Läuft bei: Netflix (1 Staffel, 8 Episoden à 45 Min.)
Orthodoxe Religionsgemeinschaften wirken manchmal faszinierend, oft seltsam, meist aber schlicht befremdend in einer mehrheitlich säkularisierten Welt. Die Netflix-Serie «Unorthodox», die die Flucht einer jungen Frau aus einer chassidischen Gemeinschaft erzählt, kontrastierte vor allem das streng gläubige gegen das freie säkularisierte Leben.
Orthodoxer Alltag
Ganz anders schildert die belgische Serie «Rough Diamonds» das Leben der orthodoxen Familie Wolfson, die in Antwerpen seit Generationen Diamantenhandel betreibt. Der jüdische Glaube, die alltäglichen Rituale und die Festtage sind Alltag.
Nicht, dass das ganz ohne Reibungen ginge. Noah Wolfson (Kevin Janssens) hat die Familie und damit die jüdische Gemeinschaft vor Jahren verlassen und zog nach London. Noahs Vater Ezra (Dudu Fisher) hat ihm das nie verziehen.
Die Familienfirma vor dem Konkurs
Deshalb würdigt Ezra seinen Sohn auch keines Blickes, als dieser zur Beerdigung seines Bruders wieder auftaucht. Yanki hat sich das Leben genommen, weil er dubiose Geschäfte mit der albanischen Drogenmafia betrieb, um seine Spielsucht zu finanzieren. Als Folge davon ist jetzt die Existenz der Familienfirma bedroht.
Noahs Schwester Adina (Ini Massez) und sein anderer Bruder Eli (Robbie Cleiren) sind deshalb auf seine Hilfe angewiesen, um die Probleme mit den Albanern in den Griff zu bekommen. Noah bringt dafür gute Voraussetzungen mit. In London arbeitet er für die Mutter seiner verstorbenen Frau, die auch mit Drogen dealt.
Aber die Probleme lassen sich nicht so einfach lösen und die Wolfsons geraten zudem ins Visier der Staatsanwältin Jo Smets (Els Dottermans).
«Rough Diamonds» nutzt das Umfeld des jüdischen Diamantenhandels in Antwerpen geschickt, um persönliche Dramen und einen Wirtschaftskrimi zu erzählen. Allerdings gelingt es der Serie nicht, die Spannung konstant hochzuhalten. Sie hat gewisse Längen und dreht sich zwischendurch etwas im Kreis. Aber als Krimi zwischendurch eignet sich die Show durchaus.
Läuft bei: Netflix (Mini-Serie, 6 Episoden à 60 Min.)
Serien-Universen sind schwer in. Prequels, Sequels und Spin-offs von erfolgreichen Titeln melken die Kuh, bis die Milch versiegt. So auch die Bridgerton-Welt.
In den letzten zwei Staffeln erreichten der älteste Sohn und die älteste Tochter der Familie Bridgerton unter romantischen Irrungen und Wirrungen endlich den Hafen der Ehe. Jetzt erzählt das Prequel «Queen Charlotte», wie die deutsche Prinzessin Sophie Charlotte zu Mecklenburg-Strelitz König George III. heiratete und Königin von Grossbritannien wurde.
Dabei konzentriert sich die Serie ganz auf den Mikrokosmos des Königspaars mit seinem Hofstaat. Damit aber niemand auf die Idee kommt, historische Vergleiche anzustellen, erklärt ein Disclaimer gleich zu Beginn, dass es die Hauptpersonen zwar gegeben hat, ihre verfilmte Geschichte jedoch Fiktion ist.
Durch die Heirat mit der Schwarzen Königin (India Amarteifio) verbinden der Hof und die führenden Politiker in «Queen Charlotte» das «Great Experiment», die umstrittene Aufnahme von begüterten Schwarzen Familien in die adlige Gesellschaft. Damit zeigt die Serie, wie das Leben in der privilegierten britischen Oberschicht des 18. Jahrhunderts auch hätte sein können.
Diese Vision ist nicht ganz verkehrt, stellte doch das britische Unterhaus 1807, also während der Herrschaft von George III., den Handel mit Sklaven tatsächlich unter Strafe. Die Realität sah allerdings anders aus.
Obwohl der Handel verboten war, durften Besitzer von Sklaven diese weiter behalten, ausbeuten und misshandeln. Bevor die Sklaverei in der westlichen Welt abgeschafft war, vergingen noch Jahrzehnte.
Spagat zwischen Kostümkitsch und aktuellen Themen
Charlotte und George gingen 1761 eine arrangierte Ehe ein und begegneten sich am Tag der Hochzeit zum ersten Mal. Aus dieser historisch verbürgten Konstellation entwickelt die Bridgerton-Schöpferin und Produzentin Shonda Rhimes ein romantisches Liebesdrama mit Binge-Potenzial.
Sie schafft den Spagat zwischen üppigem Kostümkitsch und alternativer Geschichtsschreibung. Sie thematisiert das aktuelle Anliegen gesellschaftlicher Diversität und sozialer Gleichstellung, indem sie ein Märchen aus alter Zeit auf unterhaltende und für die Gegenwart relevante Weise erzählt.
