Kleo (Staffel 1) – «Killing Eve» auf Ostdeutsch


Läuft bei: Netflix (1 Staffel, 8 Episoden à 50 Min.)
Ost-Berlin 1987. Im blauen Trainer, Typ Nabholz, macht sich Kleo Straub (Jella Haase) auf zur Arbeit. Hinter der Tür, hinter der sie verschwindet, ist aber kein Trainingslokal, sondern ein Tunnel unter der Mauer durch.
«Zielperson vernichtet»
Unterwegs zieht sich Kleo um, weil sie eine Disco in West-Berlin besuchen will. Dort soll sie einen Mann finden, jedoch nicht zum Vergnügen. Denn Kleo ist eine Killerin im Auftrag der DDR-Staatssicherheit.
Ihren Auftrag führt sie schnell und sauber aus und kann ihrem Führungsoffizier stolz zurückmelden: «Zielperson physisch vernichtet.» Allerdings ist Kleo in der Disco einem Polizeibeamten aufgefallen. Sven Petzold (Dimitrij Schaad) kann seinen Kollegen die mutmassliche Täterin gut beschreiben.

Von der Stasi verraten
Das Phantombild, das angefertigt wird, landet auf dem Schreibtisch eines Stasi-Obersten. Der meldet nach oben: «Wir haben ein Problem.» Die Lösung ist aber einfach. Kleo wird Spionage angehängt und sie verschwindet hinter Gittern.
Nach dem Mauerfall kommt Kleo wie viele andere politische Gefangene wieder frei. Sie kennt jetzt nur ein Ziel: Herauszufinden, wer sie damals reingelegt hat und weshalb. Ihr Rachefeldzug beginnt.
Einschätzung
Ziemlich irre, was uns die drei Autoren Hackfort, Konrad und Kropf, bekannt vor allem für «4 Blocks», hier auftischen. Irre ist vor allem Kleo, zumindest am Anfang. Die Killermaschine, die aber auch mal ein Tänzchen aufführt oder ein Liedchen singt, bevor sie ihr Opfer am Kleiderhaken aufhängt.
Der Wessi aus dem Weltall
Nicht ganz zu Unrecht fühlt man sich an die Braut (Uma Thurman) aus «Kill Bill» oder an Villanelle aus «Killing Eve» erinnert. Kleo erreicht aber nicht die höchsten Sphären der dissozialen Persönlichkeitsstörung wie Villanelle.
Sie schläft nicht gern allein und braucht deshalb Menschen um sich herum. Wie Thilo (Julius Feldmeier), den Wessi, der ihre alte Wohnung gekapert hat und den Techno in den Osten bringen will, ja muss. Mit diesem Auftrag sei er von seinem Heimatstern Sirius B hierher geschickt worden, sagt Thilo sogar, wenn er nicht völlig zugedröhnt ist.
Thriller und Komödie in einem
Überdreht im Figurenarsenal geht’s weiter mit einem Stasi-Agenten, der massiv am Tourette-Syndrom leidet, oder historischen Figuren wie Margot Honecker, die ihrem Spitznamen «der lila Drache» alle Ehre macht. Das macht «Kleo» neben dem Thriller auch zur Komödie.

Dazu kommen ein Setdesign, das bei Tapeten, Vorhängen und Innenausstattung aus dem Vollen schöpft, die Kleider mit viel Ossi-Schick, aber auch zeitgemässer Miami Vice-Style für den Wessi Sven Petzold, allerdings mit weissen Socken.
Sven, der harmlose Jäger
Sven ist neben Kleo die zweite starke Figur. Er macht es sich zur Lebensaufgabe, die Killerin aus der Disco zur Strecke zu bringen, obwohl er eigentlich im Betrugsdezernat arbeitet.
Die Welt der Geheimdienste und Auftragsmorde überfordert ihn aber. Da muss er auch mal auf Kleos Gnade hoffen, wenn er ihr auf der Jagd zu nahe kommt.

Ostalgie und Wenderomantik
Auch wenn die Macher vielleicht ein bisschen oft auf «Killing Eve» geschielt haben, ist ihnen zumindest eine sehr gute deutsche Adaption gelungen mit einem Schuss Ostalgie und Wenderomantik. «Kleo» macht von Anfang bis zum Schluss grossen Spass und am Ende auch ein kleines Fenster auf für weitere Staffeln.
Besetzung: Jella Haase | Dimitrij Schaad | Julius Feldmeier | Marta Sroka | Vincent Redetzki | Vladimir Burlakov | Yun Huang | Thandi Sebe
Serie entwickelt von: Hanno Hackfort | Bob Konrad | Richard Kropf
Genre: Action | Krimi | Komödie
D, 2022