
Serien-Tipp Nr. 300

Läuft bei: Apple TV+ (4 Staffeln, 24 Episoden à 45 Min.)
Zwei Dinge blieben in Erinnerung am Ende der dritten Staffel. Wie Diana Taverner (Kristin Scott Thomas) sauber ihre Chefin abservierte und endlich wieder auf den Posten als «First Desk» beim Inlandgeheimdienst MI5 hoffen durfte.
Und wie Jackson Lamb (Gary Oldman) im Teaser auf die vierte Staffel davon stapft und verkündet, dass er gerade ein Mitglied seines Teams verloren hat. Aber wie so oft im Spionagegeschäft könnte auch alles ganz anders sein oder vielleicht doch nicht.
Der neue Chef hat keine Ahnung
Klar ist: Diana Taverner bleibt der Chefposten verwehrt. Stattdessen setzt ihr Downing Street einen geschniegelten Managertypen vor die Nase. Claude Whelan (James Callis) hat keine Ahnung vom Spionagegeschäft, schlimmer noch: Er soll dafür sorgen, dass der MI5 Rechenschaft ablegen muss über seine Tätigkeiten.

Das passt Taverner überhaupt nicht in den Kram. Denn ein Geheimdienst hat viele Leichen im Keller. Das zeigt sich umgehend, als ein Selbstmordattentäter ein Kaufhaus angreift. Die Identität des Mannes erweist sich als gefälscht, was allerdings nur der MI5 herausfinden kann. Denn der Geheimdienst hat diese falsche Identität vor Jahrzehnten selber kreiert.
Was hat Grossvater bloss angestellt?
Über die Geschichte, die sich dahinter verbirgt, möchte Taverner lieber nicht Rechenschaft ablegen, wie es die Politik ihres neuen Chefs verlangt. Auch David Cartwright (Jonathan Pryce) ist in die Geschichte verwickelt, der Grossvater von River Cartwright (Jack Lowden), der zu den Slow Horses gehört.

David war ebenfalls als Geheimagent tätig und ist der Urheber der falschen Identitäten. Mehr kann man über den Inhalt der neuen Staffel «Slow Horses» nicht verraten, ohne zu spoilern.
Noch mehr als in den vorangegangenen Staffeln steht Jackson Lamb nicht allein im Zentrum. Eigentlich steht er dieses Mal fast etwas abseits. Was zu bedauern ist, weil es zu fast keinen Disputen zwischen ihm und Diana Taverner kommt.
Drei Neue, die perfekt passen
Dass Lambs Team mehr Aufmerksamkeit bekommt, schadet der Serie aber überhaupt nicht. Die Show wird zudem mit ein paar neuen Figuren angereichert, die ebenfalls überzeugen. Hugo Weaving (bekannt als Elrond aus «Lord of the Rings») gibt einen herrlich skrupellosen Gegenspieler für die Slow Horses ab.

Ruth Bradley, die gerade in der enttäuschenden ZDF-Produktion «Concordia – Tödliche Utopie» zu sehen gewesen war, gefällt hier als MI5-Agentin Emma Flyte. Sie wird auf eines der Slow Horses angesetzt und muss erstmal lernen, dass man die «rejects» nicht unterschätzen sollte.
Eine kleine Verneigung vor John le Carré
In der letzten Episode fragt David Cartwright, wieso ihn River nicht zurück in sein Haus lässt. Ob ihm dort Gefahr drohe: «Von Karla etwa?». Ein Name, der bisher noch nicht aufgetaucht ist, denn er hat auch nichts mit den Slow Horses zu tun.
Karla ist ein sowjetischer Agent und der Gegenspieler von George Smiley in den Romanen von John le Carré. Eine nette Verneigung also vor dem grossen britischen Spion und seinem Schöpfer.

Übrigens nicht zum ersten Mal. Schon in der ersten Staffel gibt es eine Anspielung darauf. Dort erwähnt David Cartwright explizit den Namen Smiley als Kollege von früher.
Herausragend ist vor allem Tom Brooke als JK Coe, der neu zu den Slow Horses stösst. Dauernd die Kapuze über den Kopf gezogen und Stöpsel in den Ohren, redet er zu Beginn kein Wort. Wenn er dann aber später etwas sagt oder gar tut, dann hat das gewichtige Folgen,
«Slow Horses» begeistert weiterhin und es freut, dass die nächste Staffel schon garantiert ist. Ich werde wieder mit von der Partie sein.
Besetzung: Gary Oldman | Jack Lowden | Kristin Scott Thomas | Rosalind Eleazar | Saskia Reeves | Christopher Chung | Aimee-Ffion Edwards | Kadiff Kirwan | Jonathan Pryce | Ruth Bradley | James Callis | Hugo Weaving
Genre: Thriller | Komödie | Drama
GB, 2024
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