Läuft bei: Netflix (1 Staffel, 10 Episoden à 30 Min.)
Danny (Steven Yeun) hat einen schlechten Tag. Er will in einem Laden ein paar Geräte zurückgeben, hat den Kassenzettel aber nicht dabei. Amy (Ali Wong) ist gefrustet, weil sie überarbeitet ist und endlich ihr Geschäft verkaufen möchte. Aber der Deal kommt einfach nicht zustande.
Ein Alltagsärgernis eskaliert
Dann begegnen sich die beiden. Danny rammt beinahe Amys SUV, als er ausparken will. Sie hupt ein bisschen mehr als nötig und zeigt ihm den Mittelfinger. Danny rastet aus. Es kommt zu einer wilden Verfolgungsjagd, bei der aber nur ein paar Blumenrabatten verwüstet werden.
Nach dieser Episode des kleinen alltäglichen Wahnsinns könnten Danny und Amy wieder ihre getrennten Wege gehen. Tun sie aber nicht. Die beiden verwickeln sich in einen Kleinkrieg, der immer mehr eskaliert.
Der Frust über das eigene Leben
Das könnte zu einer zynischen Komödie über Wutbürger:innen werden, bei der man kopfschüttelnd zuschauen kann, wie sich zwei Menschen gegenseitig das Leben zur Hölle machen. Doch so einfach ist «Beef» nicht gestrickt, wie sich in den Episodentiteln zeigt, in denen Kafka, Sylvia Plath und viele andere zitiert werden.
Die Serie stellt eigentlich die Frage, weshalb es so oft nicht gelingt, ein erfülltes Leben zu führen. Dass Danny und Amy so heftig aneinandergeraten, hat nur am Rand mit dem jeweils anderen zu tun. Bei beiden liegt der wahre Grund für die Aggression im Frust über das eigene Leben.
Zwei Menschen am Anschlag
Danny hat ein Ein-Mann-Baugeschäft, das eher schlecht als recht läuft. Zuhause sitzt sein jüngerer Bruder Paul (Young Mazino), der nur Videogames spielt. Dann sind da die Eltern, die nach Korea zurückgekehrt sind, weil sie ihr Motel in den USA verloren haben. Um sie alle muss sich Danny kümmern. Zudem hat er noch einen kriminellen Cousin am Hals.
Amy hat es besser, könnte man meinen. Sie hat erfolgreich ein Geschäft aufgebaut. Ihr Mann George (Joseph Lee) kümmert sich zuhause um die gemeinsame Tochter. Und es winkt viel Geld für den Verkauf des Geschäfts.
Aber auch Amy kann nicht mehr. George, der als Künstler dilettiert, hilft zwar mit der Betreuung der Tochter, ist sonst aber zu wenig zu gebrauchen. Als mentale Unterstützung schon gar nicht. Die Schwiegermutter ist eine Nervensäge. Der Verkauf des Geschäfts zieht sich endlos hin und die Käuferin ist eine anstrengende Egomanin.
Grosse Fragen in dunklem Humor verpackt
Diese Hintergründe erschliessen sich über die Zeit, lassen aber kaum Mitgefühl aufkommen. Dafür treffen Danny und Amy zu oft die falschen Entscheidungen. Letztlich sind aber alle Figuren ziemlich gestört und unfähig, sich aus ihren verfahrenen Situationen herauszuholen.
Auch wenn ein:e Sympathieträger:in fehlt, packt einen die Show trotzdem, weil es ihr gelingt, Fragen von Moral, Identität und Individualität zu stellen, unterhaltsam verpackt in düsterem Humor. Sie ist eine gelungene Beschreibung der heutigen Zeit, in der es so einfach ist wie selten zuvor, den eigenen Frust an anderen auszulassen und sich selber um die Lösung von Problemen zu drücken.
Besetzung: Ali Wong | Steven Yeun | Joseph Lee | Young Mazino | David Choe | Maria Bello | Ashley Park | Patti Yasutake
Serie entwickelt von: Lee Sung Jin
Genre: Komödie | Drama
USA, 2023
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