The Man Who Played with Fire (Mini-Serie) – Stieg Larsson auf der Spur von Olof Palmes Mörder

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Serienposter mit Schriftzug. In den Umrissen eines Mannes, der einen Revolver hält, ist eine abgesperrte Strasse zu sehen. Schaulustige stehen hinter einer Absperrung, davor eine Blutlache und Polizeiautos.
3 von 5 Sternen

Läuft bei: Sky Show (Mini-Serie, 4 Episoden à 45 Min.)

Am 28. Februar 1986 wurde der schwedische Ministerpräsident Olof Palme auf offener Strasse erschossen. Das Attentat traumatisierte das Land. Umso mehr, als das Verbrechen über Jahrzehnte nicht aufgeklärt wurde, unter anderem weil der Polizei bei den Ermittlungen haarsträubende Fehler unterliefen.

Die vergessenen Unterlagen eines Starautors

Einer, der ebenfalls vom ersten Tag an im Fall Palme ermittelte, war ein aufstrebender Journalist, der damals noch mehrheitlich als Infografiker arbeitete. Er hiess Stieg Larsson und ist heute weltberühmt als Autor der Millennium-Trilogie.

Das Material, das Larsson während seiner Recherche zusammengetragen hatte, lag nach seinem frühen Tod 2004 jahrelang vergessen in einem Lagerhaus am Stadtrand von Stockholm. Bis ein anderer Journalist und Autor namens Jan Stocklassa vor einigen Jahren die Unterlagen zufällig entdeckte.

Wir blicken einem Mann von oben über die Schultern, der vor ein paar Kartons mit Unterlagen sitzt und Papier durchliest.
Der Journalist Jan Stocklassa stösst zufällig auf ein gutes Dutzend Kartonkisten mit Rechercheunterlagen von Stieg Larsson über den Mord an Olof Palme. © Sky UK Limited/Raw
Auf der Spur der wahren Mörder!?

Larssons Akten und Stocklassas weiterführende Recherchen bilden die Grundlage für die vierteilige Doku «The Man Who Played with Fire» (in Anlehnung an den zweiten Teil der Millennium-Trilogie «Flickan som lekte med elden» oder übersetzt «The Girl Who Played with Fire»). Darin wird nachgezeichnet, wie Larsson eine ganz andere Spur verfolgte als die Polizei.

Stocklassa nimmt diese Spur auf, ergänzt sie mit eigenen Nachforschungen und präsentiert am Schluss eine einleuchtende Theorie, wer für den Mord an Olof Palme verantwortlich ist. Es ist nicht der Täter, den die schwedische Staatsanwaltschaft 34 Jahre nach dem Attentat als Palmes Mörder präsentierte.

Der unwahrscheinliche Mörder

Am 10. Juni 2020 gab der ermittelnde Staatsanwalt Krister Pettersson bekannt, dass die Behörden zum Schluss gekommen seien, der damals 52-jährige Stig Engström habe 1986 Olof Palme ermordet. Die Untersuchungen in dem Fall seien damit abgeschlossen.

Der mutmassliche Täter war nach dem Attentat als Zeuge in Erscheinung getreten. Er wurde auch kurzzeitig als Verdächtiger angesehen, aber schnell wieder als möglicher Täter verworfen. Engström starb 2000 durch Suizid.

2018 veröffentlichten zwei Journalisten ihre Recherchen zu Stig Engström, in dem sie zum Schluss kamen, er sei der Täter gewesen. Ihr Buch zur Recherche wurde als Mini-Serie «Der unwahrscheinliche Mörder» verfilmt und ist auf Netflix zu sehen.

Es würde der Dokuserie einiges an Reiz nehmen, hier die Ergebnisse vorwegzunehmen. Allerdings muss man auch sagen, dass die Erkenntnisse, die die Serie präsentiert, nicht brandneu sind. Wer die Neuigkeiten zum Fall Palme über die Jahre hinweg verfolgt hat, mag schon davon gehört haben. Denn Stocklassa hat seine Ergebnisse schon 2018 in einem Buch veröffentlicht.

Pinnwand mit Bildern und Dutzenden von Zeitungsartikeln.
Stocklassa nimmt die Spur auf, die Larsson kurz nach dem Mord an Palme verfolgt hat, und vertieft sie durch eigene Recherchen. © Sky UK Limited/Raw
Inszeniert mit übertriebener Dramatik

Stocklassas Recherche zum jahrelang ungeklärten Mord am schwedischen Ministerpräsidenten ist spannend. Allerdings legt die Serie zu Beginn mehrere falsche Fährten, die schnell verworfen werden.

Kommt hinzu, dass Szenen mit übertriebener Dramatik mehrfach wiederholt werden. Den Schuss auf Palme sieht man wohl gut zwei Dutzend Mal. Eine Unart, die sich leider in Dokus, vor allem Streaming-Dokus, auszubreiten scheint.

Eine Hand mit einem Revolver, der Zeigefinger über dem Abzug.
Immer und immer wieder zu sehen: Ein Smith & Wesson-Revolver, die mutmassliche Tatwaffe, mit der Olof Palme erschossen wurde. © Sky UK Limited/Raw

Die Serie hätte sich besser darauf beschränkt, die neue Theorie zum Palme-Mord auszubreiten. Das wäre spannend genug. Der Fall ist aufwühlend und wird nicht zu Unrecht mit der Ermordung des US-amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy verglichen.

Spannende Serie – hundsmiserabel aufbereitet durch Sky

Den grössten Ärger verursacht allerdings der Streaminganbieter Sky. Es ist schlicht eine Katastrophe, wie die Doku aufbereitet ist. Die englische Produktion wird im englischen Originalton mit Untertiteln angeboten.

Allerdings sprechen einige Interviewte logischerweise schwedisch. Da fehlen plötzlich die Untertitel, wie auch bei einigen englischen Passagen, etwa bei schlecht verständlichen Tonbandaufnahmen.

Ein Mann im schwarzen Pullover mit Kopfhörern.
Interviews, die Jan Stocklassa geführt hat, sind für uns oft unverständlich, weil Sky keine Untertitel liefert. © Sky UK Limited/Raw

Wenn man also alles mitbekommen möchte, muss man auf die Version mit deutschem Overvoice ausweichen. Das nervt, weil man eigentlich das meiste verstehen würde.

Wirklich eine Zumutung, wie Sky – nicht zum ersten Mal – eine Serie äusserst schlampig bei sich ins Angebot stellt.

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Besetzung: Jan Stocklassa
Buch und Regie: Matt Rudge
Genre: Doku | Historie
GB, 2023

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