Läuft bei: Sky Show (Mini-Serie, 6 Episoden à 50 Min.)
Autokraten haben wir gerade genug in Europa: allen voran Putin, Orbán in Ungarn, Erdoğan in der Türkei und auch Polen war bis vor kurzem von Autokraten regiert.
Frauen findet man (noch) nicht an der Spitze von europäischen Ländern, die Freiheit und Demokratie abschaffen wollen. Aber Marine Le Pen ist in den Startlöchern und Georgia Meloni bastelt in Italien an einer neuen Verfassung, die Gegner:innen als Schritt zur Autokratie sehen.
Lächerlich statt zum Lachen
Da trifft «The Regime» eigentlich den Nerv der Zeit, wenn Kate Winslet als rücksichtslose, selbstverliebte und paranoide Herrscherin durch einen Palast irgendwo in Mitteleuropa stapft.
Weil die Serie als Satire daherkommt, hofft man darauf, über die tatsächlich bedenklichen politischen Entwicklungen wenigstens beim Streamingabend mal herzhaft lachen zu können.
Und wird leider enttäuscht. Die Satire funktioniert nicht, weil «The Regime» seine weibliche Hauptfigur so lächerlich inszeniert, dass man nie auf die Idee käme, so was habe auch nur annähernd etwas mit der Wirklichkeit zu tun. Dazu kommt ein sexistischer Unterton, der darüber hinaus noch mehr irritiert.
Im Keller gammelt der Vater vor sich hin
So scheint Kanzlerin Elena Vernham keine eigene Agenda zu verfolgen. Die Einflüsterer an ihrer Seite machen Politik. Elena fokussiert sich auf ihre Hypochondrie und die Wahnvorstellung, sie sei vom Volk geliebt.
Dann leidet sie auch an einem Vaterkomplex. Papa liegt im Keller aufgebahrt und wurde offenbar nicht fachgerecht einbalsamiert. Bei der vergammelnden Leiche sucht Elena regelmässig Rat.
Ganz nette Anspielungen auf Putin
Das mag vielleicht auch ein Beispiel dafür sein, dass nicht alles völlig misslungen ist in «The Regime». Die absurden Gespräche im Keller sind tatsächlich amüsant. Wie auch gewisse Anspielungen auf Putin.
Der soll ja ähnlich wie Elena unter massiver Paranoia leiden. Möglicherweise hat er auch einen persönlichen Mitarbeiter, der überall die Feuchtigkeit misst, damit er nicht mit Schimmel in Kontakt kommt.
Unverkennbar eine Anspielung auf Putin ist das Gespräch, das Elena mit der Abgesandten der US-amerikanischen Regierung führt. Die beiden sitzen an den Kopfenden eines sehr, sehr langen Tisches. Dieses Bild aus dem Kreml hat man ein paar Mal in den Medien gesehen.
Kate Winslet mit Strahlkraft und nervigem Lispeln
Manchmal schimmert durch das übermässig Groteske tatsächlich etwas Tragik durch. Die einzige Figur in der Serie, die sich etwas Menschlichkeit und Anstand bewahrt, wird von Aufständischen mehr unabsichtlich erschossen.
Elena entkommt beim Sturm auf den Palast. Dass die Amerikaner ganz am Schluss jegliche Moral über Bord schmeissen und Elena wieder in den Sattel hieven, ist ein hübscher Hieb gegen die gewissenlose Politik einer Grossmacht.
Aber das reicht nicht, um aus «The Regime» eine gelungene Satire zu machen. Ebenso wenig wie das Können von Kate Winslet, das man zwar auch hier unbestritten anerkennen muss. Sie verleiht der schrecklichen Kanzlerin Strahlkraft. Aber sie hätte sich weigern sollen, mit schrägem Mundwinkel und leichtem Lispeln zu spielen.
Besetzung: Kate Winslet | Matthias Schoenaerts | Guilllaume Gallienne | Danny Webb | Andrea Riseborough | Henry Goodman | David Bamber | Rory Keenan | Martha Plimpton | Stanley Townsend
Serie entwickelt von: Will Tracy
Genre: Drama | Komödie
GB/USA, 2024
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