Night Sky (Staffel 1) – Liebe, Tod, Trauer und ein fremder Planet

Serienposter mit Schriftzug. Eine Frau und ein Mann (Spacek und Simmons) im Halbkörperprofil. In der Bildmitte: Eine dunkle Landschaft. Aus einer Hütte strahlt Licht. Zwei Menschen gehen darauf zu. Am Sternenhimmel rote Wolken.
3 von 5 Sternen

Läuft bei: Amazon (1 Staffel, 8 Episoden à 50 Min.)

Es gibt zwei gute Gründe, sich «Night Sky» anzuschauen: Sissy Spacek und J.K. Simmons. Beide mit einem Oscar ausgezeichnet und seit Jahrzehnten bekannte Namen im Showbusiness.

Dass man auf diese beiden Namen etwas geben kann, beweisen sie in der Serie. Ihre Präsenz macht die Stärke aus von «Night Sky». Sie spielen ein alterndes Ehepaar, das sich immer mehr damit auseinandersetzen muss, dass ihre Zweisamkeit bald zu Ende geht.

Das Geheimnis unter dem Gartenhaus

Irene ist gebrechlich. Nach einem Sturz muss Franklin sie im Rollstuhl rumfahren. Er ist noch gut zu Fuss, aber ziemlich vergesslich. Sie hatten wohl ein gutes Leben, wenn auch nicht ohne Tragödien. Die schlimmste: Ihr Sohn hat sich in jungen Jahren das Leben genommen.

Ein Mann und eine Frau stehen in der Küche eines Hauses.
Franklin (J.K. Simmons) und Irene (Sissy Spacek) sind sich auch nach Jahrzehnten noch immer tief verbunden. © Amazon Studios

Dann ist da noch etwas ganz anderes. Irene und Franklin hüten ein Geheimnis. Unter ihrem Gartenhaus verbirgt sich ein Portal, das zu einer anderen Welt führt. Sie haben es kurz nach dem Tod ihres Sohnes entdeckt und seither über 800-mal diesen fremden Planeten besucht.

Ein Zimmer mit Blick auf einen fremden Planeten

Viel zu erleben gibt es da allerdings nicht. Sie sitzen in einem Zimmer und blicken aus dem Fenster auf eine felsige Landschaft. Es gäbe zwar eine Tür, die auf die Oberfläche des Planeten führt. Aber sie haben sie nie benutzt, es scheint ihnen zu gefährlich.

Irene liebt diese Ausflüge. Sie ist überzeugt, dass sich ihnen irgendwann offenbart, was es mit diesem Planeten auf sich hat. Franklin dagegen geht nur noch ihretwegen mit. Für ihn hat das Portal jeden Reiz verloren.

Als sich Irenes Krankheit verschlechtert, entschliesst sie sich, ein letztes Mal den Planeten zu besuchen. Sie schreibt Franklin einen Abschiedsbrief und geht alleine zum Portal.

Eine Frau und ein Mann stehen in einem kuppelartigen Raum in dem zwei Sessel stehen. Ein ovales Fenster gibt den Blick frei auf einen fremden Planeten.
Ihr grosses Geheimnis: Ein Zimmer mit Blick auf einen fremden Planeten. © Amazon Studios
Die Serie wird zum Thriller – leider

Es hätte eine Geschichte werden können, wie das Leben dieser beiden liebenswürdigen, etwas kauzigen Alten noch einmal eine ganz andere Wendung nimmt. Stattdessen wird «Night Sky» zum Thriller, in dem es um eine Art Kult geht, der Abtrünnige erbarmungslos jagt.

Jude (Chai Hansen) ist ein Abtrünniger, was wir aber erst viel später erfahren. Irene findet ihn bei ihrem Besuch im Portal blutverschmiert am Boden liegend. Sie bricht ihr ursprüngliches Vorhaben ab, lässt den Abschiedsbrief verschwinden und bringt Jude zurück ins Haus.

Ein junger Mann sitzt auf einem Sofa und hält ein Buch in den Händen.
Aus dem nichts taucht Jude (Chai Hansen) auf. Er ist vor einem Kult geflohen und sucht seinen Vater. © Amazon Studios

Franklin ist über den Gast überhaupt nicht begeistert. Er misstraut dem jungen Mann und befürchtet, dass er Irene nur ausnützt und sie enttäuschen wird.

Die Wächterin des Portals

Jetzt wird eine zweite Handlungsebene eingeführt. Irgendwo in Südamerika leben Stella (Julieta Zylberberg) und ihre Tochter Toni (Rocío Hernández). Stella ist die Wächterin eines anderen Portals, was sie bislang ihrer Tochter verschwiegen hat.

Sie bekommt von einem Mitglied dieses ominösen Kults, das irgendwie mit den Portalen zu tun hat, den Auftrag, einen Abtrünnigen zu finden. Jetzt weiht sie ihre Tochter in das Geheimnis des Portals ein und nimmt sie mit auf die Suche nach dem Abtrünnigen.

Eine junge Frau und ihre Mutter stehen in einer Stahlkonstruktion - ein Portal.
Toni (Rocío Hernández) wird von ihrer Mutter (Julieta Zylberberg) in das Familiengeheimnis eingeweiht. Sie sind Hüterinnen eines Portals. © Amazon Studios
Wo die Serie an Kraft verliert

Erst ganz am Schluss kommen diese Handlungsebenen zusammen. Dass sich die Serie Zeit lässt, ist weniger das Problem. Das gemächliche Erzähltempo nimmt man in Kauf, ja geniesst es sogar, solange Irene und Franklin im Fokus stehen.

Sobald es aber um Jude, seine Geschichte oder diesen ominösen Kult geht, verliert die Serie an Kraft. Das liegt sicher an den Schauspieler:innen. Neben Spacek und Simmons hat so manche:r einen schweren Stand.

Es liegt auch daran, dass das Mysterium dieser Portale vielleicht ein bisschen Neugier weckt. Aber die wirklich emotionale Geschichte, die einen berührt und packt, ist die Gefühlswelt von Irene und Franklin. Fremde Planeten und Portalanbeter:innen braucht es da eigentlich nicht mehr.

Eine junge Frau steht mit verschränkten Armen vor dem Eingang zu einem Haus.
Denise (Kiah McKirnan) ist die Enkelin von Irene und Franklin. Sie ist besorgt und fragt sich, ob ihre Grosseltern noch ohne Hilfe auskommen können. © Amazon Studios
Ein Cliffhanger, der nie aufgelöst wird

Aber leider ist das nicht der Weg, den «Night Sky» einschlägt. Der Cliffhanger am Schluss spielt einerseits ausserhalb des Zimmers auf dem Planeten und führt eine neue Gruppierung ein, die offenbar im Zwist mit dem Kult steht.

