Britannia (Staffel 1-3)

Läuft bei: Sky (3 Staffeln, 27 Episoden à 45 Min.)

Die Römer fallen 43 n.Chr. in Britannien ein. Die Kelten sind zerstritten und machen teilweise gemeinsame Sache mit den Eindringlingen.

Tönt zwar wie ein Historiendrama, ist aber tatsächlich mehr Fantasy. Druiden und Dämonen spielen eine grössere Rolle als Widerstandskampf und Intrigen.

Hauptfiguren sind ein römischer General und eine junge Frau. Seine Mission ist weniger die eines Feldherren, sondern mehr die des Anhängers eines Kults, der den Weg für seinen dämonischen Gott bereiten soll.

Die junge Frau wird auserkoren als Retterin der Kelten vor dem römischen Joch. Doch der Weg dahin ist lang und sie ist von ihrer Mission immer weniger überzeugt.

Ich finde

Wer Fantasy in einem historischen Setting mag, kommt durchaus auf seine Kosten. Weil der Kampf zwischen den verschiedenen Gottheiten und ihren Vertretern auf Erden vor allem in der dritten Staffel ziemlich abstruse und in der Figur einer Hohepriesterin des Bösen extrem nervige Formen annimmt, leidet der Unterhaltungswert der Serie doch ziemlich.

Einzig die Figur des verstörten und verstossenen Druiden Divis (Nikolaj Lie Kaas – auch in der ersten Staffel von «Follow the Money» zu sehen) bringt etwas Witz in die Geschichte und macht die teils langfädige Erzählung erträglicher.

Wer Lust hat auf englische Geschichte der Frühzeit, ist aber viel besser bedient mit «The Last Kingdom» (Netflix, 5 Staffeln), Angelsachsen gegen Wikinger und das historisch sogar einigermassen akkurat.

Besetzung: David Morrissey | Eleanor Worthington-Cox | Julian Rhind-Tutt | Liana Cornell | Hugo Speer | Nikolaj Lie Kaas | Zoë Wanamaker | Kelly Reilly
Created by: Jez Butterworth | Tom Butterworth | James Richardson
Genre: Historie | Abenteuer
GB | USA, 2022

The White Lotus (Staffel 1)

Läuft bei: Sky (1 Staffel, 6 Episoden à 60 Min.)

Eine Familie, ein Pärchen auf Hochzeitsreise und eine alleinstehende Frau machen Urlaub im Luxusresort auf Hawaii. Gemeinsam ist allen, dass sie sehr reich sind und sehr gestört. Das wird über sechs Episoden lustvoll seziert. Selbst die woken Teenies bekommen ihr Fett weg.

Ich finde

Eine gut inszenierte Gesellschaftssatire, die in alle Richtungen austeilt. Auch das Hotelpersonal, getrimmt auf unterwürfige Sklavenhaltung, ist nicht nur Opfer der aufgeblasenen, reichen Sozio- und Psychopathen, sondern im besten Fall reichlich naiv.

Identifikationsfiguren sucht man hier vergeblich, man kann sich nur an ziemlich widerwärtigen Figuren delektieren. Aber diese Figuren sind hervorragend gezeichnet und gespielt.

Ursprünglich als Miniserie geplant, wird’s wegen des grossen Erfolgs wohl noch weitere Staffeln geben.

Besetzung: Jennifer Coolidge | Murray Bartlett | Connie Britton | Alexandra Daddario | Fred Hechinger | Jake Lacy | Brittany O’Grady | Sydney Sweeney | Steve Zahn | Natasha Rothwell
Created by: Mike White
Genre: Drama
USA, 2021

Follow the Money / Bedrag (Staffel 1-3)

Läuft bei: Netflix (3 Staffeln, 30 Episoden à 60 Min.)

Staffel 1 & 2: Dänischer Businessthriller – geldgierige Manager:innen vs. aufrichtige, leicht überforderte Polizisten.

Staffel 3: Zwei Nebenfiguren aus den ersten beiden Staffeln stehen jetzt im Zentrum. Der tablettensüchtige Polizist Alf will dem Drogenhändler Nicky, der sich eigentlich um seinen Sohn kümmern möchte, das Handwerk legen.

Ich finde

Die beiden ersten Staffeln sind saubere Krimis, angesiedelt im Big Business, mit zwei sehr guten Hauptfiguren – die Anwältin Claudia Moreno (Natalie Madueño) und der auf Wirtschaftsverbrechen spezialisierte Polizist Mads Justesen (Thomas Bo Larsen).

