A Thousand Blows (Staffel 1) – Viel mehr als nur ein Boxerdrama

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Serienposter mit Schriftzug. Eine Frau sitzend im Boxring, an die Seile angelehnt. Neben ihr zwei Männer, beide in Boxkampfhaltung.
5 von 5 Sternen

Läuft bei: Disney+ (1 Staffel, 6 Episoden à 50 Min.)

Verprügeln nach Regeln, aka Boxen, ist weniger mein Ding. Wenn es sich bei «A Thousand Blows» nur um die Geschichte von ein paar «bare-knuckle boys» handeln würde, wäre ich vielleicht wieder ausgestiegen.

Aber das neueste Werk von «Peaky Blinders»-Creator Steven Knight bietet mehr als nur eine historische Betrachtung des Boxens, das sich im spätviktorianischen England vom blutigen Spektakel zum gediegenen Faustkampf wandelte. Wobei es auch bei dem, was Knight erzählt, immer um Gewalt und Unterdrückung geht.

Der naive Löwenbändiger aus Jamaika

Darunter leiden Kinder, Frauen, Arme oder auch Einwanderer aus den britischen Kolonien. Einer von ihnen ist Hezekiah Moscow (Malachi Kirby). Er stammt aus Jamaika. Hezekiah verlässt gemeinsam mit seinem Freund Alec (Francis Lovehall) das Land, nachdem britische Soldaten seine Eltern getötet haben.

Zwei Schwarze Männer stehen vor einem Boxring, umgeben von Zuschauer:innen.
Hezekiah (Malachi Kirby) und Alec (Francis Lovehall) suchen nach Wegen, um Geld zu verdienen und landen beim Boxen. © Hulu/Disney+

Er kommt voller Zuversicht nach London, denn er hat bereits die Zusage für einen Job. Er kann in einem Zoo als Löwenbändiger arbeiten. Vielleicht hätte Hezekiah ahnen müssen, dass das zu gut tönt, um wahr zu sein. Im Zoo ist zwar ein Platz für ihn reserviert, allerdings in einem Käfig, in dem er als «Wild Man of Africa» zur Schau gestellt werden soll.

Es war etwas naiv, zu glauben, dass Hezekiah als Schwarzer im Land der Weissen Kolonisatoren wirklich eine Chance erhält. Doch die erkämpft er sich im Verlauf der Geschichte tatsächlich selber.

Die Königin der Diebinnen

So wie sich auch Mary Carr (Erin Doherty) eine Chance erkämpft hat. Sie befehligt die berüchtigten «Forty Elephants» im Londoner East End und trägt als Anführerin den Titel «Queen». Ihre Diebesbande, der nur Frauen angehören, ist spezialisiert auf Laden- und Taschendiebstahl,

Die Karriere als Kriminelle ist für viele in London oft die einzige Wahl. Die Alternative wäre ein Leben im «Workhouse». Diese viktorianische Institution wurde eigentlich gegründet, um Armut zu bekämpfen. Tatsächlich waren es Gefängnisse für Arme, oft Kinder, in denen sie zu Zwangsarbeit genötigt wurden, Hunger litten und regelmässig Prügel bezogen.

Eine Gruppe von sechs Frauen in Kleidern des viktorianischen Zeitalters.
Mary Carr (Erin Doherty, 3. von links) mit Mitgliedern der «Forty Elephants». © Hulu/Disney+

Mary lebte einst in einem Workhouse. Dort lernte sie Henry «Sugar» Goodson (Stephen Graham) kennen, der es ebenfalls nach oben geschafft hat. Ihm gehört nicht nur ein Pub, er ist der Boss im Bezirk und hält seine schützende Hand über Mary. Zudem ist Sugar der beste Boxer im East End, bis er auf Hezekiah trifft.

Ist ein lebenswertes Leben zu viel verlangt?

Die Wege von Hezekiah, Mary und Sugar kreuzen sich in einem Geflecht aus Rivalität, Zuneigung und Verrat. Anfänglich sieht es danach aus, als würde ihnen ein nächster Schritt nach oben gelingen. Aber sie werden betrogen und belogen und sehen sich mit immer neuen Herausforderungen konfrontiert.

«A Thousand Blows» zeichnet eines überwältigendes Bild dieser Menschen, die sich in einer Welt zurechtfinden müssen, die sich radikal verändert und das nicht zu ihren Gunsten. Dabei verlangen sie eigentlich nicht viel, nur ein Leben, das lebenswert ist.

Ein Mann verbindet die Hände eines Boxers, der mit nacktem Oberkörper dasitzt.
Treacle (James Nelson-Joyce, li.) versucht seinen Bruder Sugar (Stephen Graham) zu überzeugen, dass die Zeit der blutigen Faustkämpfe im Pub vorbei ist. © Hulu/Disney+
Fiktion basierend auf historischen Figuren

Dass einen diese Figuren so packen, liegt sicher an der hervorragenden Besetzung. Die Hauptdarsteller:innen sind beeindruckend, die Serie ist aber bis in die Nebenrollen perfekt besetzt.

Zum anderen fasziniert «A Thousand Blows», weil Steven Knight wieder mit dem gleichen Rezept arbeitet wie schon bei «Peaky Blinders». Er lässt sich von historischen Personen und Ereignissen inspirieren und webt daraus eine mitreissende Geschichte.

Man weiss zwar wenig über ihn, aber Hezekiah Moscow machte sich als «Ching Hook» wirklich einen Namen als Boxer Ende des 19. Jahrhunderts. Fans der Sportart können sich zudem darin vertiefen, wie Boxen aus den schummrigen Pubs des East Ends den Weg in die Gentlemen-Clubs im noblen West End fand.

Historische Schwarzweissaufnahmen eines Schwarzen Mannes. Einmal mit nacktem Oberkörper in Boxerpose. Das zweite Bild zeigt ihn gekleidet mit Jacket.
Der echte Hezekiah Moscow in Aufnahmen aus dem Jahr 1888. © The National Archive
Die zweite Staffel ist schon abgedreht

Über Mary Carr ist ebenfalls wenig überliefert. Es ist aber gesichert, dass sie als «Queen of the Forty Elephants» amtete, mehrmals vor Gericht stand und im Gefängnis landete. Ihre Gang überlebte sie, die mutmasslich 1924 starb, um viele Jahre. Die «Forty Elephants» waren bis nach dem Zweiten Weltkrieg aktiv.

«A Thousand Blows» endet mit einem dramatischen Höhepunkt. Da ist es gut zu wissen, dass die zweite Staffel schon abgedreht ist. Es ist zum Glück nur eine Frage der Zeit, bis wir erfahren, wie es mit Hezekiah, Mary und Sugar weitergeht. Eines ist dabei sicher: Sie werden kämpfen. Jeder für sich und gegen alle, die ihnen im Wege stehen.

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2 Stimmen

Besetzung: Malachi Kirby | Erin Doherty | Stephen Graham | Francis Lovehall | James Nelson-Joyce | Jason Tobin | Morgan Hilaire | Daniel Mays | Ziggy Heath
Serie entwickelt von: Steven Knight
Genre: Drama | Historie
GB, 2025

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