Läuft bei: Netflix (1 Staffel, 7 Episoden à 45 Min.)
Ein Fun Fact zu «Bodkin» vorweg: Die Serie wurde von der Firma «Higher Ground» mitproduziert. Sagt euch nichts? Die Firmengründer kennt ihr sicher: Michelle und Barack Obama.
Der Ex-US-Präsident und die ehemalige First Lady arbeiten nicht zum ersten Mal mit Netflix zusammen. Über ein Dutzend Filme und Serien hat der Streamingdienst bereits mit den Obamas produziert. Darunter den Film «Leave the World Behind» oder die Doku-Serie «Our Great National Parks», bei der Barack Obama als Erzähler fungiert. Dafür erhielt er sogar einen Emmy.
Ach, wie schön ist Irland!
Was bei dieser Obama-Netflix-Produktion aus dem Rahmen fällt, ist der Ort der Handlung. Üblicherweise spielen «Higher Ground»-Produktionen in den USA, oft in der Lebenswelt der Schwarzen Bevölkerung. «Bodkin» spielt in Irland. Was wohl die Obamas daran gereizt hat?
Vielleicht finden sie Irland einfach schön, wie Gilbert (Will Forte), ein Podcaster, der aus den USA anreist. Mehr Ahnung hat er nicht von der grünen Insel. Dass ein wenig Vorwissen vielleicht hilfreich wäre, ist dem typisch naiven Ami nie eingefallen.
Immerhin plant er einen Podcast über das Verschwinden von drei Menschen vor über 20 Jahren in dem kleinen Kaff Bodkin. Möglicherweise ein heikles Thema, bei dem es von Vorteil wäre, vertraut mit Land und Leuten zu sein. Zum Glück stehen ihm Emmy (Robyn Cara), eine Engländerin, und Dove (Siobhán Cullen), eine waschechte Irin zur Seite.
Die strafversetzte Reporterin
Emmy und Dove arbeiten für den «Guardian». Emmy ist zuständig für Hintergrundinformationen und Organisatorisches. Dove ist eine Investigativreporterin, deren letzte Recherche allerdings bös schieflief. Ihr Boss will deshalb, dass sie aus London verschwindet, und schickt sie nach Irland. Was ihr gar nicht passt.
Dove hat deshalb absolut keine Lust, Gilbert bei seinen Nachforschungen zu unterstützen. Dem werden zu Beginn die Türen vor der Nase zugeschlagen, wenn er versucht, die Leute darüber zum Reden zu bringen, was vor 20 Jahren passiert ist.
Erst als Dove einen landesweit bekannten Schmuggler entdeckt, der sich unter falschem Namen in Bodkin niedergelassen hat, und merkt, dass Nonnen in die Geschichte involviert sind, beginnt sie sich für den Fall zu interessieren. Das mit den Nonnen hat mit einer niedergebrannten Kapelle in einem Mädchenheim zu tun, wo sie aufgewachsen ist.
Leichen, Drogen und eine Bombe spielen eine (Neben-)Rolle
Wie üblich bei Geheimnissen aus der Vergangenheit in einer kleinen Dorfgemeinschaft hat beinahe jede und jeder etwas zu verbergen. Dem kommen die drei mit der Zeit auf die Spur.
Auch wenn dabei Leichen in einem See auftauchen, Nonnen heimlich Drogen herstellen und bei einem Volksfest eine Bombe explodiert, ist der Krimiaspekt von «Bodkin» etwas nebensächlich. Gilbert und Dove werden auf ihre eigene Vergangenheit zurückgeworfen und Emmy mit der Frage konfrontiert, welche Zukunft sie für sich wählt.
Das alles passiert in einem Städtchen, das von skurrilen, liebenswerten und dubiosen Figuren bevölkert ist, die vorgeblich noch an Feen und Kobolde glauben. Was allerdings auch mehr eine Legende ist.
Drama? Krimi? Komödie?
«Bodkin» leidet darunter, dass die Serie nicht genau weiss, was sie eigentlich sein will. Ein Drama, in dem die Figuren mit ihren Lebensentscheidungen ringen. Ein Krimi, in dem ein tragischer Cold Case aufgeklärt wird. Oder eine Komödie, in der die Lebenswelten von Städtern und Landbewohnerinnen aufeinander prallen.
Deshalb wirkt «Bodkin» oft zu wenig stringent. Vor allem die komödiantischen Einsprengsel scheinen fehl am Platz und oft zu klischiert. Die Serie könnte besser sein. Aber übers Ganze gesehen, bietet sie genügend Spannung und Unterhaltung, sodass man bis am Schluss dabeibleibt.
Besetzung: Siobhán Cullen | Robyn Cara | Will Forte | David Wilmot | Chris Walley | Pom Boyd | Ger Kelly | Charlie Kemp | David Pearse | Kerri McLean | Fionnula Flanagan
Serie entwickelt von: Jez Scharf
Genre: Thriller | Komödie | Drama
IRL, 2024
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