Läuft bei: Disney+ (1 Staffel, 13 Episoden à 45 Min.)
Als Cop nur Kriminalfälle aufzuklären, genügt heutzutage nicht mehr. Es braucht komplexe, ausgefallene Charaktere mit hintergründigen Lebensgeschichten, um sich von den Dutzenden Krimiserien abzuheben. Das versucht «Will Trent» zu liefern, was gleichzeitig das Plus und das Minus der Serie ist.
Die Romanvorlage
Will Trent ist eine Erfindung der US-amerikanischen Krimiautorin Karin Slaughter. Die Reihe umfasst elf Bücher, die seit 2008 erschienen sind.
Slaughter schrieb auch die Vorlage zur Serie «Pieces of Her», die 2022 bei Netflix veröffentlicht wurde.
Special Agent Trent (Ramón Rodriguez) vom Georgia Bureau of Investigation (GBI) ist eine eigentümliche Figur: verschlossen, beharrlich und mit einem aussergewöhnlichen Spürsinn ausgestattet. Kommt hinzu, dass er sich besonders für Schwache und Benachteiligte einsetzt.
Ein Herz für Verschupfte
Gleich zu Beginn profitiert davon Betty, ein Chihuahua. Will bringt den Hund, der seiner verstorbenen Nachbarin gehörte, zum Tierheim. Er will ihn abgeben, fragt aber noch, ob das Tierheim den Hund sicher nicht einschläfern werde. Als die Antwort «wahrscheinlich nicht» lautet, packt er Betty unter den Arm und nimmt sie mit nach Hause.
Dass Will diesen Hang zum Beschützen von Verschupften besitzt, hat mit seiner eigenen Vergangenheit zu tun. Er ist «im System» aufgewachsen, also in Kinderheimen und Pflegefamilien. Und das war offensichtlich die Hölle, davon zeugen Narben an seinem Körper.
Bei Beziehungen wird’s kompliziert
Aus dieser Zeit kennt er Angela Polaski (Erika Christensen), die ebenfalls als Cop arbeitet und wie er die grausamsten Seiten des Pflegekinderdaseins erlebte. Mit ihr pflegt Will eine intensive, aber komplizierte (Liebes-)Beziehung.
Beim GBI arbeitet er allerdings mit einer anderen Frau zusammen. Seine Chefin (Sonja Sohn) weist ihm Faith (Iantha Richardson) als Partnerin zu. Auch das eine eher komplizierte Konstellation. Faith ist die Tochter einer Polizistin, gegen die Will wegen Korruption ermittelte und die seinetwegen ihren Job verlor.
Nicht nur deshalb ist Will wenig begeistert von seiner Partnerin. Er arbeitet am liebsten alleine, dann kann er seine Fähigkeiten am besten entfalten. Er saugt die Details auf an den Tatorten, entdeckt Kleinigkeiten, die seine Kolleg:innen übersehen haben, kombiniert messerscharf und kommt so den Täter:innen auf die Spur.
Monk, Holmes und Twist lassen grüssen
So wie seine Persönlichkeit an den neurotischen Adrian Monk erinnert, ähnelt seine Vorgehensweise bei der Verbrechensaufklärung Sherlock Holmes, dem Urvater der Privatdetektive. Deshalb kommt einem alles so bekannt vor, wenn er durch die Tatorte streift. Haben wir schon mal gesehen und die Originale sind einiges interessanter, auch was die zu lösenden Fälle betrifft.
Ansprechender sind die «Oliver Twist»-Storyplots, die mit Wills und Angelas Vergangenheit «im System» zusammenhängen. Das verleiht der Serie einen ansprechenden emotionalen Touch und wird gegen Ende der Staffel spannend in einen Kriminalfall verwoben, der Aufschlüsse über Wills Herkunft liefert.
Insgesamt ist «Will Trent» aber nur ein weiterer Krimi im schier unendlichen Angebot an Cop-Serien, der trotz nettem Figurenmix weder besonders hervorsticht noch gewaltig abfällt. Kann man sich anschauen, wenn man Lust auf das Genre verspürt, muss man aber nicht gesehen haben.
Besetzung: Ramón Rodriguez | Erika Christensen | Iantha Richardson | Jake McLaughlin | Sonja Sohn | Deion Smith | Cora Lu Tran | LisaGay Hamilton
Serie entwickelt von: Liz Heldens | Daniel T. Thomsen
Genre: Krimi | Drama
USA, 2023
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