Star Trek: Picard (Staffel 3) – Das letzte Abenteuer der «Next Generation»

Serienposter mit Schriftzug. Die Hauptfiguren der Serie in Porträts. Picard darüber grösser. Im Hintergrund ein Raumschiff.
4 von 5 Sternen

Läuft bei: Prime Video / Paramount+ (3 Staffeln, 30 Episoden à 50 Min.)

Star Trek: Picard (Staffel 2) – Jean-Luc auf Zeitreise (ins Ich)

In der dritten und finalen Staffel findet «Star Trek: Picard» endlich seine Bestimmung. Sie wird zur gelungenen Nostalgieveranstaltung für die Fans von «Star Trek: Next Generation» (TNG).

Die beiden ersten Staffeln von Picard waren zwar unterhaltsam. Aber wirklich überzeugend darzulegen vermochten sie nicht, weshalb man Admiral Picard 20 Jahre nach seinem Austritt aus der Sternenflotte aus dem Ruhestand holt.

Auf zum letzten Familientreffen

Vielleicht war das auch die Erkenntnis des Studios. Mit dem mittlerweile über 90-jährigen Picard (in der Storytimeline, Darsteller Patrick Stewart ist aber auch schon 82) liess sich keine langfristige Serie aufbauen. «Star Trek: Picard» kam bei den alten TNG-Fans gut an. Aber gleichzeitig eine neue, jüngere Fangemeinde aufzubauen, funktionierte wohl weniger.

Die alte TNG-Crew ergänzt um drei Neulinge auf der Kommandobrücke eines Raumschiffs.
Die ganze TNG-Crew versammelt sich für die letzte Staffel. Ergänzt um Seven of Nine (Jeri Ryan) und Raffi Musiker (Michelle Hurd), die schon in den ersten beiden Picard-Staffeln zu sehen waren. Neu dabei Jack Crusher (Ed Speelers), der sich als Picards Sohn entpuppt. © Paramount+

Weshalb es Sinn macht, die Serie abzuschliessen mit einem Finale, in dem das gesamte Brückenpersonal der Enterprise D sich zu einem letzten grossen Abenteuer zusammenfindet. Das beschert den TNG-Fans einen emotionalen und befriedigenden Abschied.

Picard und Riker auf Rettungsmission

Es geht dieses Mal um nichts Geringeres, als die gesamte Sternenflotte und die Föderation der Planeten vor dem Untergang zu retten. Jean-Luc Picard erhält einen Notruf von Beverly Crusher (Gates McFadden), der ehemaligen Schiffsärztin der Enterprise.

Eine Frau und ein junger Mann vor einer Türe auf einem Raumschiff.
Beverly Crusher (Gates McFadden) verschwieg Picard jahrzehntelang, dass er einen Sohn hat. © Paramount+

Gemeinsam mit William Riker (Jonathan Frakes, der auch wieder bei ein paar Episoden Regie führte) macht sich Picard auf. Sie retten Crusher und deren Sohn Jack, nachdem sie die USS Titan unter falschem Vorwand zu einer Kursänderung veranlasst haben.

Die Titan wird von einem anderen Schiff angegriffen. Die Shrike unter dem Kommando von Captain Vadic verlangt die Auslieferung von Jack Crusher. Da sich mittlerweile herausgestellt hat, dass Jack Picards Sohn ist, weigert sich der Admiral.

Changelings wollen Rache

Mit Mühe und Not entkommt die Titan. Damit ist das Abenteuer aber noch nicht vorbei. Picard hat entdeckt, dass Changelings die ganze Starfleet unterwandert haben und anlässlich einer grossen Feier, bei der die ganze Flotte zusammentrifft, die Starfleet und damit auch die Föderation zerstören wollen.

Eine Frau in schwarzer Kleidung umgeben von düsteren schwarzen Figuren mit ausserirdischen Gesichtszügen.
Fiese Bösewichtin: Die Changeling Vadic mit ihrer unfreundlichen Besatzung will Jack Crusher entführen. © Paramount+

Um das zu verhindern, braucht Picard die Hilfe seiner ehemaligen TNG-Crew. Neben Riker und Crusher stossen der Klingone Worf (Michael Dorn), Rikers Ehefrau Deanna Troi (Marina Sirtis), Geordi La Forge (LeVar Burton) und Data (Brent Spiner) dazu.

Man kann sich ausmalen, wie das ausgehen wird. Es dürfte aber wenig überraschen, dass das Ende der Starfleet und der Föderation noch nicht gekommen ist. Natürlich sind viele Hindernisse zu überwinden mit der Rettung in letzter Sekunde.

Ein würdiges Ende – und ein Neuanfang?

Aber weil die Staffel auch so was ist wie ein Familientreffen, wird oft und gerne über die Familie sinniert. Über die richtige Familie, die Picard so unerwartet gefunden hat. Und über die Sternenflotte, die immer wieder als Familie angeführt wird. Egal, feiern können am Ende alle.

Eine junge Frau und ein junger Mann vor einer Anzeigetafel. Sie tragen das Abzeichen der Sternenflotte.
Family-Business: An Bord der USS Titan ist nicht nur Picards Sohn Jack, sondern auch die Pilotin Sidney La Forge, Tochter von Gordi La Forge. © Paramount+

Die Geschichte der TNG-Crew findet damit einen gelungenen und würdigen Abschluss. Allerdings lässt eine der allerletzten Szenen eine Hintertür offen für weitere Star Trek Abenteuer mit anderen Hauptfiguren. Ich bin aber skeptisch, ob das angetönte Spin-Off wirklich auf grosses Interesse stossen würde.

Wie viele Sterne gibst du «Star Trek: Picard» (Staffel 3)?
0 Stimmen

Besetzung: Patrick Stewart | Michelle Hurd | Jeri Ryan | Brent Spiner | Jonathan Frakes | Ed Speleers | Gates McFadden | Todd Stashwick | Ashlei Sharpe Chestnut | Joseph Lee | Michael Dorn | Marina Sirtis | Amanda Plummer | LeVar Burton | Orla Brady
Serie entwickelt von: Kirsten Beyer | Michael Chabon | Akiva Goldsman
Genre: Science-Fiction | Abenteuer
USA, 2023

The Mandalorian (Staffel 3) – Der Weg führt zurück auf den Heimatplaneten

Serienposter mit Schriftzug: Der Mandalorian steht in voller Rüstung und gezücktem Schwert auf seinem Raumschiff, in dessen Kuppel sein kleiner Begleiter Grogu zu sehen ist.
4 von 5 Sternen

Läuft bei: Disney+ (3 Staffeln, 24 Episoden à 30-45 Min.)

Der Einstieg in die dritte Staffel kann etwas verwirrend sein, wenn man die Ereignisse im Star Wars-Universum nicht eng verfolgt. Am Ende der zweiten Staffel gingen Din Djarin (Pedro Pascal) aka Mando, the Mandalorian, und sein Schützling Grogu aka Baby Yoda getrennte Wege. Jetzt sind sie wieder gemeinsam unterwegs.

Wie das geschah, erfuhr man in einer anderen Serie: «The Book of Boba Fett». Entscheidendes hat man aber nicht verpasst, wenn man – wie ich – diese Serie geskippt hat.

Ein Mann mit Helm sitzt im Cockpit. Unter einer Kugelkuppe dahinter eine kleine Figur mit langen Ohren.
Grogu hat sich entschieden, zu Din Djarin (Pedro Pascal) zurückzukehren. © Lucasfilm / Disney+
Die Mission des Abtrünnigen

Denn den anderen Erzählstrang, der zu Beginn aufgenommen wird, kennt man aus der zweiten Staffel. Din Djarin hatte seinen Helm abgenommen. Das verbietet der Codex der Mandalorians und schliesst ihn automatisch aus der Gemeinschaft aus.