Läuft bei: Netflix (1 Staffel, 8 Episoden à 50 Min.)
Allein das Wiedersehen mit Keri Russell ist es wert, sich den neuen Politthriller «The Diplomat» auf Netflix anzuschauen. Sie war in der Serie «The Americans» (alle Staffeln auf Disney+) grossartig als KGB-Spionin Elizabeth Jennings.
Gemeinsam mit ihrem Ehemann Philip (Matthew Rhys, momentan bei HBO / Sky Show als Perry Mason unterwegs) spionierte und mordete sie über sechs Staffeln in Washington in den frühen 80er-Jahren. Die beiden gaben sich als stinknormale Familie aus, hatten zwei Kinder und pflegten gut nachbarschaftliche Beziehungen zu einem FBI-Agenten, der nebenan wohnte.
London statt Kabul, aber nicht weniger herausfordernd
Vielversprechend ist auch Debora Cahn als Autorin der Serie. Sie ist bekannt für den CIA-Thriller «Homeland» und die Politserie «The West Wing». Beide Serien waren sehr erfolgreich und wurden vielfach ausgezeichnet.
Für «The Diplomat» hat sich Cahn bei den beiden Vorgängern bedient, mischt US-Politik, internationale Diplomatie und nachrichtendienstliche Aufklärungen zu einer sehr gelungenen Serie.
Keri Russell ist die Diplomatin Kate Wyler, die kurz vor ihrer Entsendung nach Afghanistan steht. Doch dann wird ein britischer Flugzeugträger vor der iranischen Küste angegriffen. US-Präsident Rayburn (Michael McKean) und seine Stabschefin Billie Appiah (Nana Mensah) eröffnen der verdatterten Kate, dass sie den Botschaftsposten in London übernehmen wird.
Üblicherweise landen auf solchen Posten nicht erfahrene Diplomatinnen wie Kate, sondern Parteifreund:innen des Präsidenten, die sich durch Wahlkampfspenden verdient gemacht haben.
Aber der Anschlag auf den Flugzeugträger löst eine internationale Krise aus, in der der impulsive britische Premier Nicol Trowbridge (Rory Kinnear) zum gefährlichen Hasardeur wird. Dass sein Vorname ähnlich osteuropäisch klingt wie der von Boris Johnson, dürfte kein Zufall sein. Trowbridge liebäugelt mit Krieg, in den die Amerikaner hineingezogen werden könnten.
Kates Aufgabe ist also klar: Die Briten im Zaum zu halten. Gleichzeitig will sie wissen, wer wirklich hinter dem Anschlag steckt. Iran war es wohl nicht, wie Kates Ehemann Hal (Rufus Sewell) herausfindet.
Der Ehemann als Dame des Hauses
Hal ist auch ein verdienter Diplomat, in dessen Schatten Kate bisher stand. Jetzt sind die Rollen vertauscht. Hal ist «the wife» und sollte sich eigentlich nur um die Menukarte und die Blumengebinde für die Diners kümmern. Das fällt ihm schwer, was zu diversen Friktionen mit seiner Frau führt.
Die Konflikte zwischen den beiden sind aber nicht neu. Die Ehe der beiden ist schon zuvor gescheitert, die Trennung geplant. Wenn da nicht eine andere Komplikation wäre. Kate wurde auch noch London geschickt, um herauszufinden, ob sie sich als Vizepräsidentin eignen würde. Davon weiss sie aber nichts. Ihr Mann dagegen und auch Stuart Heyford (Ato Essandoh), ihr engster Mitarbeiter in der Botschaft, sind in den Plan eingeweiht.
Spannung, Humor und ein bisschen Seifenoper
«The Diplomat» ist mit weniger Action inszeniert als etwa «Homeland», aber nicht weniger spannend. Kate muss eine Katastrophe nach der anderen abwenden und dabei vermeiden, in eine der zahlreichen Fallen zu treten, die ihr die politischen und persönlichen Animositäten der Akteure stellen.
Ähnlich wie «West Wing» dagegen bietet die Serie immer wieder witzige und amüsante Episoden. Einzig beim Liebesleben der Botschafterin gleitet die Serie etwas zu sehr in eine Seifenoper ab. Hier scheint durch, dass Autorin Debora Cahn auch mit diesem Genre vertraut ist. Sie war Autorin der endlosen Arztserie «Grey’s Anatomy».
Darüber kann man aber grosszügig hinwegsehen. Denn der Hauptplot bietet genug fesselnde Irrungen und Wirrungen und endet mit einem dramatischen Cliffhanger.
Läuft bei: Netflix (1 Staffel, 10 Episoden à 30 Min.)
Danny (Steven Yeun) hat einen schlechten Tag. Er wollte in einem Laden ein paar Geräte zurückgeben, hatte den Kassenzettel aber nicht dabei. Amy (Ali Wong) ist gefrustet, weil sie überarbeitet ist und endlich ihr Geschäft verkaufen möchte. Aber der Deal kommt einfach nicht zustande.
