Untamed (Mini-Serie) – Eric Bana im Schatten von «El Capitan»

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Serienposter mit Schriftzug. Im Vordergrund steht ein Mann auf einem hohen Felsen, der über eine weite, bewaldete Schlucht ragt. Im Hintergrund sind steile Berge und ein dramatischer, wolkenverhangener Himmel zu sehen.
4 von 5 Sternen

Netflix (Mini-Serie, 6 Episoden à 50 Min.)

«Untamed» beeindruckt mit einem ungewöhnlichen Star-Aufgebot, dessen Namen allerdings nicht im Nachspann auftauchen. Sie heissen «El Capitan», «Half Dome», «Bridalveil Fall» und «Mariposa Grove». Es sind die ikonischen Sehenswürdigkeiten des Yosemite National Parks in Kalifornien.

«El Capitan» spielt gleich zu Beginn eine Hauptrolle. Am beliebten Kletterberg stürzt eine junge Frau zu Tode. Kyle Turner (Eric Bana), ein Ermittler des National Park Service, bezweifelt, dass es sich um einen Unfall handelt. Die Frau hat eine Schusswunde am Bein.

Doch zuerst muss Turner die Identität des Opfers klären. Naya Vasquez (Lily Santiago), eine Park-Rangerin und ehemalige Polizistin aus L.A., unterstützt ihn dabei.

Eine Gruppe von Menschen auf einer felsigen Fläche. Im Hintergrund tragen die Leute gelbe Westen. Zwei Männer und eine Frau im Vordergrund tragen Uniformen.
Naya Vasquez (Lily Santiago), Kyle Turner (Eric Bana) und Bruce Milch (William Smillie) rätseln, wie die junge Frau am «El Capitan» zu Tode stürzte. © Netflix
Niemand mag den verstockten Einzelgänger

Vasquez hat sich nicht freiwillig für den Job gemeldet, sie wurde als Neuling dazu verdonnert. Denn Turner ist ein verstockter Einzelgänger, mit dem niemand gerne zusammenarbeitet. Dass er sich vom Rest der Welt abschottet, hat seinen Grund. Er hat den Tod seines kleinen Jungen, der vor einigen Jahren im Park ermordet wurde, nie verwunden.

Deshalb nimmt es ihm seine Ex-Frau Jill Bodwin (Rosemarie DeWitt) nicht so übel, wenn er sie betrunken mitten in der Nacht anruft. Auch sein Chef Paul Souter (Sam Neill) verzeiht ihm, wenn er am Morgen völlig verkatert die Tür zu seiner Blockhütte öffnet.

Eine Frau und ein Mann in der Küche eines Blockhauses. Sie blicken vor sich ins Leere.
Jill Bodwin (Rosemarie DeWitt) und Kyle sind seit Jahren geschieden. Doch der Tod ihres Sohnes lässt beide nicht los. © Netflix
Die Spuren führen in die Berge, Wälder und Höhlen

Als Vasquez die Identität der Frau herausfindet, stellt sich heraus, dass diese als kleines Mädchen mit ihrer indigenen Familie im Park lebte und eines Tages spurlos verschwand. Turner verdächtigte damals den Vater, er habe seine Tochter getötet. Beweisen konnte er es nicht.

Diesmal kommt der Vater aber als Täter nicht in Frage. Er wurde kurz nach dem Verschwinden der Tochter zu Tode geprügelt. Mutmasslich, weil man ihn für einen Kindsmörder hielt. Was auf die Kappe von Turner geht, der sich auch ein bisschen ein Gewissen macht deshalb.

Vor allem will er aber herausfinden, wer Lucy (Ezra Franky), so heisst die Frau, diesmal wirklich umgebracht hat. Das führt ihn und Vasquez, mit der er sich immer besser versteht, über die Ebenen entlang der Berge tief in die Wälder und Höhlen des Yosemite Parks.

Ein Mann lehnt an das offene Fenster eines Autos. Der Fahrer des Autos schaut ihn an.
Paul Souter (Sam Neill) stellt sich immer wieder schützend vor Kyle. © Netflix

Sie begegnen Aussteiger:innen, die in illegalen Camps leben, und einem dubiosen Wildhüter, mit dem Turner eine mysteriöse Vergangenheit verbindet. In einer Höhle entdecken sie ein Labor, in dem Drogen hergestellt werden, die Lucy offenbar in Umlauf brachte.