Um wieder aufgenommen zu werden, muss Djarin auf Mandalore in die «Living Waters» eintauchen. Das scheint unmöglich. Die Atmosphäre auf dem Planeten ist giftig und der Zugang zu den unterirdischen Gewässern versperrt, seit das Imperium die Städte der Mandalorians zerstört hat.

Djarin lässt sich davon nicht abhalten. Tatsächlich ist Mandalore nicht vergiftet und er findet den Zugang zu den Höhlen. Allerdings wird er von einem Cyborg gefangen genommen. Grogu kann aber Hilfe holen bei Bo-Katan Kryze (Katee Sackhoff), der letzten Herrscherin von Mandalore. Sie befreit Djarin und er kann seine Mission abschliessen.

Eine Frau und ein Mann in Rüstung. Sie trägt keinen Helm. In der Mitte eine schwebende Halbkugel, in der eine kleine Kreatur sitzt mit grossen dunklen Augen und langen Ohren.
Bo-Katan Kryze (Katee Sackhoff), Grogu und Din Djarin (Pedro Pascal) sind als Trio unterwegs. © Lucasfilm / Disney+
Das Imperium ist nicht besiegt

Damit sind die Grundlagen gelegt für die Hauptgeschichte der dritten Staffel. Die Mandalorians wollen ihren Heimatplaneten wieder in Besitz nehmen. Dafür müssen sich vorab die verschiedenen Fraktionen zusammenraufen, in die die Gemeinschaft zersplittert wurde.

Und dann taucht da ein besiegt geglaubter Todfeind wieder auf. Moff Gideon (Giancarlo Esposito) konnte offenbar entkommen. Er arbeitet im Geheimen daran, die verstreuten Anhänger des Imperiums zu sammeln und die Macht wiederzuerlangen.

Ein Mann in einer schwarz glänzenden Rüstung.
Der imperiale Bösewicht Moff Gideon (Giancarlo Esposito) schien am Schluss der zweiten Staffel besiegt. Weit gefehlt. © Lucasfilm / Disney+
Als Gäste: Jack Black, Lizzo und Christopher Lloyd

Das alles wird garniert mit unterhaltsamer Action auch in den Nebengeschichten. Djarin muss Nevarro gegen Piraten verteidigen. Gemeinsam mit Bo-Katan jagt er einen Flugraptor. Und auf dem Planeten Plazir-15 gehen die beiden der Fehlprogrammierung von Droiden auf den Grund. Besonders amüsieren in dieser Episode Jack Black, Lizzo und Christopher Lloyd, die in Gastrollen auftreten.

Die dritte Staffel des Mandalorian braucht ein wenig Zeit, bis sie auf Kurs ist. Sobald aber Djarin, Grogu und Bo-Katan, die sich zum Co-Star entwickelt hat, gemeinsam in Aktion treten, wird man gut unterhalten.

Eine Frau mit einer Art Krone im langen schwarzen Haar. Ein bärtiger Mann mit einem Umhang. Die Frau hält Grogu in den Armen.
Weil sie so grosse Fans der Serie sind, bekamen Lizzo und Jack Black Gastauftritte in «The Mandalorian». © Lucasfilm / Disney+
Neben «Andor» die beste Star Wars-Serie

Was aber immer noch offen bleibt, ist die Frage, wohin die Geschichte des Mandalorian und seines Lehrlings führen soll. Zu Beginn hatte man das Gefühl, dass alles auf Grogu hinausläuft, der in die Fussstapfen des grossen Jedi-Meisters Yoda treten werde. Mit der dritten Staffel bekommt die Geschichte der Mandalorians mehr Gewicht.

Eine Gruppe von behelmten Kämpfer:innen. Ein weiss leuchtendes Schwert.
Die Mandalorians geeint und Bo-Katan schwingt wieder ihren Darksaber. © Lucasfilm / Disney+

Neben «Andor», der erfrischend untypischen Star Wars-Serie, die letztes Jahr startete, ist «The Mandalorian» die zweite Serie aus diesem Universum, bei der es sich lohnt, dranzubleiben.

Die vierte Staffel ist zwar noch nicht bestätigt. Aber, so sagt Autor Jon Favreau, die Story habe er schon geschrieben. Die Geschichte wird wohl weitergehen. This is the way.

Wie viele Sterne gibst du «The Mandalorian» (Staffel 3)?
3 Stimmen

Besetzung: Pedro Pascal | Katee Sackhoff | Carl Weathers | Giancarlo Esposito | Emily Swallow | Katy M. O’Brian | Simon Kassianides | Omid Abtahi
Serie entwickelt von: Jon Favreau
Genre: Abenteuer | Science-Fiction | Fantasy
USA, 2023

The Last Kingdom: Seven Kings Must Die – Uhtreds letzte Schlacht

Filmposter mit Schriftzug. Ein Mann mit langen Haaren und einem pelzigen Mann blickt düster in die Kamera.
4 von 5 Sternen

Läuft bei: Netflix (111 Min.)

Diese Besprechung enthält Spoiler

Die Serie «The Last Kingdom» ging letztes Jahr mit der fünften Staffel zu Ende. Aber die Geschichte war noch nicht zu Ende erzählt. Es fehlte der Schluss, die Geburtsstunde des vereinten englischen Königreichs.

Diese Geschichte erzählte die Serie. Wie die angelsächsischen Herrscher von Wessex, dem letzten Königreich, das der Invasion der dänischen Wikinger widerstanden hatte, die Dänen vertrieben und die Königreiche der Insel unter einer Krone vereinten.

So bedeutend wie Hastings – Die Schlacht von Brunanburh

Entscheidend dafür war die Schlacht von Brunanburh, in der 937 König Æthelstan von Wessex ein Bündnis besiegte, das vom Wikingerkönig Olaf Guthfrithsson angeführt wurde. Sie gilt neben der Schlacht von Hastings als bedeutendste Schlacht auf der Insel in der Frühzeit des englischen Königreichs.

Ein Mann mit fellüberzogenem Wams sitzt auf einem Pferd vor Kriegern mit Helmen.
Zum letzten Mal schwingt Uhtred (Alexander Dreymon) sein Schwert in einer Schlacht. © Netflix

Brunanburh bildet das grosse Finale des Films «Seven Kings Must Die», der die Uhtred-Saga jetzt abschliesst. Es ist ein würdiges Ende für den grossen Kämpfer, der über Jahrzehnte für die Herrscher von Wessex sein Schwert schwang. Oft unter Zwang und lange, ohne dass ihm dafür die ihm gebührende Anerkennung zuteilwurde.

Der Verräter an der Seite des Königs

Auch diesmal hört der König zuerst nicht auf seinen loyalen Freund. König Æthelstan (Harry Gilby), der nach dem Tod seines Vaters Edward seinen Bruder tötet und den Thron besteigt, steht unter dem Einfluss seines Beraters und Geliebten Ingilmunder (Laurie Davidson).

Ingilmunder hat aber andere Absichten, als Æthelstan zu unterstützen. Er ist ein Spion im Dienst von Anlaf (Pekka Strang), wie Olaf Guthfrithsson im Film genannt wird.

Ein junger Mann hält sein Schwert an die Kehle eines Mannes, der vor ihm kniet.
König Æthelstan (Harry Gilby) sieht nicht, wer sein Freund ist und wer der Verräter. © Netflix

Uhtred erfährt von Ingilmunders Verrat, aber Æthelstan weigert sich, Uhtred zu glauben. Er wird aber bald mit eindeutigen Beweisen konfrontiert, die keinen Zweifel daran lassen, dass ihn sein Geliebter hintergangen hat.

Uhtreds Tatik führt zum Sieg

Reumütig entschuldigt er sich bei Uhtred. Als Strafe für seinen Unglauben und sein sündiges Leben will Æthelstan allein in die Schlacht gegen Anlaf und seine Verbündeten ziehen. Er schickt Uhtred zurück nach Bebbanburg. Ohne Unterstützung wird aber er verlieren.

