Shardlake (Staffel 1) – Ein Anwalt unter mörderischen Mönchen

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Serienposter mit Schriftzug. Drei Männer im Halbkörperporträt in Kleidung aus dem 16. Jahrhundert. In einem Halbbogen steht ein Mönch mit hochgezogener Kapuze.
3 von 5 Sternen

Läuft bei: Disney+ (1 Staffel, 4 Episoden à 50 Min.)

Die Brit:innen sind unbestritten fasziniert von der Tudor-Ära. Die Herrschaft der Tudor-König:innen im 16. Jahrhundert wird immer wieder gerne in Büchern, Filmen und Serien fiktionalisiert. Kein Wunder, denn die Regentschaft der Tudors bietet schier endlos Stoff für Geschichten um blutige Machtkämpfe, Erbstreitereien und Religionskriege.

Dass dabei oft wie in «The Tudors» die Regentschaft von Henry VIII im Zentrum steht, liegt nicht nur an dessen Ehen mit sechs Frauen, von denen er zwei hinrichten liess. Mit ihr begann die Blütezeit der englischen Renaissance und sie legte den Grundstein für die Church of England und den langanhaltenden Streit zwischen Protestantismus und Katholizismus in England.

Shardlake als Handlanger von Cromwell

Auch «Shardlake» spielt zur Zeit des zweiten Tudor-Königs. Aber ähnlich wie in «Wolf Hall» spielt eine andere historische Figur der Zeit die bedeutendere Rolle: Thomas Cromwell, engster Vertrauter und Berater des Königs. Cromwell war unter anderem für die Auflösung der englischen Klöster verantwortlich, mit deren Reichtümern Henry VIII seine Staatsschatullen füllen wollte.

Ein älterer Mann mit gefalteten Händen, an denen zwei goldenen Ringe zu sehen sind.
Sean Bean gibt Thomas Cromwell als den gnadenlosen Vollstrecker des königlichen Willens. © Disney+

Genau darum geht es beim Auftrag, mit dem Cromwell (Sean Bean) den Anwalt Matthew Shardlake (Arthur Hughes) betraut. Vordergründig soll Shardlake den Mord an einem königlichen Gesandten im Kloster St. Donatus aufklären.

Aber Cromwell macht deutlich, dass, egal was wirklich vorgefallen ist, am Schluss den Mönchen ein Vergehen nachgewiesen werden muss, das die Schliessung des Klosters rechtfertigt.

Noch mehr Leichen

Shardlake macht sich in Begleitung des Cromwell-Vertrauten John Barak (Anthony Boyle) auf ins abgelegene Kloster. Sie werden misstrauisch von den Mönchen empfangen, denen auch klar ist, welche Absichten die Abgesandten Cromwells hegen.

Zwei Männer in Kleidern aus dem 16. Jahrhundert stehen im Hof eines Klosters und schauen sich ernst in die Augen.
Shardlake (Arthur Hughes) und Barak (Anthony Boyle) mögen sich zwar nicht, aber sie haben ein gemeinsames Ziel: Cromwells Willen zu vollstrecken. © Disney

Doch im Gegensatz zu Barak will Shardlake tatsächlich den Mord aufklären und nicht nur einen Vorwand (er)finden, um das Kloster dichtzumachen. Der Fall wird allerdings einiges komplizierter, als drei weitere Morde geschehen und im Klosterteich das Skelett einer Frau gefunden wird.

Ein neues Gesicht, das überzeugt

«Shardlake» hat einige Pluspunkte zu verzeichnen. Arthur Hughes etwa. Der Schauspieler war zwar schon 2018 in der Netflixserie «The Innocents» zu sehen. Man darf ihn trotzdem als neues Gesicht in der Serienlandschaft bezeichnen und er macht seine Sache in seiner ersten Hauptrolle sehr gut.

Die Serie überspannt auch nicht. Die knapp vier Stunden, die die Aufklärung der Morde dauert, sind angemessen. Das historische Setting ist sicher auf der Produktionsebene gut umgesetzt. Die Klosteratmosphäre erinnert ein wenig an Umberto Ecos «Der Name der Rose».

Ein Geistlicher in rotem Gewand und einem Kreuz als Anhänger auf der Brust. Im Vordergrund unscharf Kerzen.
Für Abbot Fabian (Babou Ceesay) und seine Klosterbrüder würde die Schliessung von St. Donatus ein Leben in der Gosse bedeuten. © Disney+
Gegen «Wolf Hall» kommt «Shardlake» nicht an

Allerdings – und damit kommen wir zu den Schwächen – dient die Tudor-Ära nur als Dekoration und Kulisse, selbst wenn historische Ereignisse und Figuren eingewoben werden. Ohne die politischen und persönlichen Intrigen entfällt ein entscheidender Teil, was etwa in «Wolf Hall» den grossen Reiz der Serie ausgemacht hat.

Als sich die Wege von «Shardlake» und «Wolf Hall» kreuzten

Mit «Wolf Hall» ist «Shardlake» auch in seiner Entstehungsgeschichte verbunden. Die Serie basiert auf einer Buchreihe des Autors C.J. Sansom. Schon nach Erscheinen des ersten Bandes 2003 erhielt die Produzentin Stevie Lee die Filmrechte. Kenneth Branagh sollte die Rolle von Shardlake spielen. Der Film wurde aber nie realisiert.

Ein paar Jahre später interessierte sich die BBC für Shardlake, wieder war Branagh für die Hauptrolle im Gespräch. Doch auch daraus wurde nichts. Die BBC entschied sich stattdessen für die Umsetzung von Hilary Mantels «Wolf Hall». Die Serie wurde 2015 als Sechsteiler mit Mark Rylance in der Hauptrolle ausgestrahlt und erhielt sehr gute Kritiken.

2023 gab Disney grünes Licht für eine erste Staffel «Shardlake». Stevie Lee wurde als Produzentin mit an Bord genommen. Über 20 Jahre nach ihrem ersten Versuch war sie also doch noch erfolgreich. Sansom erlebte den Bildschirmauftritt seines Protagonisten allerdings nicht mehr. Er starb vier Tage vor der Erstausstrahlung der Serie am 27. April 2024 im Alter von 71 Jahren.

Die Romanreihe umfasst insgesamt sieben Titel. Da wäre also noch Stoff für weitere Staffeln. Auch wenn mir die Hauptfigur und ihr Darsteller gut gefallen, müsste «Shardlake» doch noch ziemlich zulegen, um über das Prädikat «mittelmässig» hinauszukommen.

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Besetzung: Arthur Hughes | Anthony Boyle | Ruby Ashbourne Serkis | Sean Bean | Joe Barber | Miles Barrow | Babou Ceesay | Paul Kaye | Mike Noble | David Pearse | Brian Vernel
Genre: Krimi | Historie
GB, 2024

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