Wohin das führt, werden wir allerdings nicht erfahren. Die Serie wurde von Amazon nach der ersten Staffel abgesetzt. Das ist vielleicht gut so, wenn sich die Geschichte immer weiter von Irene und Franklin entfernt hätte. So bleibt einem von «Night Sky» zumindest der starke Auftritt von Sissy Spacek und J.K. Simmons in Erinnerung.

Wie viele Sterne gibst du «Night Sky» (Staffel 1)?
0 Stimmen

Besetzung: Sissy Spacek | J.K. Simmons | Chai Hansen | Kiah McKirnan | Adam Bartley | Julieta Zylberberg | Rocío Hernández | Sonya Walger
Serie entwickelt von: Holden Miller
Genre: Drama | Mystery | Science-Fiction
USA, 2022

The Consultant (Staffel 1) – Der Teufel im Chefsessel

Serienposter mit Schriftzug. Ein Mann im Anzug, die Hälfte des Porträts ist durch Streifen verfremdet. Im Hintergrund Bildschirme und ein Firmenlogo.
3 von 5 Sternen

Läuft bei: Amazon (1 Staffel, 8 Episoden à 30 Min.)

Jetzt also auch Christoph Waltz. Genau genommen ist «The Consultant» zwar schon sein zweiter Auftritt in einer Streamingserie. Aber sein erster dürfte an den meisten vorbeigegangen sein. «Most Dangerous Game» (2020) war nur beim äusserst kurzlebigen Anbieter «Quibi» zu sehen (mittlerweile gibt es eine Filmversion bei Amazon).

Christoph Waltz in seiner Standardrolle

Damals musste er das Scheinwerferlicht noch mit dem jüngsten Hemsworth-Bruder Liam teilen. In «The Consultant» ist Waltz der unbestrittene Star der Serie. Die Hauptfigur Regus Patoff ist ihm auf dem Leib geschrieben.

Aber das ist nicht nur ein Pluspunkt. Waltz als vordergründig sanften, tatsächlich aber äusserst bösartigen Charakter haben wir mittlerweile ein paar Mal gesehen. Seit seinem Auftritt als Standartenführer Hans Landa in Tarantinos «Inglourious Basterds» wird er gerne in solchen Rollen besetzt.

Ein Mann steht hinter einem Bürostuhl, die Hände darauf gefaltet.
Freundlich lächelnd verkündet Regus Patoff (Christoph Waltz) den Angestellten, dass jetzt ein kälterer Wind weht. © Amazon Studios

Waltz spielt den lächelnden Soziopathen perfekt, wie er in «The Consultant» erneut beweist. Nur reicht das allein nicht, wenn das Drumherum nicht stimmt. Und da ist einiges nicht so gelungen in dieser Workplace-Thriller-Komödie.

Der Boss ist eiskalt und ein übergriffiger Schnüffler

Regus Patoff übernimmt das Ruder in einer Firma, die mobile Games entwickelt, nachdem der Gründer von einem Schüler, der mit seiner Klasse die Firma besuchte, erschossen worden ist. Patoff taucht aus dem Nichts auf. Niemand hat je von ihm gehört, keiner weiss, woher er kommt. Aber er hat einen unterschriebenen Beratervertrag, den er den beiden Angestellten Elaine (Brittany O’Grady) und Craig (Nat Wolff) zeigt, als er eines Abends reinspaziert und das Chefbüro bezieht.

Eine Frau und ein Mann sitzen an einem Tisch vor einem Foodtruck und essen.
Elaine (Brittany O’Gray) und Craig (Nat Wolff) möchten ihren neuen Chef loswerden, fallen aber gleichzeitig auf seine manipulativen Manöver herein. © Amazon Studios

Patoff lächelt zwar, wenn er seine Anordnungen verkündet. Aber schnell zeigt sich, dass er ein eiskalter, empathieloser Chef ist. Den Angestellten im Homeoffice gibt er eine Stunde Zeit, um in der Firma zu erscheinen. Der Rollstuhlfahrerin, die ein paar Sekunden zu spät ist, schlägt er die Tür vor der Nase zu.

Patoff ist auch übergriffig. Weil ihn ein Geruch stört, lässt er die Angestellten antanzen und beschnüffelt sie, bis er den Übelriecher identifiziert hat. Er schnüffelt auch sonst gerne im Privatleben seiner Angestellten rum. Was er dabei herausfindet, nutzt er hemmungslos für seine Zwecke.

Auf den Spuren von «Severance»?

Elaine und Craig finden ihren neuen Boss zwar schrecklich. Dennoch lassen sie sich auf seine Machtspielchen ein, in der Hoffnung, ihre Karrieren voranzutreiben.

Man hat es schnell geschnallt, dass Patoff ein toxisches Arbeitsklima schafft, die niedrigsten Instinkte seiner Angestellten befeuert, damit jeder für sich und gegen alle anderen arbeitet, um so Höchstleistungen herauszupressen.

Ein Mann und eine Frau liegen im Bett. Er schläft. Sie hält ein Smartphone in der Hand und schaut auf den Bildschirm.
Übergriffig bis ins Privatleben. Patoff sät Zwietracht zwischen Craig und seiner Verlobten (Aimee Carrero). © Amazon Studios

Man könnte also eine Art Kapitalismuskritik in die Serie reinlesen, die unmenschliche Arbeitsbedingungen anprangern will, wie das die Workplace-Dystopie «Severance» hervorragend geleistet hat.

Im Hintergrund wabert ein grosses Mysterium

Aber «The Consultant» verschenkt sich diesen Ansatz, indem die Serie die Frage ins Zentrum rückt: Wer ist Regus Patoff, dessen Name offensichtlich die Abkürzung ist von «Registered with the United States Patent Office»? Da spielen ein geheimnisvoller Aktenraum im Keller eine Rolle, goldene Knochen, eine Toi-Toi-Toilette und eine junge Frau mit diversen Prothesen.

Ein Mann steht in einer Werkstatt und hält Papiere in der Hand, die er liest.
In der Werkstatt eines Goldschmieds stösst Craig auf verstörende Hinweise, welches Geheimnis Patoff verbirgt. © Amazon Studios

Man kann sich zusammenreimen, wohin das alles führen soll – irgendwas mit einem teuflischen Pakt. Aber diese Spurensuche nach der wahren Identität von Patoff wirkt allzu konstruiert. Man verliert mit der Zeit das Interesse an den vielen kleinen Hinweisen auf das grosse Mysterium, das da mitwabert.

