Der Schwarm (Staffel 1) – Seichtes TV-Drama, das erst gegen Schluss zum Ökothriller wird

Serienposter mit Schriftzug. Oben in einem Kreis Porträts von zwei Frauen und zwei Männern. Darunter Meer. Ein Wal springt auf ein Boot.
3 von 5 Sternen

Läuft bei: Play Suisse / ZDFmediathek (1 Staffel, 8 Episoden à 45 Min.)

Nach fünf Episoden wäre ich beinahe ausgestiegen. Was ein monumentaler Ökothriller sein will und immerhin die teuerste deutschsprachige TV-Produktion aller Zeiten ist, war bis dahin nur seichtes TV-Drama mit ein paar schönen Naturaufnahmen und langweiligen Beziehungskisten.

Frank Schätzing, Autor der Buchvorlage, hat recht, wenn er im Interview mit der «Zeit» kritisiert: «Es pilchert mehr, als es schwärmt.»

Effizient schauen: Bei Episode 6 einschalten

Dann kamen die drei letzten Episoden. Endlich ging es vorwärts mit der Geschichte. Es kam sogar Spannung auf, wenn die geheimnisvolle Meeresintelligenz namens Yrr ein Schiff angreift, auf dem Forscher:innen dem Phänomen auf den Grund gehen wollen, das für verheerende Katastrophen rund um die Welt verantwortlich ist.

Luther Roscovitz (Klaas Heufer-Umlauf) und Charlie Wagner (Leonie Benesch) sitzen in einem kleinen Uboot. Das Uboot ist rund und hat eine große Glasscheibe mit Beleuchtung an beiden Seiten.
«First Contact»: Luther Roscovitz (Klaas Heufer-Umlauf) und die Meeresbiologin Charlie Wagner (Leonie Benesch) gehen auf Yrr-Exkursion in die Tiefe. © ZDF / Fabio Lovino / Gianluca Moro

Die beste Art, die Serie zu sehen, ist wohl deshalb: Zusammenfassung der Anfangsepisoden lesen und bei Episode 6 einschalten. Spart Zeit und man verpasst kaum etwas.

Komplexe Ausgangslage mit viel Personal

Natürlich braucht die Exposition einer komplexen Handlung, die mit der 1000-seitigen Buchvorlage vorgegeben ist, ihren Raum. Da sind die fünf Hauptschauplätze, die mit ihren Figuren eingeführt werden müssen.

Die richtige Tonspur
«Der Schwarm» ist eine internationale Produktion. Mehrheitlich wird Englisch gesprochen, ausser in Szenen, in denen sich Gleichsprachige unterhalten. Deshalb sollte man unbedingt die Originalfassung mit Untertiteln schauen.
Zu Beginn war auf Play Suisse nur die deutsche Synchronfassung und eine Fassung mit Audio-Deskription für Sehbehinderte vorhanden. Zum Glück wurde schnell eine dritte Fassung mit Originalton und Untertiteln hinzugefügt. Wobei ich gerne annehme, dass meine Anfrage bei SRF das ein bisschen beschleunigt hat 😉.
In der ZDFmediathek war die Originaltonfassung mit Untertiteln von Beginn an vorhanden. Allerdings halt aus der Schweiz wegen Geoblock nur über eine VPN-Verbindung zugänglich.

Auf den Shetlandinseln forscht die Meeresbiologin Charlie Wagner (Leonie Benesch). Sie gehört zu einem Team, das in Kiel beheimatet ist und von der Professorin Katharina Lehmann (Barbara Sukowa) geleitet wird.

An der norwegischen Küste erkundet eine Rohstofffirma das Gebiet und wird dabei von Sigur Johanson (Alexander Karim), ebenfalls Meeresbiologe, beraten. In Kanada arbeitet der Walforscher Leon Anawak (Joshua Odjick). Zu guter Letzt gibt es die Molekularbiologin Cécile Roche (Cécile de France), die in Frankreich die ungewöhnlichen Ereignisse untersucht, die überall auf der Welt plötzlich auftauchen.

