

Apple TV (4 Staffeln, 40 Episoden à 50 Min.)
Was mal deutlich gesagt werden muss: Der Vorspann von «The Morning Show» ist einfallslos und nervt. Bunte Punkte hüpfen wild zu einem eintönigen Titelsong. Wie passt das zu einer Show über Journalist:innen, die für Wahrheit und Gerechtigkeit kämpfen?
Journalismus als Staffage
Gar nicht, aber deshalb passt es eigentlich wieder. Denn für «The Morning Show» ist Journalismus nur Vorwand, um Bettgeschichten, Familiendramen und Machtintrigen zu zeigen. Die beiden TV-Stars Alex (Jennifer Aniston) und Bradley (Reese Witherspoon) könnten ebenso gut Bettwäsche verkaufen. In der vierten Staffel, die im ersten Halbjahr 2024 spielt, wird das deutlicher als je zuvor.

In der Ukraine und in Gaza herrscht Krieg. Die NATO feiert unter schwierigen Bedingungen ihr 75-jähriges Bestehen. US-Präsident Biden torkelt von einem Versprecher zum nächsten Aussetzer. Das erste und einzige Präsidentschaftsduell mit Donald Trump endet im Debakel. Die US-Wirtschaft leidet immer noch unter Inflation und einer drohenden Rezession.
Und was stellt «The Morning Show» als Grossereignis in den Vordergrund? Die Olympischen Spiele in Paris. Nicht, dass sich die Serie je ernsthaft mit Politik auseinandergesetzt hätte. Aber immerhin spielten gesellschaftliche Themen wie MeToo, Covid oder die Einflussnahme von Milliardären auf Medien und Politik eine Rolle. Da fällt ein Sportanlass doch ziemlich ab.

Vorauseilende Selbstzensur wegen Trump?
Vielleicht ist die Vermutung nicht ganz falsch, dass die Produzent:innen in Erwartung einer neuen Trump-Regierung heikle Themen noch mehr mieden. Die Devise von Apple scheint zumindest von Anfang an gewesen zu sein, sich bei Trump einzuschleimen, wie CEO Tim Cook mit seiner Millionenspende zur Amtseinführung bewies.
Aber eben, wer mit der Erwartung an «The Morning Show» herangeht, dass hier aktuelle Politik (kritisch) unter die Lupe genommen wird, steigt schnell wieder aus. Die Serie ist – wie schon bei der letzten Staffel angemerkt – eine Hochglanz-Seifenoper, nicht mehr und nicht weniger.

Die weinende Jennifer Aniston ist zum Heulen
Nur verliert sie immer mehr an Glanz. Die Intrigen, Affären und Familiendramen wiederholen sich, wenn auch leicht variiert. Man beginnt sich zu langweilen. Denn die Figuren sind zu oberflächlich und klischeehaft, um sich emotional auf sie einzulassen. Im Gegenteil: Wenn Jennifer Aniston zu heulen beginnt, sträuben sich mir die Nackenhaare.
Bei den Quoten zeigt sich allerdings noch keine Ermüdung des Publikums. Apple TV hat die Serie für die fünfte Staffel verlängert. Ich werde wohl kaum mehr einschalten, auch wenn sich andeutet, dass Jon Hamm wieder mehr zu sehen sein wird.

PS: Bevor jetzt jemand kommentiert, dass ich den Vorspann nicht geschnallt habe. Schon klar, dass der schwarze Punkt als Metapher für jemanden steht, der um jeden Preis ganz nach oben will. Originell ist das trotzdem nicht.
Besetzung: Jennifer Aniston | Reese Witherspoon | Billy Crudup | Karen Pittman | Nicole Beharie | Nestor Carbonell | Mark Duplass | Greta Lee | Marion Cotillard | Jon Hamm | Jeremy Irons | Aaron Pierre | William Jackson Harper | Boyd Holbrook
Serie entwickelt von: Jay Carson | Kerry Ehrin
Genre: Drama
USA, 2025












Schreibe einen Kommentar