The Narrow Road to the Deep North (Mini-Serie) – Krieg und Liebe, aber vor allem Trauma

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Zwei Personen umarmen sich eng beim Tanzen, während im Hintergrund die verschwommene Gestalt einer Sängerin zu sehen ist. Das Bild ist in warme, gedämpfte Farben getaucht. Im Vordergrund steht der Titel der Serie: «The Narrow Road to the Deep North», mit dem Logo von sky show darunter.
4 von 5 Sternen

Sky Show (Mini-Serie, 5 Episoden à 40 Min.)

Der mörderische Bau der Eisenbahn zwischen Thailand und Burma von 1940 bis 1943 zieht erneut filmische Aufmerksamkeit auf sich. Schon 1957 thematisierte der Klassiker «The Bridge on the River Kwai» die grausame Ausbeutung von Kriegsgefangenen und oft vergessenen Zivilisten durch die japanischen Besatzer.

«The Narrow Road to the Deep North» erzählt ebenfalls von den ungeheuerlichen und letztlich sinnlosen Torturen, die die Soldaten erlitten und vielfach mit dem Tod bezahlten. Hier sind es australische Soldaten, die Anfang der 1940er-Jahre in japanische Kriegsgefangenschaft geraten.

Gruppe von Männern in tropischem Dschungel kämpft gegen einen dicken Baumstamm. Sie tragen veraltete Militäruniformen, wirken angespannt und kämpfen mit vereinten Kräften im dichten Grün. Die Stimmung ist angespannt und dramatisch.
Sie sterben an Unterernährung, Erschöpfung, Krankheit oder werden von den Japanern zu Tode gefoltert. © Curio Pictures Pty Ltd/Screen Australia
Traumatisiert fürs Leben

Ranghöchster Offizier dieser Truppe von ausgemergelten Schatten, die irgendwo im Urwald Bäume roden und sich durch Felsen harken, ist der angehende Arzt Dorrigo Evans (Jacob Elordi). Er bleibt von den Strapazen der Bauarbeiten verschont, muss sich aber im Lazarett um die vielen Verletzten und Kranken kümmern.

Das Resultat ist dasselbe. Wie alle, die die qualvolle Gefangenschaft überleben, hinterlässt das Erlebte ein tiefes Trauma, das er Jahrzehnte später noch nicht verwunden hat, wie eine zweite Zeitebene zeigt.

Die Buchvorlage

«The Narrow Road to the Deep North» basiert auf der gleichnamigen Vorlage von Richard Miller Flanagan. Der australische Autor veröffentlichte seinen sechsten Roman 2013 und erhielt dafür im Folgejahr den Man Booker Prize.

Flanagan arbeitet auch als Regisseur und Drehbuchautor. 1998 erschien sein Film «The Sound of One Hand Clapping», der für den Goldenen Bären an den Berliner Filmfestspielen nominiert wurde. Er schrieb auch das Drehbuch für den Film «Australia» (2008) von Baz Luhrmann.

Die Figur von Dorrigo Evans ist angelehnt an Edward «Weary» Dunlop. Der australische Arzt geriet 1942 in japanische Kriegsgefangenschaft, wo er bis zum Ende des Krieges als Arzt seine Landsleute betreute. Ihm sei es zu verdanken, dass die australischen Kriegsgefangenen die geringste Todesrate aufwiesen.

Ende der 1980er-Jahre soll Dorrigo (jetzt gespielt von Ciarán Hinds) eine Rede halten zu Ehren seiner Kameraden, die umgekommen sind. Er tut sich schwer damit. Er ringt mit der Erwartung, über Heldentum zu sprechen, möchte aber die unerträgliche Wahrheit schildern, die für die Gäste an dem gediegenen Anlass 40 Jahre danach kaum zumutbar ist.

Eine Frau und ein Mann sitzen auf alten Steinstufen im Freien, umgeben von grossen Felsen. Sie lehnt zurück, die andere sitzt aufrecht und scheint im Gespräch vertieft. Beide sind lässig gekleidet. Die Umgebung wirkt natürlich und ruhig.
Ella (Heather Mitchell) hat sich mit dem Leben an Dorrigos (Ciarán Hinds) Seite trotz aller Widrigkeiten arrangiert. Aber sie hätte ein besseres Leben verdient. © Curio Pictures Pty Ltd/Screen Australia
Liebe in Zeiten des Krieges

In einer dritten Zeitebene zu Beginn der 1940er-Jahre wartet Dorrigo in Australien auf seinen Einsatzbefehl. Er verbringt die letzten Tage und Wochen, bevor er in den Krieg ziehen muss, mit seiner Verlobten Ella (Olivia DeJonge) – und mit Amy (Odessa Young). Sie ist die junge Ehefrau seines Onkels, die er beim Abschiedsbesuch bei seinem Onkel kennenlernt und sich unsterblich in sie verliebt.

Diesen Erzählstrang, der so ganz anders ist als das Grauen der Kriegsgefangenschaft, erzählt «The Narrow Road to the Deep North» dennoch mit einer ähnlich emotionalen Intensität und fängt beides mit kunstvollen Bildern ein. Horror und Brutalität prägen die Stimmung im Dschungel, verzweifelte Liebe und Erotik dagegen die Begegnungen zwischen Dorrigo und Amy. Gemeinsam ist die unendliche Trauer, die beide Erlebnisse in Dorrigo hinterlassen.

In einem stimmungsvollen Nachtclub tanzen elegant gekleidete Paare im gedämpften Licht. Im Hintergrund singt eine Frau in glitzerndem Kleid auf der Bühne. Die Szenerie vermittelt eine nostalgische, romantische Atmosphäre.
«You burn me» von Sappho sei ihr Lieblingsgedicht, erklärt Amy (Odessa Young) Dorrigo (Jacob Elordi). Es wird zur Maxime ihrer Beziehung. © Curio Pictures Pty Ltd/Screen Australia
Viel Mitgefühl, aber nicht zwingend Sympathie

Die Verbindung von Romanze und Kriegsgrauen wirkt irritierend, doch die Erzählung verknüpft beide Ebenen mühelos. Am Ende ist es die Figur von Dorrigo, auf die alles hinausläuft und sowohl von Elordi wie von Hinds mit grosser Überzeugungskraft gespielt wird.

Dorrigo ist dabei ein durchaus zwiespältiger Charakter, dem wir mit viel Verständnis, aber nicht unbedingt mit Sympathie begegnen dafür, was er aus seinem Leben macht. Aber Mitgefühl verdient er, denn ihm bleibt eines verwehrt: Glück.

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Besetzung: Jacob Elordi | Ciarán Hinds | Odessa Young | Olivia DeJonge | Fabian McCallum | Cealan McCarthy | Eduard Geyl | Sam Parsonson | Reagan Mannix | Thomas Weatherall | Shõ Kasamatsu | Simon Baker | Masa Yamaguchi | Akira Fujii
Serie entwickelt von: Shaun Grant | Justin Kurzel
Genre: Drama | Romanze
AUS, 2025

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