

Läuft bei: Apple TV+ (1 Staffel, 8 Episoden à 35 Min.)
Es passt alles perfekt zusammen. Colin Farrell ist die ideale Besetzung für den makellos gekleideten Privatdetektiv John Sugar. Ebenso exquisit wie seine Anzüge ist sein Auto, ein hellblauer Chevy Corvette Stingray, Jahrgang 1966.
Verneigung vor dem Film noir
Sugar erinnert nicht zufällig an Sam Spade und Philip Marlowe, die grossen Private Investigators des Film noir. Sugar ist ein nerdiger Filmliebhaber, die Serie gespickt mit kurzen Einsprengseln aus Filmklassikern der 40er- und 50er-Jahre von «Kiss Me Deadly» bis «Sunset Boulevard».

Als Sugar eine Anfrage von Jonathan Siegel (James Cromwell) bekommt, gerät er deshalb ziemlich aus dem Häuschen. Siegel ist ein legendärer Hollywoodproduzent, dessen Erfolge in die Ära der Klassiker zurückreichen. Er beauftragt Sugar damit, seine verschwundene Enkelin Olivia (Sydney Chandler) zu finden.
So kurvt Sugar mit seinem Oldtimer durch Beverly Hills und vorbei an allen Wahrzeichen von Los Angeles. Immer wieder tauchen auch die ikonischen Palmen auf, die man vom Plattencover «Hotel California» der Eagles kennt. Und wie seine Vorbilder kommentiert er die Geschehnisse bei seinen Nachforschungen aus dem Off.
Eine Szene, die alles auf den Kopf stellt
Der Fall scheint klar: «Sugar» versteht sich als Neo-Noir-Serie, als Hommage an den Film noir und die grossen Genreklassiker aus der Traumfabrik. Bis zu diesem Moment in der sechsten Episode, der alles auf den Kopf stellt.

Was da genau passiert, darf ich logischerweise nicht verraten. Es wäre ein Mega-Spoiler. Trotzdem muss ich darauf eingehen, weil sich an dieser Szene die Geister scheiden. Entweder man fühlt sich völlig verarscht und schaltet wütend ab. Oder man nimmt den Twist interessiert bis amüsiert hin und schaut, wohin das führt.
Macht der spektakuläre Storytwist die Serie besser?
Ich habe mich für Letzteres entschieden, «Sugar» zu Ende geschaut und es nicht bereut. Die Serie zieht trotz allem ihren Neo-Noir-Touch durch und John Sugar löst seinen Fall in bester PI-Manier. Doch bleibt auch bei mir ein grosses Fragezeichen zurück, was dieser Storytwist soll, der übrigens, muss man noch anmerken, nicht ganz aus heiterem Himmel kommt.
Es braucht den Twist trotzdem nicht wirklich. Die Serie würde bestens auch ohne funktionieren. Die Macher:innen hätten sich sogar einige böse Kritiken erspart. Selbst einer zweiten Staffel wäre ohne Twist nichts im Wege gestanden. John Sugar hätte einfach einen nächsten Fall übernehmen können.

Sugar bleib auf deinem Neo-Noir-Pfad
Mit dem Twist steht jetzt ein Cliffhanger am Schluss, der mich nicht mehr reizt, weiterzuschauen, als es ohne der Fall gewesen wäre. «Sugar» könnte sogar an Reiz verlieren, wenn die Serie den Neo-Noir-Pfad verlässt.
Behält sie den aber bei und mixt einfach dieses neue, mysteriöse Element dazu, dann wäre ich weiter mit dabei. Apple TV+ hat noch nicht bekannt gegeben, ob Collin Farrell noch einmal seine massgeschneiderten Savile Row-Anzüge tragen darf. Aber ich glaube, man darf davon ausgehen.
Besetzung: Colin Farrell | Kirby | Amy Ryan | Dennis Boutsikaris | Nate Corddry | Alex Hernandez | James Cromwell | Anna Gun | Eric Lange | Sydney Chandler
Serie entwickelt von: Mark Protosevich
Genre: Krimi | Mystery
USA, 2024
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