«The Consultant» hätte sich entscheiden sollen, ob es die absurde Arbeitswelt als komisches Drama thematisieren will oder als Mysterythriller die unheimliche Figur eines faustischen Firmenchefs. Der Versuch, beides zusammen aufzutischen, ist nicht zufriedenstellend gelungen.

Wie viele Sterne gibst du «The Consultant» (Staffel 1)?
12 Stimmen

Besetzung: Christoph Waltz | Brittany O’Grady | Nat Wolff | Aimee Carrero
Serie entwickelt von: Tony Basgallop
Genre: Drama | Mystery | Komödie
USA, 2023

The Devil’s Hour (Staffel 1) – Alpträume aus der Zukunft

Serienposter mit Schriftzug. Ein Mann und eine Frau sitzen sich gegenüber an einem Tisch. Er trägt Handfesseln. Ihre Umrisse sind mehrfach im Spiegel im Hintergrund zu sehen.

Läuft bei: Amazon (1 Staffel, 6 Episoden à 60 Min.)

«The Devil’s Hour» macht so ziemlich alles richtig, um Spannung, Verwirrung, Schaudern und Gänsehaut zu erzeugen. Da ist zuerst die Besetzung: Jessica Raine (u.a. «Call the Midwife») und Peter Capaldi (u.a. der zwölfte Dr. Who) sind hervorragend. Sie, die rastlos nach Antworten sucht. Er, der diese Antworten kennt und das finstere Geheimnis, mit dem sie verbunden sind.

Alpträume zur Teufelsstunde

Dann der Aufbau: Mit der ersten Szene werden wir auf das Mysteriöse eingestimmt. Lucy Chambers (Jessica Raine) sitzt einem Mann gegenüber. Sein Gesicht sehen wir nie. Eindringlich redet er auf sie ein. Er scheint das Innerste seines Gegenübers bestens zu kennen. Ihre Sorgen, ihre Fragen, ihre Ängste, vor allem ihre Alpträume.

Jede Nacht um 3.33 Uhr – zur Teufelsstunde – wacht Lucy Chambers auf. Nicht 3.32 Uhr, nicht 3.34 Uhr – exakt um 3.33 Uhr schreckt Lucy aus einem ihrem Schlaf auf. Hat sie auch die Begegnung mit diesem Mann nur geträumt?

Eine Frau liegt wach im Bett. Der Wecker auf dem Nachttisch zeigt 3.33 Uhr an.
Wie jede Nacht: Lucy Chambers (Jessica Raine) schreckt um 3.33 Uhr aus ihren Träumen auf. © Amazon Studios
Der Junge ohne Gefühle

Lucy ist jetzt wach. Sie geht in die Küche. Tee machen oder doch lieber ein Schluck Whisky? Die Frage erübrigt sich. Die Tasse zerschellt am Boden. Ihr Sohn Isaac (Benjamin Chivers) steht plötzlich in der Tür und jagt ihr den nächsten Schrecken ein.

Isaac ist ähnlich unheimlich wie Lucys Alpträume. Der Junge redet kaum ein Wort, zeigt keinerlei Emotionen und redet mit Menschen, die nur er sieht. Natürlich würde Lucy ihren Sohn nie als unheimlich bezeichnen. Aber den Zuschauenden jagt er Schaudern über den Rücken.

Ein Junge starrt ins Leere. Im Hintergrund eine Frau, die ihn anschaut.
Alle Therapien nützen nichts: Isaac (Benjamin Chivers) bleibt verstockt und unheimlich. Er weiss weshalb. © Amazon Studios
Lucy erinnert sich an die Zukunft

Klar, dass der Mann am Anfang, die Alpträume und Isaac irgendwie zusammenhängen. «The Devil’s Hour» ist schliesslich ein Mystery-Krimi. Diese Zusammenhänge enthüllt die Serie geschickt Schritt für Schritt und gibt noch ein paar Mordfälle plus die zwei ermittelnden Polizisten in den Mix.

Schon bald zeigt sich: Ein Teil von Lucys Alpträumen sind Ereignisse aus der Zukunft. Oder um die Sache zu komplizieren: aus einer Zukunft. So kommt sie dem Mörder auf die Spur, hinter dem DI Dhillon (Nikesh Patel) und DS Holness (Alex Ferns) her sind.

Ein Mann sitzt im Büro vor einem Computer. Ein zweiter Mann steht neben ihm und schaut auf den Bildschirm.
DS Holness (Alex Ferns) und DI Dhillon (Nikesh Patel) stossen im Verlauf ihrer Ermittlungen auf den Namen Lucy Chambers. © Amazon Studios
Wer ist Lucy wirklich?

Am Schluss führt das zum Anfang zurück. Die Szene – so stellt sich heraus – im Verhörraum. Ob und wer Morde begangen hat, ist dabei aber fast nur Nebensache. Es geht darum: Wer ist Lucy Chambers? Ist sie wirklich die Sozialarbeiterin mit einem gestörten Sohn?

So eindringlich das Gespräch zwischen Gideon (Peter Capaldi) und Lucy ist, die Erklärung, mit welchem Mysterium sie und er konfrontiert sind, strapaziert die Nachvollziehbarkeit ziemlich. Wie immer, wenn es um Phänomene geht, die grob gesagt etwas mit dem Zeitkontinuum zu tun haben.

Eine Frau sitzt an einem Holztisch. Ihr gegenüber sitzt ein Mann von dem nur die seitlichen Umrisse erkennbar sind. Vor ihm steht ein Glas Wasser.
Erst ganz am Schluss wird Lucy Chambers (Jessica Raine) Gideon (Peter Capaldi) gegenüber sitzen. Aber schon zu Beginn werden wir auf dieses entscheidende Treffen eingestimmt. © Amazon Studios
Fortsetzungen folgen

Dem Gesamteindruck von der Serie schadet das aber wenig. «The Devil’s Hour» ist ein sehr gut gemachter Mystery-Krimi und bereitet den Boden gut vor für weitere Staffeln.

Mindestens zwei werden es sein, denn die hat Amazon schon bestellt. In den letzten Einstellungen der Serie zeichnet sich ab, wie es weitergehen wird. Dieser Auftritt von Lucy Chambers in einer ganz anderen Rolle sieht vielversprechend aus.

Die Umfrage ist beendet

Wie viele Sterne gibst du «The Devil's Hour» Staffel 1?
7 Stimmen

Besetzung: Jessica Raine | Peter Capaldi | Nikesh Patel | Benjamin Chivers | Alex Ferns | Meera Syal | Phil Dunster | Talia Walker Bassols | Rhiannon Harper-Rafferty | Thomas Dominique
Serie entwickelt von: Tom Moran
Genre: Mystery | Krimi
GB, 2022

1899 (Staffel 1) – So mysteriös wie «Dark», aber (noch) nicht so packend

Serienpost mit Schriftzug. In der Mitte eine fallende Frau. Auf den Seiten Meer und zwei Schiffe.