Tina Lund (Krista Kosonen) und Dr. Sigur Johanson (Alexander Karim) laufen nebeneinander einen Gang in einem Bürogebäude entlang.
Eine der bemühenden Nebengeschichten: Tina Lund (Krista Kosonen) und Sigur Johanson (Alexander Karim) hatten mal eine Affäre und gingen im Unfrieden auseinander. © ZDF / Stefano Delia
Statt Spannung und Action ein bisschen Beziehungsdrama

Eiswürmer destabilisieren die Küste vor Norwegen. Wale greifen Touristenschiffe in Kanada an. Und in Frankreich sterben Menschen an einem tödlichen Bakterium, das sich über Krustentiere an Land verbreitet.

Statt sich auf diese Bedrohung zu konzentrieren, die aus dem Meer kommt, die Spannung langsam aufzubauen und zu steigern, widmet sich die Serie ausgiebig dem Liebesgeplänkel und anderen Beziehungsproblemen ihrer Hauptfiguren.

Natürlich soll das den Charakteren mehr Tiefe und Hintergrund geben. Aber dafür wird viel zu viel Raum benötigt bei einem so grossen Figurenarsenal. Das zieht die ersten Episoden unnötig in die Länge.

Aus der Unterwasserperspektive ist ein Boot zu sehen, das durch ein Grauwal in zwei Teile zerbrochen ist.
Actionhöhepunkt zu Beginn: Ein Wal versenkt ein Touristenboot. © ZDF / Schwarm TV Production GmbH & Co. KG.

Auf der Strecke bleibt dafür die Eskalation der Gefahr, die den Menschen droht. Da fehlt die Dringlichkeit, mit der das geschildert wird. Die Spannung schleppt sich mehr nach oben, ohne den Adrenalinpegel hochzutreiben.

Chance verpasst, von Anfang an auf den Thrillfaktor zu setzen

Das ist wirklich schade. Denn sobald sich all die Expert:innen auf einem Forschungsschiff versammeln, um mit dieser unbekannten Meeresintelligenz Kontakt aufzunehmen, wird es wirklich interessant.

Was im Vergleich zum Buch auch etwas zu kurz kommt, sind die gespaltenen Fraktionen. Im Buch gibt es die Bösewichte, die die neu entdeckte Spezies gleich wieder ausrotten wollen. Und diejenigen, die erkennen, dass das den Untergang der Menschheit bedeuten würde. Das wird in der Serie eher beiläufig gestreift.

Sigur Johanson (Alexander Karim, l.) steht neben Captain Alban ( Oliver Masucci, r.) auf der Brücke des Forschungsschiffs. Beide schauen ratlos auf einen Monitor. Im Hintergrund sind weitere Personen der Schiffsbesatzung zu sehen.
Captain Alban (Oliver Masucci, r.) will die Yrr vernichten. Johanson will mit ihnen verhandeln. © ZDF / Fabio Lovino

Vielleicht eine etwas simple Botschaft, aber sie hat heute angesichts der ökologischen Bedrohungen für den Planeten ihre Berechtigung. Damit hätte «Der Schwarm» dramaturgisch mehr arbeiten müssen. Oder wie es Frank Schätzing im Interview formulierte: «Man hätte dem Narrativ des Romans mehr vertrauen sollen, der Maximaleskalation des Thrillers.»

Wie viele Sterne gibst du «Der Schwarm» (Staffel 1)?
9 Stimmen

Besetzung: Alexander Karim | Cécile de France | Leonie Benesch | Joshua Odjick | Krista Kosonen | Barbara Sukowa | Rosabell Laurenti Sellers | Takehiro Hira | Eidin Jalali | Sharon Duncan-Brewster | Klaas Heufer-Umlauf
Serie entwickelt von: Frank Doelger
Genre: Thriller | Science-Fiction
D / F / ITA / JAP / OE / CH, 2023

Neumatt (Staffel 1&2) – Kein Klischee zu abgedroschen für dieses Bauernhofdrama

Das gezeichnete Porträt eines jungen Mannes vor dem Hintergrund eines Kartenausschnitts.

Läuft bei: Play Suisse (2 Staffeln, 16 Episoden à 45 Min.; Netflix, nur Staffel 1)

Die erste Staffel vor gut einem Jahr ging an mir vorbei. Ich hatte keine Lust auf Schweizer Kuhstallkonflikte. Für die zweite Staffel bin ich aber von Anfang an eingetaucht in die Welt von Michi, Sarah und Lorenz, genannt Lolo.