Ein Alltagsärgernis eskaliert
Dann begegnen sich die beiden. Danny rammt beinahe Amys SUV, als er ausparken will. Sie hupt ein bisschen mehr als nötig und zeigt ihm den Mittelfinger. Danny rastet aus. Es kommt zu einer wilden Verfolgungsjagd, bei der aber nur ein paar Blumenrabatten verwüstet werden.
Nach dieser Episode des kleinen alltäglichen Wahnsinns könnten Danny und Amy wieder ihre getrennten Wege gehen. Tun sie aber nicht. Die beiden verwickeln sich in einen Kleinkrieg, der immer mehr eskaliert.
Der Frust über das eigene Leben
Das könnte zu einer zynischen Komödie über Wutbürger:innen werden, bei der man kopfschüttelnd zuschauen kann, wie sich zwei Menschen gegenseitig das Leben zur Hölle machen. Doch so einfach ist «Beef» nicht gestrickt, wie sich in den Episodentiteln zeigt, in denen Kafka, Sylvia Plath und viele andere zitiert werden.
Die Serie stellt eigentlich die Frage, weshalb es so oft nicht gelingt, ein erfülltes Leben zu führen. Dass Danny und Amy so heftig aneinandergeraten, hat nur am Rand mit dem jeweils anderen zu tun. Bei beiden liegt der wahre Grund für die Aggression im Frust über das eigene Leben.
Danny hat ein Ein-Mann-Baugeschäft, das eher schlecht als recht läuft. Zuhause sitzt sein jüngerer Bruder Paul (Young Mazino), der nur Videogames spielt. Dann sind da die Eltern, die nach Korea zurückgekehrt sind, weil sie ihr Motel in den USA verloren haben. Um sie alle muss sich Danny kümmern. Zudem hat er noch einen kriminellen Cousin am Hals.
Amy hat es besser, könnte man meinen. Sie hat erfolgreich ein Geschäft aufgebaut. Ihr Mann George (Joseph Lee) kümmert sich zuhause um die gemeinsame Tochter. Und es winkt viel Geld für den Verkauf des Geschäfts.
Aber auch Amy kann nicht mehr. George, der als Künstler dilettiert, hilft zwar mit der Betreuung der Tochter, ist sonst aber zu wenig zu gebrauchen. Als mentale Unterstützung schon gar nicht. Die Schwiegermutter ist eine Nervensäge. Der Verkauf des Geschäfts zieht sich endlos hin und die Käuferin ist eine anstrengende Egomanin.
Diese Hintergründe erschliessen sich über die Zeit, lassen aber kaum Mitgefühl aufkommen. Dafür treffen Danny und Amy zu oft die falschen Entscheidungen. Letztlich sind aber alle Figuren ziemlich gestört und unfähig, sich aus ihren verfahrenen Situationen herauszuholen.
Auch wenn ein:e Sympathieträger:in fehlt, packt einen die Show trotzdem, weil es ihr gelingt, Fragen von Moral, Identität und Individualität zu stellen, unterhaltsam verpackt in düsterem Humor. Sie ist eine gelungene Beschreibung der heutigen Zeit, in der es so einfach ist wie selten zuvor, den eigenen Frust an anderen auszulassen und sich selber um die Lösung von Problemen zu drücken.
Läuft bei: Netflix (Mini-Serie, 7 Episoden à 45 Min.)
Seit Spielbergs Film kennen fast alle Oskar Schindler, der im Zweiten Weltkrieg hunderten von Juden und Jüdinnen das Leben rettete. Aber wer hat schon mal von Varian Fry gehört, nach dem in Berlin eine Strasse benannt ist?
Historisch verbürgte Figuren
Dabei hat auch Fry etwa 2000 Menschen zur Flucht vor den Nazis geholfen. Die Drehbuchautorin und Produzentin Anna Winger («Deutschland 83», «Unorthodox») hörte von ihrem Vater zum ersten Mal von Varian Fry. Über diesen Mann sollte man eine Fernsehsendung machen, habe er gesagt, wie sie erzählt.
Das hat sie jetzt. «Transatlantic» erzählt die Geschichte von Varian Fry (Cory Michael Smith) und dem «Emergency Rescue Committee» (ERC), das in den Jahren 1940 und 1941 in Marseille tätig war. Neben Fry helfen weitere historisch verbürgte Figuren Flüchtlingen, aus dem damals noch unbesetzten Teil Frankreichs nach Übersee auszureisen.
Illustre Namen unter den Flüchtlingen
Mary Jane Gold (Gillian Jacobs) stammt aus einer reichen Chicagoer Familie. Sie unterstützt das ERC nicht nur mit Geld, sondern holt auch noch britische Kriegsgefangene aus dem Gefängnis. Albert Hirschmann (Lucas Englander) ist ein deutscher Jude, der zuletzt mit seiner Schwester aus Paris vor den Nazis geflohen ist. Während sie nach Lissabon weiterreist, bleibt er in Marseille und hilft dem ERC. Lisa Fittko (Deleila Piasko) ist eine österreichische Widerstandskämpferin. Sie schleust die Flüchtlinge über die Pyrenäen nach Spanien.
