

Läuft bei: Netflix (6 Staffeln, 27 Episoden à 60 Min.)
Die Fans scheinen etwas enttäuscht von der neusten Staffel der Anthologie-Serie «Black Mirror». Auf Rotten Tomatoes erhält die sechste Staffel mehrheitlich mässige bis schlechte Bewertungen.
Fans finden keinen Gefallen am Horror
Ein Grund scheint klar: Zwei Geschichten, die sich ziemlich weit entfernen von der dystopischen Science-Fiction-Erzählung, die die früheren «Black Mirror»-Staffeln auszeichneten. In den beiden Episoden «Mazey Day» und «Demon 79» gleitet die Serie ins Horrorgenre. Finde ich verzeihlich, weil sie ihren gesellschaftskritischen Unterton beibehält.

Selbst wenn in «Mazey Day» ein nächtliches Fabelwesen auftaucht, geht es doch mehr um die gefühlskalte Welt der Paparazzi. Die Schlusseinstellung ist stark, wenn die Paparazza Bo (Zazie Beetz), die eigentlich aus Schuldgefühl aus dem Job ausgestiegen ist, die Kamera für das ultimative Bild auf ihr Opfer hält.
Für Nerds – Alle Easter Eggs
In fast jeder Episode der neuen Staffel finden sich Verweise auf frühere Geschichten. Hier gibt es die Auflistung.
Der Dämon im Boney M.-Outfit
Ebenso ist der böse Geist, der in «Demon 79» die Schuhverkäuferin Nida zum Morden anstiftet, mehr amüsante Staffage. Er erscheint Nida als Boney M.-Tänzer Bobby Farrell in einem extravaganten weissen Bühnenoutfit.
Tatsächlich geht es aber um Rassismus und Fremdenhass, den die indisch-stämmige Nida Ende der 70er-Jahre in England erlebt. Damals war die faschistische National Front im Kommen.

Von daher ist der Ärger der Fans über den eher leisen Hauch von Horror, den Autor Charlie Brooker seiner Serie hinzufügt, nicht ganz nachvollziehbar. Zudem fügen sich die drei weiteren Episoden ziemlich nahtlos ins bekannte Muster der Serie ein.
Die klassische Episode ist die beste
«Joan Is Awful» kann man als klassische «Black Mirror»-Geschichte bezeichnen. Vielleicht ist sie deshalb auch die stärkste der ganzen Staffel. Joan (Annie Murphy) stellt eines Abends entsetzt fest, dass ihr Leben fast in Echtzeit als Serie auf der Streaming-Plattform Streamberry läuft.
Immerhin spielt Salma Hayek die TV-Joan, aber trotzdem ist die Serie für Joan eine Katastrophe, weil die ganze Welt ihre Geheimnisse erfährt. Möglich macht das ein Quantencomputer, den Streamberry besitzt und der aus den Daten der Abonnent:innen beliebig viele Serien kreieren kann.

Joans Ziel muss es also sein, diesen Computer zu zerstören. Dabei stellt sie fest, dass sie tatsächlich auch nicht Joan ist, sondern die Schauspielerin Annie Murphy, die Joan spielt. Das macht es etwas verzwickter, denn wie gelangt sie an den echten Computer und nicht einen fiktiven?
Wenig überzeugend trotz Starpower im Weltall
Solide, aber nicht umwerfend sind schliesslich die beiden Episoden «Loch Henry» und «Beyond the Sea». Wobei diese letzte fast etwas enttäuschend ist. Immerhin ist sie mit Aaron Paul, Josh Hartnett und Kate Mara ziemlich stark besetzt.
Aber die Geschichte um zwei Astronauten, die für mehrere Jahre im All unterwegs sind, aber auf der Erde künstliche Ebenbilder haben, in die sie schlüpfen können, ist etwas vorhersehbar und fühlt sich deshalb langgezogen an.

Aber auch das ist typisch für «Black Mirror»: Die Episoden sind unterschiedlich gut gelungen, doch es hat in jeder Staffel mindestens eine Perle und der Rest ist guter Durchschnitt und besser. Von daher lohnt sich auch die sechste Staffel der Serie.
Weil aber Kritik und Zuschauer:innen etwas Ermüdungserscheinungen zeigen, scheinen die Tage für «Black Mirror» gezählt.
Besetzung: Annie Murphy | Salma Hayek | Michael Cera | Samuel Blenkin | Myha’la Herrold | Daniel Portman | Aaron Paul | Josh Harnett | Kate Mara | Zazie Beetz | Clara Rugaard | Danny Ramirez | Anjan Vasan | Paapa Essiedu | Katherine Rose Morley
Serie entwickelt von: Charlie Brooker
Genre: Science-Fiction | Mystery | Horror
GB, 2023
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