Beide haben zwar leicht nervige Macken, funktionieren aber letztlich sehr gut als Protagonist:in. Wirklich gewohnt solide dänische Serienarbeit, wenn auch nicht ganz auf der Höhe von bspw. «Borgen».

Die dritte Staffel dagegen setzt mehr auf die Psychologie der Hauptfiguren. Aber das lässt einen ziemlich kalt, weil beide Hauptfiguren sich dauernd nur im Kreise drehen, anstatt den Ausweg aus ihrem Elend zu suchen. Wäre auch schlecht für die Krimihandlung, die wäre dann eben fertig.

Besetzung: Esben Smed | Thomas Hwan | Thomas Bo Larsen | Natalie Madueño | Nikolaj Lie Kaas
Created by: Jeppe Gjervig Gram
Genre: Krimi
DK, 2019

Mare of Easttown (Mini-Serie)

Läuft bei: Sky (Mini-Serie, 7 Episoden à 60 Min.)

Mare Sheehan (Kate Winslet) ist eine Polizistin in einem kleinen Kaff. Sie ermittelt im Mord an einer jungen Mutter.

Weil in dem Kaff jeder jeden kennt und mit jedem zweiten verwandt ist, wird die Ermittlung auch persönlich. Ganz abgesehen davon, dass Mare noch von einigen Geistern aus der Vergangenheit gejagt wird.

Ich finde

Unglaublich stimmungsvoller Krimi mit hervorragenden Darsteller:innen. Auch wenn es Winslet fast ein wenig auf die Spitze treibt mit ihrer ungeschminkten und ungeschönten Darstellung von Mare, am Ende muss man den Hut ziehen – sie ist grossartig.

Und dann dieses Kaff, das ich intuitiv eher irgendwo in England verorten würde, aber wohl nur deshalb, weil solche Orte in US-amerikanischen Serien sonst nicht auftauchen. Eine perfekte Kulisse für normale Menschen, die mit kleinen und grossen Katastrophen im Leben konfrontiert sind.

Kurzum: «Mare of Eastwood» ist ein Binge-Genuss.

Besetzung: Kate Winslet | Julianne Nicholson | Jean Smart | David Denman | Guy Pearce | John Douglas Thompson | Joe Tippet
Created by: Brad Ingelsby
Genre: Krimi | Drama
USA, 2021

The Blacklist (Staffel 8)

Läuft bei: Netflix (8 Staffeln, 175 Episoden à 45 Min.)

The Blacklist für Einsteiger

Der intellektuelle Lebemann und Grosskriminelle Raymond Reddington arbeitet mit einer geheimen FBI-Task Force zusammen. Er liefert dem FBI Hinweise auf andere Kriminelle, dafür ist ihm Immunität garantiert. Mit der Agentin Elizabeth Keen verbindet ihn eine besondere Beziehung, die über die Staffeln hinweg langsam enthüllt wird.

Es geht rund in der achten Staffel. Reddington begeht einen Mord zu viel und macht sich Liz zur Todfeindin. Sie will endgültig mit ihm abrechnen, steigt aus der FBI Task Force aus und baut ihr eigenes kriminelles Netzwerk auf, um Reddington zur Strecke zu bringen.

Aber – es kommt alles ein wenig anders. Am Schluss der Staffel ist man nur noch einen kleinen Schritt davon entfernt, die wahre Identität von Raymond Reddington zu erfahren und wie er wirklich zu Liz steht …

Ich finde

… aber weil’s eine neunte Staffel geben soll, wird dieses letzte Geheimnis nicht gelüftet. Ein Cliffhanger, der etwas nervt. Denn die ganze Staffel hindurch redet Reddington hundertmal um den heissen Brei herum, was es nicht spannend, sondern nur noch nervig macht. Man sitzt da und denkt sich: Spucks aus oder halt die Klappe, aber laber nicht dauernd denselben Sch… .

Spannender dagegen ist die Storyline, dass Liz jetzt zur dunklen Seite wechselt. Nur: Auch da haperts ein bisschen. Liz-Darstellerin Megan Boone verschwindet plötzlich für acht Episoden aus der Serie.

