Doctor Who (Staffel 1) – Nach Startschwierigkeiten zu einem grandiosen Finale

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Serienposter mit Schriftzug. Der Doctor mit wehendem Mantel umrahmt von Planenten. Darunter mehrere TARDIS, in einer steht seine Begleiterin in der offenen Tür.
4 von 5 Sternen

Läuft bei: Disney+ (1 Staffel, 9 Episoden à 45 Min.) / BBC (VPN) (alle Staffeln seit 19631)

Ncuti Gatwa als 15. Doctor und Millie Gibson als seine Begleiterin Ruby hatten eine vielversprechende Premiere im Weihnachtsspecial «The Church on Ruby Road». Gatwa brachte seine Spritzigkeit und seinen Charme ein, wie wir das von ihm aus «Sex Education» kennen.

Der neue Doctor haucht der Figur neue Dynamik ein. Dazu passt die aufgestellte, aber wegen ihrer Herkunft auch melancholische Ruby sehr gut. Zwischen den beiden funkt es, wenn auch nicht romantisch.

Ein Mann in rotem Mantel und eine Frau mit Jacke mit Pelzrand stehen vor einer futuristischen Konsole.
Zwischen dem neuen Doctor (Ncuti Gatwa) und seiner Begleiterin Ruby (Millie Gibson) stimmt die Chemie. © BBC/Disney+
Popel und verkackte Windeln zum Auftakt

Dass der Auftakt zur neuen Staffel völlig enttäuscht, liegt deshalb nicht an Ruby oder dem Doctor. Die erste Episode «Space Babies» erzählt nicht nur eine Geschichte mit Kleinkindern, sondern eine absolut kindische Geschichte.

Der Doctor und Ruby landen auf einer Raumstation, die von Babys bevölkert ist, die perfekt sprechen können. Das ist einerseits creepy, wenn die Babys dank Tricktechnik ihre Münder bewegen. Ein klassischer Fall von «Uncanny Valley». Andererseits unappetitlich, weil Rotz, Popel und verkackte Windeln eine grosse Rolle spielen. Von Jöh-Faktor keine Spur, dafür ein hohes Mass an Sekret- und Fäkalhumor.

Es geht aufwärts mit den Beatles und Bridgerton

Nach diesem Tiefpunkt, den einige als den schlechtesten Staffelauftakt bisher taxieren, geht es aber aufwärts. In der nächsten Episode begegnen wir den Beatles. Nur machen die Pilzköpfe hundsmiserable Musik, weil der «Maestro» den Menschen den Musikgeschmack gestohlen hat.

Ein Mann und eine Frau in Kleidern und mit Frisuren aus den 1960er-Jahren überqueren eine Strasse auf einem Fussgängerstreifen. Im Hintergrund erkennt man ein Strassenschild: Abbey Road.
60er-Jahre, Fussgängerstreifen? Kann nur ein Ort sein, oder? Ja, es ist die Abbey Road. © BBC/Disney+

Amüsant ist die Episode, in denen es um ein paar privilegierte Söhne und Töchter geht, die wortwörtlich in einer Bubble leben. Und wirklich gelungen ist danach die höchst vergnügliche Hommage an «Bridgerton», in der der Doctor mit einem Kopfgeldjäger anbandelt und einen Skandal verursacht, als er in aller Öffentlichkeit mit ihm tanzt.

Das mag auch ein kleiner Seitenhieb auf «Bridgerton» sein. Eine Serie, die nicht mit Diversität geizt, in der aber noch nie eine homosexuelle Romanze zu sehen war. Beim Doctor ist es nach dieser Episode dagegen klar, für wen sein Herz schlägt.

