Läuft bei: Apple TV+ (1 Staffel, 10 Episoden à 50 Min.)
Zwei Namen gaben bei dieser Serie den Einschaltimpuls: Carl Hiaasen und Bill Lawrence. Hiaasens Florida-Krimis, zu denen die Vorlage von «Bad Monkey» gehört, garantieren vergnügte Lektüre, auch wenn sie nicht zum Besten gehören, was das Genre zu bieten hat. Seine Geschichten sind dafür gespickt mit skurrilen Figuren und grotesken Wendungen, die bestens unterhalten.
Carl Hiaasen für Einsteiger:innen
Wer die skurrile Welt von Florida kennenlernen möchte, die Carl Hiaasen in seinen Romanen zelebriert, sollte mit der Skink-Reihe einsteigen.
Skink heisst eigentlich Clinton Tyree und war Gouverneur von Florida. Weil er aber ein ehrlicher, unbestechlicher Politiker war, der sich für die Menschen und die Umwelt in Florida einsetzte, passte er überhaupt nicht in das Amt.
Deshalb verschwand er eines Tages in die Wildnis und begann als Einsiedler zu leben, der sich von Roadkill ernährt, gegen Wilderer kämpft und Tourist:innen erschreckt, die die Natur nicht respektieren.
Skink spielt in den acht Büchern, in denen er auftaucht, immer nur eine Nebenrolle. Aber er steht für den roten Faden, der sich durch Hiaasens Bücher zieht: Florida, das mit Korruption durchseucht ist, und gnadenlos die Umwelt zerstört.
Die Übersicht über die Skink-Reihe findet sich hier auf Englisch und hier auf Deutsch.
«Bad Monkey» ist nicht die erste Umsetzung eines Hiaasen-Romans. 1996 verfilmte Andrew Bergman den Roman «Strip Tease» mit Demi Moore und Burt Reynolds. Der Film, der als «Striptease» in die Kinos kam, wurde von den Kritiker:innen verrissen und Demi Moore wurde gnadenlos in die Pfanne gehauen.
Das hat sie bis heute nicht verwunden, wie sie in einem Interview mit der New York Times zum Start ihres aktuellen Films «The Substance» durchblicken liess.
«Ted Lasso» und «Scrubs» lassen grüssen
Bill Lawrence als Showrunner ist ein vielversprechender Name, wenn man anschaut, was er bisher schon abgeliefert hat. In jüngerer Zeit zwei Serien, die Apple TV+ den Ruf einbrachte als gute Adresse für Komödien: «Ted Lasso» und «Shrinking», dessen zweite Staffel demnächst startet.
Zuvor brachte Lawrence die geniale Krankenhausserie «Scrubs» (2001-2010) auf den Bildschirm und die Sitcom «Cougar Town» (2009-2015) mit Courteney Cox («Friends») als frisch geschiedene Mitvierzigerin, die sich wieder beim Dating versucht.
Der ungeliebte Vince Vaughn passt perfekt
Weniger verheissungsvoll stimmte mich dagegen, dass Vince Vaughn die Hauptrolle spielt. Mit ihm hatte ich öfters meine liebe Mühe. Aber ich wurde überrascht. In «Bad Monkey» passt er perfekt als Detective Andrew Yancy, der ohne Punkt und Komma dauerplappert. Dabei schwankt er wild hin und her zwischen Witzeleien und annähernd philosophischen Erkenntnissen.
Yancy hat gerade einen neuen Tiefpunkt seiner Karriere erreicht. Nachdem er einen Golfcart mitsamt Ehemann seiner Geliebten im Hafen von Key West ins Wasser bugsiert hat, wird er zum Food-Cop degradiert, der Restaurantküchen inspizieren muss.
Ein Arm geht auf Reisen
Allerdings findet sein Chef noch eine weitere undankbare Aufgabe für ihn. Yancy soll einen abgetrennten Arm, den Fischer an Land gezogen haben, der Polizei in Miami unterjubeln. Der Chef hat keine Lust, sich näher damit zu befassen. Könnte ja Arbeit bedeuten.
Er bringt den Arm in einer Kühlbox in die Leichenhalle von Miami. Dort trifft er auf die Pathologin Rosa Campesino (Natalie Martinez), der er umgehend auf den Geist geht (was sich aber noch ändern könnte 😉).
Bei der Untersuchung der Gliedmasse tauchen einige Ungereimtheiten auf. Das stachelt Yancy an, trotz klarer Weisung, das nicht zu tun, die Ehefrau zu befragen, zu deren Mann der Arm mal gehört hat. Eve Stripling (Meredith Wagner) gibt dabei die trauernde Witwe so wenig überzeugend, dass Yancy beschliesst, weiter nachzuforschen.
Die Drachenkönigin auf den Bahamas
200 Kilometer entfernt auf den Bahamas plagen den Fischer Neville Stafford (Ronald Peet) andere Sorgen. Ein reicher Ami hat das Land gekauft, auf dem seine Strandhütte steht. Der will ihn und sein Äffchen Driggs (Crystal the Monkey, u.a. «The Hangover Part II» und «Night at the Museum»), das zwar titelgebend ist, aber nicht wirklich eine grosse Rolle spielt, verjagen.
Neville nimmt deshalb die Dienste der Drachenkönigin (Jodie Turner-Smith) in Anspruch, deren Zaubersprüche den Eindringling vertreiben sollen.
Die beiden Geschichten hängen zusammen, erklärt der Erzähler (Tom Nowicki). Es dauert aber eine Weile, bis sich die Wege von Andrew und Neville und einigen anderen kreuzen.
Der Kriminalfall, also was mit dem Mann geschehen ist, dem der Arm gehört hat, ist letztlich fast nebensächlich in «Bad Monkey». Aber so lernen wir ein Panoptikum an überdrehten, durchgeknallten, heruntergekommenen, niederträchtigen und auch stinknormalen Menschen kennen, die irrwitzige Dinge erleben.
Yancy weiss, was zu tun ist, und macht genau das Gegenteil
Da prophezeien Seekühe die Zukunft, es werden Geister beschworen oder auch architektonische Abscheulichkeiten in die Luft gejagt. Es geht um Versicherungsbetrug, die russische Mafia, Sex mit einem Minderjährigen und einen korrupten Polizisten.
Mittendrin immer Andrew Yancy, der x-mal genau jene Entscheidung trifft, die sein Leben und das seines Umfelds komplizierter macht. Dabei könnte er doch vor seinem Bungalow auf dem Strandsessel sitzen und bei einem Glas Wein den Blick aufs Meer geniessen.
Was er auch tut, aber nur so lange, bis sich ihm ein neues Rätsel präsentiert, dem er nachjagen kann. Mindestens eines gäbe es noch. Denn die Buchreihe umfasst einen zweiten Band. Ich kann mir gut vorstellen, dass Vince Vaughn erneut in die Rolle des Andrew Yancy schlüpft und in einer zweiten Staffel mit dem Titel «Razor Girl» zu sehen sein wird.
Besetzung: Vince Vaughn | L. Scott Caldwell | Rob Delaney | Meredith Hagner | Natalie Martinez | Michelle Monaghan | Ronald Peet | Jodie Turner-Smith | Tom Nowicki | Crystal the Monkey | David St. Louis
Serie entwickelt von: Bill Lawrence
Genre: Krimi | Komödie | Drama
USA, 2024
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