe zäh, entwickelt sich die Geschichte. Das passt zur Figur von Ambrose, die Bill Pullman mit dieser fast schmerzhaft verkniffenen Mimik spielt.

Es passt auch zur Landschaft hoch oben im Nordosten der USA (also eigentlich in Kanada, wo gedreht wurde), wo die Welt auch nicht mehr in Ordnung ist, aber dennoch sehr schön.

Wer eher ruhige, psychologisierende Krimis mag, ist mit «The Sinner» gut bedient.

Die Umfrage ist beendet

Wie viele Sterne gibst du «The Sinner» Staffel 4?

Besetzung: Bill Pullman | Jessica Hecht | Alice Kremelberg | Frances Fisher
Created by: Derek Simonds
Genre: Krimi | Drama
USA, 2021

Bosch: Legacy (Staffel 1) – Privatdetektiv ohne Skrupel

Läuft bei: Amazon (1 Staffel, 10 Episoden à 50 Min.)

Bosch is back! Der ehemalige LAPD-Cop arbeitet jetzt als Privatdetektiv. Der todkranke Milliardär Whitney Vance (William Devane) engagiert Harry Bosch (Titus Welliver), um herauszufinden, was aus seiner Jugendliebe wurde, die er schmählich sitzen liess.

Lebensbedrohliches Milliardenerbe

Bosch macht einen unehelichen Sohn ausfindig, der im Vietnamkrieg fiel. Weitere Nachforschungen ergeben, dass dieser Sohn wiederum eine Tochter hatte, die Bosch anschliessend aufspürt.

Sie wäre die legitime Erbin von Vances Vermögen und seiner Firma. Das will deren CEO aber um jeden Preis verhindern. Dabei schreckt er auch vor kriminellen Machenschaften nicht zurück. Bosch will das Leben der Erbin beschützen – auch um jeden Preis.

Rache für den Mordauftrag

Die etwas komplizierte Zusammenarbeit mit der Anwältin Honey Chandler (Mimi Rogers) setzt sich ebenfalls fort. Der Mann, der in der letzten Staffel «Bosch» einen Killer auf Chandler und Boschs Tochter Maddie (Madison Lintz) ansetzte, kommt ohne Strafe davon. Bosch und Chandler wollen das nicht hinnehmen und suchen nach neuen Beweisen, mit denen sie ihn zur Strecke bringen können.

Maddie macht ihre ersten Schritte als Cop auf Patrouille. Der Fall eines Serienvergewaltigers nimmt sie emotional besonders mit. Sie verliert die professionelle Distanz und gerät in Gefahr.

Wie gross diese Gefahr ist, wissen wir noch nicht, denn das ist der Cliffhanger zur nächsten Staffel.

Ich finde

Ich bin ein Fan von Harry Bosch. Die sieben Staffeln «Bosch» waren allesamt ohne einen einzigen Durchhänger grossartiger Krimigenuss. Dass es mit einem Spin-off weitergehen sollte, hat mich bei der Ankündigung schon gefreut. «Bosch: Legacy» knüpft jetzt nicht nur inhaltlich, sondern vor allem qualitativ nahtlos an die Originalserie an.

Die Serie «Bosch»
Hieronymus «Harry» Bosch hat bereits eine lange Serienvergangenheit. Von 2014 bis 2021 produzierte Amazon sieben Staffeln mit Bosch als LAPD-Cop in der Mordkommission der Hollywood Division.
In jeder Staffel steht ein Fall im Vordergrund. Parallel dazu werden Bruchstücke aus Boschs Leben aufgedeckt: Armeeveteran, geschiedener Vater, Sohn einer Prostituierten u.a. Seine Vergangenheit erklärt, weshalb er von gewissen Aspekten seiner Arbeit regelrecht besessen ist und sich nicht immer an die Regeln hält. Das führt am Ende der siebten Staffel dazu, dass Harry Bosch den Dienst quittiert.
Die Serie basiert auf den Harry-Bosch-Romanen von Michael Connelly, der auch als Produzent und Drehbuchautor mitwirkte. Alle Staffeln «Bosch» sind noch online bei Amazon und Krimifans sehr empfohlen.

Gut gelungen ist die Erweiterung des Figurenarsenals um Chandler und Maddie. Beide kamen zwar in den alten Boschs vor, aber waren doch nur Nebenfiguren. Hier erhalten sie ihre eigenen Geschichten, die sie aufwerten und zu weiteren Hauptfiguren neben Bosch machen. Zudem sind die Fälle der drei untereinander verknüpft. Das ist clever gemacht und bringt Schwung in die Serie.