Zwei Männer und eine Frau auf einer Treppe. Sie tragen festliche Kleider aus dem 19. Jahrhundert.
Eine Verneigung und ein Seitenhieb auf «Bridgerton» mit einem Gastauftritt von Jonathan Groff («Hamilton», «Mindhunter»). © BBC/Disney+
Grossartiges Finale mit epischem Bossfight

In den beiden finalen Episoden erreicht die Serie ein Niveau, das grossartig unterhält und man sich dauernd wünschen würde. Der Doctor und Ruby stehen einem übermächtigen Gegner gegenüber. In diesem Kampf ums Überleben des ganzen Universums werden alle Register gezogen, die einen mitfiebern und mitleiden lassen. Es fliesst zwar wie immer kein Blut, dafür Tränen.

Natürlich kann man nicht in jeder Episode einen ultimativen Bossfight erwarten. Aber dass der neue Doctor Anlaufschwierigkeiten hat, mag vor allem einen anderen Grund haben. Vor zwei Jahren stieg Disney als neuer Player ins Whoniverse ein.

Wegen Disney auf kinderfreundlich getrimmt?

Das brachte der BBC als Produzentin einen schönen Batzen und dem Unterhaltungsriesen eine neue Franchise für seinen Streamingdienst Disney+. Für uns Zuschauer:innen vereinfacht das den Zugriff auf die Serie, weil Disney+ die Serie weltweit ausstrahlt. Bei der BBC ist das Streaming geogeblockt.

Eine grausige Figur mit Augen, die hinter der Haut zu liegen scheinen, streckt ihre Hand aus ins Gesicht eines Mannes, den man nur unscharf sieht.
Sie ist nur eine Dienerin des monströsen Bösewichts, den der Doctor besiegen muss. © BBC/Disney+

Es wurden aber schon kurz nach Bekanntgabe des Deals Stimmen laut, die sich fragten, welchen Einfluss Disney auf die britische Kultserie haben wird. Wird die Serie auf harmlos und kinderfreundlich getrimmt? Amerikanisiert?

Letzteres ist in der neuen Staffel sicher nicht spürbar. Der Doctor ist und bleibt ein Brite und London seine Stadt, wenn er die Erde besucht. Aber vor allem die ersten Episoden könnten schräger sein, witziger.

Wikipedia-Dialoge für Neueinsteiger:innen

Was dagegen eindeutig auffällt: Der neue Doctor verbringt viel Zeit damit, sich und seine TARDIS zu erklären. Das ist zwar nicht schlecht eingebettet als Einführung für seine neue Begleiterin. Das Ganze zielt aber klar auf das neue globale Publikum von Disney+, das mit dem Time Lord nicht vertraut ist.

Landschaft mit langhalsigen Dinosaueriern. Auf einem Felsvorsprung zwei Menschen und eine blaue Kabine.
Erklärstücke für Neueinsteiger:innen: Ja, die TARDIS kann ins Zeitalter der Dinosaurier reisen. © BBC/Disney+

Diese Wikipedia-Dialoge müssen wir nicht mehr über uns ergehen lassen. Der neue Doctor hat seine Feuertaufe im Kampf gegen einen Superbösewicht bestanden und ein grosses Drama zum Schluss der Staffel lässt uns rätseln, wie es weitergeht. Gute Voraussetzungen, um die Abenteuer des 15. Doctors weiterzuverfolgen.

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Besetzung: Ncuti Gatwa | Millie Gibson | Susan Twist | Michelle Greenidge | Angela Wynter | Jemma Redgrave | Indira Varma | Jonathan Groff | Tom Rhys Harries | Varada Sethu
Genre: Abenteuer | Science-Fiction | Komödie
GB, 2024

  1. Die Staffelnummerierung von «Doctor Who» ist etwas kompliziert. Es wird unterschieden zwischen der klassischen Serie (1963-1989), der zweiten Serie (2005-2022) und mit Ncuti Gatwa als neuer Doctor startet jetzt die dritte Serie (2023- ). Die Nummerierung beginnt deshalb wieder bei Staffel 1. Eine Übersicht über Staffeln und Episoden liefert Wikipedia. ↩︎

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