Läuft bei: Disney+ (Mini-Serie, 6 Episoden à 50 Min.)
Es tönt vielversprechend, wenn Steven Knight, der für das Gangsterdrama «Peaky Blinders» verantwortlich zeichnet, mit einem Spionagethriller aufwartet. Da zudem die Hauptrolle mit Elisabeth Moss («Mad Men», «The Handmaid’s Tale») besetzt ist, keimt die leise Hoffnung auf, «The Veil» könnte die Nachfolge von «Homeland» antreten.
«Homeland» (2011–2020) war eine Auseinandersetzung mit dem Terrortrauma, das die USA nach dem 11. September 2001 durchlebten. Claire Danes als CIA-Agentin Carrie Mathison, die unter einer bipolaren Störung leidet, war eine fantastische Hauptfigur. Cool und absolut unberechenbar.
Uninspiriert und eindimensional
Die MI6-Agentin Imogen Salter (Elisabeth Moss) steht Carrie in Sachen Coolness und Selbstbewusstsein kaum nach. Und doch fasziniert sie nicht annähernd so sehr wie Carrie. Das liegt weniger an Elisabeth Moss, die ihr Bestes gibt, sondern an einer uninspirierten Story und dem restlichen Personal, das reichlich eindimensional konzipiert ist.
Mit einer Ausnahme: Adilah El Iderissi (Yumna Marwan), Imogens Zielperson und Gegenspielerin. Adilah lebt in einem Flüchtlingslager an der türkisch-syrischen Grenze, als sie von einer Mitbewohnerin als hochrangige IS-Kommandantin erkannt und vom Mob beinahe gelyncht wird.
Imogen reist verdeckt als NGO-Mitarbeiterin in das Lager und holt Adilah im Auftrag des französischen Geheimdienstes raus. Adilah bestreitet allerdings, die als Djinn al Raqqa bekannte IS-Kommandantin zu sein. Nun soll Imogen herausfinden, ob Adilah lügt oder die Wahrheit sagt.
Der CIA-Agent als arroganter Vollpfosten
Die Frage ist entscheidend, denn die Geheimdienste haben Hinweise auf einen verheerenden Anschlag des IS, bei dem Djinn Al Raqqa eine Schlüsselrolle spielt. Nicht nur die Franzosen arbeiten mit Hochdruck am Fall, auch die Amis haben grösstes Interesse an Adilah.
Sie schicken den CIA-Agenten Max Peterson (Josh Charles) nach Paris, der sich schon am Flughafen als arroganter Vollpfosten präsentiert und sich mit seinem französischen Kollegen in die Haare gerät. Max ist das Paradebeispiel für die misslungene Figurengestaltung. Oberflächlich, klischiert und öde, mehr ein Abziehbild als ein Charakter.
Ähnlich eindimensional ist der französische Agent Malik Amar (Dali Benssalah), der immerhin Imogens Liebhaber ist. Ihr Verhältnis scheint aber nicht wirklich relevant und wird mal schnell nebenbei abgehandelt.
Zu wenig Spannung, zu viel verwirrender Hintergrund
Die einzige interessante Beziehung entwickelt sich zwischen Imogen und Adilah. Die beiden entdecken immer mehr Ähnlichkeiten untereinander. Deshalb wird es kompliziert zwischen ihnen, wenn am Schluss das Leben von Tausenden von Menschen davon abhängt, wem gegenüber sie sich loyal erweisen.
«The Veil» schafft es leider nicht, wirklich Spannung zu erzeugen. Dabei wären die Zutaten vorhanden: der politische Bezug mit IS-Terror, der drohende Angriff mit einer Dirty Bomb auf die US-amerikanische Küste und Agent:innen, die gleichzeitig mit- und gegeneinander arbeiten.
Aber irgendwie geht das alles unter, weil der Fokus nicht auf den Spannungselementen liegt, sondern auf persönlichen Hintergrundgeschichten, die letztlich nett, aber nicht wahnsinnig mitreissend sind.
Besetzung: Elisabeth Moss | Yumna Marwan | Dali Benssalah | Josh Charles | Thibault de Montalembert | James Purefoy | Alec Secareanu | Dan Wyllie
Serie entwickelt von: Steven Knight
Genre: Thriller
USA, 2024
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