The Fall of the House of Usher (Mini-Serie) – Schön blutig und wohlig schaurig

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Serienposter mit Schriftzug: Gesicht einer Frau, die vor der rechten Gesichtshälfte eine schwarze Maske hält.
5 von 5 Sternen

Läuft bei: Netflix (Mini-Serie, 8 Episoden à 60 Min.)

Nimm das, «Succession»! Wer glaubt, die hochgejubelte Serie sei die ultimative Show über einen dysfunktionalen Familienclan bestehend aus widerwärtigen reichen Säcken, der sollte sich Mike Flanagans «The Fall of the House of Usher» ansehen.

Hier wird nicht über Macht, Familie und Gesellschaft pseudophilo- und psychologisiert, sondern kurzer Prozess gemacht. Alle Mitglieder der Familie Usher finden einen grausamen Tod.

Die Ushers als Abzocker und Massenmörder

Zugegeben: Das ist befriedigend beim Zuschauen, aber doch realitätsfremd. Dass reiche Abzocker ihre verdiente Strafe erhalten, kommt im real existierenden Kapitalismus nicht vor. Da ist «Succession» näher an der Wirklichkeit.

Drei Särge mit den Bildern der Toten dahinter vor einem Altar.
Totenmesse für die ersten drei Usher-Kinder, die grauslich das Zeitliche segnen. © Netflix

Interessant ist, welche Parallele Flanagan mit seinem modernisierten Setting zieht. Seine Familie Usher besitzt einen Pharmakonzern und verdient Milliarden mit einem Schmerzmittel, das Millionen in die Sucht und Hunderttausende in den Tod treibt.

Zweifellos spielt das auf die Familie Sackler an, die mit ihrer Firma Perdue Pharma und dem Schmerzmittel OxyContin die Opiodkrise in den USA verursachte. Die Sacklers mussten zwar ein paar Milliarden hinblättern, um Strafuntersuchungen abzuwenden. Die Familie ist aber immer noch schwerreich.

Der Patriarch und der Tod seiner Kinder

Natürlich drängt sich ein anderer Zugang viel mehr auf. «The Fall of the House of Usher» ist die Verfilmung einer bekannten Geschichte von Edgar Allan Poe (engl. PDF-Version). Das wird den einen oder die andere Verehrer:in des Mysterymeisters zum Einschalten verleiten.

Wie oben geschildert, bekommt er/sie keine vorlagengetreue Verfilmung zu sehen, sondern eine Adaption. Hauptfiguren sind aber auch bei Flanagan Roderick und Madeline Usher. Roderick (Bruce Greenwood) bittet den Staatsanwalt C. Auguste Dupin (Carl Lumbly) in das zerfallene Haus, wo Roderick und Madeline (Mary McDonnell) aufgewachsen sind, um seine Lebensbeichte abzulegen.

Zwei ältere Männer sitzen sich auf Sesseln gegenüber. Im Hintergrund ein Kaminfeuer.
Ein Leben lang Erzfeinde: C. Auguste Dupin (Carl Lumbly, l.) und Roderick Usher (Brucee Greenwood). © Netflix

Der Zeitpunkt für die Beichte ist nicht zufällig. Roderick hat innert kurzer Zeit all seine sechs Kinder verloren. Die drei Söhne und Töchter fanden alle durch grässliche und mysteriöse Unfälle ihren Tod. Dafür sei er verantwortlich, sagt Roderick seinem langjährigen Widersacher Dupin.

Der schicksalsträchtige Deal in der Silvesternacht

Roderick erzählt Dupin detailliert, wie seine Kinder ums Leben gekommen sind. Parallel dazu erfahren wir, wie er und seine Schwester Madeline in jungen Jahren die Pharmafirma Fortunato übernommen haben und dabei über Leichen gegangen sind.

Eine Frau mit langem Haar vor dem Gesicht trägt sie eine Maske eines Totenschädels.
Verna (Carla Gugino), die Botin des Todes. © Netflix

Doch die schicksalsträchtige Entscheidung, die das Leben von Roderick und Madeline bestimmen wird, fällen sie erst danach. Sie lassen sich in der Silvesternacht 1979 auf einen Handel ein mit einer mysteriösen Frau (Carla Gugino).

Was dieser Deal mit Verna (ein Anagramm für Raven 😉) beinhaltet, erfahren wir erst am Schluss. Aber Verna spielt schon vorher beim Tod aller Kinder eine Schlüsselrolle.

Schnitzeljagd nach Anspielungen auf Poes Werk

Diese Geschichte, die Mike Flanagan erzählt, hat also mehr entfernt mit Poes Kurzgeschichte zu tun. Aber dafür schwelgt Flanagan im ganzen Fundus von Poes Werk. Er schmückt die Serie mit Dutzenden von Anleihen bei Poe. Seien das Namen, Handlungsstränge oder Orte. Gerne lässt er auch Figuren ganze Gedichtspassagen zitieren.

Ein älterer Mann mit Hut und Mantel. Er telefoniert mit einem Handy.
Wiedersehen mit einem alten Bekannten: Mark Hamill spielt Arthur Pym, den skrupellosen Anwalt der Familie Usher. © Netflix

Für Poe-Kenner:innen mag diese Schnitzeljagd nach Poe Referenzen unterhaltsam sein (für alle anderen: eine Auflistung aller Anspielungen findet sich hier). Sie lenkt auch ein wenig von der Frage ab, ob Flanagan das Werk des Altmeisters nur plündert, oder ob er ihm wirklich eine gelungene Ehrerbietung erweist.

Nichtsdestotrotz gelingt es Flanagan, aus diesen Versatzstücken eine spannende, originelle und unterhaltsame Geschichte zu drechseln. «The Fall of the House of Usher» bietet einen guten Mix aus blutigem Horror und schaurigem Mystery, passend zur Halloween-Saison.

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Besetzung: Bruce Greenwood | Mary McDonnell | Carla Gugino | Carly Lumbly | Mark Hamill | Kyliegh Curran | Henry Thomas | Rahul Kohli | Samantha Sloyan | T’Nia Miller | Zach Gilford | Willa Fitzgerald | Michael Trucco | Katie Parker | Kate Siegel | Malcolm Goodwin
Serie entwickelt von: Mike Flanagan
Genre: Drama | Horror | Mystery
USA, 2023

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