So erfährt man zwar immer, was sie jetzt Schlimmes anstellt, aber nur aus der Sicht der anderen. Bis sie dann wieder auftaucht und eine Folge lang diese acht Episoden aus der Sicht von Liz nacherzählt werden – ziemlich bemühend.

Das Grundrezept von Blacklist funktioniert immer noch. Dass die Geschichte um das Geheimnis von Reddington und Liz weitergetrieben wird, ist auch ok.

Aber Stoff für 23 Episoden gibt das nicht wirklich her, 12 hätten gereicht. Und die grosse Überraschung am Schluss kommt nicht so überraschend, wenn man vorher gelesen hat, dass eine Hauptfigur aus der Serie ausgestiegen ist.

Besetzung: James Spader | Megan Boone | Diego Klattenhoff | Harry Lennix | Hisham Tawfiq | Amir Arison | Mozhan Marnò | Laura Sohn | Deirdre Lovejoy
Created by: Jon Bokenkamp
Genre: Krimi | Thriller
USA, 2020

Riviera (Staffel1)

Läuft bei: Sky (3 Staffeln, 28 Episoden à 45 Min.)

Georgina (Julia Stiles) ist erst ein Jahr mit dem Milliardär Constantine Clios verheiratet, als dieser bei einer Explosion auf einer Jacht ums Leben kommt.

Jetzt kommt ans Licht, dass das Vermögen der Familie (es gibt noch eine Ex-Frau (Lena Olin) und drei Kinder aus erster Ehe) mit zweifelhaften Geschäftspraktiken und -partnern erwirtschaftet wurde. Das wird für die Familie lebensgefährlich.

Ich finde

Das Setting an der Riviera und ein paar äusserst luxuriöse Locations reichen leider nicht, um die Schwächen der Story zu übertünchen.

Hier ein Geheimnis aus der Vergangenheit, das gelüftet wird, da ein mörderischer Gegner, und immer wieder mal ein Interpol-Polizist, der ohne jegliche Beweise Vermögen beschlagnahmt und Leute einbuchtet.

Ob und wie Georgina und der Clios-Clan sich da durchschlagen, bleibt einem ein wenig egal. Von Neil Jordan (Creator) hätte ich etwas mehr erwartet.

Besetzung: Julia Stiles | Anthony LaPaglia | Lena Olin | Dimitri Leonidas | Roxane Duran | Igal Naor | Poppy Delevingne | Jack Fox | Iwan Rheon | Phil Davis
Created by: Neil Jordan
Genre: Thriller | Krimi
IRL, 2022

Charité (Staffel 1-3)

Foto: ARD

Läuft bei: Netflix (3 Staffeln, 18 Episoden à 45 Min.)

In den 3 Staffeln werden jeweils in verschiedenen Zeiträumen historische Figuren und ihr Wirken am Berliner Krankenhaus Charité mit fiktiven Figuren und Handlungen verknüpft.

Staffel 1: Gegen Ende der 1880er-Jahre forschen Mediziner wie der spätere Nobelpreisträger Robert Koch (Justus von Dohnányi) an der Charité. Hauptfigur ist die Pflegerin Ida Lenze (Alicia von Rittberg).

Staffel 2: Die Medizinstudentin Anni Waldhausen (Mala Emde) kommt gegen Ende des Zweiten Weltkriegs in die Charité. Die historischen Grössen sind Ferdinand Sauerbruch (Ulrich Noethen) und Max de Crinis (Lukas Miko).

Staffel 3: Berlin 1961, wenige Tage vor dem Mauerbau. Die Ärztin Ella Wendt (Nina Gummich) will beim Gerichtsmediziner Otto Prokop (Philipp Hochmair) forschen. Historische Figuren neben Prokop sind Ingeborg Rapoport (Nina Kunzendorf) und Helmut Kraatz (Uwe Ochsenknecht).

Ich finde

Ich habe eine Schwäche für deutsche Serien, die in der jüngeren deutschen Geschichte spielen. Denn, ob Erster oder Zweiter Weltkrieg, Weimarer Republik oder Nachkriegszeit – allein das historische Setting ist voller Spannung und Ereignissen, die eine Story bereichern.

Charité nutzt das für seine Geschichten auch. Dazu kommt ein Schuss Medizingeschichte und ein Handlungsstrang mit fiktiven Figuren, mit denen man mitfiebert. Und das alles im Umfeld eines Krankenhauses, das ja immer wieder gerne als Handlungsort genutzt wird. Charité mixt das alles ziemlich perfekt zu einer binge-würdigen Serie.

