Howards End (Mini-Serie) – Leicht vermodertes Historiendrama

Läuft bei: Sky (Mini-Serie, 4 Episoden à 60 Min.)

Drei Familien begegnen sich in der nachviktorianischen Ära, kurz vor dem Ersten Weltkrieg.

Da sind die Schlegels. Margaret (Hayley Atwell) ist die älteste von drei Geschwistern. Sie hat ihre Schwester Helen (Philippa Coulthard) und ihren Bruder Tibby (Alex Lather) nach dem offenbar frühen Tod der Eltern gross gezogen.

Reich und sozial oder nur reich

Die drei leben gut von ihrem Erbe. Obwohl sie reich sind, scheinen sie gesellschaftspolitisch progressiv und haben so etwas wie ein soziales Gewissen.

Ganz im Gegensatz zu den Wilcoxes. Henry (Matthew Macfadyen) ist strammer Kapitalist. Er verdient sein Geld mit Handelsgütern aus britischen Kolonien und findet die Unterteilung der Welt in Arme und Reiche richtig und logisch. Mrs. Wilcox (Julia Ormond) hält sich aus solchen Diskussionen raus. Dafür gibt sie im Haus den Ton an.

Die Armen in der Runde

Und dann gibts noch die Basts. Leonard (Joseph Quinn) arbeitet als Büroangestellter und verdient knapp genug für den Lebensunterhalt für sich und seine Frau Jacky (Rosalind Eleazar). Er lernt die Schlegels kennen und Jacky hat eine überraschende Verbindung zu den Wilcoxes.

Margaret und Ruth Wilcox befreunden sich, als Ruth ein paar Tage alleine in London verbringt. Kurz darauf stirbt sie und hinterlässt ihrer Familie eine Notiz, dass sie Margaret Howards End, den Familiensitz, vermachen möchte.

Und immer wieder Howards End

Henry und seine Kinder beschliessen, den Wunsch der Mutter zu ignorieren.

Über die Jahre begegnen sich die Schlegels, Wilcoxes und Basts wieder. Dramatische und romantische Ereignisse spielen sich ab und immer wieder taucht Howards End auf.

Einschätzung

Ab und zu passiert mir das. Da taucht eine ältere Serie in einer Empfehlungsliste auf und ich schaue sie mir tatsächlich an.

Hier, weil ich Hayley Atwell und Matthew Macfadyen mag. Sie ist grossartig als «Agent Carter» (Disney+) und er super in «Ripper Street» und als ziemliche Dumpfbacke in «Succession» (Sky). Auch Tracey Ullman und Julia Ormond sind klingende Namen.

Howards Bloody End

James Ivory hat zudem einige Bücher von E.M. Forster verfilmt, darunter auch 1992 «Howards End» mit Starbesetzung. Ein Film, den ich nicht gesehen habe, dafür aber «A Room With a View und der gefiel mir.

Kommt hinzu: Unvergessen ist für mich die Szene aus «Educating Rita», als Julie Walters entnervt Michael Caine sagt, dass sie dieses Buch «Howards Bloody End» einfach Sch… findet😄.

Ok für Anglophile

Zu guter Letzt bin ich auch ein Sucker von britischen Historiendramen. Also wollte ich wissen, worum es hier geht.

Jetzt weiss ich’s und sag’s mal so: Noch anglophilere Menschen als ich würden der Serie vielleicht vier Sterne geben. Wer damit nichts am Hut hat, sicher nur zwei Sterne. Ich gebe drei als Kompromiss.

Es mieft und modert

Denn das Flair des frühen 20. Jahrhunderts kommt zwar gut rüber, aber die Story bemüht schwerfällig gesellschaftspolitische Debatten über Reichtum, Armut, Verpflichtung, Ehre und Frauenrechte. Setzt man das heute eins zu eins um, riecht die Geschichte ziemlich vermodert. «Downton Abbey» hat’s besser gemacht.

Auch der Cast kann diesen altbackenen Groove nicht wettmachen. Bei der dramatischen Schlussszene, zu der ich nur verraten will, dass Henry in Tränen ausbricht, löste das bei mir den gegenteiligen Effekt aus. Ich musste laut lachen.

Hey, hier kommt Eddie

Was dafür extrem witzig war: Schaut euch den armen, verdrucksten Lenny Bast genauer an. Und? Er war erst kürzlich zu sehen: als der wilde, rockende Eddie Munson in «Stranger Things»!

Die Umfrage ist beendet

Wie viele Sterne gibst du «Howards End»?

Besetzung: Hayley Atwell | Matthew Macfadyen | Philippa Coulthard | Tracey Ullman | Joseph Quinn | Alex Lather | Julia Ormond
Genre: Historie | Drama
UK, 2017

Stranger Things (Staffel 4/1&2) – Vergnügt zurück in die Dämonenwelt

Läuft bei: Netflix (4 Staffeln, 34 Episoden. Episoden Staffel 4 à 75+ Min.)

Update zum Season-Finale
Inhaltlich kann man natürlich nichts verraten, ausser – es kommt zum bombastischen Showdown, den man erwarten durfte. Das inszenieren die Duffer-Brüder über fast vier Stunden, in denen man zwischendurch die Fingernägel in die Couch krallt.

Dass am Ende nicht alles zu Ende ist, kommt wenig überraschend. Die Duffer-Brüder hatten schon vor dem Start der aktuellen Staffel eine fünfte und letzte angekündigt. Jetzt gibt es nur noch zwei offene Fragen: Wann kommt die fünfte Staffel? Und wird sie mehr sein, als eine Neuauflage dessen, was wir schon mal gesehen haben?

