

Läuft bei: Netflix (1 Staffel, 10 Episoden à 30 Min.)
Es gibt Serien, die sind nicht wirklich gut, aber auch nicht wirklich mies, sondern einfach Zeitverschwendung. Wie beispielsweise «Machos Alfa».
Vom Thema her eigentlich nicht. Sexismus, Machismus würde immer noch sehr gut zum Zeitgeist passen, auch wenn die Genderdebatte heute längst nicht mehr nur Mann und Frau umfasst. Aber als spritzige Komödie wäre das dennoch perfekte, im besten Fall sogar intelligente Unterhaltung für ein breites Publikum.
Geschlechterdebatte wie vor Jahrzehnten
Aber hier beginnt es zu hapern, bei den Stichworten unterhaltsam und Komödie. Dafür bräuchte es Geschichten und Figuren, die geistreich und witzig die Beziehung zwischen Männern und Frauen in der heutigen Welt auf den Punkt bringen.
Das leistet «Machos Alfa» nicht. Was die vier spanischen Freunde und ihre Partnerinnen uns als Komödie über bröckelnde Männlichkeit und weibliches Empowerment auftischen, wirkt nicht zeitgemäss und klischiert.

«Machos Alfa» basiert auf einem Stand der Geschlechterdebatte, der vor mindestens einem Jahrzehnt, wenn nicht früher, aktuell war. Vielleicht hat diese Diskussion Spanien wirklich erst heute erreicht und ist deshalb noch nicht viel weiter. Oder ist das jetzt wiederum rassistisch?
Mann redet nur urologische Probleme
Auf jeden Fall ist es einfach nicht mehr besonders witzig oder aussergewöhnlich, wenn beispielsweise ein bislang erfolgreicher Medienmanager seinen Platz räumen muss, weil er Shows produziert, in denen Männer reden und Frauen als Verzierung dienen. Dass er seinen Job an eine Frau verliert, ist da nur folgerichtig.
Schon fast aus der Steinzeit der sexuellen Befreiung scheint eine andere Konstellation zu stammen. Der Macho, der selbstverständlich seine Freundin hintergeht, aber völlig aus der Bahn geworfen wird, als sie ihm vorschlägt, ihre Beziehung zu öffnen für Abenteuer mit anderen Partner:innen.

Natürlich reden die vier untereinander kaum über ihre Beziehungsprobleme. Selbst wenn Mann unter sich ist, muss der Schein gegenüber den Freunden gewahrt bleiben. Einzig über urologische Probleme tauscht man sich aus, weil die das lebenswichtigste Organ des Mannes betreffen, mit dem Männer bekanntlich denken.
Auch die Frauenbilder sind klischiert
Doch nicht nur das Männerbild ist zu rückständig, als dass es wirklich zum Lachen reizen würde. Auch die Frauen kommen ziemlich klischiert daher. Wenn die sexuell frustrierte Ehefrau ausgerechnet mit ihrem Fitnesstrainer bumst, ist das nicht wirklich der originellste Dreh. Und die Ex, die nur als wütende Furie auftaucht, ist in sich schon wieder ziemlich sexistisch.

Ein bisschen Moderne versprüht wenigstens die Freundin des Medienmanagers. Sie war bisher offensichtlich reine Dekoration für Privat- und Geschäftsanlässe. Nach seinem Rauswurf startet sie eine Karriere als Influencerin, ein Berufsbild, das tatsächlich in die Jetztzeit passt.
Eine Einschränkung der Kritik an «Machos Alfa» muss ich allerdings machen. Wo die vier Machos am Schluss landen, weiss ich nicht. Nach fünf Episoden fiel der Entscheid, die Zeit in andere Serien zu investieren. Könnte also sein, dass es im zweiten Teil doch noch etwas zu Schmunzeln gibt und die Serie im Geist der Neuzeit ankommt.
Besetzung: Gorka Otxoa | Fele Martinez | Fernando Gil | Raúl Tejón | Paula Gallego | Raquel Guerrero | Maria Hervás | Kira Miró
Serie entwickelt von: Alberto Caballero | Laura Caballero | Daniel Deorador
Genre: Komödie
ESP, 2022
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