Läuft bei: Apple TV+ (2 Staffeln, 18 Episoden à 35 Min.)
Diese Besprechung enthält Spoiler
Da hat sich Christopher Miller, Creator von «The Afterparty» eine nette und offensichtlich erfolgreiche Formel ausgedacht. Man nehme ein Schuss von Agatha Christies Meisterdetektiv Hercule Poirot, dessen Fälle sich oft in einem «hui clos» abspielen, wie etwa in der Eisenbahn («Murder on the Orient Express»; Film von 2017 auf Disney+) oder auf dem Schiff («Death on the Nile»; Film von 2022 auf Disney+).
Dazu kommt eine Prise von Akira Kurosawas «Rashomon», indem die Ereignisse jeweils aus der Sicht einer Person geschildert werden. Das Sahnehäubchen bilden die Verbeugungen vor der Filmgeschichte, in dem Episoden im Stil eines Genres inszeniert werden.
Zweite Staffel verliert nicht an Reiz
Diese Mischung war in der ersten Staffel überraschend und neu. Sie verliert aber auch in der zweiten Staffel nicht an Reiz. Zu gefällig ist dieser Mix, wenn er zusätzlich noch mit exaltierten Figuren und viel Humor angereichert wird.
Wer die erste Staffel gesehen hat, wird sich freuen, dass Aniq (Sam Richardson) und Zoë (Zoe Chao) wieder dabei sind. Sie sind jetzt ein Paar und reisen zur Hochzeit von Zoës Schwester Grace (Poppy Liu)
Sie heiratet den Start-Up-Millionär Edgar (Zach Woods), einen typischen Nerd, dem diverse soziale Fähigkeiten abgehen. Dafür hat er eine Eidechse namens Roxana, die als ständige Begleiterin auf seiner Schulter sitzt.
Ein toter Bräutigam und eine tote Eidechse
Am Tag nach der Hochzeit wacht die Braut neben ihrem Frischvermählten auf, der – wie seine Eidechse auch – das Zeitliche gesegnet hat. Weil die Nachricht von Edgars Tod wichtige laufende Geschäfte stören würden, beschliesst die Familie, den Todesfall vorläufig geheim zu halten.
Schnell wird aber klar: Edgar ist das Opfer eines Mordes. Aniq und Zoë rufen Detective Danner (Tiffany Haddish) zu Hilfe, die in der ersten Staffel die Mordermittlungen durchführte. Mittlerweile arbeitet sie zwar nicht mehr bei der Polizei, sondern an einem Buch über den ersten Mordfall. Es kommt ihr aber sehr gelegen, sich wieder in eine Ermittlung zu stürzen, denn schreiben liegt ihr doch weniger.
Alle sind verdächtig – und etwas skurril
Wie schon in der ersten Staffel beschränken sich die Verdächtigen auf die Personen, die nach der Hochzeit an der Afterparty teilgenommen haben. Das sind Edgars überkandidelte Mutter Isabel (Elizabeth Perkins), Edgars leicht schwermütige Adoptivschwester Hannah (Anna Konkle) und sein Geschäftspartner Sebastian (Jack Whitehall), ein selbstgefälliger Schönling.
Auf der Seite der Braut kommen neben Grace als Täter:in in Frage: ihr Vater Feng (Ken Jeong), der allen seine Eiscreme verkaufen will, Mutter Vivian (Vivian Wu), der jahrelang abwesende Onkel Ulysses (John Cho) und Travis, ein Ex-Freund von Grace, von dem niemand so genau weiss, wer ihn zur Hochzeit eingeladen hat.
Die Genre-Referenzen sind sehr gelungen
Sie alle erzählen Aniq und Danner ihre Sicht auf die Ereignisse, die zu Edgars Tod führten. Einmal als Jane-Austen-Film, dann in der Tradition eines Film Noir à la «Maltese Falcon», auch als Heist-Movie oder 80er-Jahre Seifenoper und noch ein paar Genrezitate mehr.
Erneut ist es weniger bedeutsam, wer am Ende Edgar umgebracht hat. Ob all der vielen Hinweise und oft falschen Fährten verliert man schnell die Übersicht. Das macht aber nichts.
Denn Christopher Millers Formel ist ein ziemlich perfektes Rezept für witzige und unterhaltsame Geschichten. Wahrscheinlich würde dieses Rezept sogar ein drittes Mal funktionieren, bevor es an Charme verliert.
Besetzung: Tiffany Haddish | Sam Richardson | Zoe Chao | Elizabeth Perkins | Zack Woods | Poppy Liu | Ken Jeong | Vivian Wu | John Cho | Paul Walter Hauser | Anna Konkle | Jack Whitehall
Serie entwickelt von: Christopher Miller
Genre: Mystery | Komödie | Krimi
USA, 2023
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