Es begann vielversprechend und machte Hoffnung auf eine Art «Succession» auf dem Bauernhof. Die Konstellation war ziemlich ähnlich. Drei Geschwister (plus Mutter und griesgrämiges Grosi) und ein Betrieb, der eine:n Nachfolger:in braucht. Nur kehrt hier der Familienpatriarch nicht zurück an die Macht, weil er sich in der Scheune erhängt hat.

Drei Geschwister auf Konfliktkurs

Schnell beziehen die Geschwister Position. Lolo (Jérõme Humm), der Jüngste, will den Bauernhof, die titelgebende Neumatt, unbedingt behalten. Sarah (Sophie Hutter), die Tochter mit Bauerndiplom, betreibt jetzt ein Fitnessstudio und ist dauernd blank. Sie wittert Geld und will die Neumatt verkaufen.

Eine schwangere Frau mit Helm auf einem Moped. Auf dem Gepäckträger sitzt auch noch ein Mann.
Jessie und Lolo – ihnen würde man ein bisschen Glück gönnen, doch auch für sie wird es hart auf der Neumatt. © SRF

Zuletzt ist da Michi (Julian Koechlin), der Älteste, der es in die Stadt geschafft hat und dort den grossen Macker gibt. Er wirft als Consultant mit viel Denglisch um sich und zieht noch mehr Koks rein. Er hat andere Pläne für sein Leben, als in Kuhfladen zu waten.

Auf ihn hat der verstorbene Vater allerdings all seine Hoffnungen gesetzt, weil Michi der einzige in der Familie ist, der rechnen kann und damit den Konkurs des Hofs verhindern könnte. Diese Challenge aus dem Grab bekommt Michi im Abschiedsbrief seines Vaters.

Mehr Rosamunde Pilcher als «Succession»

Da wäre also das Spielfeld abgesteckt, um mit Intrigen und Machtkämpfen die eigenen Interessen durchzuboxen und die anderen Familienmitglieder kaltblütig zu hintergehen und abzuservieren.

Ein wenig passiert das auch am Anfang. Aber dann sackt die Serie ab auf Rosamunde-Pilcher-Niveau. Statt sich zu umarmen, um hinterrücks den Dolch in die Schulter zu rammen, ist plötzlich wieder Familienharmonie angesagt.

Je länger die Serie dauert, desto mehr zeigt sich: Es ist kein Klischee abgedroschen genug, um nicht bedient zu werden. Ganz zuvorderst dabei, wie die Welt des Business gezeichnet wird. Cooler Slang und Drogen – check, siehe oben.

Zwei Männer in Anzügen ohne Krawatte und eine Frau von hinten stehen auf einem Balkon mit Sicht auf eine Stadt und brüllen lauthals.
Masters of the Universe à la Neumatt: Über den Dächern der Weltmetropole Zürich wird der Erfolg gefeiert. © SRF / Sava Hlavacek

Dann kommen Chefinnen dazu, je eine für jede Staffel, deren Führungsqualität einzig darin besteht, rum zu kommandieren. Mitarbeiter:innenmotivation tönt dann so: «Die Lösung liegt morgen Mittag auf dem Tisch, sonst bist du gefeuert.» Aber hey, eine Chefin ist ja so wahnsinnig modern, dass sie ihr Baby im Büro stillt.

Nervige Nebenfiguren

Michi stellt seine herausragende Qualität als Consultant unter Beweis, indem er möglichst dreckige bis illegale Methoden anwendet. Das soll wohl den gnadenlosen Winnertypen aufzeigen. Selbst Kleinkinder haben aber wohl weniger absurde Vorstellungen von der Arbeitswelt, als das, was uns «Neumatt» vorsetzt.

Nervig sind auch einige Nebenfiguren. Die ewig mürrische und verstockte Grossmutter etwa, die am Ende der ersten Staffel sang- und klanglos rausgeschrieben wird. Oder Sarahs Tochter, ein Teenager mit Dauerschnutte.

Kurze Lichtblicke werden sofort zerstört

Es gibt wenige Lichtblicke. Lolo ist einer davon. Auch wenn seine Charakterisierung als nicht gerade helle, aber dafür mit dem Herz auf dem rechten Fleck nicht besonders originell ist, funktioniert seine Figur am besten.

Ihm gönnt man, dass er die Liebe findet und versteht, wenn er und seine Freundin gefrustet sind, dass ihnen Michi ihre Biopläne kaltschnäuzig abwürgt. Bei den beiden kann man wenigstens emotional einklinken.