Uhtred entschliesst sich, an Æthelstans Seite zu kämpfen. Es ist Uhtreds letzte Schlacht, in der er noch einmal beweist, was für ein grosser Krieger er ist. Nur dank seiner Taktik gelingt es den Angelsachsen, die Angreifer zu besiegen.

Wer ist der siebte König?

Die Söhne von fünf Königen liegen am Schluss tot auf dem Schlachtfeld und werden nie einen Thron besteigen. König Edward kommt als sechster König dazu, der schon vorher gestorben ist. Damit ist die titelgebende Prophezeiung fast erfüllt, die zu Beginn des Films erwähnt wird. Sieben Könige müssen sterben, bevor England unter einem König vereint ist.

Drei Krieger stehen gebeugt hinter Schilden mit Speeren in der Hand.
Die entscheidende Schlacht: Uhtred führt das angelsächsische Heer zum Sieg gegen die Invasoren aus dem Norden. © Netflix

Ist Uhtred der siebte König? Er wird in der Schlacht schwer verwundet. Allerdings erhebt er sich noch einmal von seinem Krankenbett. Als Herrscher von Northumbria schwört er König Æthelstan Treue. Damit sind alle Gebiete Englands unter einem Herrscher vereint, wie es Æthelstans Grossvater Alfred erträumt hat.

Uhtred geht danach zurück in sein Zimmer. Als er die Tür aufmacht, sieht er allerdings den grossen Festsaal von Valhalla, wo all seine Gefährt:innen, die er über die Jahre verloren hat, ausgelassen feiern.

Gerne ein bisschen länger in Erinnerungen geschwelgt

Ob Uhtred sich zu ihnen gesellt? Die «Saxon Chronicles» erwähnten nicht, ob er überlebt habe, erzählt Uhtreds Freund Finan (Mark Rowley) im Abspann. Aber sie preisen Uhtred als grössten Krieger jener Zeit, der ein Königreich erschuf.

Wenn man «Seven Kings Must Die» etwas vorhalten kann, dann ist es die Eile, in der das Schlusskapitel von Uhtreds Geschichte erzählt wird. In der letzten Szene zeigt sich das exemplarisch.

Ein bärtiger Mann auf einem weissen Pferd, der grimmig dreinblickt.
Finan (Mark Rowley) steht bis zum Schluss treu an Uhtreds Seite und erzählt, wie die Geschichte ihn erinnert. © Netflix

Seine Geliebte und spätere Todfeindin Brida, sein Bruder Ragnar und alle anderen, die über die Jahrzehnte Uhtred begleiteten, sind nur für Sekunden zu sehen. Gerne hätte man noch ein paar Minuten mehr in Erinnerungen geschwelgt, welch epische Geschichte uns «The Last Kingdom» über die letzten acht Jahre erzählt hat.

Wie viele Sterne gibst du «The Last Kingdom: Seven Kings Must Die»?
49 Stimmen

Besetzung: Alexander Dreymon | Harry Gilby | Mark Rowley | Arnas Fedaravicius | Cavan Clerkin | Elaine Cassidy | Jacob Dudman | Pekka Strang | Laurie Davidson
Regie: Edward Bazalgette
Drehbuch: Martha Hillier | Bernard Cornwell
Genre: Historie | Abenteuer
GB, 2023

The Last of Us (Staffel 1) – Wenn schon Postapokalypse, dann bitte genau so

Serienposter mit Schriftzug. Ein Mann und eine junge Frau vor der Kulisse einer zerstörten Stadt. Schwarze Wolken am Himmel.
5 von 5 Sternen

Läuft bei: Sky Show (1 Staffel, 9 Episoden à 50 Min.)

Der Hype um die postapokalyptische HBO-Show «The Last of Us» ist riesig. Vor allem, weil die Geschichte eine grosse Fangemeinde hat, die bereits das Videogame gespielt hat.

Das Augenmerk der Kritik liegt deshalb oft darauf, wie gut die Serie das hochgelobte Game auf den TV-Bildschirm bringt. Damit kann ich nicht dienen. Habe das Game nie gespielt, weil es nicht als PC-Game erhältlich ist.

Nichts Neues, aber dafür sehr gut

Eigentlich ist das auch egal. Der Vergleich mit einer Vorlage, ob Game oder Buch, sagt wenig bis nichts darüber aus, wie gut die Serie ist. Das ist aber das einzige, was uns als Zuschauer:innen interessiert. Und da muss man sagen: «The Last of Us» überzeugt durchgehend.

Eine Frau und ein Teenager sitzen am Boden und reden miteinander.
Marlene (Merle Dandridge), die Anführerin der Fireflies, hat Ellies (Bella Ramsey) spezielle Eigenschaft als erste entdeckt. © HBO / Sky

Das überrascht etwas, denn originell ist die Serie sicher nicht. Geschichten von postapokalyptische Welten und Menschen, die darin ihren Weg suchen, haben wir schon viele gesehen. Da braucht es schon etwas mehr, um wirklich zu überzeugen.

Wohltuend wenig Monster

Bei «The Last of Us» ist das in aller Kürze zusammengefasst: Wohltuend wenig Monster. Die Serie setzt nicht auf billigen Horror. Dafür menschelt es sehr. Es werden rührende Geschichten erzählt und spannende Abenteuer inszeniert in einem fantastischen Setdesign. Nicht zuletzt lebt die Serie vom hervorragenden Duo Pedro Pascal und Bella Ramsey.

Sie sind Joel und Ellie und eher unfreiwillig gemeinsam unterwegs durch ein zerstörtes Land. Die Apokalypse hat ein Pilz herbeigeführt, der bislang nur Insekten befiel. Eine mutierte Form griff auf Menschen über und machte aus ihnen willenlose Zombies, die den Pilz weiterverbreiten.

Die Pilz-Pandemie – eine echte Gefahr?
Der «Killer-Pilz» Ophiocordyceps unilateralis (Wikipedia)
So realistisch ist die Serie «The Last of Us» (NZZ)
Den Zombiepilz aus «The Last of Us» gibt es wirklich (20min)

Joel schlägt sich bereits seit 20 Jahren durch in dieser kaputten Welt. Das Militär hat die Macht übernommen hat. Rebellen, die sich «Fireflies» nennen, bekämpfen wiederum diesen totalitären Staat.

Zwei Menschen mit Taschenlampen. An der Wand die Umrisse eine Menschen, der von dem Pilz getötet wurde.
Das letzte Stadium der Pilzinfektion. © HBO / Sky
Ellie ist der Schlüssel für ein Heilmittel

Joel hält sich aus diesen Kämpfen raus, schlägt sich als Schmuggler durch. Er ist desillusioniert, hat eigentlich den Willen zu leben verloren, als gleich zu Beginn der Katastrophe seine Tochter ums Leben kam. Ihm bleibt nur sein Bruder als Familie. Den sucht er jetzt.

Nur deshalb lässt er sich auf einen Deal mit den Fireflies ein. Joel soll eine junge Frau aus Boston rausschmuggeln und zu einem Treffpunkt der Rebellen bringen. Dieser Teenager, Ellie, könnte der Schlüssel dazu sein, ein Heilmittel zu finden. Sie ist immun gegen den Pilz.

Vom Frachtgut zum Lebensinhalt

Auch wenn Joel klar ist, wie bedeutend das sein könnte, geht es ihm vor allem um seinen Lohn für den Job. Eine Batterie für sein Auto, damit er seinen Bruder suchen kann. Ellie, so sagt er ihr, ist für ihn nur Frachtgut.

Klar, dass die Reise der beiden nicht am vereinbarten Treffpunkt endet, sondern erst beginnt. Und ebenso klar, dass Joel und Ellie bald alles füreinander tun, um sich gegenseitig zu beschützen.

