Läuft bei: Disney+ (2 Staffel, 12 Episoden à 45 Min.)
Ein Handbuch spielt eine wichtige Rolle in der zweiten Staffel von Loki. Das Handbuch über Arbeit und Funktion der TVA, der Time Variance Authority. Das ist die Behörde, die darüber wacht, dass keine Abweichungen von der einzig wahren Zeitachse auftreten (bis am Ende der ersten Staffel alles ganz anders wurde).
Es fehlt ein Handbuch für Marvel-Serien
Ein Handbuch würde man sich auch wünschen, wenn man die Serie schaut. Einerseits für die Handlung selber, die bei (Zeit)Reisen ins Multiversum grundsätzlich verwirrend ist. Andererseits für die mutmasslichen und tatsächlichen Querverbindungen zum Marvel Cinematic Universe, über die in einschlägigen Websites ausgiebigst spekuliert wird.
Anders gesagt: «Loki» ist ziemlich anstrengend, wenn man zu verstehen versucht, was passiert. Man kann es sich aber einfach machen und all das Kauderwelsch über Zeitsprünge und eine immens wichtige Kontrollmaschine ignorieren.
Dann erlebt man eine Geschichte, in der diese Maschine explodiert, weil sie mit zu vielen verästelten Zeitsträngen überlastet wird. Die Explosion zerstört die Zeit und damit alle Universen, mit Ausnahme der einzig wahren Zeitachse.
Hübsche Zeitreisen und eine neue Figur
Loki (Tom Hiddleston) versucht, diese Katastrophe abzuwenden. Dabei springt er unkontrolliert auf der Zeitachse herum, muss seine Verbündeten aus verschiedenen Multiversen zusammensammeln und sich erneut dem Zeitbösewicht He Who Remains (Jonathan Majors) stellen.
Diese Geschichte hat ihre Momente. Zu Beginn zwei Zeitreisen, die eine nach London in die neonbunten 1970er-Jahre, die andere nach Chicago an die Weltausstellung 1893. Das ist vor allem optisch hübsch gemacht.
Dann taucht irgendwo im Keller der TVA eine neue Figur auf. Ouroboros (Ke Huy Quan) ist der Handwerker, der wie kein zweiter weiss, wie die ganze Maschinerie der TVA funktioniert, weil er das Handbuch geschrieben hat. O.B., wie er der Einfachheit halber genannt wird, verleiht der Geschichte mit seiner schrulligen Art eine witzige Note.
Einordnungen muss man sich ergoogeln
Gelungen ist sicher auch das Finale. Darüber kann an dieser Stelle nur so viel verraten werden, dass Loki seine Bestimmung findet.
Man kann sich die Bedeutung dessen einigermassen aus dem Geschehen zusammenreimen. Aber es zeigt sich hier wieder, dass ein Handbuch gelegen käme, das einem die Hintergründe erläutern würde (wie beispielsweise SPOILER diese Einordnung).
So wie ich auch googeln musste, was denn nun die Verbindung von He Who Remains mit dem Bösewicht Kang the Conqueror ist, der im Film «Ant-Man and the Wasp: Quantumania» auftaucht. Beide werden von Jonathan Majors gespielt, was kein Zufall ist. Die Erklärung ist zwar einfach, aber irgendwie unbefriedigend: Es sind Varianten derselben Person.
Fühlt sich an, wie Hausaufgaben erledigen
Genau das entpuppt je länger, desto mehr als Schwachstelle der MCU-Serien und -Filme. Es fühlt sich jedes Mal so an, als bekomme man Hausaufgaben aufgebrummt, wenn man sich die Shows ansieht. Ohne Vor- und Nachbereitung hängt man etwas in den Seilen. Das mag den MCU-Fans grossen Spass bereiten. Für diejenigen, die nur gelegentlich in diese Welt eintauchen, ist es eher mühsam.
Nichtsdestotrotz bietet vor allem Tom Hiddleston als Loki wie gewohnt gute Unterhaltung. Mir gefiel er in seiner Variante als nordischen Gott, der dauernd Unfug trieb, allerdings besser. In der Serien-Variante ist er mir ein wenig zu gefühlsduselig.
Besetzung: Tom Hiddleston | Sophia Di Martino | Owen Wilson | Wunmi Mosaku | Gugu Mbatha-Raw | Eugene Cordero | Ke Huy Quan | Jonathan Majors | Kate Dickie | Rafael Casal
Serie entwickelt von: Michael Waldron
Genre: Fantasy | Science-Fiction | Superhelden
USA, 2023
Schreibe einen Kommentar