Ein Krimi mit Mängeln, aber tollen Bildern

«Untamed» hat einige Mängel. Die Figuren sind wenig originell: Der wortkarge Einzelgänger, der Grünschnabel aus der Stadt, die Ex-Frau, die mehr ist als nur die Ex, der verständnisvolle Freund und Chef. Sie alle stammen aus dem 0815-Baukasten für Drehbuchautor:innen.

Auch ist die Geschichte oft vorhersehbar. Wir wissen zu Beginn zwar nicht, dass der kleine Bub, der immer wieder an Turners Seite auftaucht, eigentlich tot ist. Aber spätestens beim zweiten Mal ist das klar, auch wenn es erst viel später enthüllt wird. Manche Wendungen bei der Aufklärung des Falles kommen ebenso wenig überraschend.

Doch die Landschaft, in der sich das alles abspielt, macht vieles wett. Turner lässt oft das Auto stehen und geht hoch zu Ross auf Spurensuche. Dabei schwenkt die Kamera in Schluchten, die Berge hoch zu Wasserfällen oder von einem Felsvorsprung über eine weite Ebene, wo am Himmel ein Adler seine Kreise zieht.

Eine Frau und ein Mann auf Pferden. Im Hintergrund ein See, eine Ebene und Berge.
Erst mit der Zeit entdeckt Vasquez, wie sich der Park vom Pferderücken aus noch schöner präsentiert. © Netflix
Ein bisschen indigene Kultur

Man bekommt die Schönheit des Yosemite Parks zu sehen, ohne dass Tourist:innen das Bild verunstalten. Ernüchternd allerdings, dass viele Aufnahmen digital eingefügt wurden. Gedreht wurde nämlich vor allem in Kanada.

«Untamed» lässt zudem die indigene Kultur, die mit dem Ort verbunden ist, zumindest ein wenig aufscheinen. Jay Stewart (Raoul Max Trujillo), ein Parkarbeiter und Freund von Turner, erzählt ihm von der Geschichte der Miwok, die im Park leben, und macht bissige Bemerkungen über die Weissen, die ihnen das Land nahmen.

Zwei Männer in Profilansicht. Sie schauen in die Ferne.
Jay Stewart (Raoul Max Trujillo) ist zwar Kyles Freund, aber er lässt ihn immer wieder spüren, dass er eigentlich ein Eindringling ist. © Netflix
Fortsetzung folgt im Grand Canyon? In den Everglades?

Angekündigt als Mini-Serie, hält sich «Untamed» am Schluss ein Fensterchen offen für eine Fortsetzung. Ich kann mir gut vorstellen, wie das aussehen könnte. Aus «Untamed» wird eine Krimi-Reihe, die in den berühmtesten Nationalparks der USA spielt.

In Frage kommen einige: Yellowstone, Grand Canyon, Arches, Glacier, Denali, Shenandoah oder auch der Everglades National Park in Florida. Die Liste liesse sich verlängern. Bin gespannt, ob ich den richtigen Riecher habe 😀. Barack Obama hätte wohl seine Freude daran. Der ehemalige US-Präsident scheint ja ein Fan der Nationalparks zu sein. Er fungierte als Erzähler bei der Netflix-Doku «Our Great National Parks».

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Besetzung: Eric Bana | Sam Neill | Lily Santiago | Rosemarie DeWitt | William Smillie | Wilson Bethel | Raoul Max Trujillo | Josh Randall | Ezra Franky | Ezra Wilson
Serie entwickelt von: Elle Smith | Mark L. Smith
Genre: Krimi | Drama | Mystery
USA, 2025

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2 Antworten zu „Untamed (Mini-Serie) – Eric Bana im Schatten von «El Capitan»“

  1. Avatar von bürg
    bürg

    Netflix hat nicht lange zugewartet. «Untamed» bekommt eine zweite Staffel. In welchem Nationalpark sie spielen wird, haben die Showrunner allerdings noch nicht verraten.

  2. Avatar von bürg
    bürg

    Und das sagt Showrunnerin Elle Smith zur Idee, die Serie fortzusetzen: «Oh, we would do this forever if they let us, but we’ll see,” she says. “We’ll see how many adventures Turner has left in him… They go to different national parks and they do travel from park to park and case to case and things like that. So I think that’s what was interesting to us, and if we got the opportunity to do it again, it would be getting to explore a different park, a different case.»
    Erschien zwar vor meiner Rezension, aber ich habe es erst nachträglich gesehen, Ehrenwort. «A Surprising Update About ‘Untamed’ Season 2 On Netflix»

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