Das macht «Neumatt» aber gleich wieder kaputt, in dem die Serie irgendein trendiges Thema als nächsten Konflikt verwurstet: Coming-Out, Vergewaltigung, Tiermisshandlung, Foodwaste – was einem halt gerade so einfällt beim Brainstorming im Writers Room.

Zwei Männer stehen auf einer Brücke über einem Fluss. Der eine macht eine zurückweisende Geste.
Noch einer, der nervt: Döme (Nicola Perot), der nicht darüber hinwegkommt, dass Michi (Julian Koechlin) ihn abserviert hat. © SRF / Sava Hlavacek

Manchmal, wenn ich mich wieder richtig aufregte, fragte ich mich, ob ich nicht ein bisschen zu streng bin mit «Neumatt». Bei anderen Serien drücke ich auch ein Auge zu, wenn sie mal ins Banale abgleiten oder einen Holzschnitt als Charakter hinstellen.

Nur Klischees und absehbare Konflikte

Das Problem bei «Neumatt» ist aber die Häufung an Unzulänglichkeiten. Man schlittert von einem Klischee zum nächsten einfallslosen Konflikt. Keine Zeit, um sich mal bei einem wenigstens etwas überraschenden Moment zu erholen.

Die gerade angekündigte dritte Staffel von «Neumatt» schaue ich mir höchstens an, wenn ich Lust zum Grölen und Lästern verspüre. Lieber widme ich mich den ebenfalls angekündigten neuen Staffeln von «Beschatter» – muss noch ein bisschen zulegen – und «Tschugger» – hält hoffentlich das Niveau.

Die Umfrage ist beendet

Wie viele Sterne gibst du «Neumatt» (Staffel 1&2)?
4 Stimmen

Besetzung: Julian Koechlin | Sophie Hutter | Rachel Braunschweig | Jérõme Humm | Anouk Petri | Nicola Perot | Roeland Wiesnekker | Benito Bause | Rumo Wehrli
Serie entwickelt von: Marianne Wendt
Genre: Drama
CH, 2021/2023

Die Beschatter (Staffel 1) – Basler Krimi kämpft mit Anlaufschwierigkeiten

Serienposter mit Schriftzug. Sechs Personen stehen in einer Halle und blicken in die Kamera.
3 von 5 Sternen

Läuft bei: Play Suisse (1 Staffel, 6 Episoden à 60 Min.)

Allein aus lokalpatriotischen Gründen würde ich «Die Beschatter» gerne hoch loben. Endlich ein Schweizer TV-Krimi, der in Basel spielt. In der Schweizer Stadt, die nach einheimischem Empfinden immer zu wenig Beachtung findet.

Die Figuren wachsen zu wenig ans Herz

Aber leider kann man der Serie keine Höchstnoten erteilen. Dafür hat sie zu viele Schwächen. Andererseits wird sie über die sechs Episoden immer besser und lässt in der zweiten Hälfte aufblitzen, welches Potenzial in der Geschichte und den Figuren steckt.

Die grösste Schwäche liegt in der Zeichnung der Charaktere. Die meisten Hauptfiguren sind zu schematisch entworfen und bekommen zu wenig Raum und Zeit, um ihren Hintergrund so auszuleben, dass sie uns ans Herz wachsen.

Drei Männer und eine Frau sitzen in einer Art Fabrikhalle auf Stühlen.
Vier Schüler:innen, die aus unterschiedlichen Motiven das Detektiv-Handwerk erlernen wollen: Henning (Martin Butzke), Milan (Dardan Sadik), Doro (Esther Gemsch) und Roger (Martin Rapold). © SRF/Sava Hlavacek
Wiesnekker überzeugt als schrulliger Ex-Polizist

Am wenigsten gilt das für den Chef der Truppe, Leo Brand (Roeland Wiesnekker). Das liegt einerseits an Wiesnekker, der einfach in seiner Rolle überzeugt. Andererseits bekommt seine Figur am meisten Raum für seine Geschichte.

Der Ex-Polizist Brand gründet aus finanzieller Not heraus eine Detektivschule. Schnell wird klar, dass sein letzter Fall ihn nicht nur seine Polizeikarriere, sondern auch seine Ehe und die Beziehung zur Tochter gekostet hat.