(Weitere empfehlenswerte Serien aus der Reihe deutsche Geschichte: Babylon Berlin (bei Sky), Ku’damm 56/59/(und etwas weniger empfehlenswert 63) (2 Staffeln bei Netflix), Deutschland 83/86/89 (2 Staffeln bei Amazon), Tannbach (Netflix)

Besetzung: Alicia von Rittberg | Justus von Dohnányi | Matthias Koeberlin | Mala Emde | Ulrich Noethen | Jannik Schümann | Nina Gummich | Nina Kunzendorf | Philipp Hochmair | Uwe Ochsenknecht
Created by: Sabine Thor-Wiedemann | Jakob Hein | Christine Otto
Genre: Drama | Historie
D, 2017 – 2021

Alles Gute zum Geburtstag, Steven Spielberg

Steven Spielberg. Foto: Gerald Geronimo, CC BY-SA 2.0

Fast schon ein wenig schockierend, dass Steven Spielberg am 18. Dezember 65 Jahre alt wird. Als bekennender Fan des Starregisseurs konnte ich nicht durchgehen lassen, dass in meinem Stammsender DRS 2 keine Glückwünsche geplant waren. Eine differenzierte Betrachtung seines Werks ist in gut 100 Sekunden nicht möglich, deshalb habe ich mich zur uneingeschränkten Lobhudelei entschieden.

100 Sekunden Wissen – Steven Spielberg

Das unheimliche Tal

Das unheimliche Tal – hört sich an wie der Titel eines Horrorfilms und hat tatsächlich auch etwas mit Gruseln und Film zu tun. Aber ursprünglich stammt der Begriff (engl. «The Uncanny Valley») aus der Roboterforschung und beschreibt ein eigentlich paradoxes Phänomen der menschlichen Gefühlswelt.

Meine kurze Erklärung in «100 Sekunden Wissen» auf DRS 2:

Angst vor dem Weihnachtsfilm

Furchterregend: Tom Hanks als Schaffner im «Polar Express». Foto: Warner Bros.

Mein Sohn war als Sechsjähriger kein ängstliches Kind. Er liebte die Dinosaurierfilme der BBC, in denen furchterregende T-Rex blutige Jagd auf Beute machten. Doch dann zeigten sie in der Schule als Weihnachtsfilm «Polar Express», ein digitaler Animationsfilm mit sehr realistischen Figuren. Und diese Figuren fand mein Sohn so furchterregend, dass er – und einige seiner Klassenkameraden – den Film nicht fertig schauen konnten. Die Kinder waren im «unheimlichen Tal» gelandet.

Der japanische Roboteringenieur Masahiro Mori prägte 1970 diesen Begriff. Mori untersuchte die menschliche Gefühlsreaktion auf menschenähnliche Gestalten. Dabei stellte er fest, dass wir mehr Gefühle entwickeln je menschenähnlicher bspw. ein Roboter aussieht – aber nur bis zu einem gewissen Punkt. Dann schlagen die positiven Gefühle plötzlich in Ablehnung oder in Angst um.

Fast menschlich ist unheimlich

Die Zuneigungskurve sinkt rapide ab, wenn eine künstliche Gestalt fast aussieht wie ein Mensch, aber eben doch nicht ganz. Erst wenn die Figur wieder eindeutig als Mensch erkennbar ist, steigt die Zuneigungskurve wieder an. Diesen steilen Abfall und Anstieg der Kurve nannte Mori das unheimliche Tal.

Motion Capture in «Polar Express». Foto: Warner. Bros

Zurück zum Polar Express: Für den Film wurde eine neue Technologie («Motion Capture») angewendet. Echte Schauspieler wurden zuerst gefilmt und ihre Figuren und die Bewegungen danach digital animiert. Das führt dazu, dass Tom Hanks als digitalisierter Bahnschaffner sehr menschlich wirkt, aber eben nicht ganz: und dieser kleine Unterschied machte ihn für meinen Sohn und seine Klassenkameraden zur Gruselgestalt.

Kassenflop

Nicht nur bei diesen Kindern übrigens – der Film war weltweit ein Flop und man erklärt sich das heute nicht zuletzt mit dem Phänomen des unheimlichen Tals.