Eine junge Frau und ein Mann sehen in der Ferne auf einem Hügel ein abgestürztes Flugzeug.
Ellie hat keine Vorstellung, wie das ist, in einem Flugzeug zu fliegen. © HBO / Sky

Allein dieser Plot macht «The Last of Us» sehenswert. Wie der störrische Teenager und der depressive Mittfünfziger sich gegenseitig einen Lebenssinn geben, ist berührend. Eine der Szenen gegen Schluss, in der die beiden im trostlosen Salt Lake City einer Giraffenherde begegnen, wird man nicht vergessen.

Eine fast surreale Liebesgeschichte

Dazu kommen weitere Geschichten, die der von Joel und Ellie nicht nachstehen. Am meisten sticht die Begegnung eines Preppers mit einem Künstler heraus, der in eine Falle des Preppers fällt.

Daraus entwickelt sich eine schon fast surreale Liebesgeschichte, die man so nicht kommen sieht. «The Last of Us» widmet dem Paar fast eine ganze Episode, die zu den stärksten der Serie gehört.

Ein bärtiger Mann mit einem Gewehr vor einem Maschendrahtzaun.
Bill (Nick Offerman), der Prepper, hat sich abgeschottet von der Welt, bis eines Tages ein Fremder in eine seiner Fallen fällt. © HBO / Sky
Hervorragend in allen Belangen

Auch produktionstechnisch schöpft die Serie aus dem Vollen und scheut keinen Aufwand. Mit grosser Akribie werden die zerfallenen Städte und Gebäude bis ins Detail in Szene gesetzt. Anna Torv, in der Serie Joels Freundin, schildert im «Making of», wie sie durch einen Tunnel lief und am Boden kleine Punkte bemerkte, die als Mäusekacke verstreut worden waren.

Nicht, dass «The Last of Us» das Genre der postapokalyptischen Serien jetzt gerade neu definieren würde. Aber die Show ist in allen Belangen sicher eine der qualitativ besten des Genres, die es in den letzten Jahren zu sehen gab.

Wie viele Sterne gibst du «The Last of Us» (Staffel 1)?
14 Stimmen

Besetzung: Pedro Pascal | Bella Ramsey | Anna Torv | Merle Dandridge | Gabriel Luna | Nick Offerman | Murray Bartlett | Melanie Lynskey | Lamar Johnson
Serie entwickelt von: Neil Druckman | Craig Mazin
Genre: Action | Abenteuer | Drama
USA, 2023

Vikings: Valhalla (Staffel 2) – Viel Blut, viele Tränen und eine Reise nach Valhalla

Serienposter mit Schriftzug. Zwei Männer und eine Frau mit Schwertern und Äxten bewaffnet stehen in einer winterlichen Landschaft.
3 von 5 Sternen

Läuft bei: Netflix (2 Staffeln, 16 Episoden à 45 Min.)

=> «Vikings Valhalla» Staffel 1

Üblicherweise verbinden wir Wikinger mit nördlichen Gefilden, allenfalls mit ihren Reisen nach Westen, wo sie Island besiedelten und Amerika entdeckten. Auf eine andere Route führt uns die zweite Staffel von «Vikings: Valhalla», nach Osten und in den Süden.

Harald will den Thron

Nach der Schlacht um Kattegat haben sich Freydis (Frida Gustavsson) und Harald (Leo Suter) zurückgezogen und leben versteckt im Wald. Harald träumt aber immer noch davon, König von Norwegen zu werden. Deshalb will er zurück nach Kattegat.

Dort ist Haralds Bruder Olaf (Jóhannes Haukur Jóhannesson) als Verlierer der Schlacht eingekerkert. Doch anstatt den Vikinger hinzurichten, macht ihn der siegreiche Forkbeard zur rechten Hand und Beschützer seines Enkels, den er als neuen König von Norwegen proklamiert. Forkbeard nimmt allerdings Olafs Sohn als Geisel, um sicherzustellen, dass Olaf nicht auf dumme Gedanken kommt.

Zwei bärtige Männer und Frau bewaffnet mit Pfeil und Bogen wandern durch eine hügelige Landschaft.
Nur zu Beginn sind Freydis (Frida Gustavsson), Harald (Leo Suter) und Leif (Sam Corlett) gemeinsam unterwegs. Bald trennen sich ihre Wege. © Netflix

Da Harald für den neuen König eine Bedrohung darstellt und Olaf ja sowieso noch eine Rechnung mit ihm offen hat, lässt er nach seinem Bruder suchen. Nur knapp entkommen Harald und Freydis den Häschern von Olaf. Das verdanken sie Leif Erikson (Sam Corlett), der sie noch rechtzeitig warnen kann.

Die Suche nach den alten Göttern und neuen Reichtümern

Die drei fliehen, trennen sich allerdings. Freydis reist nach Jomsborg, wo die Wikinger, die dem alten Glauben treu geblieben sind, Schutz finden vor der Verfolgung durch ihre christianisierten Stammesgenossen. Doch der Herrscher von Jomsborg ist keineswegs nur ein Gutmensch. Er beutet die Schutzsuchenden hemmungslos aus, was Freydis nicht hinnehmen will und selber in Gefahr gerät.

Leif begleitet Harald zuerst nach Novgorod, wo Harald die Unterstützung seines Onkels sucht, um mit einer Armee seinen Anspruch auf den Thron durchzusetzen. Da er ihm nicht helfen kann oder will, reisen Harald und Leif mit einer illustren Schar auf einem Schiff weiter nach Konstantinopel. Eine Reise voller Gefahren und unliebsamer Überraschungen.

Drei junge Frauen blicken wütend auf einen gefesselten Mann. Eine Frau hält ein blutiges Messer in der Hand.
Mit auf dem Schiff nach Konstantinopel: Versklavte Frauen, die sich an ihrem Peiniger rächen werden. © Netflix

Der letzte Schauplatz ist London. Dort wartet Königin Emma (Laura Berlin) auf die Rückkehr ihres Mannes vom Schlachtfeld. Ihre Situation ist in Abwesenheit des Königs nicht ungefährlich, man trachtet ihr nach dem Leben. Earl Godwin (David Oakes) verhindert einen Giftanschlag auf die Königin. Doch sie hegt Zweifel an Godwins Loyalität, nicht ganz unberechtigt, wie sich zeigen wird.

Die Fehden werden persönlicher

Mit Freydis und ihrer Reise nach Jomsborg wird immer noch das Thema der Spaltung der Wikinger in Christi:nnen und Anhänger:innen des alten Glaubens weiterverfolgt. Allerdings sind die Fehden und Kämpfe auf einer viel persönlicheren Ebene angelangt.

Mehrere Frauen auf einem Platz. Eine schwangere Frau hält ihre Hände unter dem gewölbten Bauch.
Freydis verschweigt Harald, dass sie ein Kind bekommt von ihm. Der Sohn wird in Jomsburg geboren und ihr weggenommen. © Netflix

Freydis kämpft nicht nur gegen die Unterjochung der Flüchtlinge in Jomsburg. Sie kämpft vor allem für ihren neugeborenen Sohn, wenn sie gegen den brutalen Herrscher von Jomsburg antritt. Leif wird verfolgt vom Geist seiner verlorenen Liebe und findet eine neue. Und nicht zuletzt schmiedet Godwin seine hinterhältigen Pläne, um das Unrecht, das seiner Familie angetan wurde, zu tilgen.

Da ist also alles drin: Liebe, Kampf und Intrige. Es fliesst viel Blut und viele Tränen. Am Ende wird eine der bisherigen Hauptfiguren seitlich mit einem Speer aufgespiesst und nach Valhalla geschickt. Spannung genug also, um die Reise der Wikinger interessiert weiter zu verfolgen.

