Läuft bei: Prime Video (1 Staffel, 8 Episoden à 30 Min.)
Dass Anke Engelke und Bastian Pastewka Komödie können, haben sie ausgiebig bewiesen. Über Jahrzehnte haben die beiden damit ihr Geld beim deutschen Privatfernsehen verdient. Dass sie auch als romantisches Paar im zweiten Frühling funktionieren, war nicht unbedingt zu erwarten.
Bis sich die beiden in «Perfekt verpasst» finden, dauert es allerdings eine Weile, wie der Titel schon besagt. Dabei ist Marburg, wo Maria (Anke Engelke) und Ralf (Bastian Pastewka) leben, nicht gerade eine Grossstadt.
Ein Pimmel auf der Windschutzscheibe
Es sind auch oft nur Sekunden, die die beiden trennen, wenn er auf dem Weg in sein Sportgeschäft ist, und sie kurz danach auf dem Fahrrad um die Ecke kurvt. Auch wenn die beiden sich sehr lange nicht begegnen, kommunizieren sie aber schon früh miteinander.
Maria rumst mit dem Fahrrad in Ralfs Auto, weil der den Wagen ziemlich blöd geparkt hat. Wütend malt sie ihm einen Pimmel auf die Scheibe. Es ist der Anfang einer Art Brieffreundschaft, bei der sich die beiden Nachrichten auf das verdreckte Auto schreiben. Genervt zu Beginn, mit der Zeit entsteht daraus aber ein richtiger Flirt.
Lahme Dad-Jokes, die perfekt passen
Für beide werden diese Nachrichten auf dem Auto mit der Zeit zum Lichtblick in ihrem mühseligen Alltag. Denn es geht ihnen ziemlich mies. Ralf ist frisch geschieden. «Aber meine Frau und ich haben beschlossen, das nicht gross zu feiern», ulkt er in bester Dad-Joke-Manier.
Offensichtlich ist Ralf weit davon entfernt, mit der Trennung klarzukommen. Sein grösstes Glück war immer seine Familie. Wobei es da vielleicht weniger um seine Frau (Caro Scrimali) ging. Aber dass er seine Töchter (Momo Beier und Lea Freund) nicht mehr jeden Abend sieht, verkraftet er schlecht.
Schäferstündchen mit dem Ex
Maria plagen andere Probleme. Das kleinste ist ihr Vater, der als Mittsiebziger sein Coming-out hat. Ihm nimmt sie nur übel, dass er ihr monatelang verschwiegen hat, dass er einen Freund hat. Einiges nervenaufreibender ist ihre Beziehung zu Max (Serkan Kaya).
Den hat ihr ihre damalige beste Freundin Nikki (Fritzi Haberlandt) vor einiger Zeit ausgespannt. Was Max und Maria nicht hindert, sich regelmässig zu einem Schäferstündchen zu treffen. Etwas kompliziert wird das allerdings, als Nikki und Max heiraten wollen.
Dann ist da noch Johanna (Henny Reents), Marias Todfeindin. Johanna hat Marias Idee für eine Romanfigur geklaut und ist damit zur Bestsellerautorin geworden. Maria landete in einem Buchladen, der ihr zwar gehört, wo sie jetzt aber Lesungen für Johanna organisieren muss.
Auf Drogentrip im Healing Center
Das alles bietet genügend Stoff für amüsanten Slapstick. Pastewka und Engelke bespielen auch die ganze Klaviatur an Fremdschämmomenten. Darunter auch Highlights wie ein Besuch in einem esoterischen «Holistic Healing Center».
Hier sprechen die beiden zum ersten Mal miteinander. Aber sie haben danach keine Ahnung, wer ihr Gegenüber war und wie er, respektive sie aussah, weil sie voll auf einem Trip waren. Umwerfend auch das Duett in einer Bar, als sich Ralf ans Klavier setzt und mit Maria «Africa» von Toto zum Besten gibt.
«Perfekt verpasst» hat zwar etwas Anlaufschwierigkeiten in den ersten beiden Episoden. Danach entwickelt sich die Serie aber zu einer lustvoll erzählten Rom Com über (beinahe) verpasste Chancen im Leben.
Prime Video setzt für seine neuste deutsche Produktion erneut auf das Format der Kurzkomödie wie schon zuvor bei «Viktor bringt’s» mit Moritz Bleibtreu, ebenfalls ein Gen-X-Star, oder «Last Exit Schinkenstrasse». Von allen dreien überzeugt «Perfekt verpasst» am besten.
Besetzung: Anke Engelke | Bastian Pastewka | Fritzi Haberlandt | Lea Freund | Momo Beier | Caro Scrimali | Michael Wittenborn | Peter Jordan | Serkan Kaya
Drehbuch: Sebastian Colley | Claudius Pläging
Genre: Komödie | Romanze
D, 2024
Schreibe einen Kommentar