Selbstjustiz ist kein Tabu

Bosch selber legt nochmal einen Zacken zu. Er war schon als Cop bereit, hart an die Grenze Erlaubten zu gehen, wenn es ihm richtig schien. Jetzt überschreitet er diese Grenze auch.

Das ist konsequent für seinen Charakter, der nie der gesetzestreue Polizist war, sondern immer besessen davon, was er für Gerechtigkeit hielt. Dass das nicht weit von Selbstjustiz entfernt ist, zeigt sich hier deutlich.

Bosch vs. The Lincoln Lawyer

Boschs Gerechtigkeitsbegriff ist zudem oft fragwürdig. Ihm ist es wichtiger, dass die Karriere seiner Tochter nicht gefährdet wird, als dass schiesswütige Polizisten zur Rechenschaft gezogen werden, die eine unschuldige Frau töteten.

Wahrscheinlich gefällt mir diese Serie deshalb so gut: klassische Kriminalfälle, mit viel Spannung inszeniert, aber oft verschwimmt die Grenzen zwischen Gut und Böse. Und wahrscheinlich macht dieser Zwiespalt Bosch interessanter als seinen Halbbruder Mickey Haller, der gerade bei Netflix in «The Lincoln Lawyer» zu sehen ist.

Die Umfrage ist beendet

Wie viele Sterne gibst du «Bosch: Legacy» Staffel 1?

Besetzung: Titus Welliver | Mimi Rogers | Madison Lintz | Stephen A. Chang | Denise G. Sanchez
Created by: Tom Bernardo | Michael Connelly | Eric Ellis Overmyer
Genre: Krimi
USA, 2022

The Lincoln Lawyer (Staffel 1) – Im Luxusauto Fälle lösen

Läuft bei: Netflix (1 Staffel, 10 Episoden à 50 Min.)

Mickey Haller (Manuel Garcia-Rulfo) war ein erfolgreicher Strafverteidiger in Los Angeles. Dann stürzte er ab. Nach einem Unfall wurde er tablettensüchtig (Oxycontin – die Geschichte dieser Droge erzählt «Dopesick»).

Nach sechs Monaten Entziehungskur taucht Haller jetzt wieder auf und will sich langsam aufrappeln. Doch mit langsam ist nichts. Ein Anwaltskollege, der ermordet wurde, hinterlässt ihm seine Kanzlei mit einigen laufenden Verfahren.

Mit einem Mordfall will sich Haller wieder beweisen

Darunter ein publicityträchtiger Mordfall, der Haller wieder ins Geschäft bringen könnte. Der erfolgreiche Gameentwickler Trevor Elliott (Christopher Gorham) wird beschuldigt, seine Ehefrau und deren Liebhaber erschossen zu haben.

Haller muss neben diesem grossen Fall verschiedene weitere in Windeseile aufarbeiten und hetzt von einem Gerichtstermin zum nächsten. Bevorzugt tut er das auf dem Rücksitz eines seiner luxuriösen Lincolns, weil er so am besten arbeiten kann. (Privat fährt er einen Oldtimer dieser Marke, den 1964er Lincoln Continental Convertible.)

Das Private mit dem Beruflichen verbinden

Unterstützt wird Haller bei seiner Arbeit von seiner zweiten Ex-Frau (Becki Newton) und deren Freund und bald Ehemann (Angus Sampson), der als Ermittler arbeitet.

Auch mit seiner ersten Ex-Frau Maggie (Neve Campbell) kreuzen sich die Wege wieder. Privat, weil Haller engeren Kontakt zur gemeinsamen Tochter wünscht – und auch zu Maggie, die immer noch seine grosse Liebe ist. Beruflich, weil Maggie als Staatsanwältin arbeitet und in einem Fall Hallers Dienste in Anspruch nehmen will.

Ich finde

«The Lincoln Lawyer» ist ein solides Gerichtsdrama mit den nötigen Zutaten von Lügen, cleveren Winkelzügen im Gerichtssaal, Beweisfindungen in letzter Minute, überraschenden Wendungen und mit Irrungen und Wirrungen im Privat- und Liebesleben.

Viel mehr ist es dann aber nicht. Wenn Haller zu Beginn mit genialen Einfällen Prozesse im Stundentakt zugunsten seiner Klienten löst, beeindruckt das kurz. Bald wirkt das ein wenig repetitiv. Ihm fehlt auch etwas das Charisma einer wortwörtlich verwandten Figur, seines Halbbruders Harry Bosch (s. unten).

Unter dem Strich erfüllt die Serie aber die Erwartungen, die man an eine solche Genreproduktion stellt. Das verwundert auch nicht, wenn man ein bisschen die Hintergründe anschaut, resp. drei Namen, die damit verbunden sind.