Die Umfrage ist beendet

Wie viele Sterne gibst du «Vikings: Valhalla» (Staffel 2)?
62 Stimmen

Besetzung: Sam Corlett | Leo Suter | Frida Gustavsson | Jóhannes Haukur Jóhannesson | David Oakes | Laura Berlin | Bradley Freegard
Serie entwickelt von: Jeb Stuart
Genre: Historie | Abenteuer
USA, 2023

Shantaram (Staffel 1) – Ein Aussie sucht im Slum sein Glück

Serienposter mit Schriftzug.
3 von 5 Sternen

Läuft bei: Apple TV+(1 Staffel, 12 Episoden à 50 Min.)

Muss man mit «Shantaram» hart ins Gericht gehen? Eine Geschichte zu erzählen, die in Bombay spielt, aber fast ausschliesslich mit Weissen besetzt ist, riecht schon massiv nach kolonialistischer Sichtweise. Dass die meisten Einheimischen zudem durchgehend korrupt sind, machts auch nicht besser.

Jetzt kann man der Serie zugutehalten, dass sie auf einem Buch basiert, das auf tatsächlichen Ereignissen beruht und nicht heute, sondern in den 1980er-Jahren spielt. 2003 veröffentlichte der australische Autor Gregory David Roberts seinen Roman «Shantaram», der auf grosse Resonanz stiess.

Auf der Suche nach dem Neuanfang

Roberts schildert darin, wie er 1980 aus einem australischen Gefängnis ausbrach, wo er wegen mehrerer Überfälle sass, und nach Bombay floh. Was er dort erlebte, erzählt er in seinem Buch. Allerdings sagt er selber, vieles sei erfunden, vor allem die Figuren.

Ein Mann mit zerschlagenem Gesicht in einem Gefängnis.
Dale (Charlie Hunnam) wird von der Polizei im Gefängnis gefoltert. © Apple TV

Letztlich bleibt es zwar die Sicht eines Weissen Mannes auf das Leben in einer Stadt, wo er mehr unter Expats verkehrt als unter Einheimischen. Aber Roberts geht es weniger um die fremde Kultur. Dass er in Bombay landet, ist auch ein wenig Zufall. Er suchte auch nicht wie die Beatles bei ihrem Yogi eine Heilslehre (obwohl er etwas Ähnliches fand), sondern schlicht einen Neuanfang für sein verkorkstes Leben.

Seine Geschichte ist ein Ego-Trip, und zwar ein sehr ungewöhnlicher. Das zeigt sich schon, als Dale Conti (Charlie Hunnam), wie die Hauptfigur in der Serie heisst, noch in Melbourne im Knast sitzt.

In Australien gefoltert

Ein sadistischer Polizist foltert Dale, um den Namen eines Mittäters aus ihm rauszupressen. Als das nichts fruchtet, tut der Polizist so, als habe Dale kooperiert. Das bringt ihn in Lebensgefahr. Dale muss ausbrechen, bevor ihn die Mitinsassen abmurksen.

Mit einem falschen Pass reist Dale als Lin Ford nach Bombay, wo er die Bekanntschaft einer Reihe illustrer Figuren macht. Allen voran Karla (Antonia Desplat), eine mysteriöse Frau, die mit dem afghanischen Gangsterboss Khader Khan (Alexander Siddig) zusammenarbeitet.

Eine Frau mit weissem Kopftuch lehnt sich an eine Wand an.
Die Wege von Lin und Karla (Antonia Desplat) kreuzen sich immer wieder in Bombay. © Apple TV

Karlas Freundin Lisa ist eine heroinsüchtige Prostituierte, die von der Bordellbesitzerin Madame Zhou (Gabrielle Scharnitzky) festgehalten wird. Lin hilft Karla, Lisa freizubekommen, was für ihn allerdings fatale Konsequenzen hat. Zhous Schlägertrupp verprügelt ihn und raubt ihm sein Geld und den Pass.

Glücklich im Slum

Ohne Pass und Geld muss Lin untertauchen. Da hilft ihm sein indischer Fremdenführer Prabhu (Shubham Saraf), der immer mehr zum Freund wurde. Er bringt ihn zu sich nachhause ins Slum von Sagar Wada. Hier macht sich Lin nützlich mit seinen Kenntnissen als Sanitäter und wird zum Slum-Doktor.

Zwei Männer stehen vor Wellblechhütten.
In Sagar Wada findet Lin nicht nur Freunde, sondern auch einen Sinn. © Apple TV

Das wäre ja eigentlich sein Ziel: mit guten Taten die Schuld aus seiner Vergangenheit zu tilgen. In Sagar Wada könnte Linbaba, wie man ihn dort nennt, vielleicht sogar glücklich werden. Doch äussere Umstände verhindern das.

Lin gerät zwischen die Fronten eines Bandeskriegs und ins Visier der Polizei, da sein australischer Peiniger inzwischen herausgefunden hat, wohin er geflüchtet ist.

Eine etwas ausufernde Geschichte

Es gibt noch einige Nebengeschichten, die «Shantaram» in den knapp zwölf Stunden der ersten Staffel erzählt. Am bezauberndsten ist wohl, wie Prabhu um Parvati wirbt. Es ist die interessantere Liebesgeschichte als die ziemlich absehbare zwischen Lin und Karla.

Ein Mann lehnt sich aus dem Fenster eines Autos.
In Prabhu (Shubham Saraf) findet Lin einen Freund, dem er immer vertrauen kann. © Apple TV

Dennoch verliert sich die Serie zwischendurch im Figurengestrüpp und es ist nicht mehr so ganz nachvollziehbar, wer jetzt im Mittelpunkt der Geschichte steht. Ein bisschen Straffung hätte «Shantaram» sicher gutgetan.

Vor allem auch angesichts der Tatsache, dass mit der ersten Staffel erst rund ein Viertel des Romans erzählt ist. So erfährt man bis zum Schluss nicht, woher der titelgebende Name stammt. Die Bezeichnung als «Mann des Friedens» erhält Lin wohl frühestens in der zweiten Staffel.

Die Umfrage ist beendet

Wie viele Sterne gibst du «Shantaram» Staffel 1?
5 Stimmen

Besetzung: Charlie Hunnam | Fayssal Bazzi | Antonia Desplat | Elektra Kilbey | Shubham Saraf | Rachel Kamath | Alexander Siddig | Elham Ehsas
Serie entwickelt von: Eric Warren Singer | Steve Lightfoot
Genre: Drama | Abenteuer
USA, 2022

The Witcher: Blood Origin (Mini-Serie) – Für Hardcore-Fans und Fantasy-Buffs

Serienposter mit Schriftzug. Drei Personen. Sie tragen lange Kleider und Waffen.
3 von 5 Sternen

Läuft bei: Netflix (Mini-Serie, 4 Episoden à 45 Min.)

Das Prequel zur erfolgreichen «Witcher»-Reihe von Netflix bezieht ziemlich Haue von den Kritiker:innen. Das ist nicht ganz unverdient. Aber beginnen wir doch mit dem Positiven.

Klassische Fantasy-Quest

Die vierteilige Mini-Serie ist mit drei Stunden Laufzeit nur wenig länger als der durchschnittliche Kinofilm heutzutage. Diese Länge ist angemessen für die Geschichte, die geradlinig und ohne Schnickschnack erzählt wird. Was man nicht von jedem Film mit ähnlicher Länge behaupten kann 😜.

«The Witcher: Blood Origin» erzählt von sieben Figuren, die zusammenfinden, um gemeinsam ein Ziel zu erreichen. Eine klassische Fantasy-Quest, aufbereitet wie aus dem Lehrbuch, ohne besondere Schwächen oder Stärken. Die Qualität der Produktion ist sehr ansehnlich, mit schönen Landschaften und ansprechenden Computergrafiken – für dieses Genre durchaus wichtig.