Läuft bei: Netflix (1 Staffel, 8 Episoden à 55 Min.)

«1899» kann einem fast etwas leidtun. Die Serie tritt in so grosse Fussstapfen, diese Erwartungen kann sie fast unmöglich erfüllen. Falls es jemand noch nicht weiss: «1899» ist Nachfolgeprojekt der beiden Macher:innen von «Dark».

Mysterien auf hoher See

Mit «Dark» haben Baran bo Odar und Jantje Friese Massstäbe gesetzt und das nicht nur für den deutschsprachigen Raum. Der deutsche Mystery-Thriller in drei Staffeln war eine der faszinierendsten Streamingserien, die es bis dahin zu sehen gab.

Jetzt also der nächste Streich des Serienproduzent:innen-Paares. «1899» spielt auf hoher See. Der Passagierdampfer «Kerberos» ist unterwegs nach Amerika. An Bord über 1400 Passagier:innen. Eine paar Reisende aus der ersten Klasse lernen wir näher kennen, auch eine Gruppe von Drittklasspassagier:innen, die unter Deck weggesperrt sind.

Ein Mann mit dem Rücken zur Kamera steht vor einer Ansammlung von Menschen.
Bei den Passagier:innen kommt keine Freude auf, dass ihre Reise nach Amerika durch die Suche nach einem verschwundenen Schiff verzögert wird. © Netflix
Das Geisterschiff

Die Reise ändert ihren Verlauf, als die «Kerberos» mysteriöse Signal empfängt. Sie stammen vermutlich vom Schwesterschiff «Prometheus», das vor vier Monaten spurlos verschwunden ist. Kapitän Eyk Larsen (Andreas Pietschmann) befiehlt sehr zum Missfallen der Passagier:innen, Kurs auf die «Prometheus» zu nehmen.

Nur Maura Franklin (Emily Beecham) stört sich nicht an dem Abstecher. Ihr Bruder war auf der «Prometheus». Deshalb erklärt sie sich bereit, mit auf das Schiff zu gehen, als es gesichtet wird.

Der Junge mit der Pyramide

Doch die «Prometheus» ist menschenleer. Keine Spur von den Passagier:innen. Der Kapitän und seine Begleiter:in finden dann aber doch noch jemanden: einen Buben, der in einen Schrank eingesperrt war und kein Wort spricht.

Ein Junge mit schwarzen Haaren. Er hält den Zeigefinger vor den Mund.
Er wüsste wohl, was mit der «Prometheus» passiert ist. Aber er macht den Mund nicht auf. © Netflix

Damit beginnt jetzt also das Rätselraten: Was geschah auf der «Prometheus»? Wer ist der Junge? Was hat es mit der Pyramide auf sich, die er bei sich trägt? Und was will der Mann, der offenbar auch auf der «Prometheus» war und sich an Bord der «Kerberos» schlich?

Alle fliehen vor der Vergangenheit

Es dauert seine Zeit, bis es auf diese Fragen die ersten und wie nicht anders zu erwarten irritierende Lösungshinweise gibt. Vorab erfahren wir noch mehr über die Passagiere. Denen ist eines gemeinsam: Sie flüchten vor ihrer Vergangenheit.

Das alles dauert etwas lange. Die Geschichte verliert sich in den vielen Mysterien, die nach und nach enthüllt werden. Am Ende der ersten Staffel ergibt einiges davon Sinn.

Eine Frau und ein Mann blicken sich an.
Maura Franklin (Emily Beecham) und Kapitän Larsen (Andreas Pietschmann) werden mit Ereignissen aus ihrer Vergangenheit konfrontiert. © Netflix
Ein (zu) langer Weg zum grossen Geheimnis

Aber zu viele Storys, die über die Passagier:innen erzählt werden, sind dann doch nicht so zwingend für das ganz grosse Mysterium, das in den letzten Szenen enthüllt wird. Ohne jetzt «Dark» nochmal geschaut zu haben: Dort habe ich das nicht so in Erinnerung.

Die Rätsel, die «1899» den Zuschauer:innen aufgibt, halten einen aber dennoch bei der Stange. Dass alles sowieso ganz anders kommt, als man es sich im Verlauf der Episoden zusammenreimt, überrascht am Schluss kaum. Sonst wäre es keine bo Odar-Friese-Serie. Das Verwirrspiel von Schein und Sein beherrschen die beiden perfekt.

Die Umfrage ist beendet

Wie viele Sterne gibst du «1899» Staffel 1?
2 Stimmen

Besetzung: Emily Beecham | Andreas Pietschmann | Aneurin Barnard | Miguel Bernardeau | José Pimentão | Yann Gael | Maciej Musial | Lucas Lynggaard Tønnesen
Serie entwickelt von: Baran bo Odar | Jantje Friese
Genre: Mystery | Drama | Historie
D, 2022

The Resort (Staffel 1) – Mystisches Abenteuer als Paartherapie

Serienposter. Frau und Mann auf einem Weg im Urwalt. Schriftzug The Resort
3 von 5 Sternen

Läuft bei: Sky Show(1 Staffel, 8 Episoden à 35 Min.)

Emma (Cristin Milioti) und Noah (William Jackson Harper) gönnen sich zu ihrem zehnten Hochzeitstag Ferien in einem All-Inclusive-Resort in Mexiko. Zum Feiern scheint es den beiden aber wenig zumute zu sein.

Spurlos verschwunden

Die Ferien dienen offensichtlich dazu, herauszufinden, ob ihre Ehe noch zu retten ist. Da kommt ihnen ein Abenteuer sehr gelegen, das sie vielleicht wieder zusammenbringt.

Emma entdeckt bei einem Ausflug mitten im Urwald ein altes Mobiltelefon. Es gehörte Sam (Skyler Gisondo), der vor 15 Jahren zusammen mit seiner Ferienbekanntschaft Violet (Nina Bloomgarden) spurlos verschwunden ist.

Emma und Noah im Gespräch. Hinter ihnen Urwald. Sie sind verschwitzt.
Im Urwald suchen Emma (Cristin Milioti) und Noah (William Jackson Harper) nach zwei Vermissten, aber eigentlich noch mehr nach dem Sinn ihrer Ehe. © Peacock / Sky
Reise zur magischen Höhle

Emma und Noah finden auf dem Mobiltelefon Textnachrichten und Bilder. Sie folgen den Spuren und finden ein verfallenes Hotel, in dem Sam Ferien machte. Ihre Ermittlungen führen die beiden Hobbydetektive weiter zu einer einflussreichen Familie, einem Schriftsteller und einer magischen Höhle.