Der Film zur Serie

Matthew McConaughey. Mickey Haller war schon einmal auf der Leinwand zu sehen. McConaughey spielte 2011 den Anwalt im Film «The Lincoln Lawyer». Obwohl gleich betitelt, erzählt der Film eine andere Geschichte als die Serie.

Was darauf hindeutet, dass es eine Reihe von Geschichten über Mickey Haller gibt. Diese stammen aus der Feder eines sehr erfolgreichen Krimiautors.

Der Bestsellerautor, der dahinter steckt

Michael Connelly ist der Autor der «Lincoln Lawyer»-Reihe. Connelly begann seine Karriere als Polizeireporter in Florida, kam sogar einmal in die Endrunde für den Pulitzer-Preis, zog nach Kalifornien und sattelte um auf Krimiautor.

1992 erschien sein erster Roman mit der Hauptfigur Hieronymus «Harry» Bosch. Fast zwei Dutzend weitere folgten bis heute. Bosch ist zuerst Cop in der Mordkommission der LAPD Hollywood Division, später quittiert er den Dienst und arbeitet als Privatdetektiv.

Die Bosch-Reihe wurde von Amazon zwischen 2014 und 2021 in eine siebenteilige Serie umgesetzt. Ich bin ein grosser Fan davon. Jetzt gerade erschien die erste Staffel des Spin-Offs «Bosch: Legacy», in der Bosch nicht mehr als Cop, sondern als PI unterwegs ist. Darüber demnächst hier mehr 😉.

Die fiktive Familienbande

Bosch und Haller verbindet eine familiäre Beziehung. Sie sind Halbbrüder. Haller ist der Sohn des Anwalts Michael Haller Senior. Bosch ist der viel ältere Sohn aus einer ausserehelichen Affäre.

In den Büchern begegnen sich die beiden in einigen Geschichten. Das wird wohl in der Serienwelt nicht passieren, weil die Figuren unterschiedlichen Studios gehören. Oder wie es Connelly formulierte: «If we got Amazon and Netflix working together, we could also solve world peace.»

Der fleissige Serienerfinder mit Jus-Studium

David E. Kelley ist der Produzent der Serie. Er ist ursprünglich selber Jurist, begann aber schon Ende der 1980er-Jahre Drehbücher zu schreiben.

Kelley entwickelte eine ganze Reihe von erfolgreichen Anwaltsserien wie etwa «Ally McBeal», «Boston Legal», oder die ziemlich genialen vier Staffeln von «Goliath». Weniger gelungen ist aus jüngerer Zeit das britische Gerichtsdrama «Anatomy of a Scandal».

Das ist nur eine kleine Auswahl aus Kelleys Produktionen. Er ist ein sehr kreativer und unglaublich produktiver Serienerfinder mit immenser Erfahrung. Fun Fact: Kelley ist mit der Schauspielerin Michelle Pfeiffer verheiratet.

Die Umfrage ist beendet

Wie viele Sterne gibst du «The Lincoln Lawyer» Staffel 1?

Besetzung: Manuel Garcia-Rulfo | Neve Campbell | Becki Newton | Angus Sampson | Jazz Raycole | Christopher Gorham
Created by: Ted Humphrey | David E. Kelley
Genre: Krimi
USA, 2022

Moon Knight (Staffel 1) – Marvel-Held jetzt auch im Mumien-Outfit

Läuft bei: Disney+ (1 Staffel, 6 Episoden à 50 Min.)

Steven Grant (Oscar Isaac) ist ein einfacher, etwas scheuer Angestellter im ägyptischen Museum in London. Sein einziges Problem: Er leidet an massiven Schlafwandelanfällen. Deshalb fesselt er sich nachts ans Bett.

Stellt sich aber heraus: Er schlafwandelt gar nicht. Wenn er sich plötzlich in den Bayrischen Alpen wiederfindet, umzingelt von Sektenanhängern, dann hat das einen anderen Grund. Steven teilt sich seinen Körper mit einer anderen Person namens Marc Spector.

Der Kämpfer und das Weichei

Marc ist ein ganz anderes Kaliber. Ein ehemaliger Söldner und jetzt vom ägyptischen Gott Konshu (F. Murray Abraham) als weltlicher Avatar rekrutiert. Khonshu verleiht ihm Superkräfte, die Marc zum «Moon Knight» machen, der die Bösen aus der Welt schafft.

Marc ist auf einer Mission, deshalb die Episode in den Alpen. Dort versammelt Arthur Harrow (Ethan Hawke) die Anhänger der Göttin Ammit. Ammit wurde vom Rest der Götterschaft verbannt, Harrow will sie befreien. Das soll der Kämpfer Marc verhindern, wobei ihm das Weichei Steven aber öfters in die Quere gerät.

