

Läuft bei: Netflix (1 Staffel, 8 Episoden à 50 Min.)
Eines scheint mir klar: Stünden nicht David Benioff und D.B. Weiss, die Produzenten von «Game of Thrones», hinter «3 Body Problem», hätte die Serie nie diese Aufmerksamkeit bekommen und wäre nur eine von vielen Neuerscheinungen in der Serienwelt geblieben.
Aber das wäre schade gewesen. Obwohl die Serie in der ersten Staffel noch ziemlich weit davon entfernt ist, einen wirklich zu packen, könnte sie noch interessant werden. Immerhin geht es um die Eroberung der Erde durch Ausserirdische.
Die Romanvorlage aus China
«3 Body Problem» stützt sich auf die Trisolaris-Trilogie (engl. «Remembrance of Earth’s Past»-Trilogy) des chinesischen Sci-Fi-Autors Liu Cixin. Der erste Band «Die drei Sonnen» (engl. «The Three-Body Problem») erschien 2008 und wurde 2014 ins Englische und 2016 ins Deutsche übersetzt.
Der Roman erhielt 2015 als erste Publikation aus China den Hugo Award als bestes Science-Fiction-Werk. Im Westen erreichte der Roman eine Millionenauflage, nicht zuletzt dank Barack Obama und Mark Zuckerberg, die öffentlich ihre Begeisterung über den Roman kundtaten.
Die weiteren Folgen der Trilogie sind «Der dunkle Wald» (2008, engl. «The Dark Forest») und «Jenseits der Zeit» (2010, engl. «Death’s End»), die 2018 und 2019 in deutscher Übersetzung erschienen sind.
Für die Serienadaption bei Netflix wurde ein grosser Teil der Handlung und der Personen in den Westen verlegt. Die Romanvorlage spielt grösstenteils in China mit einem fast ausschliesslich chinesischen Figurenarsenal. (Detaillierte Auflistung der Unterschiede Buch vs. Serie bei Mashable)
Bei Netflix findet sich die Verfilmung eines weiteren Werks von Liu Cixin. «The Wandering Earth» basiert auf einer Anthologie von elf Kurzgeschichten.
Allerdings stapfen keine Kampfmaschinen durch die Städte à la «War of the Worlds». Denn die Invasion wird erst in 400 Jahren stattfinden. Das ist auch der Spannungskiller in der ersten Staffel.
Die Warnung vor der Zerstörung
Die erzählt, wie es überhaupt dazu kam, dass die Erde ins Visier von Ausserirdischen geriet. Das ist Ye Wenjie (Rosalind Chao/Zine Tseng) zu verdanken. Sie ist eine geniale Astrophysikerin, die während der chinesischen Kulturrevolution Ende der 60er-Jahre als Tochter eines Konterrevolutionärs inhaftiert wird.

Sie landet wegen ihrer Fähigkeiten aber in einer Forschungsstation. Dort werden über ein Radioteleskop Signale ins All gesendet auf der Suche nach Ausserirdischen. Ye entdeckt eine Methode, wie die Signale tiefer ins All geschickt werden können. Die Vorgesetzten erlauben ihr aber nicht, diese Methode anzuwenden.
Ye sendet trotzdem eine Botschaft in den Weltraum und sie bekommt eine Antwort. Allerdings ist es eine Warnung, auf keinen Fall weitere Signale zu senden, sonst werde ihr Planet zerstört. Ye ignoriert die Warnung, weil sie nicht mehr an die Zukunft der Menschheit glaubt.
Die Erde wird ausspioniert
Auf der zweiten Zeitebene rätselt die Fachwelt darüber, weshalb alle Experimente in den Teilchenbeschleuniger rund um den Globus nur noch sinnlose Resultate liefern. Und auch darüber, weshalb eine ganze Reihe von führenden Forscher:innen Selbstmord begangen hat.
Hinter beidem stecken die Ausserirdischen. Denn sie haben es geschafft, auf der Erde einen Supercomputer zu installieren, der alle und alles ausspioniert. Zugleich haben sie eine Gefolgschaft von Menschen aufgebaut, die ihre Ankunft vorbereiten soll.

Doch auch die Regierungen der Welt sind nicht untätig. In England ist ein Geheimdienstchef (Liam Cunningham) und einer seinen Agenten (Benedict Wong) hinter den Verehrer:innen der San-Ti her. So werden die Ausserirdischen genannt. Auch fünf junge Physiker:innen, allesamt Oxford-Absolvent:innen, werden in den Kampf gegen die Ausserirdischen involviert, der jetzt schon beginnt.
Das ultimative VR-Game
Das alles ist nicht unspannend. Nicht zuletzt dank einer weiteren Ebene der Story, einem Computergame. Es ist ein VR-Game, das den Stand der Technik um Jahrzehnte übertrifft und deshalb unzweifelhaft von den Aliens stammt. Die Spieler:innen tauchen in eine Welt ein, in der eine Zivilisation regelmässig durch Katastrophen zerstört wird. Ihre Aufgabe ist es, den Zeitpunkt der Katastrophen vorherzusagen.

Jin Cheng (Jess Hong), eine der Oxford-Physiker:innen, findet heraus, dass der Planet in einem System von drei Sonnen kreist. Damit besteht ein Dreikörperproblem, für das es keine allgemeine Lösung gibt. Es ist folglich unmöglich, die Katastrophen vorauszusehen.
Es stellt sich heraus, dass der Heimatplanet der San-Ti von diesem Problem betroffen ist. Deshalb wollen sie ihn verlassen und stattdessen die Erde besiedeln. Das Game dient aber auch dazu, kluge Köpfe auf der Erde zu finden, die den San-Ti bei ihrer Invasion behilflich sein können.
Endlich ein bisschen «Game of Thrones»
Die visuelle Umsetzung dieser Game-Ebene ist faszinierend. Hier werden Erinnerungen an «Game of Thrones» wach. Aber alles in allem erreicht «3 Body Problem» die epische Wucht nicht, die die Benioff/Weiss-Produktion (bei aller berechtigter Kritik an den Schlussstaffeln) ausgezeichnet hat.

Es wird nicht die letzte Staffel sein, so der Erfolg bei den Zuschauer:innen eintritt und Netflix bereit ist, nochmal viel Geld – man redet von 160 Millionen Dollar für die erste Staffel – in die Hand zu nehmen. Wenn die Intensität der Story noch einen Zacken zulegt, lohnt es sich, dabeizubleiben.
Besetzung: Jovan Adepo | Liam Cunningham | Eiza González | Jess Hong | Benedict Wong | Marlo Kelly | Alex Sharp | Sea Shimooka | Rosalind Chao | Saamer Usmani | Jonathan Pryce | John Bradley
Serie entwickelt von: David Benioff | D.B. Weiss | Alexander Woo
Genre: Science-Fiction | Abenteuer | Fantasy
USA, 2024
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