Einschätzung

«The Resort» beginnt ziemlich schwerfällig. Die beiden ersten Episoden ziehen sich in die Länge, ohne dass die Handlung entscheidend vorangetrieben wird.

Danach wird es unterhaltsamer. In Rückblenden erfahren wir, wie Sam und Violet zueinandergefunden haben. Zwei neue Figuren tauchen auf.

Das schwarze Schaf und der Exzentriker

Da ist einerseits Baltasar (Luis Gerardo Méndez), der zu der einflussreichen Familie Frias gehört, aber seinen eigenen Weg gegangen ist. Baltasar arbeitete in dem Hotel, in dem Sam und Violet wohnten, bevor sie verschwanden.

Baltasar im braunen Anzug mit Krawattel. Er steht vor Palmen.
Baltasar (Luis Gerardo Méndez) hat seine eigene unbewältigte Vergangenheit, die ihn mit den beiden Verschwundenen verbindet. © Peacock / Sky

Das Hotel gehörte dem exzentrischen Alex (Ben Sinclair). Er leidet an einer eigentümlichen Krankheit namens «Tempus Exhaurire». Als Folge verliert er seine Erinnerungen.

Die mystische Reise zu sich selbst

Beide haben ihre eigene Geschichte, die sie mit Sam und Violet verbindet, und gleichzeitig um das Thema kreisen, das sich langsam als Grundzug der Serie herauskristallisiert: Die Vergangenheit, die Erinnerung, unser Umgang damit, und wie das unser Leben formt.

In den letzten Episoden wird die Suche nach den Verschwundenen für Emma, Noah und auch Baltasar immer mehr zu einer mystisch angehauchten Reise zu sich selbst. Am Schluss finden sie Antworten auf Fragen, die sich ihnen stellten.

Violet und Sam in Freizeitkleidung, Hinter ihnen Urwaldbäume.
Mit dem Buch über Zeitreisen von Violet (Nina Bloomgarden) und dem Telefon von Sam (Skyler Gisondo) beginnt alles. © Peacock / Sky
Interessant, aber nicht ganz überzeugend

Doch eine Frage bleibt offen: Was genau haben wir da gerade gesehen? Eine Geschichte, die zu Beginn an «The White Lotus» erinnert, sich am Ende aber etwas anfühlt wie eine Fantasiewelt à la Narnia.

Immerhin: «The Resort» findet ein Ende, das diesen Namen verdient. Der Weg dahin ist leidlich interessant. Wirklich originell und überzeugend ist die Geschichte aber nicht.

Ebenso etwas enttäuschend: «The Resort» wird auch als Komödie angepriesen. Das finde ich nicht zutreffend. Schade vor allem, weil William Jackson Harper sein komödiantisches Talent als Chidi Anagonye in «The Good Place» bewiesen hat.

Die Umfrage ist beendet

Wie viele Sterne gibst du «The Resort» Staffel 1?
4 Stimmen

Besetzung: Cristin Milioti | William Jackson Harper | Luis Gerardo Méndez | Skyler Gisondo | Nina Bloomgarden | Gabriela Cartol | Nick Offerman | Dylan Baker
Serie entwickelt von: Andy Siara
Genre: Mystery | Thriller | Abenteuer
USA, 2022

The Watcher (Mini-Serie) – Gruselig sind nur die Ungereimtheiten im Drehbuch

Serienposter. Ein Haus in der Dämmerung mit beleuchteten Fenstern. Im Vordergrund die Silhouette eines Menschen. Schriftzug der Serie.

Läuft bei: Netflix (Mini-Serie, 7 Episoden à 50 Min.)

Diese Besprechung enthält Spoiler

Es ist der Traum von vielen: Ein schönes Eigenheim, gemütlich eingerichtet. Viel Platz für die Kinder. Eine schöne Umgebung und eine nette Nachbarschaft. Nora (Naomi Watts) und Dean Brannock (Bobby Cannavale) mit ihren beiden Kindern finden ihr Traumhaus in Westfield, ein paar Kilometer von New York entfernt.

Unerfreuliche Nachbarschaft

Es dauert nicht lange und der Traum wird zum Albtraum. Es beginnt mit den Nachbarn. Mo (Jennifer Coolidge) und Mitch (Richard Kind) liegen gerne im Garten und beobachten mit dem Feldstecher, was die Neuankömmlinge so treiben.

Ältere Frau mit Brille und Zöpfen, glatzköpfiger Mann in Latzhose.
Die beiden Nachbarn Pearl (Mia Farrow) und Jasper (Terry Kinney) ähneln wohl nicht zufällig dem Paar im Gemälde «American Gothic». © Netflix

Pearl (Mia Farrow) gibt den Brannocks den Tarif durch, was an Veränderungen am und im Haus geht und was nicht. Ihr seltsamer Bruder (Terry Kinney) ist noch aufdringlicher. Er schleicht sich ins Haus, weil er gerne im Speiseaufzug fährt.

«Junges Blut» fürs alte Haus

Dann kommen die Briefe. Eine geheimnisvolle Figur, die sich «The Watcher» nennt, begrüsst die Familie im neuen Haus. Sie gibt zu erkennen, was sie alles über die Familie weiss.

Dass sie beispielsweise «junges Blut» mitgebracht habe, was gut für das Haus sei, aber ungut tönt für die beiden Kinder. Und «The Watcher» verspricht, ziemlich passiv-aggressiv, weiterhin ein scharfes Auge auf die Brannocks zu werfen.

Mann im Morgenmantel vor einer Steintreppe im Garten. Im Hintergrund ein Haus.
Dean (Bobby Cannavale) stürmt zu den Nachbarn, die er als Urheber der bedrohlichen Briefe verdächtigt. © Netflix
Trautes Heim – Unglück allein

Die Brannocks schalten die Polizei ein, engagieren eine Privatdetektivin, ermitteln auf eigene Faust. Sie beschuldigen reihum Nachbarn, Freunde, am Ende misstrauen sie sich sogar gegenseitig.

Das traute Heim bringt den Brannocks kein Glück, sondern stürzt sie in einen tiefen Abgrund, der ihr Familienleben zu zerstören droht.

Einschätzung

«The Watcher» hat ein grosses Problem. Man kann zwar nachvollziehen, was die Brannocks komplett aus der Bahn wirft. Irgendein:e Unbekannte:r, der:die zu verstehen gibt, dass er:sie einen überwacht und Spuren im Haus hinterlässt, das ist furchterregend.