Ich finde

Der obige Storyplot ist stark vereinfacht. Es gibt da noch die Ehefrau von Marc (May Calamawy), Episoden in einer psychiatrischen Klinik, Marcs Kindheit und eine Reise ins ägyptische Jenseits.

Das ergibt ein ganzes Bündel an Geschichten für eine Serie mit gerade sechs Episoden. Ein bunter Mix aus Indiana Jones, «The Mummy» und «Legion» (ebenfalls aus dem Hause Marvel). Für mich wirkte es definitiv überladen. Was komplex und hintergründig wirken soll, ist schlicht kompliziert und etwas langfädig.

Noch mehr Helden, noch mehr Götter

Dieses Marvel Universum wird mir langsam eh zu unübersichtlich. So etwa zwei Dutzend Superhelden krieg ich noch unter einen Hut. Auch ein paar ausserirdische Zivilisationen und nordische Götter verträgt’s noch.

Aber jetzt noch ein Held mit multipler Persönlichkeit (es gibt noch eine dritte) und die ägyptische Götterwelt? Marvel Fans mag’s gefallen, weil es eine weitere Comicfigur aus dem Hause auf den Bildschirm geschafft hat. Zudem ist die Serie gut gemacht und gut besetzt. Aber ich bin übersättigt mit immer neuen Superheld:innen und hätte auf diese Figur gut verzichten können.

Bringt die Marvel-Held:innen von Netflix zurück

Wenn schon, hätte Marvel lieber «Jessica Jones», «Luke Cage» oder «Daredevil», die bei Netflix erfolgreich liefen, eine neue Staffel geschenkt. Sie haben gute Unterhaltung geliefert, ohne neue Gottheiten bemühen zu müssen.

Immerhin soll eine neue «Daredevil»-Serie laut Gerüchten in Entwicklung sein. Da würde ich wieder reinschauen. Bei einer allfälligen zweiten Staffel von «Moon Knight» bin ich nicht dabei.

Die Umfrage ist beendet

Wie viele Sterne gibst du «Moon Knight» Staffel 1?

Besetzung: Oscar Isaac | Ethan Hawke | May Calamawy | F. Murray Abraham
Created by: Doug Moench
Genre: Superhelden | Abenteuer
USA, 2022

Star Trek: Picard (Staffel 2) – Jean-Luc auf Zeitreise (ins Ich)

Läuft bei: Amazon (2 Staffeln, 20 Episoden à 45 Min.)

Star Trek: Picard (Staffel 3) – Das letzte Abenteuer der «Next Generation»

Wir treffen Jean-Luc Picard (Patrick Stewart) in seinem Château wieder, als sich eine amouröse Beziehung zu seiner Haushälterin Laris (Orla Brady) anbahnt. Aber Picard lässt sich nicht darauf ein. Denn, so werden wir im Verlauf der Staffel erfahren, ihn plagt eine tiefe Schuld, die es ihm verunmöglicht, Liebe zuzulassen.

Was folgt, ist eine Reise in die Vergangenheit. Einerseits eine klassische Zeitreise, andererseits die Reise in Picards Kindheit zu dem Moment, der ihm ein Leben bescherte mit Schuld und Schmerz und ohne Liebe.

Angriff der Borgs

Aber der Reihe nach: Die USS Stargazer unter dem Kommando von Chris Rios (Santiago Cabrera) empfängt aus einer Raumanomalie eine Botschaft, mit der Aufforderung, Picard für Verhandlungen an Bord zu holen.

Als Picard den Kontakt aufnimmt, erscheint ein Borg-Schiff, die Borg-Königin beamt sich auf die Stargazer und beginnt, alle Schiffe der Föderation zu assimilieren, die mittlerweile ebenfalls eingetroffen sind. Picard gibt den Befehl zur Selbstzerstörung.

Die totalitäre Zukunft in der Vergangenheit verhindern

Doch anstatt im Jenseits landen Picard und einige weitere Crew-Mitglieder nach dem grossen Knall auf einem alternativen Zeitstrahl. Es ist eine totalitäre Welt, in der die Menschheit zwar ebenfalls die unendlichen Weiten des Weltraums erkundet, aber fremde Spezies versklavt, unterwirft oder ausrottet.

Jean-Luc Picard
Seven of Nine
Raffeala «Raffi» Musiker
Laris / Tallin
Cristóbal Rios
Dr. Agnes Jurati
Adam Soong
Q
Guinan
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Ein singuläres Ereignis im Jahr 2024 ist verantwortlich dafür, dass sich diese Albtraumwelt entwickeln konnte. Das erfährt Picard von seinem Erzfeind Q. Also brechen er, Seven of Nine (Jery Ryan), Dr. Agnes Jurati (Alison Pill), Raffi Musiker (Michelle Hurd), Chris Rios und die Borg-Königin (Annie Wersching) auf in die Vergangenheit, um die Welt wieder in Ordnung zu bringen.