Der Serienmörder aus der Vergangenheit

Brand möchte darunter einen Schlussstrich ziehen. Doch dieser Fall eines Serienmörders mit dem Übernamen «Dornröschen-Killer» wird ihn auch in seiner neuen Rolle als Detektivausbilder verfolgen. Das verdankt er einer seiner Schülerinnen.

Eine Frau fotografiert mit ihrem Handy Notizen an einer Wand. Im Hintergrund ein Mann.
Der Mord an ihrer Mutter verbindet Agotha (Meryl Marty) mit ihrem Detektiv-Lehrer Leo Brand (Roeland Wisnekker). © SRF/Pascal Mora

Agotha Bayani (Meryl Marty) will Detektivin werden, weil sie das Schicksal ihrer Mutter aufklären will. Sie war eine Prostituierte und wurde Opfer des «Dornröschen-Killers». Damit liegt Agotha Brand dauernd in den Ohren und will seine Hilfe.

Agotha – der nervige Trotzkopf

Agotha wäre prädestiniert als zweite starke Figur in der Runde. Aber sie nervt in erster Linie. Meistens schmollt und tobt sie wie ein pubertierender Teenager, wenn etwas nicht nach ihrem Kopf läuft. Dann stürzt sie sich, aber auch andere, kopflos in gefährliche Situationen.

Immerhin geht auch eine der berührendsten Szenen auf ihr Konto. Bei einem Abschiedskaraoke beweist Meryl Marty, dass sie schauspielerisch mehr Facetten drauf hat, als ihr ihre Rolle sonst zugesteht.

Schräge Fälle mit schrillen Figuren

Unter Wert eingesetzt sind auch Esther Gemsch als etwas klischierte Daig-Dame Doro Iselin und Martin Rapold als vorbestrafter Hochzeitsschwindler. Vor allem aber Dardan Sadik als Balkan-Secondo Milan Gjokaj würde man mehr Präsenz wünschen. Milan und sein Vater Prenk (Kamil Krejci) böten Potenzial für mehr Geschichten aus dem Leben in der Schweiz mit Migrationshintergrund.

Zwei Männer sitzen auf einer Couch. Sie tragen Fan-Utensilien des FC Basel.
Vater (Kamil Krejci) und Sohn Gjokaj (Dardan Sadik). Sie könnten die Story mit mehr anreichern als nur mit ihrer Begeisterung für den FC Basel. © SRF/Pascal Mora

Die Fälle, die Brand und seine Schüler:innen lösen müssen, sind schrill und schräg genug, um ansprechend zu unterhalten. Der Zolli als Tatort, Geschichten rund um den FC Basel und eine Pharmafirma geben zusätzliches Lokalkolorit, das allerdings wenig überrascht. Etwas mehr Einfallsreichtum des Writers Room hätte man sich gewünscht.

Wenig Publikumsliebe für «Die Beschatter»

«Die Beschatter» endet nach sechs Episoden mit einem vielversprechenden Cliffhanger (und nicht mitten in der Geschichte wie «Tschugger» 😉). Ob es allerdings weitergeht mit der Basler Krimiserie, scheint fraglich.

Die Zuschauer:innenzahlen sind enttäuschend. Man werde das «gründlich und selbstkritisch» analysieren, heisst es bei SRF. Abgesehen von den Schwächen, die ich bereits erwähnt habe, gibt es wohl noch andere Gründe für die fehlende Begeisterung beim Publikum.

Der Ex-Polizist ist hier halt nicht so knuddelig wie Mike Müller als «Bestatter». Auch einen trotteligen Doerig sucht man vergeblich. Stattdessen bekommt man eine Prostituiertentochter, einen Secondo, einen eitlen Knacki und eine Reihe anderer skurriler Figuren vorgesetzt. Das sind kaum Sympathieträger:innen für ein Durchschnittspublikum.

Ein Mann sitzt an einer Bartheke. Dahinter steht eine lächelnde Frau.
Imbissbudenbesitzerin Inci (Lale Yavas) sorgt für etwas Halt im Leben von Leo. © SRF/Pascal Mora
Potenzial für eine bessere zweite Staffel

Ob das Setting in einer Stadt und der Dialekt auch noch eine Rolle spielen? Wer weiss. Schade wäre es auf jeden Fall, wenn «Die Beschatter» schon nach einer Staffel bestattet würden.