Das Problem ist aber, wie in jeder Episode wirre Fäden gesponnen werden, die zu neuen, manchmal auch wieder zu alten Verdächtigen führen, ohne dass man der Lösung des Geheimnisses einen Schritt näher kommt. Alles dreht sich immer nur im Kreis.

Haarsträubende Ungereimtheiten

Dazu kommen Ungereimtheiten in der Geschichte, die einem mehr die Haare zu Berge stehen lassen als die wenigen Schreckensmomente. Ein Beispiel ist die Kamera im Schlafzimmer. Sie filmt, wie sich eine junge Frau zum schlafenden Dean ins Bett legt. Das führt zur Ehekrise. Es wird aber offensichtlich, dass die junge Frau vom Watcher engagiert worden sein muss.

Eine Frau mit einer Tasse in der Hand steht an einem Fenster und blickt hinaus.
Nora (Naomi Watts) schmeisst ihren Mann aus dem Haus, nachdem sie das Video gesehen hat von ihm mit einer jungen Frau im Bett. © Netflix

Nur: Der einzige, der von der Kamera wusste, ist der junge Typ der Sicherheitsfirma. Er hat sie heimlich installiert. Er wird aber vom Verdacht befreit, der Watcher zu sein.

Wie also soll das gehen? Die Diskreditierung des Ehemanns funktioniert nur, wenn der Watcher wusste, dass seine aufwendige Inszenierung auf Video festgehalten wird.

Der Mord, der keiner war

Andere Twists sind zwar weniger unlogisch, aber nicht minder abstrus. Die beiden Nachbarn Mo und Mitch werden ermordet. Die Leichen werden abtransportiert. Sie fallen also weg als Watcher. Denkste, he he.

Zwei Episoden später stehen sie wieder da. Sie waren nur im Urlaub, was aber niemand wusste, ausser ihr Sohn. Der hat zwei Obdachlose ins Haus bestellt und sie umgebracht, um ans Geld der Eltern zu kommen. Bitte, was?

Ein Mann und eine Frau auf Liegestühlen im Garten. Er hält einen Feldstecher in der Hand.
Die angeblichen Mordopfer Mitch (Richard Kind) und Mo (Margo Martindale) bei ihrer Lieblingsbeschäftigung: Die Nachbarn ausspionieren. © Netflix
Die Kamera lügt

Zu guter Letzt outet sich eine der Figuren als Watcher. In Rückblenden wird gezeigt, wie sie vorgegangen ist. Ein paar Einstellungen später stellt sich heraus: Nee, nee, sie war es nicht. Die Rückblenden sind gelogen – ein Stilmittel, für das schon Hitchcock bei «Stage Fright» Haue bezogen hat.

Ob der horrenden Unzulänglichkeiten des Drehbuchs geht eigentlich verloren, was «The Watcher» wohl zeigen wollte: Wie zerstörerisch die Kraft einer unheimlichen Bedrohung sein kann. Selbst wenn sie in der harmlos scheinenden Form von Briefen daherkommt.

Die wahre Geschichte wäre die bessere

Das macht es aus, was an der wahren Begebenheit faszinierte, auf der «The Watcher» beruht. Diese Geschichte ist aber viel weniger dramatisch und vor allem: Der Fall wurde nie gelöst. Deshalb erfanden die Autoren wohl noch Unmengen an Twists dazu. Sehr zum Schaden der Serie.

Die Umfrage ist beendet

Wie viele Sterne gibst du «The Watcher»?

Besetzung: Naomi Watts | Bobby Cannavale | Jennifer Coolidge | Margo Martindale | Mia Farrow | Noma Dumezweni | Luke David Blumm | Isabel Gravitt
Serie entwickelt von: Ian Brennan | Ryan Murphy
Genre: Drama | Horror | Mystery
USA, 2022

Devs (Mini-Serie) – Quantencomputer gegen den freien Willen

Läuft bei: Disney+ (Mini-Serie, 8 Episoden à 50 Min.)

Lily (Sonoya Mizuno) und ihr Freund Sergei (Karl Glusman) arbeiten für das Tech-Unternehmen Amaya. Sergei wird vom Amaya-Chef Forest (Nick Offerman) ins «Devs»-Team berufen. Diese Eliteprogrammierer:innen arbeiten an einem geheimnisvollen Projekt, in dessen Zentrum ein ultraleistungsfähiger Quantencomputer steht.

Der Freund verschwindet

Nach seinem ersten Arbeitstag bei «Devs» kommt Sergei am Abend nicht nachhause. Lily ist beunruhigt und meldet ihren Vorgesetzten bei Amaya, dass Sergei verschwunden ist. Der Sicherheitschef Kenton (Zach Grenier) zeigt ihr Bilder von Überwachungskameras, die Sergei beim Verlassen des Firmengeländes zeigen.

Das Verschwinden ihres Freunds führt Lily (Sonoya Mizuno) auf die Spur des wahren Ziels des Projekts «Devs». © FX

Lily kann sich nicht damit abfinden, dass ihr Freund einfach so abgehauen sein soll. Sie bittet ihren Ex-Freund Jamie (Jin Ha) um Hilfe. Er soll ein passwortgeschütztes Programm auf Sergeis Handy knacken. Jamie will ihr aber (noch) nicht helfen.

War es wirklich Suizid?

Am nächsten Tag wird Sergeis Leiche auf dem Amaya-Gelände gefunden. Aufnahmen der Überwachungskameras zeigen, wie er sich mit Benzin übergiesst und anzündet.

Dass Sergei Suizid begangen haben soll, ist für Lily unvorstellbar. Einen ersten Hinweis, dass sie recht haben könnte, ergibt sich aus dem Programm auf seinem Handy. Jamie entschlüsselt es schliesslich doch für Lily. Die Spur, die sie darauf findet, deutet auf Spionage und möglicherweise Mord.

Einschätzung

Nach den ersten beiden Episoden könnte man meinen, «Devs» sei ein herkömmlicher Thriller im Silicon-Valley-Milieu. Ist es auch ein bisschen, aber das ist bei weitem nicht alles, was die Serie zu bieten hat. Mehr zum Inhalt preiszugeben, würde aber den Spass verderben.

Faszinierend kühl und gemächlich

Doch schon von Beginn an spürt man, dass sich hier kein Whodunit herkömmlicher Machart abspielen wird. Dafür sind die Figuren zu distanziert, wirken seltsam emotionslos. Mit Ausnahme von Lily, die ihre Befürchtungen über Sergeis Schicksal mit Tränen in den Augen ausdrückt. Doch Lily wird sich später ebenfalls der allgemeinen Kühle und Rationalität hingeben.