Zu Beginn konzentrierte sich das ERC auf Intellektuelle und Künstler:innen, denen es zur Flucht verhalf. Einige davon tauchen in der Serie auf: Walter Benjamin, Max Ernst, Hannah Arendt, Marc Chagall oder André Breton.
Hurra, wir leben noch
Eine eindrückliche Geschichte, die die Serie zu erzählen hätte, wie man sieht. Aber genau daran mangelt es «Transatlantic» – an Eindrücklichkeit. Dass die Bedrohung durch die Nazis in Vichy-Frankreich nicht so unmittelbar ist wie in den besetzten Gebieten, kann man gelten lassen.
Deshalb wirkt auch ein ausgelassenes Geburtstagsfest für Max Ernst keineswegs deplatziert. Es sind sehr stimmige und visuell amüsante Szene. Sie habe damit zeigen wollen, wie ein solches Fest «uns in der schlimmsten Krise daran [erinnert], dass wir noch am Leben sind», sagt Anna Winger. Das ist gelungen.
Fehl am Platz ist allerdings die Dominanz all der Romanzen, die sich in «Transatlantic» abspielen. Die heimliche Liebschaft des verheirateten Varian mit seinem Freund Thomas (Amit Rahav). Mary Jane tändelt mit Albert und Lisa mit Paul (Ralph Amoussou).
Nichts dagegen, die Gefühlswelt der Figuren noch etwas auszuschmücken. Aber diese Liebesdramen nehmen so viel Raum ein, dass die eigentliche Geschichte der Flüchtlingsrettung zur Nebensache gerät.
Eigentümlich auch die Rolle der Polizei von Marseille. Im Verlauf der Serie greift sie zwar immer härter durch, verhaftet Flüchtlinge und beginnt mit Deportationen ins besetzte Frankreich. Aber wenn der Polizeichef mit seiner Truppe auftritt, fühlt man sich unweigerlich an Louis de Funès und seine Gendarmen von St. Tropez erinnert.
«Transatlantic» setzt der Arbeit des «Emergency Rescue Committee» und den vielen Menschen, die mithalfen, kein Denkmal. Stattdessen ist die Serie ein romantisches Drama, das im Zweiten Weltkrieg vor der wunderschönen Kulisse der sonnigen Côte d’Azur angesiedelt ist. Das ist dem Thema nicht wirklich angemessen.
Die Serie «The Last Kingdom» ging letztes Jahr mit der fünften Staffel zu Ende. Aber die Geschichte war noch nicht zu Ende erzählt. Es fehlte der Schluss, die Geburtsstunde des vereinten englischen Königreichs.
Diese Geschichte erzählte die Serie. Wie die angelsächsischen Herrscher von Wessex, dem letzten Königreich, das der Invasion der dänischen Wikinger widerstanden hatte, die Dänen vertrieben und die Königreiche der Insel unter einer Krone vereinten.
So bedeutend wie Hastings – Die Schlacht von Brunanburh
Entscheidend dafür war die Schlacht von Brunanburh, in der 937 König Æthelstan von Wessex ein Bündnis besiegte, das vom Wikingerkönig Olaf Guthfrithsson angeführt wurde. Sie gilt neben der Schlacht von Hastings als bedeutendste Schlacht auf der Insel in der Frühzeit des englischen Königreichs.
Brunanburh bildet das grosse Finale des Films «Seven Kings Must Die», der die Uhtred-Saga jetzt abschliesst. Es ist ein würdiges Ende für den grossen Kämpfer, der über Jahrzehnte für die Herrscher von Wessex sein Schwert schwang. Oft unter Zwang und lange, ohne dass ihm dafür die ihm gebührende Anerkennung zuteilwurde.
Der Verräter an der Seite des Königs
Auch diesmal hört der König zuerst nicht auf seinen loyalen Freund. König Æthelstan (Harry Gilby), der nach dem Tod seines Vaters Edward seinen Bruder tötet und den Thron besteigt, steht unter dem Einfluss seines Beraters und Geliebten Ingilmunder (Laurie Davidson).
Ingilmunder hat aber andere Absichten, als Æthelstan zu unterstützen. Er ist ein Spion im Dienst von Anlaf (Pekka Strang), wie Olaf Guthfrithsson im Film genannt wird.
Uhtred erfährt von Ingilmunders Verrat, aber Æthelstan weigert sich, Uhtred zu glauben. Er wird aber bald mit eindeutigen Beweisen konfrontiert, die keinen Zweifel daran lassen, dass ihn sein Geliebter hintergangen hat.
Uhtreds Tatik führt zum Sieg
Reumütig entschuldigt er sich bei Uhtred. Als Strafe für seinen Unglauben und sein sündiges Leben will Æthelstan allein in die Schlacht gegen Anlaf und seine Verbündeten ziehen. Er schickt Uhtred zurück nach Bebbanburg. Ohne Unterstützung wird aber er verlieren.
