

Läuft bei: Sky Show (1 Staffel, 7 Episoden à 50 Min.)
Was für ein skurriler Plot. Eine Mutter schickt ihren Sohn zur Ausbildung nach Frankreich, damit er dort lernt, wie er dem englischen König als Lustobjekt dienen kann. Das Faszinierende daran: Die Geschichte, die «Mary & George» erzählt, ist (grösstenteils) wahr.
Sowohl Mary Villiers (Julianne Moore) wie ihr Sohn George (Nicholas Galitzine) sind historisch verbürgte Figuren und haben als Countess und Duke of Buckingham Eingang in die Geschichtsbücher gefunden. Der König, um dessen Gunst die beiden werben, ist James I (Tony Curran).
Der König mit der Bibel und ausschweifendem Sex
Zu dessen historischem Vermächtnis gehört die Bibelübersetzung, die als King James Bible bis heute als bedeutendste Version der heiligen Schrift für den angloamerikanischen Protestantismus gilt. Was etwas ironisch wirkt, wenn man die Serie gesehen hat.

Offensichtlich führte James nicht gerade ein gottgefälliges Leben, was seine Sexualität betraf. Die ersten Episoden, die Georges Aufstieg zum Liebling des Königs schildern, sind gespickt mit Bildern von nackten Jünglingen, die sich auf und um den König räkeln.
Die sexuelle Neigung des ersten britischen Monarchen aus dem Hause Stuart wird von Historiker:innen zwar häufig als wahrscheinlich homo- oder bisexuell beschrieben. Es gibt aber auch andere Stimmen. Unbestritten ist, dass er enge Beziehungen zu verschiedenen Höflingen pflegte.
Die Mutter beseitigt alle Hürden auf dem Weg ins Schlafgemach
Die Serie lässt aber keine Zweifel offen, was im Schlafgemach des Königs passierte. Bis George es allerdings ins Bett seiner Majestät schafft, ist es ein langer Weg. Zuerst muss er den Earl of Somerset ausbooten, den aktuellen Günstling des Königs. Besser gesagt: Seine Mutter Mary ist dafür besorgt.

Sie schreckt vor nichts zurück, wenn es darum geht, ihren sozialen und den damit verbundenen finanziellen Aufstieg zu befördern. Denn darum geht es ihr zuallererst, auch wenn sie beteuert, sie habe nur das Wohlergehen ihres Sohnes im Sinne.
Es gelingt Mary nachzuweisen, dass der Earl und seine Frau den Dichter Thomas Overbury vergiften liessen. Die beiden entgehen zwar ihrer Hinrichtung, bleiben aber jahrelang im Tower eingekerkert.
Die Familienbande zerbricht
Diese Intrigen um die Gunst des Königs sind zwar notwendig zur Etablierung der Charaktere, aber letztlich etwas eintönig und repetitiv. Spannend wird es erst im zweiten Teil, als George vom Loverboy zum Berater des Königs aufsteigt.

Nicht nur gewinnt er Titel und Einfluss auf das Geschick des Königreichs, er gewinnt vor allem an Selbstbewusstsein. Das fehlte ihm bis anhin, weil seine Mutter darauf bedacht war, ihn unter Kontrolle zu halten, um ihre eigene Macht zu sichern. Jetzt zerbricht die Mutter-Sohn-Bande und die Konsequenzen sind für beide drastisch.
Die folgenden Intrigen, in die weitere grosse Namen der englischen Geschichte wie Sir Francis Bacon oder Sir Walter Raleigh verwickelt sind, halten einen bei Laune. Ebenso Julianne Moore als Mary Villiers, die in jeder Einstellung ihr Können unter Beweis stellt.
Zu grosse Lust an der Lust
Und doch ist der Blick durchs Schlüsselloch in die verschiedensten Schlafzimmer, die die Serie gerne und immer wieder wählt, etwas zu aufdringlich. Die vielen historischen Ereignisse, die die Serie aufgreift, kommen zu kurz.

Man ist zu Recht immer wieder versucht, die Pausetaste zu drücken, um nachzulesen, was tatsächlich geschehen ist und wie das den Lauf der Dinge beeinflusste. Um den Schluss zu verstehen, ist das schon fast zwingend. Etwas weniger Lust an der Lust und mehr Aufmerksamkeit für die Geschichte hätten der Serie gutgetan.
Besetzung: Julianne Moore | Nicholas Galitzine | Tony Curran | Mark O’Halloran | Niamh Algar | Adrian Rawlins | Trine Dyrholm | Tom Victor | Nicola Walker | Laurie Davidson
Serie entwickelt von: D.C. Moore
Genre: Historie | Drama
GB, 2024
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