Die Stunde der Wahrheit: Katie (Alison Pill) erzählt Lily, was wirklich passiert ist und geschehen wird. © FX

Auch das Tempo ist für einen Thriller viel zu gemächlich. Beides nicht ganz untypisch für den Macher der Serie: Alex Garland. Garland ist vor allem bekannt für den Sci-Fi Thriller «Ex Machina» (fand ich sehr gelungen) und das Horrordrama «Annihilation» (fand ich wenig gelungen).

«Devs» stellt tiefgründige Fragen

Wie in seinen beiden Filmen unterlegt Garland auch in «Devs» die Handlung mit philosophischen Betrachtungen. Ohne zu viel zu verraten, geht es in «Devs» um die Frage des freien Willens gegen Determinismus.

Das verpackt er geschickt in eine Geschichte, die dazu die Übermacht der Tech-Giganten und die fehlende Kontrolle über diese Firmen thematisiert und die Frage, wie viele Welten existieren eigentlich?

Die verstorbene Tochter als gruslige Statue

Etwas banal wirkt einzig die Motivation von Forester, die Forschung an seinem mysteriösen Projekt verbissen voranzutreiben. Er kommt nicht über den Tod seiner kleinen Tochter hinweg.

Amaya ist allgegenwärtig in Forests (Nick Offerman) Tech-Firma. © FX

Nach ihr ist nicht nur seine Firma benannt. Eine gigantische, ziemlich gruslige Statue seiner Amaya überragt auch das ganze Gelände. Aber für den Plot ist dieser Schicksalsschlag entscheidend.

Nach dem Ende geht es weiter – im eigenen Kopf

Man lässt sich am Schluss gerne und mit Gewinn auf die leicht verwinkelte und etwas behäbige Geschichte ein. Zudem ist es eine dieser eher seltenen Geschichten, bei der nach dem Ende der Serie die Gehirnwindungen noch ein bisschen weiterdrehen.

Die Umfrage ist beendet

Wie viele Sterne gibst du «Devs»?

Besetzung: Sonoya Mizuno | Nick Offerman | Jin Ha | Cailee Spaeny | Alison Pill | Stephen McKinley Henderson | Zach Grenier | Jefferson Hall
Serie entwickelt von: Alex Garland
Genre: Drama | Mystery | Science-Fiction
USA, 2020

Westworld (Staffel 4) – Eine tolle Serie hat ihren Zenit überschritten

Läuft bei: Sky (4 Staffeln, 36 Episoden à 55 Min.)

Was bisher geschah
Weil es viel zu kompliziert ist, die Handlung der vorhergehenden Staffeln zusammenzufassen, empfehle ich dafür ein YouTube-Video (Engl. mit engl. UT):
WESTWORLD Season 1-3 Recap (22 Min.) oder nur die 3. Staffel (8 Min.)

Sieben Jahre sind vergangen seit der Zerstörung von «Rehoboam», dem System, das in Staffel 3 die Menschheit manipulierte. Charlotte Hale (Tessa Thompson) verfolgt gemeinsam mit William (Ed Harris) ihr Ziel, die Kontrolle über die Menschen zu erlangen.

Dolores ist jetzt Christina

Charlotte (die ja eigentlich Dolores Abernathy ist) ersetzt Menschen durch Hosts. Ihre Gegenspieler:in sind Maeve (Thandiwe Newton) und Caleb (Aaron Paul), die ihre Pläne zu durchkreuzen versuchen.

Teddy (James Marsden) war die grosse Liebe von Dolores. Er öffnet Christina (Evan Rachel Wood) die Augen. © HBO

In New York lebt Christina (Evan Rachel Woods), die aussieht wie Dolores, aber offensichtlich nicht die uns bekannte Dolores ist. Sie arbeitet für eine Unterhaltungsfirma und erfindet Charaktere für Computergames.

Die Apokalypse naht

Allerdings scheint ihre Arbeit eng verknüpft mit der Realität. Ein Mann wirft ihr vor, dass sie sein Schicksal bestimme. Tatsächlich weist er Ähnlichkeiten auf mit einer von Christinas fiktiven Figuren. Und wie diese Figur nimmt er sich das Leben.

Auch Bernard (Jeffrey Wright) begegnen wir wieder. Er hat Jahre in der virtuellen Welt, dem «Sublime» verbracht und Simulationen durchgespielt. Bernard weiss nämlich, dass die reale Welt dem Untergang geweiht ist. Nur eine einzige Reihe von Ereignissen könnte das verhindern. Die will er jetzt in Gang setzen.

Einschätzung

Es ist ziemlich aussichtslos, die Story der vierten Staffel von «Westworld» nachzuerzählen. Die Zeitebenen werden – wie üblich in dieser Serie – wild durcheinandergewirbelt. Und alles ist viel komplizierter, als es scheint.

Rätsel um Rätsel

Im zweiten Teil dreht die Geschichte in eine andere Richtung, als man zu Beginn erwarten würde. Die Hosts haben die Welt erobert und den Spiess umgedreht. Charlotte lässt die Menschen wortwörtlich nach ihrem Willen tanzen.

Das ist einerseits faszinierend. Andererseits beschleicht einen der Verdacht, dass die vielen Rätsel, die unendlichen Verwirrspiele, die uns die Serie auftischt, nur noch reiner Selbstzweck sind.

Charlotte (Tessa Thompson) hat sich die Menschen untertan gemacht. © HBO
Ein bisschen wie «Inception» – man kann es lieben oder hassen

Wäre nicht ganz überraschend, schliesslich steckt ein Nolan hinter der Serie. Jonathan, der Bruder von Christopher Nolan. Dessen Film «Inception» teilt die Welt ja auch in zwei Lager: Die grossen Fans und die Hater, die dem Film vorwerfen, das sei reine selbstverliebte Gehirnwindungsverdrehung. Oder neudeutsch: ein Mindfuck.

Auf jeden Fall ist es ziemlich anstrengend, dauernd darauf zu achten, ob wir gerade wieder die Zeitachse gewechselt haben. Rauszufinden, ob da ein Host oder ein Mensch vor einem steht. Und überhaupt: In welcher (virtuellen) Realität sind wir eigentlich?

Ehrvoller Abgang mit einer fünften Staffel – hoffentlich

Trotzdem bewahrt die Geschichte einiges an Reiz. Auch wenn man gerade den Faden verloren hat, welche Version von Maeve wiedermal von den Toten auferstanden ist.