Ich finde

Für mich war die erste Staffel von «Star Trek: Picard» etwas zu hagiografisch. Da wurde die Figur Picards in moralische Höhen gehievt, die etwas auf den Geist gingen.

Picard, der Leidensmensch

Jetzt stellt zwar auch in dieser Staffel ein Handlungsstrang Picards Charakter ins Zentrum. Eben dieses Mysterium, welches Ereignis in seiner Kindheit Picard zu einem Leidensmenschen machte. Zu einem Helden, der seinen persönlichen Schmerz kompensierte, indem er als Retter ganzer Spezies durchs Weltall reiste, aber selber für sich nie Liebe zuliess.

Das tönt auch ziemlich überzogen, ist es auch ein bisschen, aber viel gefühlvoller inszeniert als in der ersten Episode. Ohne zu viel zu verraten: Ein wichtiger Baustein dabei ist die Beziehung zwischen Picard und seinem ewigen Gegenspieler Q. Die nimmt eine überraschende Wende.

Zeitreise – schon wieder?

Dann gibt es diese Zeitreise, die mit einem Manöver vollzogen wird, das schon Captain Kirk erfolgreich durchführte (Star Trek IV: The Voyage Home), wie Picard bemerkt. Was deutlich darauf hinweist, dass Zeitreisen wirklich nichts Neues sind.

Dennoch ist es amüsant zu sehen, wie die Fallen der Zeitreise mal wieder zuschnappen. Nicht auffallen, nicht einmischen, nichts verändern – das funktioniert ja nie.

Viel Neues für Kenner:innen der Next Generation

Picard wird vom FBI verhaftet und verhört. Glücklicherweise von einem Beamten, der als Kind eine Begegnung mit Vulkaniern hatte und deshalb offen ist gegenüber Ausserirdischen und Zeitreisenden. Rios landet in der Klinik einer attraktiven Ärztin, die Illegalen hilft, wird aber prompt von ICE-Beamten geschnappt.

Auch die weiteren Handlungsstränge mit Seven of Nine und Raffi sowie Agnes Jurati und der Borg-Königin geben der Serie einen spannenden Dreh.

Alles in allem entwickelt diese zweite Staffel die (Beziehungs-)Welt der Charaktere ansprechend weiter. Daran werden sich vor allem die Fans von «Star Trek: Next Generation» erfreuen können. Auf jeden Fall hat dieser Star Trek-Spin-Off meine Erwartungen deutlich besser erfüllt als die letzte Staffel von «Star Trek: Discovery».

Fun Facts:

Die Umfrage ist beendet

Wie viele Sterne gibst du «Star Trek: Picard» Staffel 2?

Besetzung: Patrick Stewart | Alison Pill | Michelle Hurd | Santiago Cabrera | Jeri Ryan | Brent Spiner | John de Lancie | Annie Wersching | Whoopi Goldberg | Orla Brady
Created by: Kirsten Beyer| Michael Chabon | Akiva Goldsman
Genre: Science-Fiction | Abenteuer
USA, 2022

The Boys (Staffel 2) – Die Rückkehr der korrupten Superhelden

Läuft bei: Amazon (2 Staffeln, 16 Episoden à 50 Min.)

The Boys (Staffel 3) => Homelander dreht und startet völlig durch

«The Boys» müssen sich zu Beginn der zweiten Staffel im Untergrund verstecken. Ihr Anführer Butcher ist verschwunden. Ihr Kampf gegen die bösen Superhelden scheint verloren.

Der zutiefst narzisstisch gestörte Homelander und seine Truppe von mehrheitlich korrupten Superhelden sind wieder im Aufwind. Auch die Firma Vought, die diese «Supes» geschaffen hat, ist zurück im Geschäft.

Mit Stormfront stösst eine neue Superheldin dazu. Sie macht Homelander seine Führungsrolle streitig. Zudem hat sie auch klare Vorstellungen, welche Rolle die Supes in Zukunft in der Gesellschaft einnehmen soll – so etwas in Richtung «white supremacy».

Ich finde

Ich habe die zweite Staffel jetzt abgeschlossen, kurz bevor Anfang Juni die dritte kommt. Was schon andeutet, dass mich «The Boys» nie wirklich reingezogen hat.