Uhtred entschliesst sich, an Æthelstans Seite zu kämpfen. Es ist Uhtreds letzte Schlacht, in der er noch einmal beweist, was für ein grosser Krieger er ist. Nur dank seiner Taktik gelingt es den Angelsachsen, die Angreifer zu besiegen.
Wer ist der siebte König?
Die Söhne von fünf Königen liegen am Schluss tot auf dem Schlachtfeld und werden nie einen Thron besteigen. König Edward kommt als sechster König dazu, der schon vorher gestorben ist. Damit ist die titelgebende Prophezeiung fast erfüllt, die zu Beginn des Films erwähnt wird. Sieben Könige müssen sterben, bevor England unter einem König vereint ist.
Ist Uhtred der siebte König? Er wird in der Schlacht schwer verwundet. Allerdings erhebt er sich noch einmal von seinem Krankenbett. Als Herrscher von Northumbria schwört er König Æthelstan Treue. Damit sind alle Gebiete Englands unter einem Herrscher vereint, wie es Æthelstans Grossvater Alfred erträumt hat.
Uhtred geht danach zurück in sein Zimmer. Als er die Tür aufmacht, sieht er allerdings den grossen Festsaal von Valhalla, wo all seine Gefährt:innen, die er über die Jahre verloren hat, ausgelassen feiern.
Gerne ein bisschen länger in Erinnerungen geschwelgt
Ob Uhtred sich zu ihnen gesellt? Die «Saxon Chronicles» erwähnten nicht, ob er überlebt habe, erzählt Uhtreds Freund Finan (Mark Rowley) im Abspann. Aber sie preisen Uhtred als grössten Krieger jener Zeit, der ein Königreich erschuf.
Wenn man «Seven Kings Must Die» etwas vorhalten kann, dann ist es die Eile, in der das Schlusskapitel von Uhtreds Geschichte erzählt wird. In der letzten Szene zeigt sich das exemplarisch.
Seine Geliebte und spätere Todfeindin Brida, sein Bruder Ragnar und alle anderen, die über die Jahrzehnte Uhtred begleiteten, sind nur für Sekunden zu sehen. Gerne hätte man noch ein paar Minuten mehr in Erinnerungen geschwelgt, welch epische Geschichte uns «The Last Kingdom» über die letzten acht Jahre erzählt hat.
Läuft bei: Netflix (1 Staffel, 10 Episoden à 45 Min.)
«The Night Agent» hat einen steilen Start hingelegt: die dritterfolgreichste Premiere bei Netflix (hinter «Wednesday» und «The Jeffrey Dahmer Story»). Das ist durchaus verdient, auch wenn die Thrillerserie alles andere als bahnbrechend ist.
Im Gegenteil: «The Night Agent» ist konventionell und arbeitet mit einer Story, die aus dem Setzkasten kommt. Aber die Geschichte ist mit guten Figuren besetzt und spannend erzählt. Da gab es in letzter Zeit anderes zu sehen, das diese Ansprüche weniger erfüllte (bspw. «The Recruit»).
Nachtschicht im Keller
Baustein 1: Ein junger FBI-Agent, der einen todlangweiligen Job macht, aber bald kopfüber ins grosse Abenteuer stürzt. Peter Sutherland (Gabriel Basso) sitzt Nacht für Nacht in einem fensterlosen Raum irgendwo im Keller des Weissen Hauses vor einer Hotline für Agent:innen in Gefahr. Nur – das Telefon klingelt nie.
Dabei hat Peter ein paar Monate zuvor mit heroischem Einsatz viele Menschen bei einem Bombenanschlag in der U-Bahn vor dem sicheren Tod gerettet. Weshalb er danach in den Keller versetzt wird, leuchtet nicht wirklich ein. Aber man ahnt schon: Diese Bombengeschichte ist noch nicht abgeschlossen.
Das Telefon klingelt
Baustein 2: Eine Verschwörung in den höchsten Gefilden der Washingtoner Politik. Dem ist ein Agentenehepaar auf der Spur. Dass sie Agenten sind, weiss aber niemand, auch nicht ihre Nichte Rose (Luciane Buchanan), die zufällig zu Besuch ist, als düstere Gestalten ums Haus schleichen.
Der Onkel schickt Rose aus dem Haus, um eine Telefonnummer anzurufen, die Hilfe schicken soll. Rose wählt die Nummer und – wir ahnen es – es klingelt bei Peter. Peter schickt Hilfe. Für Onkel und Tante kommt sie allerdings zu spät, aber Rose wird gerettet.
Baustein 3: Das Killerpärchen. Rose hat einen der Killer gesehen und könnte ihn identifizieren. Deshalb ist das Duo jetzt hinter ihr her. Dale (Phoenix Raei) ist dabei der umsichtige, ruhige Profi, seine Freundin Ellen (Eve Harlow) die gestörte Killerin, die ihre Opfer gerne noch ein bisschen quält.
Andererseits träumt sie auch von einem normaleren Leben. Nicht ohne die Killerjobs, aber ein Eigenheim, statt immer nur Motels und vielleicht sogar ein Baby. Diese Dialoge des Pärchens über Zukunftspläne sind gewollt abstrus, aber eher unfreiwillig amüsant.
