Läuft bei: Sky Show (2 Staffeln, 12 Episoden à 45 Min.)
Adam Dalgliesh ist kein Unbekannter auf dem TV-Bildschirm. Bereits in den 80er- und 90er-Jahren war er in mehreren Produktionen des Senders ITV zu sehen. Auch die BBC verfilmte in den 2000er-Jahre zwei Bücher mit dem von der Krimiautorin P. D. James erschaffenem Chefinspektor von Scotland Yard.
Unterkühlt und sehr beherrscht
Es erstaunt nicht, dass sich Dalgliesh und seine Kriminalfälle einer grossen Beliebtheit beim britischen Publikum erfreuen. Alles fühlt sich «very british» an: unterkühlt und beherrscht, Emotionen sind spärlich gesät.
Dazu passend ist die Serie zeitlich in den grauen 1970er-Jahren situiert. Das Königreich durchlebt eine Wirtschaftskrise, die das Land grundlegend verändern wird. Diese historische Dimension ist bei «Dalgliesh» allerdings nur unterschwellig zu spüren.
Die Geschichten ähneln sich
Im Vordergrund stehen die Mordfälle, die er aufklärt. Die ereignen sich zwar an unterschiedlichen Orten mit unterschiedlichen Verdächtigen, aber sie spielen sich immer nach einem gewissen Muster ab. Das ist sowohl ein Plus- als auch ein Minuspunkt der Serie.
Aufgrund dieser Struktur eignet sich «Dalgliesh» bestens, um sich hin und wieder einen Fall, der jeweils aus zwei Episoden besteht, reinzuziehen. Die ganze Serie bingen, kann man zwar machen, aber birgt die Gefahr, dass man sich etwas zu langweilen beginnt, weil sich die Geschichten sehr ähneln.
Der melancholische Dichter
Dabei böte «Dalgliesh» durchaus Platz für mehr Abwechslung und Tiefgang. Adam Dalgliesh (Bertie Carvel) hat seine Frau und sein Kind verloren. Was genau geschehen ist, erfahren wir nie, aber der Schicksalsschlag umgibt ihn mit einer Aura von Melancholie.
Zudem pflegt der Chefinspektor ein ungewöhnliches Hobby. Er ist ein Lyriker, dessen Gedichte beachtlichen Erfolg haben. Das blitzt zwischendurch auf, wenn er berühmte Vorbilder zitiert, aber spielt sonst meist nur eine unbedeutende Rolle.
Erst in der zweiten Staffel erhalten diese Eigenschaften der Hauptfigur etwas mehr Raum, als er die junge Polizistin Kate Miskin (Carlyss Peer) in sein Team holt. Bis dahin ermittelt er mit einer stoischen Ruhe und Entschlossenheit. Fragt nach Alibis, sucht Motive, bis er den Fall gelöst hat.
Dalgliesh erinnert an Endeavour
Wer «Endeavour» kennt, die Geschichte des jungen Inspektors Endeavour Morse, wird sich oft daran erinnert fühlen, wenn er/sie «Dalgliesh» schaut. Nicht nur, weil beide einen Jaguar fahren, Dalgliesh den ikonischen Jaguar E, sondern auch wegen des historischen Settings im englischen Königreich, das seine gloriosen Zeiten hinter sich hat.
In diesem Vergleich zeigt sich aber auch, wo «Dalgliesh» Schwächen aufweist. «Endeavour» gewährt seiner Hauptfigur ein Leben neben dem Beruf. Auch die Nebenfiguren haben ihre eigene Geschichte, die über die Staffeln weiterentwickelt wird.
Deshalb schafft «Dalgliesh» nicht den Sprung über eine solide Krimiserie hinaus, die sich aber durchaus eignet für zwischendurch, wenn man Lust auf einen gediegenen Krimi hat.
Besetzung: Bertie Carvel | Carlyss Peer | Jeremy Irvine | David Pearse | Alistair Brammer | George Robinson
Romanvorlage von: P.D. James
Genre: Krimi | Drama | Mystery
GB, 2023
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