Wie gesagt: Trotz anfänglicher Schwäche zeigt sich im Verlauf der Serie durchaus das Potenzial für eine solide Krimikomödie. Und wenn der Writers Room seinen Charakteren noch etwas mehr Leben schenkt, könnte sie sogar richtig gut werden.

Die Umfrage ist beendet

Wie viele Sterne gibst du «Die Beschatter» Staffel 1?
13 Stimmen

Besetzung: Roeland Wiesnekker | Meryl Marty | Esther Gemsch | Martin Rapold | Dardan Sadik | Martin Butzke | Martin Vischer | Lale Yavas
Serie entwickelt von: Francesco Rizzi | Simone Schmid
Genre: Komödie | Krimi
CH, 2022

Tschugger (Staffel 2) – Die spektakuläre Rettung des Wallis durch den furchtlosen Polizisten Bax

Läuft bei: Sky (2 Staffeln, 10 Episoden à 30 Min.; ab 18.12.2022 bei Play Suisse)

=> Staffel 1: Tschugger (Staffel 1)

In letzter Sekunde rettet Bax (David Constantin) den armen Polizeipraktikanten Smetterling (Cedric Schild), dem ein Killer den Stecker für die Beatmungsmaschine gezogen hat. Bax und Kollege Pirmin (Dragan Vujic) verfolgen den Killer zu einer Statue hoch oben auf einem Berg.

Der geheimnisvolle Schlüssel

Dort treffen sich eigentümlich verkleidete Figuren zu einem Ritual. Der Killer wird gekillt, weil er etwas nicht geliefert hat: einen Schlüssel.

Den Schlüssel sucht auch Gerda (Clelia Fux), die Ex von Bax, auch Polizistin, hat aber offensichtlich die Seiten gewechselt. In ihrem Auftrag entführen zwei Skilehrer Valmira (Annalena Miano). Deren Freund Juni (Arséne Junior Page) hat nämlich den ominösen Schlüssel gefunden und soll ihn jetzt abliefern.

Kultisten bedrohen das Wallis. © Sky/SRF
Das Wallis droht unterzugehen

Auch die Bundespolizistin Anette Brotz (Anna Rossinelli) ist immer noch im Wallis. Sie sucht Bax, der inzwischen untertauchen musste, weil Gerda ihn bei seinem Chef anschwärzte.

Als Bax, Pirmin und Anette endlich herausfinden, was es mit diesem Schlüssel auf sich hat, müssen sie in einer wagemutigen Aktion verhindern, dass das ganze Wallis zerstört wird.

Apero vom Bundesrat

Dumm nur, dass die Rettungsaktion zur nationalen Geheimsache erklärt wird. Niemand wird je von der Heldentat erfahren. Immerhin spendiert der Bundesrat einen Apero als kleinen Trost.

Einschätzung

Die zweite Staffel knüpfe nahtlos an die erste an, habe ich schon ein paar Mal gelesen. Ja, hoffentlich! Das nervte mich ja bei der ersten Staffel so masslos, mitten in der Geschichte aufzuhören und irgendwas von einer «zweiten Staffel» zu schwafeln.

Nach dem grossen Ärger die erfreuliche Nachricht

Dabei geht es ja nur darum, dass SRF nicht so viel Geld hat für Eigenproduktionen und deshalb die Ausstrahlung der zehn Episoden auf zwei Jahre strecken musste. Besser wäre es gewesen, alles aufs Mal zu zeigen und dafür halt ein Jahr Pause einzulegen.

Aber lassen wir das. Kommen wir zum Erfreulichen. Ich war eher mässig begeistert vom Humor und der Handlung der ersten Staffel. Da zuckten bei mir die Mundwinkel nur ab und zu. Teil zwei gefiel mir jetzt viel besser.

Bax ist untergetaucht und holt Smetterling völlig unauffällig verkleidet aus dem Spital. © Sky/SRF
Der Knirps und das Koks

Tatsächlich musste ich ein paar Mal wirklich lachen. Etwa, wenn der kleine Rabauke in einer Villa Koks aufm Tisch findet und danach mit weissem Schnauz herumstolziert. Tatsächlich hat er aber nur einen Berliner gefunden und gegessen.

Auch die Action legt noch zu. Gerda fuchtelt nicht nur mit ihrer Pistole rum, sondern landet einen gezielten Kopfschuss. Und das Finale mit Bax, der am Seil hängt und per Helikopter auf die Staumauer geflogen wird, ist ziemlich zum Schreien.