Sieben Figuren in einer Landschaft. Eine davon reitet auf einem Pferd. Felsen im Hintergrund. Hohes Gras neben dem Weg.
Vier Elfen-Krieger:innen, zwei Magier:innen und eine Zwergenkriegerin finden zusammen, um eine Aufgabe zu bewältigen. © Netflix
1200 Jahre vor Geralt von Riva

Das kann man sich zu Gemüte führen, wenn man Elfen, Magier und Zwerge mag, die eine böse Königin und ihren grössenwahnsinnigen Hofzauberer ausradieren wollen. Die sieben Kämpfer:innen (u.a. Michelle Yeoh) sind dabei die interessanteren Figuren als die Bösewicht:in. Die bleiben leider etwas allzu blass.

Fans der «Witcher»-Reihe sollten die Mini-Serie etwas höher priorisieren. Das Prequel spielt 1200 Jahre vor der Zeit, in der Geralt von Riva seine Abenteuer bestreitet.

Kein Türöffner für ein grosses Witcher-Universum

«The Witcher: Blood Origin» erklärt die Entstehung von zwei bedeutenden Ereignissen. Einerseits was die Sphärenkonjunktion verursachte, die verschiedene Universen zusammenführte und Monster und die Menschen in die Welt der Elfen und Zwerge brachte. Andererseits wird erzählt, wie die beiden Magier Syndril (Zach Wyatt) und Zacaré (Lizzie Annis) mit ihren Tränken den ersten Witcher erschufen.

Drei Elfen haben sich hinter einem Holztisch verschanzt und halten ihre Waffen bereit.
Fjall (Laurence O’Fuarain), Éile (Sophia Brown) und Scían (Michelle Yeoh) sind der harte Kern der Sieben. © Netflix

Ob das allerdings reicht, um die Fans zu begeistern? Es scheint eher nicht. Auch hier sind die Reaktionen mässig bis enttäuscht. «The Witcher: Blood Origin» sollte wohl so eine Art Türöffner werden, um aus der Welt des Witchers ein ähnlich grosses Fantasy-Universum zu schaffen, wie wir das von «Lord of the Rings» oder «Game of Thrones» kennen. Beide starteten letztes Jahr erfolgreich eine Prequel-Serie: «The Rings of Power» und «House of the Dragon».

Immerhin: Die Serie verkürzt das Warten auf Witcher 3

«The Witcher: Blood Origin» ist das nicht gelungen. Keiner der Charaktere zeigt das notwendige Potenzial, um an die Figur von Geralt von Riva heranzukommen. Deshalb bleibt «The Witcher: Blood Origin» lediglich ein Intermezzo, das die Wartezeit auf die dritte Staffel von «The Witcher» verkürzt. Diesen Anspruch erfüllt die Serie leidlich.

Eine Frau, die weiss geschminkt ist im Gesicht.
Nicht nur im Gesicht etwas blass, auch als böse Herrscherin von Xintrea überzeugt Merwyn (Mirren Mack) nicht so ganz. © Netflix

«The Witcher» Staffel 3 ist übrigens für diesen Sommer angekündigt. Es wird der Abschied sein von Henry Cavill als Geralt 😭. Er wird für die bereits angekündigte vierte Staffel abgelöst von Liam Hemsworth.

Und wem diese Wartezeit immer noch zu lang ist, kann es so machen wie ich. Ich wende mich dem PC-Game zu. «The Witcher: Wild Hunt» stand schon lange auf meiner Liste.

Die Umfrage ist beendet

Wie viele Sterne gibst du «The Witcher: Blood Origin»?
12 Stimmen

Besetzung: Sophia Brown | Laurence O’Fuarain | Mirren Mack | Lenny Henry | Jacob Collins-Levy | Zach Wyatt | Michelle Yeoh | Minnie Driver | Lizzie Annis | Huw Novelli | Francesca Mills
Serie entwickelt von: Declan De Barra
Genre: Fantasy | Abenteuer | Action
USA / POL, 2022

Andor (Staffel 1) – Wacht auf, Verdammte des Imperiums

Serienposter mit Schriftzug. Mehrere Menschen in Halbkörperporträts.

Läuft bei: Disney+ (1 Staffel, 12 Episoden à 45 Min.)

«Star Wars»-Fans können sich ja nicht beklagen, dass sie zu wenig Stoff bekommen. Vier neue Serien gab es auf Disney+ dieses Jahr zu sehen. «The Book of Boba Fett» und «Tales of the Jedi» (eine Animation, die lasse ich grundsätzlich aus) habe ich nicht gesehen. «Obi-Wan Kenobi» war enttäuschend.

Dreckig, grau und ohne Laserschwerter

Deshalb hatte ich keine besonders hohen Erwartungen an «Andor» – und wurde freudig überrascht. «Andor» ist untypisch für «Star Wars». Die Serie zeigt den Sternenkrieg zur Abwechslung ganz anders: dreckig, grau und fast ohne Glamour.

Keine Laserschwerter, keine Jedis, keine Weltraumschlachten. Dafür erleben wir den brutalen Apparat des Imperiums, der den kleinsten aufmüpfigen Mucks gnadenlos abstraft. Dazu die ersten, noch etwas zaghaften Versuche, den Schergen des Bösen Widerstand zu leisten.

Ein Mann läuft über einen Schrottplatz. Im Hintergrund ist ein Schweisser am Arbeiten.
In der Welt von Cassian Andor (Diego Luna) bekommt man Schwielen an den Händen von der harten Arbeit. © Lucasfilm / Disney+
Cassian Andors Weg zum Widerstand

Mitten drin ist Cassian Andor (Diego Luna). Ihn kennen wir bereits. Er wird fünf Jahre später die Pläne für den «Death Star» stehlen (in «Rogue One», 2016) und damit die Voraussetzungen schaffen für die Zerstörung des Todessterns durch Luke Skywalker (in «Star Wars – A New Hope», 1977).

Noch ist Cassian kein Rebell. «Andor» ist die Geschichte, wie er ein führendes Mitglied des Widerstands wird. Dazu gehört, wie er als Junge von seiner Schwester getrennt wurde und sein Heimatplanet Kenari durch das Imperium zerstört wurde. Es gab keine Überlebenden. Ein Ereignis, das seine Haltung zum System prägte.

Cassian hat die Hoffnung aber nicht aufgegeben, dass seine Schwester lebt. Die Suche nach ihr ist seine Mission zu Beginn von «Andor». Bei seinen Nachforschungen auf dem Industrieplaneten Morlana One gerät er an zwei Sicherheitsbeamte, die ihn ausnehmen wollen. Im Streit tötet er die beiden.

Ein Mann beugt sich herunter zu einem verbeulten, roten Droiden.
Verbeult und verlottert. Selbst die Droiden sind nicht so hochglanzpoliert wie sonst im «Star Wars»-Universum. © Lucasfilm / Disney+
Im Visier des imperialen Sicherheitsapparats

Cassian muss untertauchen. Dafür braucht er Geld, das er sich durch einen Schwarzmarkt-Deal beschaffen will. Seine Ex-Freundin Bix (Adria Arjona) vermittelt ihm einen Käufer.

Doch der Käufer, Luthen Real (Stellan Skarsgård), hat weniger Interesse am Geschäft als an Andor selber. Er will ihn anheuern für eine Mission. Andor soll mit einer Truppe von Luthens Leuten eine imperiale Basis überfallen. Denn Luthen braucht Geld für seine Pläne. Er will eine Widerstandsbewegung aufbauen.

Dieser erfolgreiche Überfall setzt den Sicherheitsapparat des Imperiums in Gang. Cassian und Luthen geraten ins Visier der knallharten Offizierin Dedra Meero (Denise Gough). Obwohl die beiden einen gemeinsamen Feind haben, sind sie deshalb noch lange nicht beste Freunde. Im Gegenteil.

