Die Kaiserin (Staffel 1) – Sisi darf nicht sterben!?

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3 von 5 Sternen

Läuft bei: Netflix (1 Staffeln, 6 Episoden à 50 Min.)

Wer kennt sie nicht: Elisabeth Amalie Eugenie von Wittelsbach, genannt Sisi, die in jungen Jahren den österreichischen Kaiser Franz Joseph I. heiratete und somit zur Kaiserin des habsburgischen Reichs wurde.

Die ungezähmte Rebellin für die Gen Z

Möglich, dass ein paar Angehörige der Gen Z bislang um die «Sissi»-Filme mit Romy Schneider herumgekommen sind. Vielleicht zielt Netflix mit der Neuadaption des Lebens der unglücklichen Kaiserin auf diese Zielgruppe. Einiges spricht dafür.

Showrunnerin Katharina Eyssen inszeniert ihre Kaiserin als «kreatives, ungezähmtes, revolutionäres Geschöpf, das in seiner Zeit keinen Platz hat.» Alles andere als eine starke, unabhängige Frauenfigur würde vermutlich beim jungen Publikum, aber wohl nicht nur dort, in einem Shitstorm untergehen.

Die Kaiserin (Devrim Lingnau) ist wild entschlossen, sich nicht den höfischen Regeln zu unterwerfen. © Netflix

Dass sich die Serie dafür ein paar Freiheiten nehmen muss, versteht sich von selbst. Die Frage ist: Stört es, wenn die Serien-Elisabeth – auf diesen Namen besteht sie – von der historischen Sisi abweicht? Nicht grundsätzlich, denn «Die Kaiserin» will ja keine Dokumentation sein.

Eher bemühend: geschichtsklitternde Sozialromantik

Dass Elisabeth lustvoll mit ihrem Franz Sex hat, während die historische Sisi dem Geschlechtsakt eher abgeneigt gewesen sein soll – was solls? Bemühend wird es allerdings, wenn dem Kaiserpaar eine starke soziale Ader angedichtet wird.

Franz war ein Leben lang überzeugter absolutistischer Herrscher und Sisi benutzte zur Schönheitspflege des Gesichts Rindfleisch, was sich die einfachen Leute nicht einmal zum Essen leisten konnten. Habsburger Monarch:innen als Wegbereiter des sozialen Umbruchs darzustellen, ist aberwitzig und überspannt den Bogen der künstlerischen Freiheit.

Franz Joseph (Philip Froissant) findet sich in der Serie in seiner Herrscherrolle schlecht zurecht. © Netflix
Sisi als Diana der Habsburger

Aber klar: Die Serie bedient hier ein anderes Bild, das sich bereits in der Popkultur verankert hat. Elisabeth als Kaiserin der Herzen. Wie Prinzessin Diana sorgt sich Elisabeth um die Armen und Kranken. Einem Mädchen, das in den giftigen Dämpfen einer Eisengiesserei arbeiten muss, schenkt Elisabeth ihre Schuhe, als sie die löchrigen Lappen sieht, die das Mädchen an den Füssen trägt.

Fun-Facts
• Philip Froissant, der Franz Joseph I. spielt, war noch auf der Schauspielschule, als er die Zusage für die Rolle des Kaisers erhielt.
• Devrim Lingnau, die Elisabeth spielt, hatte die «Sissi»-Filme vorher nie gesehen.
• Als Kulisse für Schönbrunn, den Palast der Habsburger in Wien, diente Schloss Weissenstein in Bayern.
• Der Dokumentarfilm «Sisi – Mythos einer Märchenprinzessin» von 2017 ist auch wieder im Programm des ZDF. Er wird am 6.11. um 9.45 Uhr auf ZDFinfo ausgestrahlt. Wer nicht warten mag, hier auf YouTube.
• Das Leben von Maximilian, dem jüngeren Bruder von Franz Joseph, ist wohl weniger bekannt, aber kaum weniger tragisch als jenes von Sisi.

Vielleicht ist der ganze historisch inakkurate Ausflug in die Sozialgeschichte dem englischen Königshaus, respektive der Netflix-Serie «The Crown» geschuldet. Die Windsors sind tatsächlich auf die Akzeptanz im gemeinen Volk angewiesen. Das ist in «The Crown» immer wieder thematisiert.

Eine Revolutionärin unter den Hofdamen

Möglicherweise fühlte sich «Die Kaiserin» deshalb ebenfalls verpflichtet, diesen Faden in die Geschichte einzuspinnen. Allerdings liegen zwischen der britischen Elizabeth und der österreichischen Elisabeth etwa 100 Jahren. Im 19. Jahrhundert war den Monarchen das Volk noch ziemlich schnurz.

Natürlich dient die tatsächlich angespannte Lage im Volk in der Serie auch dazu, um etwas Spannung ins Hofleben zu bringen. Unter Elisabeths Hofdamen hat sich eine Revolutionärin eingeschlichen, die ein Attentat plant: «Für das Volk!»

Prunk und wallende Gewänder kommen in «Die Kaiserin» nicht zu kurz. © Netflix

Aber auch diesen Plot hätte es nicht gebraucht. Es passieren genug Intrigen im kaiserlichen Palast. Elisabeths Schwiegermutter ist zwar nicht bösartig, wie ihr «Sissi»-Pendant, dennoch entschlossen, aus dem aufmüpfigen Mädchen eine würdige Kaiserin zu machen. Und Maximilian plant nichts Geringeres, als seinen Bruder Franz vom Thron zu stürzen.

Haben wir auf eine neue Sisi gewartet? Jein

Bleibt noch die Frage: Braucht es überhaupt eine Neuauflage der alten Geschichte? Eigenlicht nein, denn «Die Kaiserin» ist einfach eine leicht aufgepeppte «Sissi»-Version.

Andererseits kann man sich einfach zurücklehnen, die eleganten Kostüme geniessen und die prunkvollen Kulissen bewundern, in der ein paar nicht unsympathische Menschen ihre Probleme wälzen. Es gibt viele weniger ansprechend gemachte Serien als «Die Kaiserin».

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Besetzung: Devrim Lingnau | Philip Froissant | Melika Foroutan | Johannes Nussbaum | Almila Bagriacik | Wiebke Puls | Elisa Schlott | Jördis Triebel
Serie entwickelt von: Katharina Eyssen
Genre: Romanze | Historie | Drama
D, 2022

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