Läuft bei: Sky (2 Staffeln, 20 Episoden à 20 Min.)
Eigentlich hat sich Neil Bremer (Ted Danson) schon lange zur Ruhe gesetzt. Er ist mit Strassenreklamen reich geworden, was er bei jeder unpassenden Gelegenheit gerne erwähnt, und widmete sich nach der Scheidung der Betreuung seiner Tochter Orly (Kyla Kenedy).
Keine Ahnung von Politik
Neil bekommt das Gefühl, seine Teenager-Tochter halte nicht so viel von ihm, weil sie nie mitbekommen hat, wie erfolgreich er als Geschäftsmann war. Deshalb will er ihr und sich beweisen, dass er es immer noch drauf hat.
Er kandidiert als Bürgermeister von Los Angeles und gewinnt – zum Entsetzen seiner Wahlkampfleiterin Mikaela Shaw (Vella Lovell). Denn von Politik hat Neil keine Ahnung. Aber er glaubt, seine Erfahrung als Firmenboss mache das mehr als wett.
Das Desaster mit den Strohhalmen
Logisch, dass das nicht genügt, um sich im Polit- und Verwaltungsdschungel der Stadtregierung zu behaupten. Gleich mit seinem ersten Amtsakt erleidet er doppelten Schiffbruch.
Neil will Strohhalme in ganz L.A. verbieten. Eine Idee, mit der seine Tochter fürs Schulparlament kandidieren wollte, und jetzt sauer ist, dass er sie ihr geklaut hat.
Noch schwerwiegender ist der Widerstand, den die Stadtabgeordnete Arpi Meskimen (Holly Hunter) organisiert. Sie wirft dem Bürgermeister vor, er wolle die Behinderten diskriminieren, die auf Strohhalme zum Trinken angewiesen seien.
Weitere Pleiten und Pannen folgen
Neil löst das Problem elegant. Er engagiert Arpi als Stellvertreterin. Damit holt er jemanden an Bord, der ihn und sein Team mit den Finessen der Politik in L.A. vertraut macht.
Denn die Strohhalm-Affäre war nur der Anfang der Schwierigkeiten, mit denen sich Mayor Bremer auseinandersetzen muss. Dass er dabei auch mal Mariuhana-Gummibärchen isst, hilft nicht zwingend.
Einschätzung
Mit Tina Fey und Robert Carlock stehen zwei Sitcom-Schwergewichte hinter «Mr. Mayor». Die beiden zeichneten verantwortlich für die grossartige Mediensatiresatire «30 Rock» und die schräge Komödie «Unbreakable Kimmy Schmidt».
Sonniger Humor
Dass die beiden die Handlung von New York nach L.A. verlegt haben, scheint sich auf die Machart auszuwirken. Der Humor ist sonniger und fröhlicher geworden, verglichen mit den manchmal bösartig zynischen Vorläufern. Geblieben sind die hoch getaktete Pointenkadenz und ein sehr gefälliges Figurenensemble.
Dem reichen Neil Bremer, der wert darauflegt, dass er zu den 0,1 Prozent und nicht nur zu den 1 Prozent gehört, steht Arpi Meskimen gegenüber. Für US-amerikanische Verhältnisse ist sie eine Linksradikale, die die Stadt eigentlich für ein ökologisches Verbrechen hält. Nicht ohne Grund habe hier vor den Weissen niemand gesiedelt.
Die Generation Instagram übernimmt das Rathaus
Mikaela Shaw und Tommy Tomàs (Mike Cabellon) sind die Millenials im Ratshaus. Jung und als Stabschefin und Chefstratege die Bosse in der Verwaltung, ziemlich überheblich gegenüber allen, die älter sind als 35 und nicht mindestens 1000 Follower auf Instagram haben.
Unter denen ist auch Jayden (Bobby Moynihan), der Kommunikationschef des Rathauses, der als Altlast aus der vorherigen Administration rumdümpelt und fliessend «Dothraki» spricht. Von seinem eigentlichen Job hat er aber keine grosse Ahnung.
Von der Avocado-Krise zur Läuseplage
Und nicht zuletzt sorgt Orly als Teenager für manch amüsante Episode, wenn sie sich mal wieder mit ihrem Vater anlegt. Etwa wenn der ihr Sex nur aus Liebe empfiehlt, gleich anschliessend eine Escortdame trifft und sie das herausfindet.
Dieser Truppe zuzuschauen, wie sie eine Avocado-Krise bewältigen muss, dem Nobelquartier eine Recyclinganlage schmackhaft machen will oder mit der unvorhergesehen Läuseplage umgeht, die die kostenlos verteilten Scooterhelme verursachen, ist amüsant.
Schluss nach zwei Staffeln, aber es gibt eine Alternative
«Mr. Mayor» ist bestens geeignet, um sich am Abend mit drei Episoden eine Stunde lang unbeschwert zu vergnügen. Wenn die beiden Staffeln durch sind, ist allerdings Schluss. Die Serie wurde nicht verlängert.
Es gibt aber eine andere Komödie mit Ted Danson, die sogar noch besser ist. Wer «The Good Place» nicht kennt – unbedingt schauen. Alle vier Staffeln sind auf Netflix.
Besetzung: Ted Danson | Holly Hunter | Vella Lovell | Mike Cabellon | Kyla Kenedy | Bobby Moynihan
Serie entwickelt von: Tina Fey | Robert Carlock
Genre: Komödie
USA, 2021
Schreibe einen Kommentar