Läuft bei: Prime Video (1 Staffel, 8 Episoden à 25 Min.)
«Wenn der Vater mit dem Sohne» scheint als Motiv für eine Serie ziemlich aus der Zeit gefallen. Das passt wohl besser in die 50er-Jahre, wo es tatsächlich einen Film mit diesem Titel gab, in dem Heinz Rühmann die Hauptrolle spielte.
Wenn die Geschichte zudem noch im Handwerkermilieu angesiedelt ist, statt etwa in einem hippen Berliner Start-up, wundert man sich noch mehr, dass sich dafür Produzent:innen fanden. Aber vier Dinge gaben wohl den Ausschlag.
Alle lieben Moritz
Erstens bis drittens: Moritz Bleibtreu. Seit seinen Anfängen in «Lola rennt» (1998) (bei Netflix) oder «Lammbock» (2001) kommt Bleibtreu immer gut an beim Publikum. Das verzeiht ihm auch Ausrutscher wie gerade eben «Caveman» (2023) oder «Manta Manta – Zwoter Teil» (2023). An ihm liegt es nicht, wenn Filme floppen.
Bei seiner Rollenwahl in Serien bewies er in jüngster Zeit zudem eine bessere Hand. Der Thriller «Blackout» (2021), «Faking Hitler» (2021) über Hitlers gefälschte Tagebücher oder sein Kurzauftritt als Walter Benjamin in «Transatlantic» (2023) zeugen davon.
Aber zurück zu «Viktor bringt’s». Viertens: So altbacken wie es auf den ersten Blick scheinen mag, ist die Serie dann doch nicht. Dafür sorgt Viktors Sohn Mika (Enzo Brumm) schon mit seinem genderfluiden Erscheinungsbild. Mika trägt Perlenkette und lackiert seine Fingernägel.
Nie vergessen: die Sondergarantie
Viktor und Mika verbringen seit Neuestem viel Zeit miteinander. Mika, der bei der Mutter aufgewachsen ist, ist erst vor kurzem nach Berlin gezogen, wo er jetzt studiert. Nebenbei hilft er seinem Vater in seinem Einmann-Betrieb «Viktor bringt’s!». Er fährt den Lieferwagen, weil Viktor gerade der Führerschein entzogen worden ist.
Bringen tun sie allerlei, was mit Strom läuft und sie installieren es fachmännisch, mehr oder weniger. Ganz wichtig, das bläut Viktor seinem Sohn ein: Die Sondergarantie, die man den Kund:innen unbedingt andrehen muss.
Der Oberst, die Räuberin und der Priester
Bei ihren Touren treffen die beiden auf verschiedenste Kund:innen, deren eigentliche Probleme gar nicht die Geräte oder deren Installation sind. Da gibt’s den zackigen Oberst a.D. (Heino Ferch), der einsam ist und den Kontakt mit seiner Tochter verloren hat.
Eine junge Frau (Gro Swantje Kohlhof), die die Kneipe ihres Vaters überfällt, damit er den Betrieb endlich aufgibt. Oder einen Priester (David Kross), der mehr von Mährobotern begeistert ist und an Aktiengewinne glaubt als an sein eigentliches Kerngeschäft.
Der Streit um die Mettwurst und inakzeptable Wörter
Bei diesen Begegnungen helfen die beiden zwar ihren Kund:innen, kommen sich aber vor allem selber als Vater und Sohn näher. Das ist natürlich nicht als Gefühlsdrama inszeniert, sondern als Komödie.
Die beiden streiten sich darüber, ob man im Auto Mettwurstbrötchen mit Zwiebeln essen darf. Oder über Begriffe wie «Eskimo», die der Boomer Viktor unbeschwert verlauten lässt, Gen-Z Mika aber völlig inakzeptabel findet.
Man schaut den beiden und den vielen hochkarätigen Gästen amüsiert und gerne zu, wenn auch nur ein, zwei Episoden aufs Mal. Dann braucht’s wieder eine Pause, weil es sonst etwas zu eintönig wird. Für die am Schluss angedeutete zweite Staffel sollte das Autorenteam aber noch etwas mehr Witz in die Sache bringen. Und vielleicht den Wunsch der «Deutschen Handwerkszeitung» nach etwas weniger Klischees berücksichtigen 😄.
Besetzung: Moritz Bleibtreu | Enzo Brumm | David Kross | Heino Ferch | Jasna Fritzi Bauer | Caroline Peters | Caro Cult | Bella Dayne | Jacob Matschenz | Gro Swantje Kohlhof | Soma Pysall
Genre: Komödie
D, 2024
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