Läuft bei: Netflix (1 Staffel, 10 Episoden à 30 Min.)
Es ist wagemutig, eine Liebeskomödie «Nobody Wants This» zu betiteln. Tatsächlich gibt es mehr als genug öde Rom Coms im Streamingangebot. Der Titel ist eine Steilvorlage, wenn man die Serie nicht mag (wie etwa hier). Nur verdient «Nobody Wants This» keinen Verriss – im Gegenteil.
Ebenso verlockend ist es, angelehnt an das klassische Witzformat einzusteigen (wie etwa hier): Ein Rabbi und eine Schickse treffen sich in einer Bar. Das tun Noah (Adam Brody) und Joanne (Kristen Bell) tatsächlich mehrmals.
Kann ein Rabbi Sex haben?
Allerdings lernen sich die beiden bei einem Abendessen kennen. Joanne weiss von der Gastgeberin, dass ein frisch geschiedener Typ und ein Rabbi dabei sein werden. Selbstverständlich verwechselt Joanne die beiden und schäkert mit dem Rabbi. Verständlich, denn die Teenies in seiner Gemeinde nennen ihn nicht umsonst den «Hot Rabbi».
Noah, der Rabbi, begleitet Joanne anschliessend nachhause und dabei setzt die Serie ihren Grundtenor. Da ist einerseits der schnippische Witz. «Can you have sex?», will Joanne von Noah wissen. «Right now?». «No, like, in general».
Andererseits das sehr wacklige Fundament für die Beziehung zwischen der Nichtjüdin und dem Rabbi, die Noah so beschreibt: «Well, rabbi, gentile – it’s pretty hard to pull off. We’re trying to repopulate our people, you know?»
Kein perfektes Paar
Kommt erschwerend hinzu, dass Noah bis vor kurzem mit Rebecca (Emily Arlook) zusammen war. Aus Sicht seiner Familie und des gesamten Umfelds wäre sie die perfekte künftige Ehefrau für ihn gewesen. Dass Noah sich von Rebecca getrennt hat und jetzt mit einer Schickse auftaucht – geht gar nicht, finden seine Mutter und seine Schwägerin sehr dezidiert.
Auch Morgan (Justine Lupe) ist wenig begeistert, dass ihre Schwester einen neuen Freund hat, mit dem sie es sogar ernst meint. Die Beziehung schadet dem Geschäft, findet sie. Morgan und Joanne produzieren einen Podcast mit dem Titel «Nobody Wants This».
Darin reden die beiden über Sex und Beziehungen. Seit Joanne mit Noah zusammen ist, gibt sie den Zuhörer:innen aber keine pikanten Details mehr preis, was die Downloadraten sinken lässt.
Ausser Joanne und Noah will also niemand, dass die beiden zusammenfinden. «Nobody Wants This» bezieht sich wohl eher hierauf als auf den Titel des Podcasts der beiden Schwestern.
Wir, die vor dem Fernseher sitzen, würden es ihnen gönnen, dass sie wirklich zusammenfinden. Nicht, weil sie ein perfektes Paar wären, sondern weil sie um ihre Beziehung ringen und sich dabei mehr als genug selber Steine in den Weg legen. Das macht sie sympathisch.
Heimliche Stars: die Versager-Geschwister
«Nobody Wants This» erfindet die Rom Com nicht neu, wirkt aber erfrischend und viel weniger generisch als die meisten Serien, die man üblicherweise aus diesem Genre vorgesetzt bekommt. Das liegt nicht zuletzt an Kristen Bell und Adam Brody, die als Duo gut zusammen funktionieren,
Grossen Anteil am Unterhaltungswert der Serie haben aber auch Joannes Schwester Morgan und Noahs Bruder Sasha (Timothy Simons). Die «Versager-Geschwister», wie Sasha sich und Morgan nennt, stehlen dem Liebespärchen des Öfteren die Show und sorgen für Abwechslung, wenn die Serie in Genreklischees zu schlittern droht.
Für einmal ist es sehr nachvollziehbar, dass eine Rom Com die Netflix-Charts im Sturm erobert hat. Deshalb überrascht es auch nicht, dass Netflix nur zwei Wochen nach der Premiere angekündigt hat, dass «Nobody Wants This» eine zweite Staffel bekommt.
Besetzung: Kristen Bell | Adam Brody | Justine Lupe | Timothy Simons | Jackie Tohn | Sherry Cola | Tovah Feldshuh | Paul Ben-Victor | Stephanie Faracy | Emily Arlook | Stephen Tobolowsky
Serie entwickelt von: Erin Foster
Genre: Romanze | Komödie
USA, 2024
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