Baustein 4: Ein:e Verräter:in ganz oben. Peter hat den Auftrag bekommen, Rose vor dem Killerduo zu beschützen. Das ist nicht einfach. Schnell stellt sich heraus, dass irgendjemand ganz oben in der Hierarchie die Killer mit Informationen versorgt, wo Peter und Rose zu finden sind.
Eine Reihe von Verdächtigen kommt in Frage: der stellvertretende FBI-Chef Hawkins (Robert Patrick), Chief of Staff Diane Farr (Hong Chau) oder CIA-Chef Almora (Enrique Murciano). Wetten sollten vor der zweiten Episode abgeschlossen werden.
Baustein 5: Die Nebengeschichte. In der dritten Episode wird ein zweiter Handlungsstrang eingeführt. Maddie (Sarah Desjardins), die Tochter des Vize-Präsidenten, studiert an der Georgetown Universität. Die CIA-Agentin Arrington (Fola Evans-Akingbola) leitet das Team ihrer Personenschützer:innen und bekommt den Agenten Monks (D.B. Woodside) neu zugewiesen.
Natürlich werden sich die Wege von Arrington, Monks, Peter und Rose kreuzen, sonst würde der zweite Plot keinen Sinn machen. Man darf spekulieren, ob sie mit- oder gegeneinander arbeiten werden.
«The Night Agent» hat sicher auch einige Mängel. Die Geschichte könnte straffer erzählt werden. Paul schleppt eine alte Familiengeschichte mit sich rum, die seinen Charakter vertiefen soll, aber eigentlich verzichtbar ist.
Zudem muss man sich mit dem üblichen Geschwafel über Heldentum rumschlagen und der Glorifizierung der Institution der Präsidentschaft, die man ja spätestens seit Trump nicht mehr ernst nehmen kann. Wenn man darüber hinwegsieht, bekommt man einen gelungenen Thriller, der die Voraussetzungen zum Bingen erfüllt.
Fortsetzung wird folgen, das ist bereits garantiert. Peter Sutherland soll für Netflix in die Fussstapfen der Action-Jacks treten: Jack Bauer aus «24» (gespielt von Kiefer Sutherland 😉), Tom Clancys Jack Ryan oder Amazons Jack Reacher.
Läuft bei: Netflix (1 Staffel, 6 Episoden à 45 Min.)
Eine Emanzipationsgeschichte mal etwas anders. Weniger ihr Verlauf, als der Ort der Handlung: auf der arabischen Halbinsel in Kuwait. Und zudem ziemlich extravagant und bunt, nicht was man üblicherweise in Arthouse-Kinos aus dieser Region zu sehen bekommt.
Frisch geschieden auf Jobsuche
Farida (Rawan Mahdi) lebt 1987 in Kuwait. Sie ist frisch geschieden und zusammen mit ihrer Tochter Jude zurück bei ihren Eltern. Doch die Freude an der neuerlangten Freiheit währt nur kurz. Die Direktorin der englischen Privatschule, auf die Jude geht, präsentiert ihr eine Rechnung über zwei Jahre ausstehende Schulgelder.
Die zweite schlechte Nachricht: Faridas Vater musste für die Scheidung tief in die Tasche greifen. Er kann nicht aushelfen mit dem Schulgeld. Also muss sich Farida einen Job suchen.
Sie trifft ihre Cousine Munira (Mona Hussain), die sich gerade ein schickes rotes Cabrio gekauft hat. Munira ist Händlerin an der Börse in Kuwait. Die erste und einzige Frau in dem Job. Nicht mehr lange. Denn Farida hat ein Flair für Zahlen und schafft es, sich auch einen Job auf dem Börsenparkett zu ergattern.
Zwei Paradiesvögel unter Kopftuchträgern
Dass die beiden Frauen auf eine Wand von Ablehnung stossen, erstaunt nicht. Schliesslich sind wir in den 80er-Jahren und einem arabischen Land, das allerdings weit fortschrittlicher ist als etwa der benachbarte Mullah-Staat Iran.
Das sieht man allein schon am Auftreten der Frauen. Munira und Farida tragen farbenfrohe, elegante Kleider und ausgefallene Frisuren. Die Kopftücher sind den Männern vorbehalten, die alle zudem einheitlich im Dishdasha gekleidet sind. Da stechen die Frauen heraus wie Paradiesvögel.
Doch es bleibt nicht bei diesen Äusserlichkeiten. Munira hat sich bereits mit viel Selbstbewusstsein und Hartnäckigkeit einen Weg gebahnt in dieser Männerwelt. Farida tut es ihr gleich, wenn auch mehr mit Präzision und Zuverlässigkeit in der Arbeit.
Inspiriert von der Biografie der Mutter
Ein paar wenige Männer sind auch nicht so rückständig wie die Mehrheit. Ihr Boss Saud (Hussain Al-Mahdi) etwa oder ein Trader der Konkurrenzbank, der Faridas Fähigkeiten schnell erkennt und ihr zu Beginn ein paar Tipps gibt.
