

Läuft bei: Netflix (Mini-Serie, 7 Episoden à 50 Min.)
Liegt’s an mir oder an den Aussies? Meine erste Reaktion auf Serien aus Down Under ist auf jeden Fall oft: ziemlich schräg. So auch bei «Boy Swallows Universe». Das beginnt schon beim Titel.
Ein Junge verschlingt das Universum? Was für ein Monster mag das sein? Oder erwartet uns eine mehr esoterische Geschichte? Wer einschaltet, bekommt etwas ganz anderes vorgesetzt.
Zwei Brüder und ihre dysfunktionale Familie
Da stürmen in der ersten Szene ein paar Kriminelle in ein Haus in einem Vorort von Brisbane und prügeln zum Entsetzen einer Frau und zweier Jugendlicher auf einen Mann ein. Am Schluss packen sie den Mann in den Kofferraum eines Autos und fahren davon.

Die Familie, die überfallen wurde, das sind der 13-jährige Eli (Felix Cameron), sein ein paar Jahre älterer Bruder Gus (Lee Tiger Halley) und die Mutter Frances (Phoebe Tonkin). Der Typ, der entführt wurde, ist Lyle (Travis Fimmel), der Freund der Mutter, aber nicht der Vater der beiden Jungs.
Lyle ist ein Kleinkrimineller, der sich offenbar mit den Falschen angelegt hat. Frances hat erst vor kurzem ihre Drogensucht überwunden. Gus redet nicht. Und Eli hat einen Brieffreund, der im Gefängnis sitzt. Das passt zum besten Freund der Familie. Slim Halliday (Bryan Brown) sass Jahre hinter Gittern für einen Mord, den er schwört, nicht begangen zu haben.
Unerschrocken und völlig naiv
In diesem Chaos also wächst Eli auf, der eben jener titelgebende Junge ist, der irgendwann das Universum verschlingen wird. Vorläufig ist er damit beschäftigt, sich in der Schule die Bullies vom Hals zu halten und seinen Stiefvater wiederzufinden. Dabei begibt er sich ziemlich verwegen und total naiv in grosse Gefahr.

Zu Beginn ist «Boy Swallows Universe» ein Sozialdrama, das die Coming-of-Age-Geschichte von Eli und seinem Bruder erzählt. Wie sie in dieser dysfunktionalen Familie aufwachsen und versuchen, einigermassen über die Runden zu kommen.
Ein rotes Telefon klingelt im Keller
Hinzukommt der übersinnliche Touch, den Gus und ein rotes Telefon beisteuern. Gus hat Visionen über zukünftige Ereignisse, die sich in der einen oder anderen Form bewahrheiten. Das rote Telefon finden die beiden Jungs im Keller ihres Hauses. Sie bekommen Anrufe von einem geheimnisvollen Mann, obwohl das Telefon gar nicht angeschlossen ist.
Gegen Ende dreht die Geschichte und sie wird zum Thriller. Eli und Gus kommen den Bösewichten auf die Spur, die ihren Stiefvater entführt haben. Mithilfe einer Journalistin planen sie deren Entlarvung.

Grossartiger Hauptdarsteller
Ich hatte am Anfang etwas Mühe mit der Geschichte, weil ich nicht genau wusste, worauf sie hinauswill. Aber diese Irritation währte nicht lange. Sie wich schnell einer Faszination vor allem für die Hauptfigur.
Der 14-jährige Felix Cameron als Eli ist grossartig. Sein Debut gab er vor vier Jahren im Drama «Penguin Bloom» an der Seite von Naomi Watts. Und jetzt zeigt er keinerlei Mühe auch neben alten Hasen wie Byron Brown und Anthony LaPaglia zu überzeugen.

Auch am tonalen Wechsel der Inszenierung fand ich immer mehr Gefallen. Da wird der deprimierende Alltag von Eli und Gus immer wieder von einer fantastischen Autofahrt am Himmel abgelöst. Das mag anfänglich etwas affektiert wirken, fügt sich aber mit der Zeit nahtlos in die Geschichte ein.
Am Schluss bleibt zwar das Verdikt über «Boy Swallows Universe» bei «ziemlich schräg», aber das ist absolut positiv gemeint. Diese Serie aus Down Under stellt die Erwartungen auf den Kopf, und das macht Spass.
Besetzung: Felix Cameron | Lee Tiger Halley | Phoebe Tonkin | Bryan Brown | Simon Baker | Anthony LaPaglia | Sophie Wilde | Travis Fimmel | Christopher James Baker
Genre: Krimi | Drama
AUS, 2024
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