The Watcher (Mini-Serie) – Gruselig sind nur die Ungereimtheiten im Drehbuch

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Serienposter. Ein Haus in der Dämmerung mit beleuchteten Fenstern. Im Vordergrund die Silhouette eines Menschen. Schriftzug der Serie.

Läuft bei: Netflix (Mini-Serie, 7 Episoden à 50 Min.)

Diese Besprechung enthält Spoiler

Es ist der Traum von vielen: Ein schönes Eigenheim, gemütlich eingerichtet. Viel Platz für die Kinder. Eine schöne Umgebung und eine nette Nachbarschaft. Nora (Naomi Watts) und Dean Brannock (Bobby Cannavale) mit ihren beiden Kindern finden ihr Traumhaus in Westfield, ein paar Kilometer von New York entfernt.

Unerfreuliche Nachbarschaft

Es dauert nicht lange und der Traum wird zum Albtraum. Es beginnt mit den Nachbarn. Mo (Jennifer Coolidge) und Mitch (Richard Kind) liegen gerne im Garten und beobachten mit dem Feldstecher, was die Neuankömmlinge so treiben.

Ältere Frau mit Brille und Zöpfen, glatzköpfiger Mann in Latzhose.
Die beiden Nachbarn Pearl (Mia Farrow) und Jasper (Terry Kinney) ähneln wohl nicht zufällig dem Paar im Gemälde «American Gothic». © Netflix

Pearl (Mia Farrow) gibt den Brannocks den Tarif durch, was an Veränderungen am und im Haus geht und was nicht. Ihr seltsamer Bruder (Terry Kinney) ist noch aufdringlicher. Er schleicht sich ins Haus, weil er gerne im Speiseaufzug fährt.

«Junges Blut» fürs alte Haus

Dann kommen die Briefe. Eine geheimnisvolle Figur, die sich «The Watcher» nennt, begrüsst die Familie im neuen Haus. Sie gibt zu erkennen, was sie alles über die Familie weiss.

Dass sie beispielsweise «junges Blut» mitgebracht habe, was gut für das Haus sei, aber ungut tönt für die beiden Kinder. Und «The Watcher» verspricht, ziemlich passiv-aggressiv, weiterhin ein scharfes Auge auf die Brannocks zu werfen.

Mann im Morgenmantel vor einer Steintreppe im Garten. Im Hintergrund ein Haus.
Dean (Bobby Cannavale) stürmt zu den Nachbarn, die er als Urheber der bedrohlichen Briefe verdächtigt. © Netflix
Trautes Heim – Unglück allein

Die Brannocks schalten die Polizei ein, engagieren eine Privatdetektivin, ermitteln auf eigene Faust. Sie beschuldigen reihum Nachbarn, Freunde, am Ende misstrauen sie sich sogar gegenseitig.

Das traute Heim bringt den Brannocks kein Glück, sondern stürzt sie in einen tiefen Abgrund, der ihr Familienleben zu zerstören droht.

Einschätzung

«The Watcher» hat ein grosses Problem. Man kann zwar nachvollziehen, was die Brannocks komplett aus der Bahn wirft. Irgendein:e Unbekannte:r, der:die zu verstehen gibt, dass er:sie einen überwacht und Spuren im Haus hinterlässt, das ist furchterregend.

Das Problem ist aber, wie in jeder Episode wirre Fäden gesponnen werden, die zu neuen, manchmal auch wieder zu alten Verdächtigen führen, ohne dass man der Lösung des Geheimnisses einen Schritt näher kommt. Alles dreht sich immer nur im Kreis.

Haarsträubende Ungereimtheiten

Dazu kommen Ungereimtheiten in der Geschichte, die einem mehr die Haare zu Berge stehen lassen als die wenigen Schreckensmomente. Ein Beispiel ist die Kamera im Schlafzimmer. Sie filmt, wie sich eine junge Frau zum schlafenden Dean ins Bett legt. Das führt zur Ehekrise. Es wird aber offensichtlich, dass die junge Frau vom Watcher engagiert worden sein muss.

Eine Frau mit einer Tasse in der Hand steht an einem Fenster und blickt hinaus.
Nora (Naomi Watts) schmeisst ihren Mann aus dem Haus, nachdem sie das Video gesehen hat von ihm mit einer jungen Frau im Bett. © Netflix

Nur: Der einzige, der von der Kamera wusste, ist der junge Typ der Sicherheitsfirma. Er hat sie heimlich installiert. Er wird aber vom Verdacht befreit, der Watcher zu sein.

Wie also soll das gehen? Die Diskreditierung des Ehemanns funktioniert nur, wenn der Watcher wusste, dass seine aufwendige Inszenierung auf Video festgehalten wird.

Der Mord, der keiner war

Andere Twists sind zwar weniger unlogisch, aber nicht minder abstrus. Die beiden Nachbarn Mo und Mitch werden ermordet. Die Leichen werden abtransportiert. Sie fallen also weg als Watcher. Denkste, he he.

Zwei Episoden später stehen sie wieder da. Sie waren nur im Urlaub, was aber niemand wusste, ausser ihr Sohn. Der hat zwei Obdachlose ins Haus bestellt und sie umgebracht, um ans Geld der Eltern zu kommen. Bitte, was?

Ein Mann und eine Frau auf Liegestühlen im Garten. Er hält einen Feldstecher in der Hand.
Die angeblichen Mordopfer Mitch (Richard Kind) und Mo (Margo Martindale) bei ihrer Lieblingsbeschäftigung: Die Nachbarn ausspionieren. © Netflix
Die Kamera lügt

Zu guter Letzt outet sich eine der Figuren als Watcher. In Rückblenden wird gezeigt, wie sie vorgegangen ist. Ein paar Einstellungen später stellt sich heraus: Nee, nee, sie war es nicht. Die Rückblenden sind gelogen – ein Stilmittel, für das schon Hitchcock bei «Stage Fright» Haue bezogen hat.

Ob der horrenden Unzulänglichkeiten des Drehbuchs geht eigentlich verloren, was «The Watcher» wohl zeigen wollte: Wie zerstörerisch die Kraft einer unheimlichen Bedrohung sein kann. Selbst wenn sie in der harmlos scheinenden Form von Briefen daherkommt.

Die wahre Geschichte wäre die bessere

Das macht es aus, was an der wahren Begebenheit faszinierte, auf der «The Watcher» beruht. Diese Geschichte ist aber viel weniger dramatisch und vor allem: Der Fall wurde nie gelöst. Deshalb erfanden die Autoren wohl noch Unmengen an Twists dazu. Sehr zum Schaden der Serie.

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Besetzung: Naomi Watts | Bobby Cannavale | Jennifer Coolidge | Margo Martindale | Mia Farrow | Noma Dumezweni | Luke David Blumm | Isabel Gravitt
Serie entwickelt von: Ian Brennan | Ryan Murphy
Genre: Drama | Horror | Mystery
USA, 2022

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