Auch wenn Munira und Farida gegen diese Männerbastion ankämpfen, sind sie nicht von Beginn an auf derselben Seite, sondern fechten auch unter sich einen Konkurrenzkampf aus. Das gibt dem Ganzen eine erfrischende Note.
Die Autorin Nadia Ahmad hat die Inspiration für ihre Geschichte aus ihrer Biografie, wie sie in einem Interview erzählt. Vorbild für Farida war ihre Mutter, die als Alleinerziehende für eine Investmentbank arbeitete. Sie wollte mit der Serie Frauenfiguren aus dem arabischen Raum einen Platz geben, den sie bisher nicht hatten.
Starke Frauen, austauschbare Männer
Das ist Ahmad gelungen. Angesichts der Schlagzeilen aus Iran oder Afghanistan, die heute die Vorstellung von der Situation der Frauen in islamischen Ländern prägen, staunt man, was andernorts möglich war und ist.
«The Exchange» ist die Story von zwei starken weiblichen Figuren. Das hält einen auch bei der Stange. Andererseits ist die Dramaturgie der Serie dann doch oft etwas holprig. Sie besticht nicht durch Finesse, sondern verliert sich in erwartbaren Stereotypen.
Das betrifft fast alle männlichen Charaktere, die so austauschbar scheinen wie ihre Kleidung. Das kann man noch hinnehmen, weil sie Nebenfiguren sein sollen. Aber auch andere Plots sind etwas vorhersehbar. Etwa, dass die Tochter in ihrer neuen Schule gemobbt wird.
Erfrischend anders
Der grosse Börsencrash, bei dem am Schluss der Boss mit Herzinfarkt auf dem Börsenparkett liegt, ist schon fast unfreiwillig komisch inszeniert. Oder sollte das eine Referenz an die Schlussszene aus «Trading Places» sein? Das käme dann wieder ziemlich unvermittelt.
Auf jeden Fall liefert «The Exchange» einen erfrischend anderen Blick auf ein Land, das uns wenig vertraut ist, in einer Zeit, die kaum in Erinnerung ist, und auf ein Thema, das zeitgemäss ist. Da kann man ein paar Schwächen des Drehbuchs verzeihen.
Üblicherweise bespreche ich nur Serien. Aber bei diesem Film ist eine Ausnahme mehr als gerechtfertigt. John Luther (Idris Elba) ist ein Serienheld erster Güte. Nach fünf gelungenen Staffeln, die von 2010 bis 2019 liefen, kehrt der Londoner Copper in einem Film zurück.
Luther landet hinter Gittern
Wer Luther noch nicht kennt, der:m sei die Serie auf Netflix unbedingt empfohlen. Aber man kann den Film auch ohne Vorkenntnisse schauen. Nur geht schon etwas verloren, wenn einem die Figur des eigenwilligen Detective Chief Inspector Luther wenig vertraut ist.
Luther hält nicht viel von Vorschriften und Regeln. Das trieb seine Vorgesetzten schon immer zur Verzweiflung. Jetzt aber bringt es den Polizisten ins Gefängnis. Statt die Spur eines Serienmörders weiterzuverfolgen, landet Luther wegen diverser Vergehen selber hinter Gittern.
Was Luther nicht weiss: Der Mann, der die Ermittlungen gegen ihn ins Laufen brachte, ist genau jener Serienmörder, auf dessen Spur Luther war und der ihn deshalb aus dem Weg räumt.
Diabolischer Plan: Morde im Livestream
Dieser David Robey (Andy Serkis) will seinen Erfolg auskosten und schickt Luther eine Nachricht ins Gefängnis. Die Provokation erweist sich als schlechte Idee. Luther bricht aus und heftet sich ihm an die Fersen.
Natürlich ist das nicht einfach für einen entflohenen Sträfling. Aber Luthers ehemaliger Chef, Martin Schenk (Dermot Crowley), überzeugt die Ermittlerin Odette Raine (Cynthia Erivo) davon, Luther vorerst freie Bahn zu lassen und ihn nicht gleich wieder wegzusperren.
Tatsächlich gelingt es Luther, Robey auf dem Piccadilly Circus in einer Menschenmenge aufzuspüren. Aber er entkommt und kann seinen diabolischen Plan weiterverfolgen, für ein ausgewähltes Publikum die Ermordung von mehreren Menschen, die er entführt hat, live im Internet zu streamen.
Atemberaubender Showdown
Die perverse Veranstaltung soll an einem abgelegenen Ort im tief verschneiten Estland stattfinden und wird zum Schauplatz des Showdowns zwischen Robey und Luther und Raine.
Dieser Showdown in den letzten 20 Minuten des Films ist spannend und im wahrsten Sinne des Wortes am Schluss auch atemberaubend. Aber gleichzeitig zeigt sich hier auch die grosse Schwäche des Films.
