Läuft bei: Apple TV+ (1 Staffel, 10 Episoden à 45 Min.)
Zwei Dinge gibt es zu entdecken in «Monarch: Legacy of Monsters»: Dass Wyatt Russell seinem Vater Kurt vor allem um die Kinnpartie herum sehr ähnelt. Und dass es eine Monster-Franchise rund um Godzilla und Co. gibt, die umfangsmässig Marvel, DC oder Star Wars in nichts nachsteht.
Als Neuling im Reich der Urviecher
Zugegeben, die Godzilla-Franchise ist einfach an mir vorbeigegangen. Andere haben die Filmreihe in ihren verschiedensten Ausprägungen sicher intensiver verfolgt. Mir ist neben dem Ur-Godzilla von 1954 nur noch Roland Emmerichs Godzilla von 1998 mit Matthew Broderick in Erinnerung.
Deshalb kann ich keine Einordnung bieten, wie gut «Monarch» die so genannte MonsterVerse-Reihe ergänzt, die drei Filme zwischen 2014 und 2021 umfasst. Als Neuling im Reich dieser Urviecher muss ich mich darauf beschränken, was die Serie bietet.
Die Titanen nur in Nebenrollen
Da fällt eines besonders auf: Monster machen sich ziemlich rar. Die Auftritte lassen sich an zwei Händen abzählen und summieren sich auf vielleicht 15 Minuten Bildschirmpräsenz. Das ist eine schlechte Nachricht für Fans von Titanenduellen à la Godzilla vs King Kong. Aber es ist kein Minuspunkt für die Serie.
«Monarch» erzählt eine andere Geschichte. Von Menschen, die in den Bannkreis der Titanen gezogen wurden. Wie Cate Randa (Anna Sawai). Sie erlebte den traumatischen G-Day in San Francisco, als Godzilla im Kampf gegen andere MUTOs (Massive Unidentified Terrestrial Organism) die Golden Gate Brücke und weite Teile der Stadt zerstörte (zu sehen in «Godzilla» (2014)).
Das grosse Familiengeheimnis
Ein Jahr danach reist Cate nach Tokio. Sie will die Wohnung auflösen, die ihr Vater Hiroshi (Takehiro Hira) hier besass. Er war nach dem G-Day verschwunden und gilt als tot. Die Wohnung ist allerdings bewohnt. Hiroshi hatte eine zweite Familie in Tokio.
Dass Cate einen Halbbruder hat, ist allerdings fast das kleinere Familiengeheimnis, wie sie und ihr Halbbruder Kentaro (Ren Watabe) bald herausfinden. Hiroshi arbeitete für die Geheimorganisation «Monarch», die die Monster erforscht und überwacht. Gegründet wurde diese Organisation in den 1950er-Jahren von ihrer Grossmutter Keiko Miura (Mari Yamamoto).
Als Godzilla der Atombombe trotzte
Wie «Monarch» entstand, erzählt der zweite Erzählstrang in Rückblenden. Als Wissenschaftlerin macht sich Keiko auf die Suche nach Titanen. Die US-Armee stellt ihr Lee Shaw (Wyatt Russell) zum Schutz zur Seite. Bald gesellt sich ein weiterer Wissenschaftler dazu, Bill Randa (Anders Holm), der Sagen und Legenden nachspürt, die von Titanen handeln.
Das Trio entdeckt Godzilla. Doch entgegen den Versprechungen lässt sie das Militär nicht den Titanen erforschen, sondern versucht Godzilla mit einer Atombombe zu töten. Das misslingt. Deshalb können die drei weitermachen. Unter dem Codenamen «Monarch» entsteht mit massiven Ressourcen der Armee eine grosse Geheimorganisation.
Die Welt der Monster als Jungbrunnen
In der Gegenwart kommen Cate und Kentaro zusammen mit dessen Ex-Freundin May (Kiersey Clemons) langsam auf die Spur ihres Familienvermächtnisses. Sie spüren Lee Shaw (Kurt Russell) in einem Pflegeheim auf.
Eigentlich müsste der ein 90-jähriger Greis sein, sieht aber noch erstaunlich jung aus. Ein Mysterium, das noch aufgeschlüsselt wird, und natürlich mit den Titanen zu tun hat.
Lee ist überzeugt, dass Hishori noch lebt. Zu viert machen sie sich auf die Suche. Doch dann ist da noch «Monarch». Die Organisation gibt es immer noch und funkt immer wieder dazwischen.
Zwei Trios, aber nur eines überzeugt
Cate, Kentaro und May (Kiersey Clemons) sind als Charaktere etwas gewöhnungsbedürftig. Cate und Kentaro hängen etwas gar lange an den Vorwürfen an ihren Vater, von dem sie sich betrogen fühlen, resp. May und Kentaro an der gescheiterten Beziehung. Dabei ist das irrelevant für die eigentliche Geschichte.
Dafür fasziniert das Trio Keiko, Lee und Bill von Anfang an. Wie sie für ihre Idee kämpfen, die Titanen nicht einfach zu vernichten, sondern ihre Welt verstehen zu lernen. Da kommt ihnen nicht nur das Militär in die Quere, sondern auch ihre eigenen Gefühle.
Die Russells machen den Unterschied
Was auf beiden Zeitebenen gleich ist: Sobald ein Russell ins Bild tritt, schaut man interessierter zu. Bei Wyatt macht es zwar noch einiges aus, dass das meist gemeinsam mit der überzeugenden Mari Yamamoto geschieht.
Kurt Russell zieht aber auch alleine alle in seinen Bann. Seine Auftritte sind charismatisch. Dass die Serie in einer Szene die Zeitebenen vermischt und mit der Ähnlichkeit von Vater und Sohn wunderhübsch spielt, ist ein netter Einfall.
«Monarch» findet zwar einen befriedigenden Abschluss, deutet am Schluss aber einen neuen Plot an für eine zweite Staffel. In deren Zentrum dürfte ein anderer bekannter Titan stehen, der vor Jahrzehnten schon mal am Empire State Building rumturnte.
Ich bin allerdings etwas unentschlossen, ob dieses ganze MonsterVerse spannend genug ist, um es weiterzuverfolgen. Erfirschend ist, dass es nicht um Titanen geht, die eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Aber die menschlichen Dramen und Intrigen, die «Monarch» ins Zentrum rückt, überzeugen nicht durchgehend.
Besetzung: Anna Sawai | Kiersey Clemons | Ren Watabe | Joe Tippett | Wyatt Russell | Kurt Russell | Mari Yamamoto | Elisa Lasowski | Mirelly Taylor | Anders Holm | Takehiro Hira | Qyoko Kudo | Christopher Heyerdahl | Dominique Tipper
Serie entwickelt von: Chris Black | Matt Fraction
Genre: Abenteuer | Science-Fiction | Action
USA, 2023
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