Die Ausgangslage dieser Serie ist zwar wirklich originell. Die Superhelden sind zwar super, aber keineswegs Helden. Ganz im Gegenteil. Sie setzen ihre Kräfte öfters nach ihrem Gutdünken ein. Sie bringen auch mal ein paar Menschen um, weil sie einfach gerade schlechte Laune haben.

Superheldenethos auf den Kopf gestellte

Und sie sind eigentlich nur die Aushängeschilder eines Unternehmens, das Geld verdienen will – um jeden Preis. Das ganze Superheldenethos wird also einfach auf den Kopf gestellt.

Ihre Gegenspieler sind eine Truppe von bunt zusammengewürfelten Typen, die auch nicht gerade ein Ausbund an Freundlichkeit sind. Mit Ausnahme von Hughie, der das absolute Gegenteil eines Kämpfers ist und völlig Fehl am Platz in der Runde.

Das alles war in der ersten Staffel neu und amüsant.

Widerlich hoch zwei

Die zweite Staffel führt die Geschichte und Figuren konsequent weiter. Mit Stormfront stösst eine Figur dazu, die die Widerwärtigkeit der Supes nochmal einen Gang höher schaltet.

Aber das war’s dann auch. «The Boys» ist eine Serie für Freund:innen des Superhelden-Genres, vor allem aber für Zeiten, in denen man gerade nichts Besseres findet. Trotzdem gut möglich, dass ich auch mal einen Blick in die dritte Staffel werfe – zwischendurch, auf dem Crosstrainer.

Die Umfrage ist beendet

Wie viele Sterne gibst du «The Boys» Staffel 2?

Besetzung: Karl Urban, Jack Quaid, Antony Starr, Erin Moriarty, Aya Cash, Laila Robins
Created by: Eric Kripke
Genre: Superhelden | Action
USA, 2021

Clark (Mini-Serie) – Frauenschwarm und Polizistenschreck

Läuft bei: Netflix (Mini-Serie, 6 Episoden à 60 Min.)

Stockholm 1973: In der «Kreditbanken» hat ein Räuber vier Geiseln genommen. Er verlangt, dass Clark Olofsson (Bill Skarsgård) in die Bank kommt. Was auch geschieht. Es ist der Höhepunkt der Karriere von Olofsson.

Clark Olofsson ist allerdings nicht etwa der Verhandlungsführer der Polizei. Er ist selber ein Krimineller, der wegen Bankraubes und schwerer Körperverletzung mal wieder einsitzt.

Schwedens Promi-Gangster Nr. 1

Clark Olofsson ist eine reale Figur, über den es mehrere Bücher und Filme gibt. Er gilt als der erste Promi-Gangster Schwedens und erlangte schon vor der Geiselnahme in Stockholm nationale Berühmtheit.

Mit dem «Norrmalmstorgsdramat» ging er aber auch international in die Geschichte ein, denn auf diese Geiselnahme geht der Begriff «Stockholm Syndrom» zurück.

«Clark» schildert die Karriere dieses Kriminellen, die sich im ewigen Kreis von Verbrechen, Gefängnis, Ausbruch, Partys, Liebschaften dreht, immer unter grosser Anteilnahme der Öffentlichkeit.

Ich finde

Wäre die Geschichte von Clark Olofsson fiktional, man hielte sie für übertrieben. Tatsächlich stimmt vieles, was die Serie erzählt.

Beispielsweise, dass Clark nach seinem ersten Ausbruch aus der Besserungsanstalt für Jugendliche in das Landgut des schwedischen Premierministers eindrang. Allerdings traf er dort nicht auf den Premierminister selbst, wie die Serie erzählt, sondern nur auf den Gärtner.

Frauenschwarm und Polizistenschreck

Auch seine Beliebtheit in der Öffentlichkeit und vor allem bei Frauen beruht offenbar auf Tatsachen. Selbst die trotteligen Polizisten sind nicht frei erfunden, wenn auch ihre Inkompetenz Slapstick-artig überzeichnet ist.

Bill Skarsgård spielt Clark mit gnadenloser Wucht. Ein narzisstischer Psychopath, der sich äusserst charmant geben kann. Im Grunde schert er sich aber einen Dreck um andere. Im Zentrum steht immer nur einer: Clark Olofsson.

Das zeigt sich insbesondere bei seinen Liebesbeziehungen. Frauen betört er, belügt und hintergeht sie, lässt sie – mit Kind – sitzen. Erstaunlicherweise hält das manche Freundin nicht davon ab, immer wieder auf ihn hereinzufallen.

Freigeist der 68er-Ära ad absurdum geführt

Den Zuschauenden mag es ähnlich gehen. Clark fasziniert. Rückblenden in seine Kindheit mögen vielleicht sogar so etwas wie Verständnis aufkommen lassen dafür, weshalb Clark zu dem wurde, was er ist.