Überzogener Bösewicht und eine durchgepeitschte Story
Auch wenn Andy Serkis als Bösewicht durchaus überzeugt, ist seine Figur doch völlig überzogen. Ein Monster, das Leute erpresst und reihenweise in den Suizid treibt, ein halbes Dutzend Opfer gleichzeitig an Tatorten hinterlässt und am Schluss im See vor seinem estnischen Anwesen nochmal Dutzende, wenn nicht 100 Leichen unter dem Eis gebunkert hat – da ist definitiv die Fantasie mit dem Drehbuchschreiber durchgegangen.
Dafür, dass Robey unvorstellbar bestialisch ist, erhält er nur marginal Motivation und Hintergrund. Seine Figur ist sehr grob geschnitzt, es fehlt an Finesse. Generell wird die ganze Geschichte zu schnell durchgepeitscht.
Der Figur von Luther tut das keinen Abbruch, aber auch nur, weil – oder wenn – man ihn schon kennt. Dann kann man sich daran erfreuen, wenn ihm Schenk am Schluss seinen geliebten Tweedmantel überreicht mit der Bemerkung, dass die Blutflecken rausgegangen sind beim Waschen.
Der Grundstein für eine neue Filmreihe – ohne Martinis
Ja, Luther überlebt. Und nicht nur das. Luther muss nicht zurück ins Gefängnis. Ein «chief», Mann oder Frau, bittet ihn in der letzten Einstellung zum Gespräch in eine schwarze Limousine. MI5, eine geheime Polizeitruppe? Wir wissen es (noch) nicht.
Aber hier wird eindeutig der Grundstein gelegt für einen Fortsetzungsfilm. Könnte also sein, dass eine neue Filmreihe entsteht à la James Bond, wenn auch in einem anderen Milieu.
Wäre passend für Idris Elba, der immer wieder als Bond-Darsteller gehandelt wurde, aber seit Jahren solche Gerüchte dementiert. So wie er im jetzigen Film auch an der Bar den charakteristischen Bond-Drink, einen Martini, ablehnt und lieber ein Glas Wasser bestellt.
Läuft bei: Netflix (1 Staffel, 8 Episoden à 45 Min.)
Man würde annehmen, dass einem Anwalt, der frisch ab Uni eine Stelle bei der CIA antritt, nicht gleich die Kugeln um die Ohren fliegen. «The Recruit» beweist das Gegenteil. Sogar Bürohengste, die eigentlich nur Akten rumschieben müssen, leben da offenbar gefährlich.
Begraben unter einem Berg von Papier
Zumindest Owen Hendricks (Noah Centineo) ergeht es so an seinem zweiten Arbeitstag. Dabei beginnt es relativ harmlos. Mit hämischer Freude begraben zwei alte Hasen den Neuling unter einem Berg von Papier. Briefe von Spinnern und Verrückten, so genannte Graymail, die Owen durchackern muss.
Selbstverständlich findet Owen aber den einen Brief, der wirklich Zündstoff birgt. Die Belarussin Max Meladze (Laura Haddock) sitzt wegen Mordes in Untersuchungshaft. Sie droht, Agent:innen zu enttarnen, wenn die CIA sie nicht aus dem Gefängnis rausholt.
Owen besucht Max im Gefängnis, um herauszufinden, was sie tatsächlich weiss. Die Informationen, die sie ihm gibt, lassen sich aber nur im Jemen überprüfen.
Blauäugig fliegt Owen in den Jemen, taucht unangemeldet auf einer geheimen Operationsbasis auf und macht Bekanntschaft mit den «enhanced interrogation»-Methoden seiner Kolleg:innen im Feld. Seine Naivität kostet ihn aber nur einen Fingernagel.
Das wäre eigentlich der amüsante Unterton, der «The Recruit» vom CIA-Serienhelden «Jack Ryan» oder den Jason Bourne-Filmen unterscheiden könnte. Leider verliert sich diese witzige Note etwas zu schnell.
Owen manövriert sich zwar immer wieder in Situationen, denen er kaum gewachsen ist. Aber er wandelt sich zügig vom Aktentaschenträger zum Schnellfeuergewehrschützen.
Dabei hätte die Serie durchaus noch länger mit seiner unbeholfenen Art spielen können. So wird «The Recruit» zu einem Geheimdienstthriller, wie wir schon einige gesehen haben und verschenkt sich einen etwas ungewohnteren Zugang zum Genre.
Solides Serienhandwerk, aber nicht mehr
Einen netten Farbtupfer verleiht zwar noch Owens WG dem Ganzen. Er wohnt mit seiner Ex-Freundin und einem Studienkollegen zusammen, ebenfalls Anwält:innen. Die sorgen nicht nur für ein bisschen Erdung, sondern auch für den romantischen Plot, der nicht fehlen darf.
Wie sich dann die Geschichte mit Owen und Max entwickelt, das ist wiederum solides Serienhandwerk. Ein Schönheitsfehler allerdings zum Schluss: Die Geschichte wird nur halb fertig erzählt und endet mit einem Cliffhanger. Das nervt immer bei Serien, die nicht wirklich überzeugend sind. Immerhin bleibt es nicht völlig unbefriedigend, eine zweite Staffel ist angekündigt.