Läuft bei: Prime Video (1 Staffel, 8 Episoden à 60 Min.)
Elfen, Zwerge, Hobbits– das hat für mich immer etwas Weihnachtliches. Zwischen Heiligabend und Neujahr ist die beste Zeit, um sich so endlose Epen wie Peter Jacksons «Lord of the Rings»- und «The Hobbit»-Mehrteiler am Stück reinzuziehen.
Trügerischer Friede in Mittelerde
Dieses Jahr kam Weihnachten etwas früher. Dank Amazon und Jeff Bezos, bekennender Fan von Tolkiens Fantasiewelt. Vor fünf Jahren hatte der Konzern für 250 Mio. Dollar die Rechte am Tolkien-Material über das so genannte «Zweite Zeitalter» erworben. «The Rings of Power» ist die erste Staffel aus diesem Stoff, mindestens vier weitere sollen noch folgen.
Erzählt wird die Geschichte, die sich Tausende Jahre vor den Ereignissen in «Lord of the Rings» abspielt. Es herrscht Frieden in Mittelerde, nachdem der dunkle Lord Morgoth besiegt worden ist. Die Elfenkriegerin Galadriel (Morfydd Clark) traut der Ruhe aber nicht.
Sie will Sauron finden, der Morgoth diente, und ihn töten, um das Böse endgültig zu vernichten. Ihre jahrelange Suche bleibt ergebnislos. Die Ruhe ist tatsächlich trügerisch. Orks tauchen wieder auf. Und bei den Harfoots, den Vorläufern der Hobbits, fällt ein geheimnisvoller Fremder vom Himmel.
Epische Geschichte mit Dutzenden Figuren
Natürlich ist alles noch komplizierter. Das Königreich Númenor spielt eine Rolle, die Suche nach Mithril in den Minen der Zwerge und ein Schiffbrüchiger, der Galadriel aus dem Meer fischt. Alles gipfelt in dieser ersten Staffel darin, dass der Elfenmeister Celebrimbor die drei Ringe der Macht schmiedet und Sauron sich zu erkennen gibt.
Das war jetzt kein Spoiler, sondern schlicht der Anfang der Geschichte. Denn das «Zweite Zeitalter» ist geprägt von den titelgebenden Ringen der Macht und wie Sauron versucht, diese Macht an sich zu reissen. Das alles episch erzählt mit Dutzenden von Hauptfiguren.
Fantasiewelt als Augenweide
Überwältigend ist sowieso weniger die Geschichte. Die nimmt ruhig ihren Lauf, auch wenn zwischendurch heftig gekämpft wird. Bombastisch ist vor allem die Inszenierung mit viel Computergrafik und Liebe zu Details.
Man sieht, wohin die knapp 500 Millionen Dollar geflossen sind, die diese erste Staffel gekostet hat. Das ist eine Augenweide und macht fast vergessen, dass es nur eine Fantasiewelt ist.
Heldengeschichten statt Intrigen
Wirklich gepackt hat mich «The Rings of Power» aber nicht. Dafür ist diese Tolkien-Welt zu einfach gestrickt. Es gibt das Gute und es gibt das Böse. Zwischentöne finden sich nicht.
Darin unterscheidet sich «The Rings of Power» wohl auch am meisten von «House of the Dragon», dem anderen grossen Prequel dieser Saison. Machiavellismus ist in King’s Landing an der Tagesordnung, in Mittelerde aber ein unbekanntes Konzept.
Das macht «The Rings of Power» nicht schlechter. Es ist einfach ein ganz anderes Seherlebnis. Mehr Heldengeschichten als nervenaufreibende Intrigen. Mehr Freundschaft und Zusammenhalt statt Meuchelmorde. Deshalb eben gut geeignet fürs Binge-Watching in der besinnlichen Weihnachtszeit.
Besetzung: Morfydd Clark | Ismael Cruz Cordova | Charlie Vickers | Markella Kavenagh | Robert Aramayo | Nazanin Boniadi | Owain Arthur | Lloyd Owen | Cynthia Addai-Robinson | Maxim Baldry | Joseph Mawle | Lenny Henry
Serie entwickelt von: Patrick McKay | John D. Payne
Genre: Fantasy | Abenteuer | Action
USA / NZL, 2022
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