Läuft bei: Apple TV+ (1 Staffel, 10 Episoden à 45 Min.)
Können Männer und Frauen nur Freunde sein? Eine platonische Beziehung führen? Will (Seth Rogen) ist absolut davon überzeugt und führt als Beweis die ultimative Romcom der frühen 90er-Jahre an: «When Harry Met Sally…». Seine Kollegen korrigieren ihn: «Schlechtes Beispiel, die beiden bumsen und heiraten.»
Sie landen nicht im Bett
Gut 30 Jahre später haben sich die Zeiten geändert. In «Platonic» funktioniert es. Will und Sylvia (Rose Byrne), seine Freundin aus Jugendzeiten, treffen sich nach Jahren wieder und landen nicht im Bett. Und das, obwohl sie eine so enge Beziehung pflegen, dass Sylvias Ehemann Charlie (Luke Macfarlane) sich schon fragt, ob da zwischen den beiden nicht mehr läuft.
Aber nein. Die beiden bleiben sauber (im Gegensatz zu Charlie). Dass es trotzdem nicht langweilig wird, «nur» einer Freundschaft zuzuschauen, die eben nicht im Bumsen und Heiraten mündet, liegt an den beiden Hauptdarstellern.
Byrne und Rogen harmonieren perfekt
Zwischen Byrne und Rogen stimmt die Chemie. Ob die beiden Party feiern, ihre Probleme wälzen, sich zoffen oder einfach einen Kaffee trinken, das Duo harmoniert perfekt. Das liegt an ihren schauspielerischen Leistungen, aber auch an den Figuren, die sie spielen.
Will und Sylvia sind Charaktere, die nicht in die Klischee-Fallen tappen. Sylvia etwa ist zwar verunsichert, weil sie sich vor Jahren entschieden hat, zuhause zu bleiben und die Kinder gross zu ziehen, während ihr Mann Karriere machte.
Sie verbockt den Neuanfang, er macht sich lächerlich
Jetzt, wo die Kinder immer selbstständiger werden, stellt sich für sie die Frage, ob das der richtige Entscheid war und ob sie wieder in den Beruf einsteigen will. Üblicherweise würde der Plot in Richtung unglückliche Ehe drehen, aus der Sylvia ausbricht (und wohl zwangsläufig bei Will landen würde). Hier aber gibt es den hilfsbereiten Ehemann und eine Frau, die ihre Chance auf einen Neuanfang glorios verbockt.
Will ist ein cooler Bierbrauer mit eigener Bar, aber kein uneingeschränkt sympathischer Zeitgenosse. Er trauert lange seiner gescheiterten Ehe nach. Als er das endlich mit Sylvias Hilfe überwindet, stürzt er sich in eine Beziehung mit einer viel jüngeren Frau und merkt lange nicht, wie unpassend das für ihn ist. Zudem ist er ein sturer Sack, der es fertigbringt, sich auch mit den wohlmeinendsten Freunden zu verkrachen.
Dass man den beiden vergnügt über zehn Episoden zuschaut, wie sie sich aus ihrer Situation, letztlich eine klassische Midlife-Crisis, herausarbeiten, ist aber doch etwas erstaunlich. Denn die Handlung würde auch gut in einen zweistündigen Film passen.
Am Ende behalten Harry und Sally doch recht?
Es zeigt, dass die Macher:innen Delbanco und Stoller, nicht nur das Optimum aus zwei hervorragend zusammenpassenden Schauspielern herausholen, sondern auch die Nebenfiguren nicht ganz vernachlässigen. Am Rande noch bemerkt: Hübsch auch, dass Rose Byrne zum ersten Mal in einer Serie ihren australischen Akzent durchschimmern lassen darf.
«Platonic» liefert jetzt also den Beweis, dass eine Frau und ein Mann beste Freunde sein können, könnte man meinen. Aber dann kommt die letzte Szene, in der sich die beiden wieder treffen, nachdem sie eine Weile getrennte Wege gegangen sind. Plötzlich ist es nicht mehr so eindeutig, ob nicht in einer zweiten Staffel aus Will und Sylvia doch noch Harry und Sally werden.
Besetzung: Rose Byrne | Seth Rogen | Luke Macfarlane | Tre Hale | Andrew Lopez | Carla Gallo | Vinny Thomas | Janet Varney | Guy Branum | Ankur Bhatt
Serie entwickelt von: Francesca Delbanco | Nicholas Stoller
Genre: Komödie | Romanze
USA, 2023
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