Eine Frau in Uniform, weisser Mantel und schwarze Stiefel. Hinter ihr zwei Stormtrooper in schwarz.
ISB-Offizierin Dedra Meero (Denise Gough) lässt Cassians Freund:innen foltern, um zu erfahren, wo er ist. © Lucasfilm / Disney+
Keine «Macht» für die Bevölkerung

Das alles spielt sich in einer Welt ab, die wir selten zu sehen bekamen in «Star Wars». In einer grauen Industriestadt auf Ferrix, in der Cassian jetzt lebt, im Schrottlager, in dem Bix arbeitet, in einer riesigen Gefängnisanlage, in der die Inhaftierten Waffenteile produzieren (wofür, sieht man in einer Postcredit-Szene in der letzten Episode 😜). Es ist der Blick von unten, der «Andor» prägt, und das Imperium als brutal unterjochende Kolonialmacht zeigt.

Der Kampf ist völlig ungleich. Keine «Macht» hilft hier gegen die Blaster der Stormtrooper. Das zeigt sich in der ziemlich genialen Schlussepisode. Aus einer Beerdigungszeremonie wird eine Strassenschlacht der Bevölkerung gegen die imperialen Besetzer auf Ferrix. Es wird ein Gemetzel.

Eine Frau auf einem Empfang in einem Kleid mit einer goldenen Brosche.
Ein bisschen Glamour gibt es schon in «Andor». Im mondänen Coruscant versucht die Senatorin Mon Mothma (Genevieve O’Reilly) den Widerstand gegen Palpatine zu organisieren. © Lucasfilm / Disney+
Die Welt der Ausgebeuteten

«Andor»-Showrunner Tony Gilroy, der schon für «Rogue One» das Drehbuch schrieb, blickt anders auf das «Star Wars»-Universum. Er stellt nicht die Geschichte der Mächtigen und Auserkorenen in den Vordergrund, sondern die Welt der Unterdrückten und Ausgebeuteten.

Auch die Brutalität des Imperiums beschränkt sich nicht wie üblich auf einen ausgewählten Bösewicht. «Andor» beschreibt das als ein ausgeklügeltes System, in dem viele willig und mit Enthusiasmus daran arbeiten, ganze Planeten zu unterjochen. Die Parallele zum Faschismus, die offensichtlich ist nicht nur in den Uniformen, mag etwas stereotyp sein, aber sie passt.

Gilroys Ansatz gefällt mir deutlich mehr und funktioniert besser als die aufgewärmte Geschichte mit den üblichen Ingredienzen, wie sie Obi-Wan Kenobi zeigte. «Andor» bekommt noch eine zweite und letzte Staffel, die Cassians Weg bis zu den Ereignissen von «Rogue One» fertig erzählen wird. Darauf kann man sich freuen.

Die Umfrage ist beendet

Wie viele Sterne gibst du «Andor» Staffel 1?
37 Stimmen

Besetzung: Diego Luna | Kyle Soller | Stellan Skarsgård | Genevieve O’Reilly | Denise Gough | Adria Arjona | Varada Sethu | Faye Marsay | Fiona Shaw | Ebon Moss-Bachrach | Alex Ferns
Serie entwickelt von: Tony Gilroy
Genre: Abenteuer | Action | Science-Fiction
USA, 2022

The Rings of Power (Staffel 1) – Bombastisch inszenierte Fantasiewelt

Serienposter mit Schriftzug. Mehrere Personen kreisförmig dargestellt. Im Hintergrund Landschaft mit Türmen.

Läuft bei: Amazon (1 Staffel, 8 Episoden à 60 Min.)

Elfen, Zwerge, Hobbits– das hat für mich immer etwas Weihnachtliches. Zwischen Heiligabend und Neujahr ist die beste Zeit, um sich so endlose Epen wie Peter Jacksons «Lord of the Rings»- und «The Hobbit»-Mehrteiler am Stück reinzuziehen.

Trügerischer Friede in Mittelerde

Dieses Jahr kam Weihnachten etwas früher. Dank Amazon und Jeff Bezos, bekennender Fan von Tolkiens Fantasiewelt. Vor fünf Jahren hatte der Konzern für 250 Mio. Dollar die Rechte am Tolkien-Material über das so genannte «Zweite Zeitalter» erworben. «The Rings of Power» ist die erste Staffel aus diesem Stoff, mindestens vier weitere sollen noch folgen.

Erzählt wird die Geschichte, die sich Tausende Jahre vor den Ereignissen in «Lord of the Rings» abspielt. Es herrscht Frieden in Mittelerde, nachdem der dunkle Lord Morgoth besiegt worden ist. Die Elfenkriegerin Galadriel (Morfydd Clark) traut der Ruhe aber nicht.

Eine blonde Frau in einer Rüstung. Im Hintergrund unscharf ein Haus und Dorfbewohner.
Die Elfenkriegerin Galadriel (Morfydd Clark). Eine der wenigen Figuren, die wir aus «Lord of the Rings» kennen. Da wurde sie von Cate Blanchett gespielt. © Amazon Studios

Sie will Sauron finden, der Morgoth diente, und ihn töten, um das Böse endgültig zu vernichten. Ihre jahrelange Suche bleibt ergebnislos. Die Ruhe ist aber tatsächlich trügerisch. Orks tauchen wieder auf. Und bei den Harfoots, den Vorläufern der Hobbits, fällt ein geheimnisvoller Fremder vom Himmel.

Epische Geschichte mit Dutzenden Figuren

Natürlich ist alles noch komplizierter. Das Königreich Númenor spielt eine Rolle, die Suche nach Mithril in den Minen der Zwerge und ein Schiffbrüchiger, der Galadriel aus dem Meer fischt. Alles gipfelt in dieser ersten Staffel darin, dass der Elfenmeister Celebrimbor die drei Ringe der Macht schmiedet und sich Sauron zu erkennen gibt.

Das war jetzt kein Spoiler, sondern schlicht der Anfang der Geschichte. Denn das «Zweite Zeitalter» ist geprägt von den titelgebenden Ringen der Macht und wie Sauron versucht, diese Macht an sich zu reissen. Und das alles eben episch erzählt mit Dutzenden von Hauptfiguren.

Zwei Manner in Gewändern stehen um einen runden, metallischen Arbeitstisch.
Celebrimbor (Charles Edwards, links) wird die drei Ringe der Macht schmieden. © Amazon Studios
Fantasiewelt als Augenweide

Überwältigend ist sowieso weniger die Geschichte. Die nimmt fast ruhig ihren Lauf, auch wenn zwischendurch heftig gekämpft wird. Bombastisch ist vor allem die Inszenierung mit viel Computergrafik und Liebe zu Details.

Man sieht, wohin die knapp 500 Millionen Dollar geflossen sind, die diese erste Staffel gekostet hat. Das ist eine Augenweide und macht fast vergessen, dass es nur eine Fantasiewelt ist.

Drei Schiffe mit einer Art Kreissegeln auf einem Fluss vor einer Brücke umgeben von einer Stadt.
Die Insel Númenor ist einer der aufwendig generierten Orte der Serie. © Amazon Studios
Heldengeschichten statt Intrigen

Wirklich gepackt hat mich «The Rings of Power» aber nicht. Dafür ist diese Tolkien-Welt zu einfach gestrickt. Es gibt das Gute und es gibt das Böse. Zwischentöne finden sich nicht.

Darin unterscheidet sich «The Rings of Power» wohl auch am meisten von «House of the Dragon», dem anderen grossen Prequel dieser Saison. Machiavellismus ist in King’s Landing an der Tagesordnung, in Mittelerde aber ein unbekanntes Konzept.

