

Läuft bei: Prime Video (1 Staffel, 8 Episoden à 30 Min.)
Jetzt also auch Christoph Waltz. Genau genommen ist «The Consultant» zwar schon sein zweiter Auftritt in einer Streamingserie. Aber sein erster dürfte an den meisten vorbeigegangen sein. «Most Dangerous Game» (2020) war nur beim äusserst kurzlebigen Anbieter «Quibi» zu sehen (mittlerweile gibt es eine Filmversion bei Amazon).
Christoph Waltz in seiner Standardrolle
Damals musste er das Scheinwerferlicht noch mit dem jüngsten Hemsworth-Bruder Liam teilen. In «The Consultant» ist Waltz der unbestrittene Star der Serie. Die Hauptfigur Regus Patoff ist ihm auf dem Leib geschrieben.
Aber das ist nicht nur ein Pluspunkt. Waltz als vordergründig sanften, tatsächlich aber äusserst bösartigen Charakter haben wir mittlerweile ein paar Mal gesehen. Seit seinem Auftritt als Standartenführer Hans Landa in Tarantinos «Inglourious Basterds» wird er gerne in solchen Rollen besetzt.

Waltz spielt den lächelnden Soziopathen perfekt, wie er in «The Consultant» erneut beweist. Nur reicht das allein nicht, wenn das Drumherum nicht stimmt. Und da ist einiges nicht so gelungen in dieser Workplace-Thriller-Komödie.
Der Boss ist eiskalt und ein übergriffiger Schnüffler
Regus Patoff übernimmt das Ruder in einer Firma, die mobile Games entwickelt, nachdem der Gründer von einem Schüler, der mit seiner Klasse die Firma besuchte, erschossen worden ist. Patoff taucht aus dem Nichts auf. Niemand hat je von ihm gehört, keiner weiss, woher er kommt. Aber er hat einen unterschriebenen Beratervertrag, den er den beiden Angestellten Elaine (Brittany O’Grady) und Craig (Nat Wolff) zeigt, als er eines Abends reinspaziert und das Chefbüro bezieht.

Patoff lächelt zwar, wenn er seine Anordnungen verkündet. Aber schnell zeigt sich, dass er ein eiskalter, empathieloser Chef ist. Den Angestellten im Homeoffice gibt er eine Stunde Zeit, um in der Firma zu erscheinen. Der Rollstuhlfahrerin, die ein paar Sekunden zu spät ist, schlägt er die Tür vor der Nase zu.
Patoff ist auch übergriffig. Weil ihn ein Geruch stört, lässt er die Angestellten antanzen und beschnüffelt sie, bis er den Übelriecher identifiziert hat. Er schnüffelt auch sonst gerne im Privatleben seiner Angestellten rum. Was er dabei herausfindet, nutzt er hemmungslos für seine Zwecke.
Auf den Spuren von «Severance»?
Elaine und Craig finden ihren neuen Boss zwar schrecklich. Dennoch lassen sie sich auf seine Machtspielchen ein, in der Hoffnung, ihre Karrieren voranzutreiben.
Man hat es schnell geschnallt, dass Patoff ein toxisches Arbeitsklima schafft, die niedrigsten Instinkte seiner Angestellten befeuert, damit jeder für sich und gegen alle anderen arbeitet, um so Höchstleistungen herauszupressen.

Man könnte also eine Art Kapitalismuskritik in die Serie reinlesen, die unmenschliche Arbeitsbedingungen anprangern will, wie das die Workplace-Dystopie «Severance» hervorragend geleistet hat.
Im Hintergrund wabert ein grosses Mysterium
Aber «The Consultant» verschenkt sich diesen Ansatz, indem die Serie die Frage ins Zentrum rückt: Wer ist Regus Patoff, dessen Name offensichtlich die Abkürzung ist von «Registered with the United States Patent Office»? Da spielen ein geheimnisvoller Aktenraum im Keller eine Rolle, goldene Knochen, eine Toi-Toi-Toilette und eine junge Frau mit diversen Prothesen.

Man kann sich zusammenreimen, wohin das alles führen soll – irgendwas mit einem teuflischen Pakt. Aber diese Spurensuche nach der wahren Identität von Patoff wirkt allzu konstruiert. Man verliert mit der Zeit das Interesse an den vielen kleinen Hinweisen auf das grosse Mysterium, das da mitwabert.
«The Consultant» hätte sich entscheiden sollen, ob es die absurde Arbeitswelt als komisches Drama thematisieren will oder als Mysterythriller die unheimliche Figur eines faustischen Firmenchefs. Der Versuch, beides zusammen aufzutischen, ist nicht zufriedenstellend gelungen.
Besetzung: Christoph Waltz | Brittany O’Grady | Nat Wolff | Aimee Carrero
Serie entwickelt von: Tony Basgallop
Genre: Drama | Mystery | Komödie
USA, 2023
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