Denn ehrlich gesagt: Staffel 4 war zwar sehr unterhaltsam, aber auch ein wenig nach dem bekannten Muster der Vorläufer gestrickt. Da müsste das Grande Finale schon noch etwas mehr zu bieten haben.

Neun Monate sind vergangen, seit Russen und der Mind Flayer die kleine Stadt Hawkins ins übernatürliche Chaos stürzten. Joyce, Will und Eleven sind nach Kalifornien gezogen. Der Rest der Freunde ist in Hawkins geblieben und ist zum normalen Schulleben zurückgekehrt.

Vecna – der neue Dämon

Normal bleibt die Welt natürlich nur kurz. Ein neuer Dämon aus der Gegenwelt «Upside Down» taucht auf und tötet eine Cheerleaderin auf bestialische Weise. Weitere Teenager-Opfer folgen.

Dustin, Steve, Max und der Rest der Gruppe verfolgen die Spur des Dämons namens Vecna in Hawkins.

Eleven bei Papa – Hopper bei den Russen

Eleven erhält in Kalifornien derweil Besuch von Sam Owens. Er bringt sie zurück zu ihrem «Papa», der ihr helfen soll, ihre verlorenen Superkräfte wiederzufinden. El soll für einen Kampf gegen die neue Bedrohung aus dem «Upside Down» bereit sein.

Der dritte Erzählstrang führt uns nach Russland. Joyce hat eine Nachricht erhalten, dass Jim Hopper noch lebt und in Russland gefangen gehalten wird. Gegen ein Lösegeld soll er freikommen. Gemeinsam mit Murray bricht sie nach Alaska auf, um das Lösegeld zu übergeben.

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Ich finde

Wer noch nie «Stranger Things» gesehen hat, wird mit obiger Zusammenfassung nichts anfangen können. Der:die sollte auch nicht jetzt einsteigen, sondern von vorne anfangen.

Drei Jahre älter, aber die Zahnspange ist geblieben

Doch selbst diejenigen, die die Vorgeschichten kennen, sind vielleicht froh, dass am Anfang der neuen Staffel die dritte Staffel rekapituliert wird. Denn in der realen Welt sind drei Jahre vergangen, seit die letzte Staffel erschienen ist, und nicht nur neun Monate wie in der Serie.

Das sieht man zwar dem Cast etwas an, aber lange hält man sich an dieser leichten Irritation nicht auf. Immerhin trägt Dustin noch seine Zahnspange.

Liebeskummer und Schulbullies

Schnell ist man wieder drin in der Teenager-Welt der 80er in der Kleinstadt Hawkins und neu auch in Lenora Hills in Kalifornien. Da sind wieder diese zwischenmenschlichen Geschichten von Loyalität mit den Freunden, Liebeskummer und -sehnsucht und Schikane in der Schule.

Bald kommt auch das fantastische Element, das nicht nur Spannung bringt, sondern auch die visuelle Bereicherung durch die Gegenwelt des «Upside Down».

Ein weiteres Markenzeichen der Serie ziehen die Duffer-Brüder ebenfalls durch: die Referenzen an die Popkultur der 80er-Jahre.

Hier kommt Freddy – und Hannibal

Besonders hübsch ist der Auftritt von Robert Englund. Er spielte Freddy Krueger in den «Nightmare on Elm Street»-Filmen. Hier tritt er in einer Nebenrolle auf als Victor Creel, der vermeintlich seine Familie ermordet hat. In Tat und Wahrheit ist er diesmal ein Opfer.

Die Begegnung mit Englunds Figur in einer Klinik ist eine weitere Verneigung vor dieser Ära. Sie ist inszeniert wie der erste Besuch von Clarice Starling bei Hannibal Lecter in «The Silence of the Lambs». Das fällt zwar ganz leicht aus dem Zeitrahmen, weil der Film 1991 in die Kinos kam. Aber die Buchvorlage stammt von 1988.

Kate Bush – grossartig

Kommt noch der Soundtrack dazu. Dass Kate Bushs «Running Up That Hill» (1985) dank «Stranger Things» (die ganze Szene hier, aber Achtung Spoiler) die Spotify-Charts stürmte, hat mich als alter Fan der grossartigen Musikerin natürlich besonders gefreut. (Der SPIEGEL macht dazu ein paar berechtigte kritische Anmerkungen, auch wenn ich nicht alles unterschreiben würde.)

Einzig frustrierend ist natürlich, dass wir auf das Finale noch ein paar Wochen warten müssen. Wer sich wundert: Der Grund liegt in den Schnupperabos, die die Streamer anbieten.

Sendepause bis zum Finale

Das nutzen offenbar einige, um sich eine Serie reinzuziehen und dann wieder auszuklinken. Dem schieben die Anbieter jetzt einen Riegel mit wöchentlichen Episodenveröffentlichungen oder wie hier Netflix mit einer Sendepause. Nervig für die zahlenden Abonnent:innen, aber ist jetzt halt so.

Auf jeden Fall bin ich gespannt aufs Finale. Der Weg dahin war bislang sehr vielversprechend. Zwei Erzählstränge haben schon überraschend zusammengefunden. Mal schauen, was mit dem dritten geschieht.

Die Umfrage ist beendet

Wie viele Sterne gibst du «Stranger Things» Staffel 4/1?

Besetzung: Winona Ryder | David Harbour | Finn Wolfhard | Millie Bobby Brown | Gaten Matarzzo | Caleb McLaughlin | Natalia Dyer | Charlie Heaton | Joe Keery | Noah Schnapp | Sadie Sink | Matthew Modine | Paul Reiser | Joseph Quinn | Tom Wlaschiha
Created by: Ross Duffer | Matt Duffer
Genre: Abenteuer | Fantasy | Horror
USA, 2022