Läuft bei: Disney+ (Mini-Serie, 6 Episoden à 45 Min.)
Zehn Jahre sind vergangen, seit Obi-Wan Kenobi (Ewan McGregor) vermeintlich seinen Jedi-Schüler Anakin Skywalker (Hayden Christensen) getötet hat. Obi-Wan nennt sich jetzt Ben, arbeitet in einer Fleischfabrik auf Tatooine und wacht aus der Ferne über Luke Skywalker, der bei Onkel und Tante aufwächst.
Inquisitoren locken ihn aus dem Versteck
Inquisitoren des Imperiums jagen die letzten Jedis. Inquisitorin Reva (Moses Ingram) will unbedingt Obi-Wan finden, den viele schon für tot halten. Sie will sich so die Gunst von Darth Vader sichern.
Reva beauftragt einen Kopfgeldjäger, Prinzessin Leia Organa (Vivien Lyra Blair) zu entführen. Die Zehnjährige lebt bei ihren Pflegeeltern auf Alderaan. Leia soll als Köder dienen, um Obi-Wan aus seinem Versteck zu locken.
Der unvermeidliche Kampf gegen Darth Vader
Das gelingt. Obi-Wan befreit Leia und flüchtet mit ihr vor den Inquisitor:innen. Erst jetzt erfährt er, dass Anakin nicht tot ist, sondern als Darth Vader nach ihm Ausschau hält.
Auf der Flucht gelingt es Obi-Wan und Leia ein paar Mal nur in letzter Sekunde, den Häschern zu entfliehen. Hilfe erhalten sie dabei von einem Netzwerk namens «The Path». Es ist aber nur eine Frage der Zeit, bis sich Obi-Wan und Darth Vader gegenüberstehen werden.
Einschätzung
Ich mag Star Wars. Ich habe alle neun Filme der drei Trilogien gesehen, teilweise mehrfach. Auch «Rogue One», «Solo» und die Serie «The Mandalorian». Und doch qualifiziere ich mich wohl nicht als Fan dieses Universums.
Für eingefleischte Fans unterhaltsam
Denn dann müsste ich mich jetzt mit grossem Enthusiasmus darüber auslassen, wer da jetzt wann und auf welchem Planeten in «Obi-Wan Kenobi» auftaucht, was er oder sie allenfalls zuvor oder danach noch für eine Rolle spielen wird oder könnte. Und dass Bens Kamel auf Tatooine ein Eopie ist.
Mit diesem Fan-Blick, der vor allem darauf abzielt, sich und anderen zu beweisen, dass man Personen, Orte und Handlungen im Star-Wars-Universum einordnen kann, bietet die Serie vielleicht gute Unterhaltung. Dem Rest – eher weniger, leider.
Die junge Leia zeigt ihr Potenzial
Ich war durchaus gespannt darauf, was Obi-Wan in all den Jahren zwischen Episode III und IV widerfahren ist. Zehn Jahre unterzutauchen, die Verbindung zur «Force» zu verlieren und hilflos dem Aufstieg des Imperiums zuschauen zu müssen – alles nicht ganz einfach für den ehemals grossen Jedi-Master.
Dann die Herausforderung, wieder aktiv zu werden, zu kämpfen, die Macht wiederzufinden. Das ist anfänglich interessant, vor allem dank Leia. Sie ist zwar noch Kind, aber schon klug, raffiniert, einfühlsam, besonnen und mutig. Ganz klar, dass sie eines Tages die Rebellion anführen wird, und dass Obi-Wan sie retten muss.
Überlebt er das Duell mit Vader? (Rhetorische Frage)
Auch die erste Flucht ist noch ziemlich spannend, als Obi-Wan mit Leia vor Reva flieht. Danach wiederholt sich das aber als einfallsloses Muster, inklusive Laserschwertduelle. Besonders die Kämpfe – ja, Mehrzahl – gegen Darth Vader lassen jede Spannung vermissen. Wir wissen, dass beide überleben werden.
Neben Leia ist die Inquisitorin Reva als Gegenspielerin von Obi-Wan einigermassen interessant, weil sie eine eigene Agenda verfolgt, die sich erst langsam erschliesst. Der Rest der Figuren ist eintönig bis lieblos gezeichnet, dafür überraschend namhaft besetzt.
Geschichten erzählen, statt Fankultur zu bedienen
Das grosse Problem dieser Serie fasst ein Artikel von digitaltrends («How Generation X ruined Star Wars») treffend zusammen: Die heutigen Star-Wars-Geschichten werden gemacht von «possessive devotees who are often more interested in fan service than storytelling.»
Diesen «Besessenen» reicht es eben, hier ein Handlungshäppchen hinzuwerfen, da eine Anspielung und dort ein Gag. Das ergibt keine Erzählung. Die Figuren bleiben blass und konturlos. Die Handlung besteht aus aneinandergereihten Szenen, die sich mehrfach wiederholen. Kein Spannungsbogen, keine Entwicklung.
Wissen wir mehr über Obi-Wan? Nein
Der Erkenntnisgewinn über das Leben von Obi-Wan zwischen den Filmen III und IV ist minimal. Er macht ein paar Jahre Pause, duelliert sich ein paar Mal mit Darth Vader und verschwindet für den Rest der Zeit in den Hügeln von Tatooine (das Fan-Häppchen: in Begleitung eines alten Bekannten). Das reicht nicht als gute Geschichte.
Besetzung: Ewan McGregor | Moses Ingram | Vivien Lyra Blair | Hayden Christensen | Sung Kang | Rupert Friend | James Earl Jones | Indira Varma | Kumail Nanjiani | Jimmy Smits
Genre: Science-Fiction | Abenteuer
USA, 2022
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