Serien-Tipp Nr. 200
Läuft bei: Apple TV+ (2 Staffeln, 20 Episoden à 50 Min.)
Es muss ja nicht immer gleich spannungs- und actiongeladen sein wie in «Independence Day», wenn Ausserirdische die Erde angreifen. Man kann es auch mal gemütlicher angehen, haben sich die Macher von «Invasion» wohl gedacht.
Deshalb dauert es auch mehrere Episoden, bevor man überhaupt mal ein Alien zu Gesicht bekommt. Oder vielleicht auch, weil das Budget für Special Effects eher bescheiden war?
Auf jeden Fall stehen bei «Invasion» nicht die Kämpfe gegen Ausserirdische im Vordergrund, sondern vier Handlungsstränge, die sich um je eine Person oder Gruppe drehen und wie sie diese Invasion erleben.
Vier Menschen und ihre Konfrontation mit der Invasion
In Japan startet eine Weltraummission. Gespannt verfolgt die Kommunikationsspezialistin Mitsuki Yamato (Shioli Kutsuna) am Boden den Start, denn an Bord ist ihre heimliche Geliebte Hinita (Rinko Kikuchi). Das Raumschiff wird durch die Aliens zerstört.
In Long Island findet Annesha Malik (Golshifteh Farahani) heraus, dass ihr Mann eine Affäre hat. Als sie ihn damit konfrontieren will, bricht in ihrer Strasse die Hölle los und sie müssen mit ihren beiden Kindern fliehen.
In Afghanistan trifft der US-Soldat Trevante Cole (Shamier Anderson) auf ein ausserirdisches Objekt, das seine Einheit angreift. Er überlebt als einziger.
Zu guter Letzt endet der Schulausflug von Caspar Morrow (Billy Barratt) in England in einer Katastrophe. Der Schulbus stürzt nach einer Explosion auf der Strasse in einen Abgrund.
Familiendrama und Coming-of-Age-Geschichte statt Sci-Fi-Action
Sie alle werden sich im Lauf der zwei Staffeln begegnen. Vor allem spielen sie eine Schlüsselrolle im Kampf gegen die Ausserirdischen. Mitsuki arbeitet daran, die Sprache der Aliens zu entschlüsseln. Caspar hat wie Aneeshas Sohn Sam eine geistige Verbindung zu den Invasoren.
Doch auch hier gibt es einen Erzählstrang, der für die Figuren mindestens so bedeutsam ist wie ihre Anti-Alien-Aktivität. Die Story von Caspar und seinen Schulfreund:innen ist eigentlich eine Coming-of-Age-Geschichte. Mitsuki verarbeitet den Verlust ihrer grossen Liebe, Trevante die Entfremdung von seinem zivilen Umfeld. Aneesha wird von der betrogenen Hausfrau zur starken Familienbeschützerin.
Ein gaaaaaaanz langsamer Kampf gegen die Bedrohung
Das hat zwar alles seinen Reiz, zieht aber die Geschichte sehr in die Länge. Wo üblicherweise eine Episode reichen würde, um das Ausmass und die Gefahr der Invasion bewusst zu machen, widmet «Invasion» dem die ganze erste Staffel. Die zweite Staffel kommt auch kaum voran, erst am Schluss wird ein entscheidender Schritt gemacht im Kampf gegen die Ausserirdischen.
Deshalb fragt man sich immer wieder, was für eine Serie «Invasion» eigentlich sein will? Offensichtlich kein Sci-Fi-Thriller à la «Independence Day», in dem die Aliens wie so oft dank eines oder mehreren heroischen Politiker:innen besiegt werden.
Mehr eine Mischung aus Spielbergs «War of the Worlds», wo die Katastrophe aus der Sicht einer Kleinbürgerfamilie geschildert wird, und «Arrival», wo es ausschliesslich darum geht, die Sprache von Ausserirdischen zu entschlüsseln.
Vier Geschichten, damit die Serienlänge stimmt
Was wiederum aufzeigt, dass «Invasion» zwar den gängigsten Plot des Subgenres vermeidet, aber keineswegs überraschend innovativ ist. Vielmehr habe ich den Eindruck, dass hier ein Serienkonzept auf dem Reissbrett entworfen wurde, das durch die vier Erzählstränge für die nötige Länge sorgt.
Es gelingt aber nicht, die Figuren und ihre Geschichten so packend auszugestalten, dass man wirklich interessiert dabei bleibt, wenn der eigentliche Hauptplot, nämlich die Aliens wieder zu vertreiben, dauernd in den Hintergrund geschoben wird.
Besetzung: Golshifteh Farahani | Shioli Kutsuna | Shamier Anderson | Billy Barratt | Azhy Robertson | Tara Moayedi | India Brown | Paddy Holland | Mishidi Motshegwa
Serie entwickelt von: Simon Kinberg | David Weil
Genre: Science-Fiction | Drama
USA, 2021/2023
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