Der Besuch im Hotelzimmer von Bundespolizistin Brotz beginnt vielversprechend für Bax, nimmt aber einen anderen Verlauf, als er erwartet. © Sky/SRF
Gerne mehr «Tschugger» – aber alles am Stück!

Ich bin nicht nur versöhnt mit den Walliser «Tschugger». Ich hätte gerne eine weitere Staffel. Aber bitte, bitte alles am Stück! Ich warte dafür gerne auch zwei Jahre.

Apropos warten: Ja, ist halt so, dass «Tschugger» zuerst bei Sky läuft und erst im Dezember bei SRF und auf Play Suisse. Auch das eine Geldfrage und eine Frage der Prioritäten in der Verwertungskette.

Es hätte übrigens auf Play Suisse, falls ihr’s noch nicht kennt, durchaus einige Serien und Filme, mit der man sich –gratis! – die Wartezeit vertreiben kann.

Die Umfrage ist beendet

Wie viele Sterne gibst du «Tschugger» Staffel 2?

Besetzung: Dragan Vujic | David Constantin | Anna Rossinelli | Arsène Junior Page | Annalena Miano | Cedric Schild | Gabriel Oldham | Olivier Imboden
Serie entwickelt von: David Constantin | Mats Frey
Genre: Komödie | Krimi | Action
CH, 2022

Wilder (Staffel 4)

Läuft bei: Play Suisse (4 Staffeln, 24 Episoden à 50 Min.)

Rosa ist zurück in ihrem Heimatdorf Oberwies. Ein Polizist wird ermordet und Rosa steigt wieder als Ermittlerin ein. Auch Kägi lässt es sich nicht entgehen, wieder mit Rosa zusammenzuarbeiten.

Der Mord ist aber nur die Spitze des Eisbergs. Düstere Familiengeheimnisse und finstere Geschäfte harren der Aufklärung.

Ich finde

Was da wieder abgeht in diesem Berner Oberländer Kaff: Mord, Korruption, Inzest – scheint manchmal fast ein bisschen zu viel. Aber genau daran merkt man, dass SRF viel gelernt hat von den skandinavischen Serienmacher:innen. Die schrecken nie davor zurück, auch im kleinsten Dorf ein Sammelsurium des Bösen anzuhäufen, nur weil das kaum der Realität entspricht.

Dem Duo Wilder und Kägi schaut man auch in der vierten Staffel gebannt und gespannt zu, wie sie den Fall lösen. Vielleicht schade, dass es nicht weitergeht. Aber wahrscheinlich ein guter Entscheid auf so hohem Niveau (für einen Dienstagabend-Krimi) aufzuhören.

Besetzung: Sarah Spale | Andreas Matti | Marcus Signer | László I. Kish | Jonathan Loosli
Created by: Béla Batthyany | Alexander Szombath
Genre: Krimi
CH, 2022

Tschugger (Staffel 1)

Läuft bei: Play Suisse und Sky (1 Staffel)

Der Walliser Cop Bax Schmidhalter ermittelt gegen Drogendealer. Und rennt auch einer verlorenen Liebe hinterher. Seine Ermittlermethoden sind eher wagemutig bis skrupellos. Das bekommt der arme Polizeipraktikant Smetterling knallhart zu spüren. Er landet angeschossen im Spital.

Ich finde

Die Serie spielt ansprechend mit Klischees und US-amerikanischen Genrevorbildern (von Magnum bis Fargo). Sie hat einiges an Action, wie wir es in Schweizer Serien nicht so gewohnt sind, und sie bietet viel Witz in Handlung und Dialogen. Dennoch kann ich die überbordende Begeisterung einiger Kritiker:innen hier nicht ganz nachvollziehen.

Alles in allem ist «Tschugger» untypisch wagemutig für eine Schweizer Serie und dafür verdient sie Lob.

Was aber gar nicht geht: Mitten in der Story aufhören, ohne dass eine einzige offene Frage beantwortet ist. Dann den lapidaren Hinweis nachschieben, in einem Jahr komme die zweite Staffel. Da hat SRF noch nicht ganz begriffen, wie man Staffeln konzipiert.

Besetzung: David Constantin | Annalena Miano | Dragan Vujic | Anna Rossinelli | Stefan Perceval
Created by: David Constantin | Mats Frey
Genre: Komödie | Krimi
CH, 2021