Die ganz grosse Begeisterung, die vor Jahren die ersten beiden Staffeln von «Westworld» auslösten, stellt sich nicht mehr ein. Die Serie hat ihren Zenit überschritten. Jetzt noch ein ehrenvoller Abschluss mit einer fünften Staffel und dann ist gut.

Die Umfrage ist beendet

Wie viele Sterne gibst du «Westworld» Staffel 4?

Besetzung: Evan Rachel Woods| Thandiwe Newton | Ed Harris | Jeffrey Wright | Tessa Thompson | James Marsden | Luke Hemsworth | Aaron Paul | Angela Sarafyan | Aurora Perrineau | Nozipho Mclean
Serie entwickelt von: Lisa Joy | Jonathan Nolan
Genre: Science-Fiction | Thriller | Mystery
USA, 2022

Outer Range (Staffel 1) – Zeitreise in den Rocky Mountains

Läuft bei: Amazon (1 Staffel, 8 Episoden à 50 Min.)

Royal Abbott (Josh Brolin) bewirtschaftet mit seiner Frau Cecilia (Lili Taylor) und den beiden Söhnen Rhett (Lewis Pullman) und Perry (Tom Pelphrey) eine grosse Farm in Wyoming. Das Leben ist hart, nicht nur finanzielle Probleme plagen die Familie.

Eine Leiche verschwindet in einem mysteriösen Loch

Vor Monaten ist Rhetts Ehefrau spurlos verschwunden. Die Nachbarsfamilie Tillerson, mit denen die Abbotts seit jeher keine guten Beziehungen pflegen, beanspruchen einen grossen Brocken Land der Abbotts. Und dann ist da noch ein mysteriöses, waberndes Loch auf seinem Land, das Royal eines Tages entdeckt.

Damit nicht genug. Bei einem Streit hinter dem Saloon prügelt Rhett einen der Tillerson Brüder zu Tode. Perry und Royal helfen Rhett, die Spuren zu verwischen. Royal wirft die Leiche in das ominöse Loch.

Ein Fenster in die Zukunft

Dabei wird er aber beobachtet. Autumn (Imogen Poots), eine junge Frau, die ein paar Tage zuvor aufgetaucht ist und um Erlaubnis bat, auf dem Land der Abbotts zu campieren. Sie stösst Royal ins Loch, das sich als Zeitmaschine erweist. Er landet in der Zukunft.

Autumn (Imogen Poots) fühlt sich seltsam angezogen von den Abbotts und ihrem geheimnisvollen Loch. © Amazon

Das Land rund um das Loch sieht ganz anders aus. Bohrmaschinen und Tanks stehen auf dem ehemaligen Weideland. Das ganze Städtchen hat sich um das Loch versammelt. Cecilia geht auf ihren Mann zu und flüstert ihm ins Ohr, dass er vor zwei Jahren gestorben sei und jetzt fliehen müsse. Royal springt wieder ins Loch.

Die Fremde wird zur Bedrohung

Zurück in der Gegenwart eskaliert auch hier die Situation. Trevor Tillersons Leiche taucht wieder auf. Sheriff Joy (Tamara Podemski) verdächtigt die Abbotts und sucht Beweise.

Autumn ist besessen von der Idee, dass sie eine spezielle Verbindung mit dem Land der Abbotts und dem Loch hat. Sie agitiert gegen Royal und die beiden werden zu Todfeinden.

Einschätzung

«Outer Range» ist ein mysteriöses Familiendrama in der Cowhand*-Welt der wunderschönen Rocky Mountains mit Bisons, Rindern, Rodeos, Saloons und überdimensionierten Gürtelschnallen. Eine Mischung von «Yellowstone», «X-Files» und «Dynasty» (wie rogerebert.com schreibt), die ziemlich gut gelungen ist.

Grunzen statt reden

Ich habe zwar meine liebe Mühe mit diesen verstockten Cowhand-Charakteren, die kaum einen ganzen Satz über die Lippen bringen. Royal Abbott könnte ich prügeln, wenn er ein knappes «Hmm» grunzt, statt eine vernünftige Antwort zu geben. Dabei würde das manches Problem der Abbotts lösen.

Royal Abbott (Josh Brolin) ist ein typischer verstockter Farmer. Aber am Ende wird klar, weshalb er nicht viel über seine Vergangenheit preisgeben will. © Amazon
Das Loch, die Zeit und Gott

Aber dann wäre die Geschichte weniger dramatisch und schneller erzählt. Sie lebt davon, dass jede:r sein Geheimnis hegt und oft auch damit ringt. Royal trifft nicht zum ersten Mal auf dieses Loch, als er die Leiche darin entsorgt. Für ihn hat das Loch viel mit der Frage seiner Herkunft zu tun und ob es einen Gott gibt.

Autumn kennt ihr Geheimnis selber noch nicht so genau. Sie weiss nur, dass das Schicksal sie mit den Abbotts und dem wabernden Schlund verbindet. Im Staffelfinale wird ein bisschen aufgelöst, was diese Verbindung ist.

Etwas mehr Tempo und einen Fingerzeig mehr

Für meinen Geschmack hätte «Outer Range» zwar – neben mehr ganzen Sätzen in den Dialogen – etwas mehr Tempo in die Geschichte bringen können. Auch ein, zwei Andeutungen mehr, wie dieses Loch und die Zeit zusammenhängen, wären hilfreich gewesen, damit man interessierter dabeibleibt.

Aber wenn man sich auf diese typische Westernatmosphäre einlässt und den Figuren ein paar Eigenheiten nachsieht, dann unterhält «Outer Range» ordentlich.

Achtung Cliffhanger und falsche Töne

Allerdings muss noch vor zwei Dingen gewarnt werden: Die Geschichte ist nicht zu Ende erzählt, eine zweite Staffel noch nicht bestätigt. Könnte also etwas unbefriedigend werden, wenn Amazon die Serie nicht verlängert.

Wirklich schlimm ist der Soundtrack. Da werden Songs eingespielt, die zwar in einen Western passen, aber null zur Handlung. Und eine der Figuren singt dauernd laut und so falsch, dass es zwar in den Ohren etwas wehtut, aber irgendwie auch witzig ist.

*Ist die gender-inclusive Version von Cowboy und -girl. Habe ich zum ersten Mal in «The Power of the Dog» gehört.

Die Umfrage ist beendet

Wie viele Sterne gibst du «Outer Range» Staffel 1?

Besetzung: Josh Brolin | Imogen Poots | Lili Taylor | Tom Pelphrey | Tamara Podemski | Lewis Pullman | Noah Reid
Serie entwickelt von: Brian Watkins
Genre: Mystery | Western | Drama
USA, 2022