

Läuft bei: Prime Video (2 Staffel, 16 Episoden à 45 Min.)
Eigentlich ist dieser Reacher (Alan Ritchson) eine bedauernswerte Figur. Sein einziger Besitz ist eine Zahnbürste und seine Freunde lassen sich an einer Hand abzählen. Dass das alles ehemalige Soldat:innen aus seiner Militärzeit sind, ist zwar als Hohelied auf die Kameradschaft gedacht, aber ich finde auch das eher traurig.
Um diese ach, so unverbrüchliche Gemeinschaft geht es nun in der zweiten Staffel. Reacher befehligte früher eine Einheit mit handverlesenen Mitgliedern, die als Militärpolizei besonders heikle Fälle aufklärte. Ein ehemaliges Mitglied dieser Einheit wird tot aufgefunden. Er war gefoltert und anschliessend aus einem Helikopter geworfen worden.

Wo er hingeht, fliesst Blut
Reacher bekommt die Mitteilung über den grausamen Tod seines Kameraden, als er am Bankautomat Geld abhebt. Neagley (Maria Sten), ebenfalls eine Ehemalige der Spezialeinheit, hat ihm 1030 Dollar überwiesen, ein Notfallcode.
Vorher muss er aber noch schnell die Frau, die vor ihm am Automaten steht, vor einem Carjacker retten. Der hält ihr Kind im Auto als Geisel gefangen. Erledigt Reacher so nebenbei, zertrümmert die Fensterscheibe des Autos, zieht den Bösewicht raus und donnert ihm ein paar Mal Autotür gegen den Kopf.
Damit ist auch der Ton der Serie gesetzt. Reacher bewegt sich kaum ein paar Schritte, ohne dass er eine Blutspur hinterlässt. Was er mit dem Carjacker gemacht hat, ist vergleichsweise harmlos, mit dem, was noch kommen wird.

Hübsche Anspielung auf «Terminator 2»
Schnell finden Reacher und Neagley heraus, dass weitere Mitglieder ihrer Spezialeinheit verschwunden sind, mutmasslich ebenfalls ermordet. Immerhin zwei tauchen lebendig auf. Dixon (Serinda Swan) und O’Donnell (Shaun Sipos) schliessen sich den beiden an, um herauszufinden, wer hinter den Morden steckt.
Langsam kommen sie Shane Langston (Robert Patrick) auf die Spur. Der wird übrigens mit einer hübschen Anspielung auf seine Rolle in «Terminator 2» eingeführt. Wer’s nicht bemerkt hat, kleiner Tipp: Es geht um einen Frauennamen.

Langston will Waffen an Terroristen verkaufen, was Reacher und seine Kumpels natürlich verhindern wollen. Und sie wollen vor allem eines: Rache für ihre Kameraden.
Rächer ohne Raffinesse
Das wird blutig, brutal und haarsträubend spannend. Genau das macht «Reacher» ja aus. Da wird nicht raffiniert ermittelt und kombiniert, um herauszufinden, wer die Bösewichte sind. Er bahnt sich den Weg mit Kopfschüssen und Faustkämpfen, an deren Ende der Gegner im Beton ersäuft wird.
Manchmal fällt auch ihm nach so einem Kampf auf, dass es sich vielleicht gelohnt hätte, den einen oder anderen am Leben zu lassen, um ihn zu verhören. Aber he nu, lief halt anders.
Als moralischer Mensch darf man sich nicht zu viele Gedanken darüber machen, welche Grenzen Reacher regelmässig überschreitet. Das merkt auch der Cop Guy Russo (Domenick Lambardozzi). Er fleht Reacher dennoch an, nicht allzu viele Leichen zu hinterlassen, wenn er seiner nächsten Spur nachgeht. Mit mässigem Erfolg.

Ein bisschen sympathisch ist Reacher aber schon
Es ist erstaunlich, dass die Figur von Reacher nicht so abstossend wirkt, wie sie eigentlich sollte. Natürlich hat Lee Child, der Autor der Buchvorlagen, seinem Helden noch ein paar Charakterzüge hinzugefügt, die ihn sympathischer erscheinen lassen. Reacher hat eine sensible Seite, liebt Blues, und zeigt sich manchmal auch als Zweifler.
Aber Reacher ist und bleibt eine Killermaschine. Er definiert, was Gerechtigkeit ist. Auf diese Prämisse der Serie muss man sich einlassen, dann wird man gut unterhalten. Und darf am Ende befriedigt zuschauen, wie der Held alleine in den Sonnenuntergang reitet auf dem Weg zu seinem nächsten Abenteuer.
Besetzung: Alan Ritchson | Maria Sten | Serinda Swan | Shaun Sipos | Ferdinand Kingsley | Robert Patrick | Domenick Lombardozzi
Serie entwickelt von: Nick Santora
Genre: Action | Krimi
USA, 2023
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