Ein Ork mit offenem Mund und einem Helm.
Der Inbegriff des Bösen, die hässlichen Orks. © Amazon Studios

Das macht «The Rings of Power» nicht wirklich schlechter. Es ist einfach ein ganz anderes Seherlebnis. Mehr Heldengeschichten als nervenaufreibende Intrigen. Mehr Freundschaft und Zusammenhalt statt Meuchelmorde. Deshalb eben gut geeignet fürs Binge-Watching in der besinnlichen Weihnachtszeit.

Die Umfrage ist beendet

Wie viele Sterne gibst du «The Rings of Power» Staffel 1?
183 Stimmen

Besetzung: Morfydd Clark | Ismael Cruz Cordova | Charlie Vickers | Markella Kavenagh | Robert Aramayo | Nazanin Boniadi | Owain Arthur | Lloyd Owen | Cynthia Addai-Robinson | Maxim Baldry | Joseph Mawle | Lenny Henry
Serie entwickelt von: Patrick McKay | John D. Payne
Genre: Fantasy | Abenteuer | Action
USA / NZL, 2022

House of the Dragon (Staffel 1) – Noch tanzen die Drachen nicht so richtig

Serienposter mit Schriftzug. Eine Frau in langem roten Gewand. Dahinter ein Drachenkopf.

Läuft bei: Sky Show und bei Play RTS (Engl./franz. UT) (1 Staffel, 10 Episoden à 50 Min.)

Jetzt sind sie also zurück. Die Targaryens. Mit mehr und grösseren Drachen. Andere vertraute Namen aus «Game of Thrones» erklingen ebenfalls: Lannister, Stark oder Baratheon. Aber sie spielen nur Nebenrollen.

Intrigen um die Thronfolge

172 Jahre vor der Geburt von Daenerys Targaryen tauchen wir wieder ein in George R.R. Martins Fantasiewelt der sieben Königreiche. In King’s Landing sitzt Viserys I (Paddy Considine) auf dem Iron Throne, der Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Grossvater von Daenerys.

Obwohl Viserys fast die ganze erste Staffel von «House of the Dragon» herrscht, geht es weniger um ihn. Die grosse Frage lautet, wer nach ihm den Iron Throne besteigen wird. Wie nicht anders zu erwarten, wird dieser Machtkampf ausgefochten durch Intrigen, Verrat und Mord.

Ein Mann mit langen weissen Haaren sitzt an einem Tisch.
Viserys der Friedvolle (Paddy Considine) hat eine relativ ruhige Regentschaft. Seine grösste Herausforderung ist es, die Frage der Thronfolge zu regeln. © HBO / Sky
Königstochter gegen Königssohn

Zwei Anwärter:innen stehen bereit, die Krone zu tragen. Rhaenyra Targaryen (Milly Alcock, Emma D’Arcy), die Tochter des Königs. Nach dem Tod seiner ersten Frau hat Viserys sie offiziell zu seiner Nachfolgerin ausgerufen. Er bricht damit mit der Tradition, dass nur männliche Nachkommen als Thronfolger in Frage kommen.

Viserys hält an seinem Entschluss fest, selbst nachdem er mit seiner zweiten Frau Alicent Hightower (Emily Carey, Olivia Cooke), die beste Freundin von Rhaenyra, zwei Söhne zeugt. Doch es gibt Kräfte am Hof, die sich für den erstgeborenen Sohn Aegon (Tom Glynn-Carney) als Thronfolger starkmachen.

Der Machtkampf beginnt – ein bisschen

Allen voran die rechte Hand des Königs. Otto Hightower (Rhys Ifans) ist zugleich Alicents Vater. Er wittert die Chance, die Macht seines Hauses mit einem Sprössling auf dem Thron zu verankern.

Zwei junge Männer mit weissen Haaren. Einer trägt eine schwarze Augenklappe.
So grimmig und finster wie sie dreinschauen, sind sie auch. Die Söhne Aegon (Tom Glynn-Carney) und Aemond (Ewan Mitchell) von König Viserys und Alicent Hightower. © HBO / Sky

Damit sind die Pflöcke eingeschlagen, wer sich im Kampf um den Iron Throne gegenüber steht. Der Machtkampf kann beginnen. Tut er auch ein wenig. Aber erst gegen Ende der Staffel zeichnet sich ab, dass nicht nur böse Blicke ausgetauscht werden, sondern auch Blut fliessen wird.

Von der Freundin zur Feindin

Wer George R.R. Martins Bücher kennt, weiss, dass am Horizont der «Dance of the Dragons» dräut. Den Bürgerkrieg im Reich der Targaryans werden wir aber erst in der zweiten Staffel erleben. Von daher ist diese erste Staffel so etwas wie ein langes Vorspiel, dem die Dramatik aber durchaus nicht abgeht.

Da ist die Freundschaft der jungen Rhaenyra mit Alicent, die sich über die Jahre wandelt. Beiden wird bewusst, dass ihnen und ihren Kindern die Auslöschung droht, sollte der andere Zweig den Thron besteigen. Die Freundinnen werden etwas widerwillig zu Feindinnen.

Zwei junge Frauen in langen, wallenden Gewändern. Eine Frau hält ein grosses Buch in der Hand.
Ein Bild aus unbeschwerten Tagen, als Alicent (Emily Carey) und Rhaenyra (Milly Alcock) noch beste Freundinnen waren. © HBO / Sky

Verantwortlich für die Eskalation sind vor allem die Männer im Hintergrund. Alicents Vater und auf der Seite von Rhaenyra ihr Onkel Daemon (Matt Smith) schüren den Kampf um die Macht.

Das bekannte Rezept von «Game of Thrones»

«House of the Dragon» muss sich logischerweise dem Vergleich mit «Game of Thrones» (GoT) stellen. Dem hält die Serie locker stand, wenn man sich an die letzten zwei Staffeln erinnert, die ziemlich schlampig und gehetzt das grosse Epos beendeten.

Aber auch in der Gesamtschau fällt das Prequel zu GoT keineswegs ab. Die bekannten Zutaten von Machtgelüsten, hinterhältigen Plänen und skrupellosen Morden funktionieren auch hier bestens. Die Figuren sind gewohnt ambivalent, nur gute Seelen gibt es keine.

Ein Zyniker wird vermisst

Manche Charaktere wie Daemon Targaryan widern einen zuerst an, dann versöhnt man sich ein wenig. Am Schluss stellt man konsterniert fest, dass wohl doch die hässliche Seite überwiegt. Ein Wechselbad der Gefühle.

Ein Mann mit weissem Haar steht in einem Gebäude mit hohen Säulen. Seine Hände stützt er auf den Schwertknauf.
Eitel und machthungrig zu Beginn, als Daemon Targaryen (Matt Smith) seiner Nichte Rhaenyra noch den Thron streitig machen wollte. © HBO / Sky

Was im Panoptikum aber leider fehlt, ist der zynische Blick eines Tyrion Lannister. Seine spitzen Bemerkungen waren erfrischend und liessen die absurde Seite dieser Welt der Mächtigen aufblitzen.

Lasst die Drachen los

Zu grinsen gibt es deshalb bei «House of the Dragon» nichts. Aber genug Spannung, dass man immer wieder die Fingernägel in die Armlehne krallt. Man lasse also die Drachen gerne richtig tanzen in der zweiten Staffel.

Die Umfrage ist beendet

Wie viele Sterne gibst du «House of the Dragon» Staffel 1?
49 Stimmen

Besetzung: Emma D’Arcy | Milly Alcock | Matt Smith | Paddy Considine | Rhys Ifans | Olivia Cooke | Emily Carey | Eve Best | Sonoya Mizuno | Steve Toussaint | Fabien Frankel | Harry Collett | Tom Glynn-Carney | Graham McTavish
Serie entwickelt von: Ryan J. Condal | George R.R. Martin
Genre: Fantasy | Abenteuer | Drama
USA, 2022

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