100 Sekunden Wissen – Das unheimliche Tal

Wilhelm der Schreier

Wer kennt Wilhelm den Schreier? Niemand? Ich bin ziemlich sicher, dass doch. Schon mal einen Star Wars-Film oder Indiana Jones gesehen? Eben, dann hast Du Wilhelm schreien gehört. Oder in einem der rund 200 weiteren Filmen, in dem der «Wilhelmsschrei» zu hören ist. Und der tönt so:

Wilhelm scream

Es ist schon länger her, dass ich mal was gelesen habe zum «Wilhelmsschrei». Jetzt habe ich für die DRS 2-Rubrik «100 Sekunden Wissen» einen Beitrag dazu gemacht (Ausstrahlungstermin noch unbekannt war der 14.6.2010).

100 Sekunden Wissen – Wilhemsschrei

Hier aber schon vorab (oder anstatt) eine kurze Geschichte des Wilhelmsschreis.

Der Ur-Schrei

Zum ersten Mal verwendet wurde der Schrei 1951 im Film «Distant Drums», ein Western mit Gary Cooper. Der spielt aber nicht wie üblich irgendwo in der Wüste von Nevada, sondern in den Everglades von Florida. Deshalb spielt auch ein Alligator die entscheidende Rolle beim ersten Wilhelmsschrei. Der beisst nämlich einen Soldaten ins Bein und zerrt ihn ins Wasser. Und der Soldat – genau, stösst den Wilhelmsschrei aus.

Ein anderer Soldat spielt 1953 eine wichtige Rolle. Im Film «The Charge at Feather River» wird Private Wilhelm von einem Pfeil ins Bein getroffen – und schreit den Schrei, der deshalb heute seinen Namen trägt (auch auf Englisch deshalb «Wilhelm scream» und nicht etwa William). In diesem Film gibts noch zwei andere Szenen, in denen der Wilhelmsschrei auch noch verwendet wird.

Der Schrei ist aber nicht nur dem Western-Genre vorbehalten, man hört ihn etwa auch ein paar Mal in «Them» (dt. «Formicula»), einem meiner Lieblingshorrorfilme (Kinotrailer) aus den 1950ern, in dem Ameisen durch Atomtests zu Riesenmonstern mutieren.

Die Wiederentdeckung

Ben Burtt heisst dann der Mann, der den Wilhelmsschrei zu dem machte, was er heute ist: ein Insider Joke und Running Gag unter den Sound Designern. Burtt entdeckte die ursprüngliche Aufnahme des Schreis oder besser der Schreie. Auf dem Originalband gibt es sechs verschiedene Varianten, wenn auch meistens nur drei dieser Varianten zum Einsatz kommen.

Burtt benutzte den Schrei für den ersten Star Wars-Film «A New Hope» und setzte ihn danach in allen anderen Folgen (ausser Teil III) ein. Burtt war auch für alle Indiana Jones-Filme als Sound Designer tätig und logischerweise kam auch hier der Wilhelmsschrei jedes Mal zu ehren.

Wer war Wilhelm?

Sheb Wooley, 1971.

Lange Zeit war unklar, wer da eigentlich geschrien hatte. Burtt stiess bei Nachforschungen auf eine Liste von vier Personen, die in der Postproduktion für «Distant Drums» Tonaufnahmen gemacht hatten. Der wahrscheinlichste Kandidat schien ihm der Sänger und Schauspieler Sheb Wooley zu sein. Wooley war aber 2003 gestorben. Dessen Witwe bestätigte dann 2005 der Times, dass Wooley tatsächlich Wilhelm der Schreier war.

Im gleichen Artikel gab Burtt an, dass er jetzt genug hatte vom Scherz mit dem Wilhelmsschrei und ihn nicht mehr einsetzen werden. Eine Ausnahme machte er allerdings noch: im vierten Indiana Jones-Film («Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull», 2008), an dem Burtt wieder mitarbeitete, ist der Schrei wieder zu hören.

Der Schrei und kein Ende

Und auch wenn Burtt ihn nicht mehr einsetzt, ist der Wilhelmsschrei immer wieder im Kino zu hören. Laut der Liste, die der Filmhistoriker und Sound Designer Steve Lee führt, ist der neueste Film mit dem Wilhelmsschrei «Iron Man 2».

Kompilation von Wilhelmsschreien

Eine kurze Geschichte des Wilhelmsschreis

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