Aber gleichzeitig wird diese Haltung in der Serie unterhaltsam persifliert. Der Zeitgeist der 68er-Ära mit Gefängnisreformen, Täterrehabilitation, freier Liebe und freiem Individuum wird durch Clark ad absurdum geführt. Er nutzt all das zu seinem eigenen Vorteil aus.

Faszinierend und abstossend – gut inszeniert

Deshalb passt der Vergleich zu ähnlichen Gangsterkomödien wie «Catch Me If You Can» nicht ganz. Der Hochstapler Frank (Leonardo DiCaprio) bleibt bis am Schluss sympathisch, auch weil er relativ harmlos ist.

Clark dagegen ist alles andere als harmlos. Er hinterlässt eine Spur von Verwüstung auf seelischer und physischer Ebene und bleibt schlicht nicht gesellschaftsfähig.

Der Serie gelingt es aber sehr ansprechend, dieses Hin und Her zwischen Faszination und Abstossung über sechs Episoden zu inszenieren.

Die Umfrage ist beendet

Wie viele Sterne gibst du «Clark»?

Besetzung: Bill Skarsgård | Vilhelm Blomgren | Sandra Ilar | Hanna Björn
Genre: Krimi | Komödie | Biografie
SWE, 2022

Russian Doll (Staffel 2) – Zeitreise als Therapie

Läuft bei: Netflix (2 Staffeln, 15 Episoden à 30 Min.)

Nadia Vulvokov (Natasha Lyonne) feiert demnächst wieder Geburtstag, dieses Mal den 40. (in der ersten Staffel war’s der 36.). Allerdings dauert es länger als erwartet, bis sie zu diesem Datum kommt. Nadja dreht vorher ein paar Runden auf der Zeitachse.

Sie landet zuerst in den 80er-Jahren – als ihre Mutter, die mit ihr schwanger ist. Später verschlägt es sie auch in die 40er – als ihre Grossmutter im Nazi-besetzten Budapest.

Auf der Jagd nach Goldmünzen

Nadia verfolgt bei ihren Zeitreisen eine Mission. Es geht um das Vermögen ihrer Grossmutter, Krugerrand-Münzen, das ihre Mutter später klaut und verprasst. Das will sie in ihre Gegenwart retten.

Auch Alan, ihr Leidensgenosse aus der ersten Staffel, geht auf Zeitreise. Er reist zurück in die 60er-Jahre nach Ostberlin, wo er als seine Grossmutter eine Liebesaffäre erlebt.

Ich finde

Als 2019 die erste Staffel von «Russian Doll» erschien, bin ich nach zwei, drei Episoden ausgestiegen. Nicht, weil ich’s schlecht fand. Einfach nicht besonders packend und besseres zur Auswahl stand.

Jetzt habe ich die erste Staffel nachgeholt, die zweite angehängt und es hat mich mehr reingezogen. Nadia als Figur, resp. Lyonne als Schauspielerin ist eine Naturgewalt. Pop-Philosophin, Raucherin, Egomanin, schnippisch und witzig, dann wieder besonnen und nachdenklich, hochenergetisch in jeder Szene. Sie trägt die Serie.

Ich, Ich, Ich

Dennoch – und das ist zugegeben etwas widersprüchlich – werde ich nicht warm mit dieser selbstzentrierten New Yorker Szene, in der sich Nadias Leben abspielt und sie als «most selfish person», wie sie Alan mehrmals nennt, die Hauptrolle einnimmt.

Wieso soll es mich kümmern, dass da jemand täglich vom Sensenmann gegrüsst wird oder eine schwierige Kindheit hatte? Es fühlt sich so an, wie wenn alle immer Ich, Ich, Ich schreien und wir als Zuschauer:innen endlosen Therapiesitzungen beiwohnen.

Natürlich gibt es auch diese Schlussszenen in den beiden Serien, in denen die Lösungen für die Probleme über diese Egos hinausgehen. Aber für mich wirken sie aufgesetzt und nicht wirklich nachhaltig.

Ein Extrastern für den Soundtrack

Nadia ist in der zweiten Staffel so ichbezogen wie in der ersten, obwohl sie eigentlich nur durch die Überwindung ihres Egoismus aus der Todesschleife herausfand.

Deshalb wollte ich nur drei Sterne geben. Aber weil die Serie den Schluss untermalt mit Pink Floyds «Shine On You Crazy Diamond», gibt’s einen Extrastern (also eigentlich für den ganzen Soundtrack, und weil mir eine Stimme im Hinterkopf dauernd zuflüstert: «Du hast es einfach nicht begriffen!» 😉).

