Läuft bei: ZDF (1 Staffel, 6 Episoden à 45 Min.)
Irgendwie hatte ich den hochdekorierten Soldaten Niels Oxen (Jacob Lohmann), der zum Einsiedler und Geheimagenten wird, anders in Erinnerung aus den Büchern. Rauer, unangepasster, traumatisierter. Auch die Geschichte selbst war spannender und bedrohlicher in der Vorlage von Jens Henrik Jensen.
Eindimensionale Figuren und kraftlose Spannung
Mir scheint, die dänisch-deutsche Koproduktion hat sich zu wenig Mühe gegeben in der Umsetzung, obwohl mit Mai Brøstrom und Peter Thorsboe ein renommiertes Autorenduo («The Team», «Modus») dahintersteckt. Die Figuren wirken zu eindimensional und stereotyp. Die Bedrohung der dänischen Demokratie durch einen Geheimbund wirkt aufgesetzt und wenig überzeugend.
Womit wir bei der Geschichte wären. Niels Oxen ist ein dänischer Elitesoldat. Wir lernen ihn kennen, als ein Einsatz in Afghanistan schiefläuft. Zu dritt geraten sie in einen Hinterhalt. Der kommandierende Offizier haut feige ab, Oxens Kamerad kommt deshalb ums Leben.
Oxen will Gerechtigkeit für den toten Kameraden
Zurück in Dänemark will Oxen gegen seinen Vorgesetzten klagen. Doch der hat einen mächtigen Onkel, der die Klage aus der Welt schafft. Oxen wird diskreditiert, in dem ihm Drogen untergejubelt werden. Er landet für ein paar Monate im Gefängnis.
Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis und unehrenhaft aus dem Militär wird Oxen zum Einsiedler. Er haust im Wald, der nicht ganz zufälligerweise dem Onkel seines ehemaligen Vorgesetzten gehört.
Auf dessen Schloss hatte sich zuvor eine Jagdgesellschaft getroffen. Ein Teilnehmer der Jagd beobachtet, wie in der Nacht offenbar eine Leiche heimlich aus dem Schloss geschafft wird. Er nimmt Kontakt auf mit Frigg Mossman (Ellen Hillingsø), der Chefin des Geheimdienstes PET. Allerdings wird er Opfer eines Verkehrsunfalls, bevor er sich mit ihr treffen kann. Auch seine Frau kommt ums Leben.
Ein ungleiches Trio
Bei diesem Onkel, Hans Otto Corfitzen (Henrik Birch), scheint also einiges krumm zu sein. Mossman verdächtigt ihn schon lange, dass er Teil einer Geheimorganisation ist. Sie setzt ihre Agentin Margrethe Franck (Josephine Park) auf den Fall an. Die wird bei einem Einsatz schwer verletzt. Ihr rechtes Bein muss unterhalb des Knies amputiert werden.
Die Wege von Mossman, Franck und Oxen kreuzen sich daraufhin. Zu dritt wollen sie der geheimnisvollen Leiche und der geheimnisvollen Organisation auf die Spur kommen. Dabei scheint aber vor allem Mossman ein doppeltes Spiel zu betreiben. Sie gibt nie alle Informationen weiter und lässt Franck und Oxen über ihre wahren Absichten im Unklaren.
Es tauchen noch ein paar andere Figuren auf im Verlauf der Geschichte, die die ganze Sache noch etwas verworrener machen. «Oxen» nimmt sich aber nie die Zeit, seinen Figuren etwas mehr Tiefgang oder Hintergrund zu geben. Oxen selber hat einen Sohn, der ihm offenbar viel bedeutet, aber nur am Anfang kurz auftaucht und danach von der Bildfläche verschwindet.
Man wird durch die Geschichte gehetzt
Franck kämpft verständlicherweise mit ihrer Beeinträchtigung. Aber dass sie gleichzeitig eine ausgezeichnete Agentin sein soll, geht darob völlig unter. Auch Mossman hat nicht viel mehr zu bieten, als dauernd mysteriöse Andeutungen zu machen. Ähnlich wie Corfitzens Tochter Kajsa (Birgitte Hjort Sørensen), die später in der Story auftaucht, und meist arrogant und süffisant lächelnd durchs Bild spaziert.
Am Schluss bleibt der Eindruck, dass man als Zuschauer:in durch die recht komplexe Geschichte gehetzt wird, ohne je wirklich an einen der Charaktere im positiven oder negativen Sinn andocken zu können. Was einen wahrscheinlich emotional am meisten mitnimmt, ist das Schicksal, das ein paar arme Hunde erleiden.
Schade, denn aus den Oxen-Geschichten, insgesamt sind bis jetzt sechs erschienen, liesse sich mehr machen.
Besetzung: Jacob Lohmann | Josephine Park | Ellen Hillingsø | Hanne Hedelund | Birgitte Hjort Sørensen | Thue Ersted Rasmussen | Luise Befort | Reinout Scholten van Aschat
Genre: Thriller | Drama
DK, 2023
Schreibe einen Kommentar