Griselda (Mini-Serie) – Die Kokaindealerin als feministische Ikone?

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Serienposter mit Schriftzug. Eine Frau sitzt an einem Tisch mit einer Zigarette in der Hand. Vor ihr auf dem Tisch liegt ein Revolver.
3 von 5 Sternen

Läuft bei: Netflix (Mini-Serie, 6 Episoden à 50 Min.)

Serien über südamerikanische Drogenbosse ist bei Netflix beinahe ein eigenes Genre. «Narcos», «Narcos: Mexico» und «El Chapo» sind Eigenproduktionen des Streamingdienstes, «Queen of the South» eine eingekaufte Serie.

Jetzt kommt eine weitere dazu: «Griselda». Der Titel besagt schon, dass es diesmal um eine Drogenbossin geht. Wie bei den drei ersten Netflix-Serien basiert die Geschichte auf einer realen Figur: Griselda Blanco, die den Übernamen «La Madrina», die Patin, erhielt.

Sogar Pablo Escobar zitterte vor ihr

Eingeführt wird Griselda durch ein Zitat: «Der einzige Mann, vor dem ich je Angst hatte, war eine Frau namens Griselda Blanco.» Das soll Pablo Escobar, der in den 1970er-Jahren das Medellín Kartell aufbaute und die Hauptfigur in «Narcos» war, über seine Zeitgenossin gesagt haben.

Die Schauspielerin Sofía Vergara als Griselda, daneben die richtige Griselda auf einem Polizeifoto.
Sofía Vergara als Griselda. Daneben die echte Griselda Blanco auf einem Polizeifoto. © Netflix

Wenn selbst der skrupellose Escobar vor Griselda gezittert haben soll, kann man gespannt sein, von welchen Grausamkeiten der Drogenbossin wir Zeuge werden in der Serie. Doch es kommt ein bisschen anders, als erwartet, und das ist auch eines der Probleme von«Griselda».

Griselda (Sofía Vergara) flieht zu Beginn vor ihrem Mann mit ihren drei Söhnen aus Medellín nach Miami. Der hat sie gezwungen, mit Sex seine Schulden beim Bruder zu begleichen.

Der Aufstieg zur Kokainkönigin

In Miami versucht sie, ein mitgeschmuggeltes Kilo Kokain zu verkaufen, um sich und ihren Söhnen ein neues Leben zu ermöglichen. Doch der ansässige Grossdealer will nicht mit ihr verhandeln, weil sie eine Frau ist. Dessen Helfer klaut ihr dann sogar noch die Drogen.

Eine Frau im türkisen Kleid steht vor Paletten, die mit Kokainpäckchen beladen sind.
Am Anfang war’s nur ein Kilo. Schnell werden es aber ein paar hundert Kilo Kokain, die Griselda in Miami verkauft. © Netflix

Beherzt schlägt Griselda aber zurück, holt sich ihr Kokain wieder und verkauft es. Es bleibt nicht bei diesem einen Kilo. Griselda wird nach einigen Machtkämpfen, die sie gegen die bisherigen Bosse ausficht, zur grossen Nummer in der Dealerszene von Miami. Dabei fliesst viel Blut und es rollen Köpfe.

So weit, so erwartbar und nicht unspannend. Allerdings irritiert mich einiges an der Figur Griselda und ihrer Geschichte, wie sie die Serie erzählt.

Erfolgreiche Feministin?

Da wird ihr Aufstieg in der Dealerhierarchie als «female empowerment» verkauft. Nicht nur sie kommt zu Macht und zweifelhaftem Ansehen. Auch die Prostituierten aus Medellín, die sie als Drogenkurierinnen nutzt, können sich vom Joch der männlichen Unterdrückung befreien.

Mehrere junge Frauen mit Koffern vor dem Flughafen, alle lächeln.
Drogen aus Medellín in die USA zu schmuggeln, scheint eine sehr amüsante Beschäftigung zu sein. © Netflix

Sicher ist es eine Leistung. sich in der Machowelt der Dealer mit mehrheitlich südamerikanischem Hintergrund zu behaupten. Es leuchtet auch ein, dass es ihre ehemaligen Kolleginnen bevorzugen, Kokain in ihren BHs zu schmuggeln, als sich die Brüste betatschen zu lassen. Aber ist das ein leuchtendes Beispiel für gelebten Feminismus?

Geschönte Biografie

Wenig glaubwürdig ist Griselda auch als fürsorgliche Mutter. Sie verdient zwar im dreckigen Drogenbusiness ihr Geld, will ihre Kinder aber nicht mitreinziehen. Was im echten Leben tatsächlich ganz anders war und nicht die einzige Freiheit ist, die sich die Serie in ihrer Erzählung von Griseldas Leben genommen hat.

Zu guter Letzt wird angedeutet, dass Griselda eigentlich ein moralischer Mensch sei. Sie ringt mit sich, bevor sie den Befehl gibt, Gegner und in Ungnade gefallene Mitarbeiter zu ermorden.

Beim Geburtstagsfest für ihren Ex-Leibwächter und jetzt Ehemann Dario (Alberto Guerra) schnappt Griselda am Schluss völlig über. © Netflix

Irgendwann verliert sie zwar jegliche Hemmung. Das ist aber den Drogen geschuldet, denen sie verfällt und die sie paranoid machen. Auch da lässt die Serie Griselda geschönt erscheinen, die mit der realen Figur nicht übereinstimmt.

Danke, es reicht mit Narcos-Serien

Was auch nicht hilft, ist die Besetzung der Hauptrolle mit Sofía Vergara, Mich hat sie über die ganze Serie hinweg nicht wirklich überzeugt. Kann aber sein, dass das mehr an der Figur liegt, die wie oben geschildert einige Fragezeichen aufwirft.

«Griselda» beantwortet für mich immerhin eine Frage eindeutig: Haben wir genug Narcos-Serien gesehen? Die Antwort ist ein beherztes Ja.

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Besetzung: Sofía Vergara | Alberto Guerra | Jose Velazquez | Orlando Pineda | Martín Fajardo | Juliana Aidén Martinez | Martín Rodríguez | Vanessa Ferlito | Fredy Yate | Camilo Jimenez Varon
Serie entwickelt von: Carlo Bernard | Ingrid Escajeda | Doug Miro
Genre: Krimi | Drama | Biografie
USA, 2024

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