Läuft bei: Netflix (3 Staffeln, 18 Episoden à 45 Min.)
Es war eine wirklich hübsche Idee, nordische Mythologie als Coming-of-Age-Drama vor dem Hintergrund von Umweltzerstörung durch einen bösen Industriekonzern zu inszenieren. So begann die Serie.
Sie erzählte über zwei Staffeln, wie sich Bewohner:innen der norwegischen Kleinstadt Edda in nordische Gött:innen verwandeln. Sie bieten den bösen Ries:innen die Stirn, denen der Konzern gehört, der Land und Leute vergiftet. Alles läuft auf den letzten Kampf hinaus zwischen Göttern und Riesen – auf «Ragnarök».
Zum Schluss ein einfallsloser Erzähltrick
Man durfte gespannt sein, wie die Serie die epische Schlacht umsetzen wird, die in der isländischen Liedersammlung Edda mit dem Tod der grossen Götter Odin, Thor, Tyr und Loki endet und den Weltuntergang herbeiführt.
Aber leider wird man masslos enttäuscht. Die Serie flüchtet sich im Serienfinale in einen der ältesten und einfallslosesten Erzähltricks, wie man eine fantastische Welt, wie sie «Ragnarök» erschaffen hat, abrupt auf den Boden der Realität zurückholt.
Dabei weist zu Beginn der dritten Staffel noch alles auf einen grossen Showdown hin. Magne/Thor (David Stakston) holt seinen Hammer Mjölnir aus dem Keller, wo er ihn während eines kurzen Waffenstillstands mit den Riesen verstaut hat.
Der übermütige Gott des Donners
Er testet die mächtige Waffe aus und wird übermütig. Magne droht den Riesen, demütigt Fjor (Herman Tømmeraas) und dessen Mutter Ran (Synnøve Macody Lund), Tochter Saxa (Theresa Frostad Eggesbø) schlägt sich auf Magnes Seite, weil ihre Familie sie zur Sklavin degradiert hat, nachdem sie Magne geholfen hatte, Mjölnir zu erschaffen.
Magne fühlt sich unbesiegbar. Mit seiner Selbstherrlichkeit stösst er seine Freundin Signy (Billie Barker) vor den Kopf. Es kommt zur Trennung. Saxa nimmt den Platz an Magnes Seite ein. Was der Sage nach wiederum logisch ist, denn Thor zeugt mit der Riesin Jarnsaxa zwei Kinder. So weit kommt es in «Ragnarök» nicht.
Was Magne zudem nicht weiss: Sein Halbbruder Laurits/Loki (Jonas Strand Gravil) zieht im Fjord die Midgardschlange gross. Sie ist die einzige Hoffnung der Riesen Fjor und Ran, sich von Thors Joch zu befreien. Denn laut der Sage wird sie im Endkampf den Gott des Donners töten.
Die Götterwelt muss untergehen – aber so?
Diese letzte Schlacht findet am Schluss auch statt – ein bisschen. Die mythische Welt der nordischen Götter muss untergehen, das verlangt der Titel der Serie. Weshalb das aber total unbefriedigend ist, lässt sich nicht gut erklären, ohne massiv zu spoilern.
Nur so viel kann man sagen: Man sitzt da und ist nicht nur von der letzten Episode enttäuscht, sondern fragt sich, ob man auch das Urteil über die ersten beiden Staffeln grundlegend überdenken muss. Schade haben die Drehbuchautor:innen keine bessere Idee entwickelt, wie sich nordische Mythologie mit dem Leben von jungen Erwachsenen heute verquicken lässt.
Besetzung: David Stakston | Jonas Strand Gravli | Herman Tømmeraas | Theresa Frostad Eggesbø | Synnøve Macody Lund | Henriette Steenstrup | Billie Barker | Bjørn Sundquist
Serie entwickelt von: Emilie Lebech Kaae | Adam Price
Genre: Fantasy | Drama
DK, 2023
Schreibe einen Kommentar