Die Umfrage ist beendet

Wie viele Sterne gibst du «Russian Doll» Staffel 2?

Besetzung: Natasha Lyonne | Charlie Barnett | Greta Lee | Elizabeth Ashley | Chloë Sevigny | Brendan Sexton III | Annie Murphy
Created by: Leslye Headland | Natasha Lyonne | Amy Poehler
Genre: Komödie | Drama
USA, 2022

The Gilded Age (Staffel 1) – Die Neureichen gegen den alten Adel von New York

Läuft bei: Sky (1 Staffel, 9 Episoden à 45 Min.)

Marian Brook (Louisa Jacobson – die jüngste Tochter von Meryl Streep, die wie ihre beiden Schwestern Mamie und Grace Gummer denselben Beruf wie ihre Mutter ergriffen hat) muss nach dem Tod ihres Vaters feststellen, dass sie völlig mittellos da steht.

Zum Glück gibt’s da ihre reiche Tante Agnes (Christine Baranski – «The Good Fight»), die mit ihrer Schwester Ada (Cynthia Nixon – «Sex and the City») an edelster Adresse in New York lebt.

Die Neureichen fallen ein

Marian reist nach New York, ist dabei aber auf die Hilfe von Peggy Scott (Denée Benton) angewiesen. Da Peggy eine «coloured person» ist, muss Marian auf die Reise in der ersten Klasse verzichten.

Gleich gegenüber von Tante Agnes‘ Haus haben die neureichen Russels zum grossen Missfallen der standesbewussten Agnes einen pompösen Neubau errichtet.

Frischer Wind in alten Gemäuern

Bertha Russell (Carrie Coon) ist wild entschlossen, in die High Society der New Yorker 1880er-Jahre aufzusteigen. Doch der alte Adel der van Rijns und Astors und wie sie alle heissen, zeigen ihr die kalte Schulter. Die Russels bahnen sich allerdings mit ihrem immensen Reichtum langsam einen Weg nach oben.

Marian hat mit dem Dünkel ihrer Tanten nichts am Hut. Sie bewegt sich frisch und munter in der New Yorker Upperclass und scheut auch den Kontakt zu den Ausgestossenen nicht. Dass dabei auch eine Liebschaft eine Rolle spielt, erstaunt kaum.

Ich finde

Was muss man mehr sagen, als dass «The Gilded Age» aus der Feder von Julian Fellows stammt, der «Downton Abbey» erfunden hat.

Schon die erste Einstellung zeichnet dasselbe Bild und Lebensgefühl, wie wir es von den Granthams kennen, nur die Kulisse hat geändert. Die emsigen Bediensteten und die flanierende Oberschicht bevölkern jetzt die Strassen im Nobelviertel von New York statt den Landsitz in Yorkshire.

Und wie schon bei den Granthams sind die Zeiten im Umbruch. Emporkömmlinge machen den Alteingesessenen die Vorherrschaft streitig (hier ein kurzer Vergleich der historischen und fiktionalen Figuren).

Eine unbekannte Geschichte der USA

Doch wo wir mit dem englischen Adel eher vertraut sind, ist der New Yorker Geldadel eine wenig bekannte Spezies. Wie Enno Reins bei SRF Kultur zu Recht konstatiert, ist das ausgehende 19. Jahrhundert in der Filmgeschichte mehrheitlich den Cowboys gewidmet und kaum der Oberklasse der Städte. Gar völlig unbekannt ist die Geschichte der afroamerikanischen Mittelschicht, in der Serie durch Peggy und ihre Familie verkörpert.

Daraus webt Fellowes ein Netz von Geschichten von überheblichen Snobs, skrupellosen Neureichen, ausgestossenen Witwen und der jungen Generation, die oft eine andere Idee vom Leben hat.

Macht Lust auf eine zweite Staffel

Dazu gehören immer auch die Bediensteten, die im Untergeschoss der noblen Häuser zwischendurch ihre eigenen Intrigen aushecken, aber vor allem das Leben im Obergeschoss kontrastieren.

Wer also förmliche Konversationen, wallende Kostüme, unterkühlte Streitereien und formelles Liebeswerben mag, kommt voll auf seine Kosten. Ich gestehe, dass ich mich auf die zweite Staffel von «The Gilded Age» ungemein freue.

Die Umfrage ist beendet

Wie viele Sterne gibst du «The Gilded Age» Staffel 1?

Besetzung: Christine Baranski | Cynthia Nixon | Louisa Jacobson | Carrie Coon | Morgan Spector | Denée Benton | Audra McDonald
Showrunner: Julian Fellowes
Genre: Drama | Historie | Romanze
USA, 2022