Läuft bei: Apple TV+ (Mini-Serie, 9 Episoden à 50 Min.)
Wie wäre mein Leben verlaufen, wenn ich mich damals anders entschieden hätte? Wenn es doch nur eine Maschine gäbe, die mir dieses andere Leben zeigen könnte. Das habe ich mir schon oft gewünscht. Bis jetzt.
Jason auf der Spur von Schrödingers Katze
«Dark Matter» hat mir diese Fantasie gehörig vergällt. Jason Dessen (Joel Edgerton) hat so eine Maschine erfunden. Es ist eine vergrösserte Version der Schachtel, in die man üblicherweise Schrödingers Katze steckt. In den Kubus passen locker mehrere Menschen rein, die darin den Zustand der Superposition erreichen.
Weil eh niemand begreift, was das bedeutet, verbildlicht die Serie das netterweise. Aus dem Kubus wird ein unendlich langer Gang mit unendlich vielen Türen, die in unendlich viele Welten führen, in denen unendlich viele Variationen eines Lebens durchgespielt werden. Multiversum halt.
Zu Beginn von «Dark Matter» lernen wir zwar einen Jason kennen, aber es ist nicht derjenige, der die Maschine erfunden hat. Dieser Jason hat sich vor Jahren entschieden, nicht seine Forscherkarriere zu verfolgen, sondern mit seiner damaligen Freundin und späteren Frau Daniela (Jennifer Connelly) eine Familie zu gründen.
Entführt in eine völlig andere Welt
Er führt ein etwas langweiliges Leben als Physiklehrer, ist aber glücklich mit seiner Frau und dem Teenager-Sohn Charlie (Oakes Fegley). Jasons Leben gerät völlig aus den Fugen, als er eines Abends von einem maskierten Mann betäubt und entführt wird. Als er wieder zu sich kommt, ist er in einer Welt, die ihm völlig fremd ist.
Eine Frau namens Amanda (Alice Braga), die Jason noch nie gesehen hat, gibt sich als seine Freundin zu erkennen und freut sich, dass er wieder zurück ist. Und Leighton (Dayo Okeniyi) will von seinem Geschäftspartner wissen, wie er es geschafft hat, wieder zurückzukommen. Aber Jason versteht nur Bahnhof.
Wir dagegen können uns langsam zusammenreimen, was passiert ist. Jason, nennen wir ihn Jason 1, wurde von seinem Alter Ego aus einem anderen Universum, nennen wir ihn Jason 2, entführt und in die Welt von Jason 2 verfrachtet. Jason 2 hat dafür den Platz von Jason 1 an der Seite von Daniela und Charlie eingenommen.
Das andere Leben zu leben, ist ziemlich kompliziert
Denn Jason 2 bereut, dass er damals den anderen Weg als Jason 1 beschritten hat: Er wollte seine Forschung weitertreiben und drängte Daniela zur Abtreibung. Die beiden trennten sich, Jason 2 erfand den Multiversum-Kubus, wurde aber nie so richtig glücklich. Jetzt will er dank seiner Erfindung das andere Leben leben.
Das ist aber nicht so einfach, denn er weiss nicht, was Jason 1 und Daniela in den 16 Jahren ihrer Ehe erlebt haben. Jason 2 muss dauernd auf der Hut sein, dass er nicht auffliegt. Da schrammt er ein paar Mal nur knapp daran vorbei. Etwa, als er seinem allergischen Sohn ein Eis mit Erdnüssen gibt.
In der Zwischenzeit hat Jason 1 ebenfalls herausgefunden, wo er gelandet ist und weshalb. Auch Amanda ist klar geworden, dass Jason 1 nicht ihr Jason 2 ist. Sie hilft Jason 1 zu fliehen und begleitet ihn in den Kubus, von dem sie allerdings nicht wissen, wie er funktioniert.
Das lange Warten auf den Showdown
Die beiden wandern durch den endlos langen Gang, der sich im Kubus auftut, und öffnen verschiedene Türen, die sie in fantastische und gefährliche Welten führen. Mit der Zeit finden sie heraus, wie man in diesem Multiversum navigieren kann. Doch aus all den unendlich vielen Welten diejenige von Jason 1 zu finden, bleibt eine grosse Herausforderung.
«Dark Matter» spielt geschickt mit den Möglichkeiten eines Multiversums. Das hält einen bei Laune. Aber es dauert doch zu lange, bis es zu dem Moment kommt, der unweigerlich kommen muss: dem Showdown zwischen Jason 1 und Jason 2.
Der Preis für die Neugier ist das Chaos
Man bleibt aber trotzdem dabei. Denn wie die Story aus diesem verzwickten multiuniversalen Tohuwabohu herausfindet, will man schon noch erfahren. Die letzte Episode entschädigt denn auch etwas für die Überlängen der Geschichte davor.
Dieser Schluss war es dann, der mich von dem Wunsch nach einer Maschine für alternative Lebenswege heilte. Wenn das zu einem solchen Chaos führt wie in «Dark Matter», dann zügle ich meine Neugier lieber.
Besetzung: Joel Edgerton | Jennifer Connelly | Alice Braga | Jimmi Simpson | Dayo Okeniyi | Oakes Fegley | Marquita Brooks | Amanda Brugel
Serie entwickelt von: Blake Crouch
Genre: Science-Fiction | Thriller | Drama
USA, 2024
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